den. Dieser rheinische Fabrikant wurde durch eine Kabinettsorder| öffentlich belobt. Einige Jahre später erfundigte fich der damalige Unterrichtsminister, Freiherr von Altenstein, nach dem Zustand dieser Fabrikschule, in der er auf Grund des Regierungsberichtes ein nachahmenswertes Beispiel sah. Die Düsseldorfer Regterung, die von dem Unterrichtsminister zum Bericht aufgefordert war, be fand sich in großer Verlegenheit, da sich inzwischen herausgestell: hatte, daß der eben erst vom König öffentlich belobte Mann in zwei Spinnereien zur Tages- und Nachtarbelt Kinder vom Jechsten Jahre an zur Arbeit aufgenommen hatte. In der einen Spinnerel arbeiteten am Tage 96, bei Nacht 65 Kinder, in der ande. ren bei Tage 95, bei Nacht 80 Kinder. Die Arbeitszeit währte im Sommer von 7 Uhr früh bis 8 Uhr abends, im Winter von 8 Uhr früh bis 9 Uhr abends, die Nachtarbeit begann mit dem Schlusse der Tagesarbeit und dauerte bis zu deren Wiederbeginn. Der Verdienst für die Kinder bestand für die kleineren in fast zwei Silbergroschen, für die größeren in dret Silbergrofchen täglich. Die am Tage arbeitenden Kinder waren in fünf Klassen eingeteilt, von denen jede täglich eine Stunde Unterricht erhielt; die einzelnen Klaffen löften sich ab. Die Nachtarbeiter wurden zusammen nach beendeter Arbeit zwei Stunden unterrichtet. Die Kinder wurden ferner angehalten, oft auch an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten.
Die Düsseldorfer Regierung suchte, um sich nicht selbst bloßzu ftellen, jahrelang den Bericht hintanzuhalten. Aber der Minister von Altenstein ließ nicht locker und tadelte scharf das Verhalten der Düsseldorfer Regierung gegenüber einer so unverantwort. lichen Mißhandlung unmündiger Kinder". Er forderte die Regierung auf, fofort die Nachtarbeit für Kinder unter 14 Jahren zu verbieten, und ließ sich in seinem Vorgehen auch nicht durch den Bericht eines Geheimen Oberfinanzrates hemmen, der behauptete, daß die in jenen Spinnereien zur Nachtzeit beschäftigten Kinder sich von den bleichen Berlinern durch kräftiges, blühendes Aussehen unterschieden, daß die Nachtarbeit sie wenig angriffe, da fie auf ihrem über eine Viertelmeile langen Heimweg Mutwillen aller Art trieben, und daß die Gewohnheit, stets bei Tage zu schlafen, bewirke, daß sie sich ebenso wohl befänden wie die Tagesarbeiter. Der Unterrichtsminister war nach den ihm bekanntgewordenen Borgängen überzeugt, daß die Beschäftigung der Kinder in Fabriken unbedingt gesetzlich geregelt werden müsse. Er setzte sich mit dem preußischen Minister für Handel und Gewerbe, Grafen von Bülow, in Berbindung, der ihm aber zunächst nicht beipflichtete, da er der aufkommenden nationalen Industrie keinen Schaden zufügen wollte. Erst, nachdem sich der Handelsminister überzeugt hatte, daß in England, das bereits durch Gesetz die Beschäftigung aller unter neun Jahre alten Personen in Spinnereien verboten hatte, die englischen Spinnereien trotzdem konkurrenzfähig blieben, verstand er sich zu einem gemeinsamen Vorgehen mit dem Unterrichtsminister.
Nach vielem Hin und Her erschien das erste Jugendschutzgesetz als Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken am 9. März 1839. Es verbot die Beschäftigung von
Mai- Jugendtag!
Am Sonntag, dem 3. Mai 1931 im Volkspark Rehberge
PROGRAMM:
14 Uhr: Sammeln aller Gruppen im Stadion. 14.30 Uhr: Eröffnungskundgebung ( Massenchöre der Arbeiter sänger, Musik, Sprechchor, Ansprache) 15-18 Uhr: Im Stadion: Sportliche Wettkämpfe. Spiel- und Lagerwiese: Spiele und Vorführungen der Jugend und Kinderfreunde. Im Tanzring: Massenchöre der Arbeitersänger, Jugendspiele, Revue der Jugend u a m.
19 Uhr: Schiuẞkundgebung im Stadion. Plaketten zum Preise von 20 Pfennig berechtigen zur Teilnahme an allen Veranstaltungen.
Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin Freie Gewerkschaftsjugend Berlin Angestelltenjugend Groß- Berlin( ZdA., Butab, A. V. d. d. B.) Kartell für Arbeitersport und Körperpflege,
Jugendgruppen
Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde
Groß- Berlin
Kindern unter neun Jahren in Fabriken, Berg-, Hütten- und Bech werken, setzte die tägliche Arbeitszeit für Jugendliche unter 16 Jahren auf zehn Stunden fest und untersagte die Nachtarbeit für diese Jugendlichen.
Die vorstehenden Angaben sind entnommen einem Aussag Hundert Jahre Kampf um Jugendschuh", von Hermann Maaß , erfchienen in Märzheit des Jungen Deutschland ", Zeitschrift des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände.
Im Feldlazarett.
Das blutige Waffer
Trommelflang dringt von der Straße her ins Zimmer. Junge Burschen in Uniformen marschieren vorbei. Eine Flagge mit einem großen schwarzen Hakenkreuz auf weißem Feld weht dem kleinen Zug voran.
die jugendlichen Hakenkreuzler zu fingen: Siegreich wollen wir Ich öffne das Fenster meines Arbeitszimmers. Da beginnen Frankreich schlagen, sterben als deutscher Held!"
In diesem Augenblick sehe ich ein Bild vor meinen Augen, das die Erinnerung immer vor mich fteilt, wenn ich an die Folgen des
Krieges, jeden Krieges denke.**
Es war im Frühjahr 1917.
In Menin!
Dieses Feldlazarett war in einer früheren Jesuitenschule untergebracht, die an einer Seitenfront des großen Marktplatzes lag. Eine schwere Verwundung hatte mich in das Lazarett gebracht. Da ich eines Tages mich vom Bett erheben konnte, ging ich über den langen Gang, um mir das Lazarett zu beschauen.
Eine Tür zu einem Raum stand offen. Ich schauderte, hielt die Hand vor meine Augen. In dem Raum standen Badewannen. Die waren bis obenhin mit Wasser gefüllt. Das Waffer aber war rot von Blut. Ein nadter Männer.
törper lag in der Wanne. Die Augen des Mannes waren geschlossen. Wäre das Wasser in der Wanne nicht rot von frischem Blut gewesen, ich hätte ihn für tot gehalten.
Leinenbänder waren am Rande der Wanne befestigt. Auf ihnen ruhten der Kopf, der Körper und die Füße des Unglücklichen. Die Leinenbänder waren gerade so tief im Wasser, daß der Körper immer im Wasser war. Der Kopf aber zum Atmen über der Wasserfläche blieb. Der Oberstabsarzt des Lazaretts fam den Gang entlang. Ich trat auf ihn zu und fragte nach der Art der Ber legung des Mannes in der blutgefärbten Wanne.
,, Ein schwerer Fall. Es geschah in den Stellungen beim Kemmelberg. Eine Granate hat dem Aermsten das ganze Ge fäß, den Geschlechtsteil und ganze Muskelfegen des Rückens und der Oberschenkel weggerissen. In ein Bett fönnen wir ihn nicht legen, da die Verlegungen durch das Gewicht des übriggebliebenen Körpers zu sehr schmerzen würden. Wasser aber trägt. Da spürt der Arme nicht so sehr die Schmerzen."
,, Wie lange liegt er nun schon im Bade?" ,, An die drei Wochen!"
Kalt läuft es mir über den Rücken. Frost schüttelt mich. Das Wasser wird immer auf guter Körpertemperatur gehalten. Das ist nicht der einzige Fall dieser Art. Solche Verlegte sind nicht transportfähig. Oft liegen derart Verwundete mehrere Monate im warmen Bad."
,, Das ist ja fürchterlich. Das ist ja schlimmstes Berbrechen! Ist der Mann verheiratet?"
,, Ja, und vier unmündige Kinder werden den Bater wohl nicht wiedersehen. Ich gebe mir alle Mühe mit dem Verletzten und mit mir meine Assistenten. Ich fürchte aber, es wird vergebens fein!" Der Herr Oberstabsarzt ging weiter. Ich blickte durch den Tür spalt nach dem Verstümmelten im Bade. Der Aermste wandte feinen Kopf um ein paar Zentimeter. Seine Augen aber blieben fest geschlossen. Die Lippen bewegten sich wie zum Gebet. Oder sprach er im Fieber mit seiner Frau? Oder mit feinen vier kleinen Kindern? Nahm er Abschied von ihnen?
Aus seinen gram- und schmerzdurchfurchten Zügen fonnte ich nichts lesen. Sie blieben gleich, unveränderlich gleich! Sein Antlig war von einem hellblonden Bollbart umrahmt
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