Mr. 4 Beilage zum Vorwärts 29.«»»,»si Maitag derIugend. Ms wir noch Kinder waren, schlugen wir unseren Kreisel, warfen wir unsere Bälle, wenn der Frühling ins Land gezogen war. Wenn dann die zartgrünen Knospen ihre engen füllen licht­hungrig sprengten, wenn aus allen Bäumen rund um den Spiel- platz die Vögel das neue Werden besangen, dann freuten wir uns auf diesen Tag, auf den Maientag des arbeitenden Voltes. Der Vater ging anstatt in die Fabrik in seinem Sonntagsanzug, eine rote Nelke im Knopfloch, zu den Massen- Versammlungen und-kundgebungen. Wir hatten schulfrei. Der Nach» mittag gehörte uns bei frohem Spiel auf der Festwiese. Viele Männer und Frauen, Jugend und Kinder waren dort. Die Alten waren ernst und stumm, aber in ihren arbeitsmüden Augen standen Freudenfeuer. Die Jungen waren ausgelassen, voller Lust und Froh» sinn. Und über allem flatterten Fahnen, blutrote Fahnen. Jetzt sind wir junge Arbeiter, stehen an der Drehbant, sitzen hinterm Schreibpult. Jetzt freuen wir uns auf den Maientag, weil wir an ihm in Reih und Glied mit Millionen Männern und Frauen in vielen Ländern für die gleichen For- derungen und Ziele marschieren. Wir freuen uns auf den 1. Mai, weil er der Kampftag des inter  » nationalen Proletariats für die For- derungen des Sozialismus ist. Dieser 1. Mai fällt in eine ZeltschwererNot. Fünf Mil- lionen Menschen in Deutschland  , zweieinhalb Millionen in England, acht Millionen in Amerika  , zwanzig Millionen Menschen in der ganzen Welt sind verurteilt zum Nichts- tun, müssen rasten, wo sie schaffen wollen für ihren Lebensunterhalt. Die Jugend steht zu Hunderttausenden in dem 5)eer der Arbeits- losen. Sie leidet nicht so sehr unter dem Aussall von Lohn der ist für die jungen Arbeiter und Arbeiterinnen allermeist sehr ge- ring, für die Lehrlinge ist er nicht mehr als ein schmales Taschen- geld, sie leidet viel mehr unter dem moralischen Druck der Zweck- und Ziellosigkeit ihrer jungen Tage. Hunderttausende jugendliche Arbeiter und Angestellte stehen aber trotzdem in Fabriken und Büroräumen bei überlanger Arbeits- zeit, ohne ausreichende Ferien. Die Jugendschutzbestimmungen sind immer noch recht dürftig und vielfach durch das Tempo der wirt- schaftlichen und technischen Entwicklung längst überholt. So wird heute zweifacher Raubbau an der Jugend getrieben: die einen leiden, weil sie nicht arbeiten dürfen, die anderen, weil sie z u v i e l a r b e i t en m ü s s e n. Der Kapitalismus   beweist auch aus diesem Gebiet, daß er unfähig ist. menschenwürdige Lebensbedingungen zu schaffen. Jugendschutz und Jugendrecht zu fordern ist eine dringende Verpflichtung für alle, die an eine Zukunft der arbeiten- den Menschheit glauben. Nur eine Jugend, die nicht vorzeitig unter Erwerbslosennot oder Arbeitslast zerbrochen ist, kann diese Zukunft tragen Und so wollen wir auch an diesem Maientag erneut unsere Stimme erheben für mehr Schutz und mehr Recht der Jugend. Obenan steht hier: bannt das Gespenst der Arbeitslosigkeit, das das Denken und Trachten hunderttausender Jugendlicher gesangen   hält. Unmeßbar, unschätzbar sind die Werte, die in dieser Jugend ver» kümmern unter der täglichen, stündlichen Frage:Wie und wo kann Ich Arbeit finden?" Dieser 1. Mal steht wie alle früheren Maientage im Zeichen des Kampfes gegen die Reaktion. Die Jugend steht mitten im Ringen zwischen den Trägern einer besseren Zukunft für die Werktätigen und den Mäch- ten des Rückschritts. Auf die arbei- tende Jugend setzt die Reaktion ihre besondere Hoffnung. Die junge Generation weih aus eigenem Er- leben nichts vom Krieg, sie kann auch nicht abschätzen im persönlichen Vergleich zwischen Vor- und Nach- triegszeit. welch großer Fortschritt für die Arbeiterschaft die Umwand- lung des Kaiserreichs in die Repu- bkik gewesen ist. Sie sieht nur die scheinbare Ausweglosigkeit ihrer Lage und will möglichst schnelle und umfassende Aenderung. Aus Un- kenntnis der wahren Ursachen der Krise glaubt sie allzuleicht den Be- schuldigungen der Reaktion, die für alle Unbill unserer Tage das dem»- kratische System und seinen getreu- esten Verteidiger, die sozialistische Arbeiterbewegung, verantwortlich macht, läßt sie sich betören von den Verheißungen auf das Dritte Reich. Arbeitsdienstpflicht als zivile Form des Militarismus, nationali- stifche Beeinflussung durch Presse und Film, kriegerische Verhetzung sind die Mittel, mit denen die Reak- tion die Jugend für ihre Zwecke ge- fügig machen will. Durch Massen- beteiligung an den Maidemonstra- tionen muß die arbeirende Jugend diesen Feinden des Volkes und seiner Jugend beweisen, daß ihre Bemühungen fruchtlos sind und bleiben werden; daß die Jugend keinen neuen Krieg will, der in seiner Furchtbarkeit nicht auszudenken ist, von dem man nur das eine mit Bestimmtheit voraussagen kann, nämlich daß er den Welt- krieg in Furchtbarkeit und Schrecken weit, weit übertreffen wird; daß sie kein Faschistenregiment von Herrenmenschen über Unter­menschen will, zu denen die zahlreichen nationalsozialistischen Prinzen und Grafen, Generale und Offiziere selbstverständlich die Arbeiter und Angestellten rechnen; daß sie Demokratie und Republik  will; daß sie aufwärts will und es dafür nur den Weg gibt in Richtung zum Sozialismus als dem Zustand einer fronbefreiten Menschheit. Die Berliner   Arbeiterjugend wird am ersten Maisonntag aus ihrem Maijugendtag im Voltspark Rehberge macht- voll Bekenntnis ablegen für diese Forderungen. Er wird nußer- dem ein Zeichen sein für die Verbundenheit aller Sparten innerhalb der Arbeiterbewegung, in dem Sozialistische Arbeiterjugend, freie Gewerkschastsjugend, die freie Angcstelltenjugend, die Jugend- gruppen im Kartell für Arbeitersport und Körperpflege und die Arbeitsgemeinschaft gemeinsam auf den Plan treten. Zu dieser Kundgebung der Solidarität mit den Klasiengenossen aller Länder erscheinen alle, die sich verbunden fühlen mit der großen Kullurbewegung des Sozialismus, erscheinen alle, deren Sinn gerichtet ist nach vorwärts und a u f w ä r t s l tiCfst Zir-lS. J&ugf, 31