Zugend-Vowarlssr. s Beilage zum Vorwärts so. August miWie ist es beiFür keinen Sozialisten ist es verwunderlich, daß eine so sehrvon politischen und weltanschaulichen Gegensätzen zerklüftete Zeitwie die Gegenwart auch die Jugend zu politischer Stellungnahmezwingt. Es ist auch nicht ausfallend, daß die Beurteilung mancherpolitischer Tagesfragen bei der sozialistischen Jugend völlig andersist wie bei der älteren Generation der Arbeiterbewegung. Mankann sogar ohne jede Einschränkung zugeben, daß die Sozialdemo-kratie durch den Zwang der politischen und wirtschaftlichen Ber-hältnijse zu Handlungen genötigt worden ist, die dem Gefühl über-zeugter sozialistischer Jugend und wohl auch dem Wortlaut manchermarxistischer Lehrsätze nicht aus den ersten Blick gerecht werden.Ueber solche Gegensätze läßt sich sachlich streiten und stets dürfte esin einer demokratisch gerichteten Bewegung zu einer für alle Teiletragbaren Einigung kommen.E» ist aber auch schon vorgekommen, daß in scharfer Debattedas W«rt gefallen ist:„Das kann man nicht mehr mit-machen. Man wird sa fast gezwungen, zu denanderen zu gehen." Zur Ehre der sozialistischen Jugend darffestgestellt werden, daß diesem zorngeborenen Wort bei reiflicherUeberlegnng fast nie die Tat folgt. Die politische Schulung unsererJugend bewahrt sie vor der Torheit, aus einer Gefühlsaufwallungheraus zu Thälmann oder zu Hitler überzulaufen. IrgendwelcheSehnsucht nach jenen„anderen" kann zweifellos nur der Jugend-liche empfinden, der nicht weiß, welche Rolle die Jugend bei den„anderen" spielt und zu welchen erbärmlichen Zwecken sie dort miß-braucht wird.Keine Meinungsfreiheit bei den Kommunisten.In der kommunistischen Bewegung findet der Jugendliche vorallen Dingen keinerlei Meinungsfreiheit, die dem Wesen der strengdiktatorisch von Moskau aus dirigierten Bewegung widersprechenwürde. Die Kommunisten sind nicht nur Gegner der Demokratieim Staate, sondern auch innerhalb ihrer eigenen Organisationen.Wer über politische Grundsätze oder über politisch-taktische Tages-fragen eine von der Führerschaft bekämpfte Ansicht hat, macht sichnicht nur mißliebig, sondern wird über kurz oder lang wegen Ber-stoß gegen die offizielle„Parteilinie" ausgeschlossen. Während sichdie starke Sozialdemokratie über jede Frage Diskussionsfreiheit er-laubt und lediglich nach erfolgtem Beschluß geschlosienes Handelnverlangt, gilt in der KPD. schon das Aussprechen einer abweichen-den Meinung als„Verrat an der Partei Lenins". Gerade wer dairrtümlich meint, in der sozialistischen Bewegung herrsche zu weniglebendige Deinokratie, würde von den Zuständen in der Kommuni-siischen Partei bitter enttäuscht werden.Gänzlich ausgeschlossen aber ist es, daß die KPD. jemals ihrenjugendlichen Anhängern Diskutierfreiheit und offene Kritik an derHaltung der Partei gestattet, ein Recht, von dem die sozialistischeJugend ja weitgehenden Gebrauch macht. Ueberhaupt läßt sichdie kommunistische Jugendorganisation mit unserer SAI. nicht vergleiche». Für die Kommunisten ist die Jugendorganisation nichtsanderes als ein Zweig der Partei und für sie gibt es gleichfallskeine Demokratie, keine Meinungsfreiheit, keine organisatorischeSelbstverwaltung, kurzum überhaupt kein Eigenleben. Geradedarum wird die Kommunistische Jugend auch nie nennenswerteMassen jugendlicher Arbeitnehmer erfassen. Der Versuch, aus denJugendlichen mit aller Gewalt buchstabengläubige, hundertprozentigeSchlagwortsowjetsternler zu machen, muß kläglich scheitern.Anbetung der brutalen Gewalt.Besonders abstoßend auf unser« für geistige Arbeit erweckteJugend muß die bei den Kommunisten zur Parteiparole erhobeneAnbetung der brutalen Gewalt wirken. In der scharfen Feindschaftgegenüber freiem geistigem Arbeiten sind sich die Kommunistendurchaus einig mit unseren Gegnern von ganz rechts und auch inmanchen taktischen Fragen, wie z. B. beim Volksentscheid inden anderen?Preußen. Geistig selbständige Menschen