Jugend- Vorwärts

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Beilage zum Vorwärts

31. März 1931

Politische Erziehung der Jugend

Eine wichtige Aufgabe der Partei./ Von Adolf Grimme  .

gleich auch die volle Wirklichkeit des staatlichen, wirtschaftlichen und fulturellen Lebens erkannt wird, in der es diese Ziele zu verwirt. lichen gilt.

Spart Fahrt für die

Dft betont und doch noch nicht genügend ins allgemeine Be wußtsein gedrungen ist die Tatsache, daß von der rechten Einfügung der Heranwachsenden in das politische Leben für unsere Zukunft Entscheidendes abhängt. Die alte Forderung der sozialistischen  Arbeiterschaft, den Zwanzigjährigen attinen Anteil am politischen Leben zu geben durch Verleihung des Wahlrechts, ist beim Neubau des Staates verwirklicht worden. Aber nur dann wirkt sich das Wahl­recht der Zwanzigjährigen zum Nutzen des Ganzen aus, wenn der junge Mensch die Möglichkeit hat, fich ausreichende politische Einsicht zu verschaffen. Gegenüber einer überwiegenden Fülle politischer Parolen, deren Wirklichkeitsgehalt es zu beurteilen gilt, muß schon der Gechzehn- und Achtzehnjährige Ein­ficht in das Gesamtgefüge unseres politischen Lebens zu gewinnen juchen. Die Radikalisierung vieler Schichten gerade jugendlicher Menschen be meist, daß es bisher noch nicht ge­lungen ist, die Grundlagen unserer Eristenz als Bolt und Staat dem Bewußtsein der Heranwachsenden ausreichend deutlich zu machen; und wenn das meist auf ideale Ziele gerichtete Streben jugendlicher Menschen sich heute immer wieder allzu leicht von den flangvollen Barolen verantwortungsloser poft tischer Desperados einfangen läßt, so geschieht das nicht zuletzt des. halb, well ihnen die großen und die besten Kräfte beanspruchenden Auf­gaben nicht deutlich geworden sind, die ihnen die sinnvolle und gesunde Ausgestaltung unseres heutigen Staates stellt. Diese Notwen

Aber wie kompliziert ist heute diese Wirklichkeit geworden und wieviel Arbeit gehört dazu, den jungen Menschen in diese Wirklichkeit einzuführent Denn um eine wirkliche Einführung muß es sich handeln. Es ist nicht damit getan, daß erfahrene ältere Parteifreunde unter Berufung auf ihre viel längere politische Erfah rung der Jugend autoritative An weisungen geben und das gewiß oft unfertige und gärende Wollen der Jungen verurteilen oder gar lächerlich machen.

H

Frankfurt

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Lehnert

6.Deutschen  

Denn dieses Wollen ist, auch wo es irrt, unsere 3utunstshoffnung. In ihm steckt der Wunsch nach Lei­stung, nach verantwortlicher Mit­arbeit.

Deshalb müssen wir Acl teren uns mit diesem Wollen verbünden. Wir müssen bereit sein zu fameradschaftlicher Mit marbeit in den Organisationen der Jugend. Die Arbeit an der Jugend ist die wichtigste Arbeit innerhalb der Partei, die mir heute tun tönnen, und deshalb haben wir allen Anlaß, die sozialistischen  Jugendorganisationen zu fördern und zu stärken.

Arbeiterjugendtag Frankfurt Ym 21-23 Aug 31

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Diese Einführung unserer jungen Freunde muß aus echtem sozialistischem Willen erfolgen und aus der Tiefe sozialistischer Ueber zeugung quillen. Nur dann fönnen die Kräfte in der Jugend freige

digkeit einer weitschauenden politischen Er-| macht werden, die den Kampf mit der Reaktion und dem Faschismus, ziehungsarbeit besteht in ganz besonderen Maße für die So­zialdemokratie, die die schwerste Verantwortung in unferem Staat auf sich genommen hat.

Nicht nur die führenden Parteifreunde, die die Wichtigkeit der Jugendarbeit erkannt und immer wieder betont haben, sondern auch die breite Masse der Mitgliedschaft, dte unfere Bewegung im Lande trägt, muß sich darüber klar sein, was hier auf dem Spiele steht. Das gilt besonders für die Partei, solange sie Koalitions­politit treiben muß. Es ist gewiß viel leichter, junge Menschen für große Ziele zu begeistern und ihnen die Möglichkeit vorzutäuschen, daß die politischen Ziele durch bloßen Willensakt in die Wirklichkeit umgesetzt werden können. Demgegenüber aber bleibt der Sozial­demokratie teine andere Haltung möglich, als immer wieder darauf hinzuweisen, daß politisches Verantwortungsbewußtsein und poli tische Einsicht die Grundlagen echter politischer Willensbildung find und daß prafiifche Politik im Sinne des Sozialismus nur da ge­deihen kann, wo nicht nur die Ziele gefehen werden, sondern zu­

in dem wir uns heute befinden, siegreich im Interesse der wert. tätigen Bevölkerung durchführen. du

Es handelt sich hierbei um eine Auseinandersetzung, die keineswegs nur in der Ebene der Tagespolitik vor sich geht, son­dern der Kampf mit Faschismus und Kommunis. mus verlangt eine auf die Grundlagen zurückgehende Auseinander fegung.

Niemand ist geeigneter, frisches Blut in die bismeffen schon recht trocken gewordene theoretische Disfuffion über grundlägliche Fragen einströmen zu laffen, als die Jugend, die ihrem Wesen nach immer aufs Ganze gehen muß und sich selbst rücksichtslos für die von ihr ergriffene Wahrheit einsetzt.

Hier liegt die große Aufgabe der sozialistischen   Jugendorgant­fationen, deren günstige Entwicklung im Interesse der Partei und unseres Volkes aufs dringendste zu wünschen ist und deren tal­träftige Förderung wir alle anstreben müssen.