flegenden Quelle des Berbrechens geworden ist, mußte von ber fozialen und fittlichen Seite her feine Aufmerksamkeit fesseln. Was in feiner Schrift leter die notwendige Berbesserung un­ferer Strafgesetzgebung" zu lefen ist, ist bewunderungswürdig. Popper- Lynteus hat bereits im Jahre 1878 Gäge aufgestellt, die der frziali.ische Profeffor Enrico Ferri   im Jahre 1921 in dem " Borentwurf eines italienischen Strafgesetzbuchs" zum ersten Male als durchgearbeitetes, planmäßig aufgebautes System der Oeffentlich­teit übermittelt hat. Bon der Strafe als llebelzufügung bleibt nich s übrig. Mit der Bergeltungstheorie, die nichts anderes als ein Ueberbletofel von Rachegelüften ist, und der Abschredungstheorie, die heute weber die Zahl der Verbrechen noch ihre Grausamkeit per mindert hat, wird endgültig aufgeräumt. Als einzige würdige Auf­gabe des Strafgefeges und Strafvollzuges bleibt der Gesell fchaftsschuh.

In fnappen Worten formuliert Bopper- Bynkeus die nur langsam in das Bewußtsein der Strafrechtslehrer einbringende fortschrittliche Auffassung von Berbrechen und Straje. Die Frage, wie find in Anbetracht des Sicherheitszwedes jene Menschen zu behandeln, die froß der vorbeugender und warnenden Maßregeln dennoch andere Menschen verletzt haben", beantwortet er dahin, daß das Magimum der S.cherheit bei gleichzeitigem Minimum der den Uebeltätern auzu fügenden Uebel gewahrt werden muß, wobei die Sicherheit stets den ausschlaggebenden Borrang hat. Tedes dem Verbrecher zugefügte Uebel foll ste s nur eine fefundäre Folge des Schutzes der Gesellschaft fein. Gelehrte Richter müssen die Tatsache der Rechtsverletzung fest ftellen; eine Sicherheitsjurn soll aber darüber zu entscheiden haben, de gegen den Rechtsverleger Schutzmaßnahmen nötig sind. Ebenso soll ein Revisionstribunal, dem Jahr für Jahr alle Sachen derjenigen Bersonen vorgelegt werden, gegen die Sicherheitsmaßnahmen ge­troffen wurden, darüber zu bestimmen haben, ob diese Maßnahmen noch länger aufrechterhalten werden müssen. Diese Borschläge wären zum Teil schon heute durchführbar, wenn nicht der Unverstand der Herrschenden es vorziehen würde. jährlich Hunderttausende von Men schen dem Verbrechen und der Strafe zu opfern, statt aus dem Sumpf Der Gegenwart auf Neuland zu treten.

Die unterdrückten Klaffen müssen dem Problem des Strafrechts und des Strafvollzuges viel mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen. Die Seelenqual von tausenden Arbeitslosen, die, durch das grauen­hafte Elend der legten Zeit schuldios schuldig geworden, Anklagebant und Gefängnis fennen gelernt haben, muß an ihre Ohren schlagen. Das Buch Bopper- Lynfeus' genügt nicht als Einführung in Siefe Probleme, aber fein heiliger, fittlicher Zorn gibt dem Lefer viele An. regungen. Wer in diese Fragen tiefer eindringen will, findet in der Schrift von Prof. 2fchaffenburg: Die sozialen Urfachen des Berbrechens und ihre Betämpfung und von Dr. Kriegs. mann: Einführung in die Gefängnistunde die nötige Anleitung.

Sozialpolitik.

Justus.

amt in Genf  . Bisher tagten internationale Arbeitsfonferenzen 1919 in Washington  , 1920 in Genua   und 1921, 1922 und 1923 in Genf  . Es wurden insgesamt 16 Entwürfe internationaler lebereinkommen und 20 Borschläge beschlossen. Bis Dezember 1923 maren in 91 Fällen internationale Uebereinkommen von Mitgliedsstaaten rati­fiziert und in weiteren 17 Fällen waren solche von Mitgliedsstaaten genehmigt, jedoch noch nicht angemeldet. Die Ratification von Üebereinkommen ist in 140 Fällen empfohlen worden. Eine Tabelle zeigt den Stand der bis 1. Dezember 1923 erfolgten Rati fitationen an. Die meisten Uebereinkommen, 14 an der Zahl, be treffen die Arbeitsicfigteit, 12 das Phosphorverbot, 11 die gewerb liche Nachtarbeit der Frauen und die der Jugendlichen.