sind ihnen verhaßt, er-wünscht dagegen sind solche Naturen, die sich stets mit den Wasser-suppen einiger Phrasen und Schlagworte abspeisen lasten, die jede„von oben" anbefohlene Schwenkung gehorsamst mitmachen undsich beim stumpfsinnigen Auswendiglernen des ihnen in die Handgedrückten Referentenmaterials bewähren. Der kommunistischenJugend wird der Klassenkamps im„Heugabelstil" gepredigt. Putsch,Straßenkampf, Schlägereien mit Gegnern und mit der Polizei, feigeUeberfälle, Versammlungsprengungen werden als Höhepunkte desKlassenkampfes gepriesen. Dagegen wird jede für den einzelnenProletarier wie für die gesamte arbeitende Klasse segensreiche poli-tische, soziale und gewerkschaftliche Arbeit unserer Genossen alsKlastenverrat abgetan.Es mag Jugendliche geben, die das alle» aus Unwissenheit undKrttiklosigkest mitmachen. Aber abstoßend auf jeden sozialistischfühlenden jungen Menschen muß doch vor allem die Tatsache wirken,daß sich die gesamte Tätigkeit aller kommunistischen Organisationen,und darunter natürlich auch der kommunistischen Jugend, gar nichtgegen den wirklichen Klassenfeind der Proletarier, sondern gegen diesozialdemokratisch und freigewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaftrichtet. Dabei wird, angefangen von Verleumdungen und Be-schimpfungen gegen uns, bis herunter zur Anwendung von Schlag-ring, Dolch und Schießeisen, kein Mittel verschmäht. Man kann sichnicht vorstellen, daß diese Methoden proletarischer Selbstzersleischung,die allein der Reaktion dienlich sind, aus sozialistische Jugend irgend-welche Anziehungskraft ausübt. Im Gegenteil muß die KPD. allenidealen Schwung sozialistischer Ueberzeugung bei jungen Menschene> sticken.Lind bei Adolf Hitler?Geradezu widersinnig ist der Gedanke, daß ein Jugendlicheraus Unzufriedenheit etwa von der SAI. zur Hitler-Jugend hiii-überwechselt. Der Sozialismus kann für einen jungen Menscheneinfach keine„Durchgangsstation" zum National„sozialismus" fein,oder er müßte alles verbrennen, was er bisher angebetet hatte. Der„Sozialismus" Hitlers ist kein Ersatz für unsere sozialistisch-marxistische Anschauungskrife, sondern ihr striktes Gegenteil. DieZugehörigkeit zahlreicher kapitalistischer Scharfmacher zur NSDAP.beweist am treffendsten, daß die Gegner der organisierten Arbeiter-schaft von der Hakenkreuzpartei nichts befürchten, sondern umgekehrtan ihrer Stärkung interessiert sind. Zuweilen hört man dasArgument, weil die Nazibewegung völlig neu und von keinerUeberlieferung belastet sei, wirke sie auf große Teile der Jugendanziehend. Für die proletarische Jugend dürfte das kaum zutreffen.Und was ist denn das„Neue"? Etwa der blindgläubige Gehorsamdes einzelnen Nationalsozialisten gegenüber dem ihm aufge-zwungenen„Führer"? Hitler hat seinen Anhängern verboten, nochder Vergangenheit der von ihm oder seinen Kumpanen eingesetztenFührern zu forschen. Bon diesen ist, wie sich inzwischen heraus-gestellt hat, ein erheblicher Teil vorbestrast und alles andere alsmoralisch einwandfrei Auch in der Hitler-Jugend wirken solchezweifelhafte Elemente im Sinne der„arischen Läuterung derdeutschen Volkes". Die homosexuellen Affären in der MünchenerNSDAP.-Zentrale, dem„Braunen Hause", deuten auf erheblichel seelische Gefährdung der Jugend in den Reihen der Hakenkreuz-parte! hin.In diesem Zusammenhang ein Wort über die C i n st e l l u n gder Nationalsoziali st en zum weiblichen Ge-schlecht. Die sozialistische Jugendbewegung hat von Ansang andie Gleichberechtigung von Burschen und Mädchen tn ihren Reihendurchgeführt, eingedenk der Erkenntnis, daß die Umgestaltung dergesellschaftlichen Verhältnisse im sozialistischen Sinne nur gelingenwird, wenn beide Geschlechter dafür wirken. Alle Einsichtigen habenlängst erkannt, daß nur eitle Selbstüberhebung davon reden kann,daß aller gesellschaftlicher Fortschritt„Männerwerk" se> Den Haken-treuzlern sind diese Gedankengänge verhaßt. In ihrer Pfaueneitel-