Breumbe für bie Zeffynff, bie je moj Anmer weer gerbege glaublichen Verständnislosigkeit bet einem großen Tell der Menschen zu ringen hat. Einzelheiten allerdings, wie z. B. die sonderbare Ansicht, die Coudenhove- Calergi in feinem Auffah Technische Wel tenwende" über den Sozialismus entwidelt, bieten Anlaß au ernfter Stritit. So sehr bie Technik Schäßung verbient, fo unangebracht en fcheint es aber auch, sie zu überschätzen.

F. Fachs: Grundriß der Funfentelegraphia. Ben lag Dot R. Oldenburg, München   und Berlin  , 1924.

Die Literatur, die über das funtmefen unterrichten mill, wächst in gleichen Verhältnis wie das Intereffe der Deffentlichkeit an diesen Dingen. Die Arbeit von Fuchs gibt in flaret, tnapper, Tehrbuchartiger Form Fehlinger gibt im ersten Teil seiner Schrift eine geschicht eine gute Uebersicht über die Funtentelegraphie. Sie feht jedoch ge tiche Uebersicht der ersten Bestrebungen auf Internationali nügende physikalische Borbildung voraus. Das 94 Selten farte fierung des Arbeiterschutzes und über die Gründung der internatio- Heft ist insbesondere benen zu empfehlen, die tiefer in die Geheim nalen Arbeitsorganisation. Der zweite Teil behandelt die rechtlicheniffe der Funterei einbringen wollen, ohne größere Mittel zur Bes Stellung und Mitgliedschaft derselben, der dritte schildert deren Dr- fchaffung umfangreicher und teurer Werte zur Berfügung zu haben, gane und den Berlauf der fünf ersten Konferenzen, während der Billy Mobus.. vierte Teil die Borbereitung ber internationalen Arbeiterfchuhgefeh gebung aufzeigt. Der fünfte Teil enthält als Anlagen die Sakungen der internationalen Arbeitsorganisation und die von den Konferenzen bisher beschlossenen Entwürfe von Uebereinkommen und Borschlägen, darunter den Entwurf über die Festsetzung der Arbeitszeit in gewerb­fichen Betrieben auf acht Stunden türlich im Wortlaut. Literatur und Schlagwortverzeichnis bilden den Beschluß. Jedem, der sich auf diesem Gebiete informieren will, fei die Schrift Fehlingers empfohlen. F. Entorn.

Technik.

W. Cinbner und G. Steinmetz: Die Ingenieurbauten in ihrer guten Gestaltung, Berlag Ernst Wasmuth A.-G., Berlin   1924.

In diesem Werke ist der Versuch unternommen, zut zwed- unb form­gerechter Gestaltung der Ingenieurbauten anzuregen. Troß der Erkennt nis, daß die Ingenieurbauten, wie überhaupt alles bauliche Schaffen, umwandelbaren Gesetzen unterliegen, ist es flug vermieden worden, diese Gefeße in Formeln zu preffen. Formein können oft recht brauchbar sein, hier aber wären sie läftiger 3wang, ja eine Rette, bie bas freie Schaffen behinderte. Berhältnisse, Zwed und limwelt müssen die jeweilige Form der Bauten bestimmen. Das Buch wendet fich in erster Linie an den geborenen Ingenieur, jenen feltenen Menschen, der sowohl Rechner als auch künstler ist, der aus dem Innern heraus seine Werte so zu gestalten vermag, bak Stoff und Form mit der Landschaft ein harmonisches Ganzes bilden. Es ist das Verdienst unserer Zeit, Ingenieurbauten geschaffen au haben, die nicht nur zweckmäßig, fondern auch hygienisch und ästhetisch gestaltet wurden. Reben ihnen gibt es genug abschreckende Bilder aus der Jugendzeit des Industriealismus, bei denen selbst die Ro­mantil" nicht über das Mangelhafte ihrer Gestaltung hinwegsehen läßt. Ueber die Wirkung der Ingenieurbauten in der Landschaft unterrichtet das reiche und auch von furzen Erklärungen begleitete Bisbermaterial des Werfes beffer als die eingehentste schriftliche Dar­bellung es vermöchte. Diefe Bilder waren im vergangenen Jahre u. a. auch im Berliner   Kunstgewerbemuseum in der Bring- Albrecht­Straße zu einer Sou vereiniat, über die im Borwärts" eingehend berichtet wurde. Schon damals ließ sich das beabsichtigte Bert ahnen und man muß den Berfaffern Glück wünschen, daß die Zeit der Inflation überwunden und so die Herausgabe des Wortes er möglicht wurde. Das Streben, auch die Arbeitsstätten der Menschen menschlicher", d. h. hygienisch und ästhetisch einwandfrei zu ge stalten, liegt im Sinne aller Schaffenden. So ist es zu wünschen, baß dieses Buch weit über die Grenzen der engeren Fachkreise hinaus Verbreitung finden möge. Seber, der es zur Hand nimmt, wird an ihm seine Freude haben.

P

fchrift Schiffbau  , Reinhold Strauß R.-G., Berlin  . Schiffsäfthefit von Christoph Boigt, Berlag der Zeit Dieses aut illustrierte Mert foricht von der Shönheit des Schiffes in

5. Fehlinger: Die internationale Arbeitsorgani. fation und ihre Ergebnisse, Berlagsgesellschaft des All. gemeinen Deutschen   Gewerkschaftsbundes m. b. H., Berlin   1924. Die deutsche Arbeitnehmerschaft hatte einige äußere Ursachen, fich der von den Siegerstaaten ins Leben gerufenen Einrichtung der internationalen Arbeitsorganisation zunächst etwas ffeptisch gegen überzustellen. Die Fernhaltung Deutschlands   aus dem.lerbunde, jomie bie mißglücke hinzuziehung" der deutschen Bertreter zu der Ronferenz in Washington  , die Ausschaltung der deutschen Sprache bei den ersten Beröffentlichungen des Internationalen Arbeitsamts, das alles war nicht dazu angetan, von vornherein allzu große Hoffnungen auf das Internationale Arbeitsamt zu fetzen. Auch als dessen Leiter Albert Thomas   vor den Berliner  Gewerkschaftsvertretern die Aufgaben des Amtes darlegte und um größeres Butrauen warb, wurde ihm bei aller Würdigung seiner guten Absichten tipp und flar erklärt, daß seine Borschußlorbeeren gespendet werden fönnen. Wir tun auch jetzt noch gut daran, uns feinen Illusionen über die Wirksamkeit des Internationalen Arbeits- alter und neuer Zeit sowohl vom technischen wie auch vom fünfte amtes hinzugeben. Doch um so mehr Ursache haben wir, dessen rischen Standpunkt aus. Es versucht das Werden des Schriffes ous Tätigkeit so weit als irgend möglich 3 u fördern. Nur die genaue der Auffassung und dem Stilempfinden der Beiten zu erflären. Es politik fann verhindern, daß wir sie falsch einschäßen und daß unsere Pritische Einstellung zu einer rein negativen Stellungnahme ausartet Fehlinger vermittelt uns die nötige Kenntnis der Dinge durch seine fachkundige Schilderung des Charakters dieser Institution, an der nicht weniger als 57 Staaten beteiligt find.( Bon diefen Staaten ist nur Deutschland   noch nicht Mitglied des Bölfer bundes.) Bei der Schilderung der Aufgaben des Internationalen Arbeitsamtés weist Fehlinger darauf hin, daß ein so großer inter nationaler Apparat felbstverständlich verwaltungsmäßigen und technischen Schwierigkeiten begegnet Man wird dieser Einrichtung nicht gerecht, wenn man Mängel im einzelnen, die selbstverständlich gerade in den ersten Jahren des Bestehens unvermeidbar waren, über Gebühr fritisiert." Für die Beurteilung der internationalen Arbeitsorganisation tomme es legten Endes darauf an, was fie fachlich leistet. Die Tatsache an sich, daß die Arbeitskonfes renzen alljährlich Brobleme der Sozialpolitik behandeln, die dann burch die Bresse aller Länder der öffentlichen Meinung der ganzen Belf vorgeführt werden, bildet eine nicht zu unterschätzende An­regung für den fozia politischen Fortschritt.

Kenntnis diefer eigenartigen internationalen Organisation für Sozial

Bon den großen Ideen Wilsons scheint sich in der Einsetzung eines Ausschusses für internationale Arbeitsgesetzgebung auf Be schluß des Obersten Rates zu Baris am 31. Januar 1919 ein fleiner Kern fruchtbringend erhalten zu haben. Der Sagungsentwurf dieses Ausschusses zur Bildung einer internationalen Arbeitsorganisation, wie sie bis dahin die internationale Bereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz darstell'e, wurde von der Friedenskonferenz am 11. April 1919 gutgeheißen und so zu einem Bestandteil der Friedensverträge. Organe dieser Organisation sind die internationalen Arbeitskonferenzen und das Internationale Arbeits­

n

Neue Bücher.

( Besprechung der eingegangenen Schriften bleibt vorbebaften) Johannes R. Becher  , Drel byen, Merlag Datar brie, Ronfans Herbert Eulenberg  , Bionenbilder, Bruno Caffirer, Berlin  . R. R. Coudenhove- Ralergi, Ban- Europa, Ban- Europa- Berlag, Blen Hans W. Fischer  , Das Tanzbuch, Albert Langen  , München  . Georg Engelbert Graf  , Bon Mofes bis Dartin.

Stammt der Mensch vom Affen ab, büringer Berlagsanftult, Bena, Ernst Haedel, Kunstformen der Natur, 2. Auflage, mit 80 Safein, Biblios graphisches Inftitut, Leipzig  .

Lubo M. Hartmann, Kurzgefaßte Gefsite aliens, 8. K. Berthes, Goths. 0. Hanjer. Die Urentwidlung der Menschheit.

Gebräuche der Urgelt.

Dort, wo der Menschheit Wiege ftand.

Der Aufstieg der ältesten Kultur, Thüringer Berlagsanftoft, Sena 5. Kawerau, Alter und neuer Geschichtsunterricht, Ernst Dlbenburg, Pelpaty Bani Kornfeld, Palme oder der Getränkte, Schauspiel, Crnit Nowohlt, Der line. . v. üügelgen, Lebenserinnerungen, R. Roehler, Leipzig  . Heinrich Mann  , Das gaftliche Haus, Komödie, Bünther Lange, Münden  . W. Nicolai, Geheime Nächte, S. 3. Soehler, Leipzig  . Politisches Handwörterbuch, 2 Bande, herausgegeben von Brof. Dr. Bank Herre. R. F. Roehler, Leizig. 3. Salomon, Englische Geschichte von ben Anfängen bis zur Gegenwart, 3. Sanabel, 1789 bis 1919, Eine Einführung in die Geschichte der neuesten 2. Baerling, Wahrheit und grrium in der Geschlechtspsychologie. Die weibliche Eigenart im Männerftant, G. Braun, Karlsrube Fr. Well, Eschechoslowakei, XI. Band der Kleinen Bölker- und Länderkunde, A. Pertbes, Gotha  , Stuttgart  .

St. F. Koebler, Leipzig  .

Beit, B. G. Teubner, Leipzig  .

M. Williams, Die soziale Geschichtsauffaffung, Aromitic& Sohn, Berlin  Frauen des Morgenlandes, Die schönsten Märchen aus 1001 Rad Died& Co, Stuttgart  . Die Sozialdemokratie im Frankfurter   Rathaus, Union Druderet   und Be lagsanstalt, Fantjurt a. M.

3reltes falfifches Jahrbuch des Internationalen Gewerkschaftsbundes,

1923/24, Amiterdam, 1924.

der wirtschaftliche Wiederaufbau der Union ber foglalischen Sowjetrep blilen, Gerausgegebett bort der Handelsvertretung in Deutschland  .

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Der vorliegende Sammelband. der in den letzten 12 to. naten erfchienenen Tedmifchen Monatshefte" gibt wiederum eine recht umfassende Uebersicht über die technische Arbeit, die inzwischen geleistet wurde. In einfach geschriebenen Auffäßen, die vielfach von guten Abbildungen erläutert werden, wirbt der Band um neue

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