Mr. 8

17. August 1924

Blick in die Bücherwelt

Musikbücher.

Die praktischen Musiker unter unseren Lesern und diejenigen, die zur Unterstüßung eines musikalischen Eindrucks oder als Vor­bereitung dazu eine Partitur benußen fönnen, feien auf die muster­gültigen, in Stich, Druck und Papier vorzüglichen Taschenausgaben des Wiener Philharmonischen Verlages aufmerksam gemacht. Diese schmuden grauen Bändchen übertreffen die bekann­ten Eulenburgschen Taschenpartituren noch in der technischen Aus­führung und sind Kantaten von Bach und eine Beethovensche Sin­fonie liegen mir vor mit einem hübschen Porträt des Kompo­nisten in Kupferstich   geschmückt. Kurze philologische Einleitungen er= höhen ihren Wert noch.

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In diesem Zusammenhang feien die Klavierspielenden, die sich autodidaktisch oder unter Anleitung eines Lehrers fortbilden, auf ein Klassisches Wert hingewiesen, Mayer- Mahrs drei Bände Der flaffische Klavier- Unterricht"( Verlag Simrock). Das Werk ist für die Pianisten auf die gleiche Stufe zu stellen, wie Joachim- Mosers Hauptbände der Geigenschule für die Violinisten. Ohne methodische Lehren schreitet jeder Band an der Hand von sehr flug ausgesuchten Stücken der Weltliteratur die Schwierigkeitsgrade des Spielens ab. Mit dem Aufstieg der Technik wird auch ein Aufstieg der musikalischen Empfindung, Bildung und Stilkenntnis verbunden. Von allen Rich­tungen deutscher und ausländischer Musit, aus klassischen, pädagogi­schen und auch modernen Werken sind vorzügliche Musterbeispiele ausgewählt, die das Studium und das allmähliche Heranwachsen an die Meisterschaft faft zu einer Bequemlichkeit machen.

sonderen Fähigkeiten zu erschöpfen. Die Schwierigkeiten, mit denen Fabrik und Heimarbeiterinnen zu kämpfen haben, werden sehr warmherzig geschildert, aber durchaus von der Position der Für forgerin und der Fürsorgemöglichkeit aus.

Die Behauptungen der Verfasserin über die Stellung der ein­zelnen Parteien zur Frauenarbeit sind, besonders was das Zentrum und die Sozialdemokratie angeht, nicht ganz richtig. Der Frauen­arbeit gegenüber nimmt das Buch eine durchaus fortschrittliche Stel­lung ein. Gut ist das Kapitel über die Hausfrau und die Verändes rung ihrer Aufgaben in unserer Zeit. Auch die Betrachtungen über die Studentin sind zutreffend. Erfüllt von der tragischen Sehn­sucht, erst zur Klarheit tommen zu wollen, ehe sie handeln, vergessen sie die einfache Wahrheit, daß man sich selbst eben nur durch Han­deln, niemals durch Betrachten kennen lernen bann."

Die Gliederung des Buches in eine Schilderung verschiedener Typen der arbeitenden Frau gibt uns zwar ein anschauliches Bild dieser einzelnen Typen. Daneben mußte aber das Aufzeigen der tat­fächlichen Leistungen der Frauenarbeit zurücktreten.

Prof. Dr. Robert Wilbrandt  : Der Alkoholismus   als Problem der Volkswirtschaft. Verlag von E. H. Moriz ( Inh. Franz Mittelbach), Stuttgart  . 54 S. Preis 80 Pf.

In einem einleitenden Auffah protestiert Wilbrandt scharf gegen den Schantstättengesehentwurf. Auf der einen Seite wird der 21­toholkonsum gefördert, andererseits wird aus den Einnahmen des Reichs- Branntweinmonopols die Antialkoholbewegung unterstützt. Die Alkoholverbrauch ist nach dem Kriege wieder außerordentlich gestiegen, besonders seitdem der Schnapsverbrauch durch Liförstuben, Aus dem Gebiete der wissenschaftlichen Produktion führt ein Buch Bars usw. elegant" gemacht wurde. Reinalkohol wurde konsu= heraus, das bei aller Eleganz des Stils und bei einer lofen Verbin­miert: 1918/19 100 000, 1920 etwa 300 000, 1920/21 800 000 Hetto­Sung mit wirklichen oder erdachten Lebensschicksalen die künstlerische liter. Man hat berechnet", schreibt Wilbrandt ,,, daß die Staaten Figur zweier Antipoden, Verdi und Wagner, in den Brenn- Württemberg und Heffen zusammen der Fläche entsprechen, die in punkt unseres Interesses bringen. Es ist das im Verlag Paul Riol- Deutschland für Alkoholproduktion verbraucht wird." Parallel mit nan, Berlin  , erschienene Buch Berdi" von Franz Werfel   der Zunahme des Alkoholverbrauchs füllten sich in den letzten Jahren Werfel   ist Literat und Dichter; man merft es auch diesem seinem die Gefängnisse und Zuchthäuser wieder mit Alkoholkranken. Bar= leuchtendsten Roman an, an der Art, wie er etwa eine Fahrt auf thou bezifferte einmal bei einem Bericht über den Alkoholismus, dem Kanal von Venedig   schildert, oder wie er eine Nebenfigur über- den er als französischer Justizminister erstattete, den Prozentsatz der zeugend malt. Jedes Milieu, das des italienischen Senators wie des Alkoholiker unter den Angeklagten im allgemeinen auf 30 Proz., bei Arbeiters, erhält unter dem gleichmäßig liebevollen Stift Werfels Schlägerei und Verlegung auf 38,5 Proz., bei den Mördern auf 29, ein eigenes Gesicht. Aber weder Liebesspiel noch ländliche Schilde- den Sittlichkeitsverbrechern auf 33,3 und den Selbstmördern auf rungen find das eigentlich Tiefe an diesem psychologischen Roman. 19 Proz. In seinem Mittelpunkt steht Verdi, dem Werfel nicht nur mit Be­geisterung, fondern auch mit außerordentlicher Kennerschaft des Mu­fiters und Historiographen gegenübersteht.

Tatsächlich wird der alternde Verdi zu einer erlebten Figur, der man sich menschlich nahe fühlt, auch wenn viel mehr helles Sonnen­licht auf ihn und seine Kunst fällt, als auf Richard Wagner  , dessen lette Lebensmonate zu Benedig der Handlungsbasis den Kontrast geben. Die üppig wuchernde Begeisterung der Wagnerianer, die nicht minder heiße, national übertürmte Leidenschaft der Italiener für ihren Maestro, das Verhalten der Kritik und der schwörenden oder abschwörenden Jugend, fühne und künstlerisch durchdachte Ideen Dom Wesen der Musit, der Oper im besonderen, ziehen am Auge des Lesers vorbei und zwingen den Interessierten zu einer persönlichen Einstellung auf die Probleme der Oper. Manches Gespräch, selbst das fingierte Gespräch zwischen Verdi und Wagner   könnte, so fühlt man, wirklich stattgefunden haben. Gewiß ist das Sachliche, selbst wenn es unter die kritische Lupe genommen wird, nicht das wefent­liche eines Romans; aber hier feffelt es in einer faszinierenden schrift stellerischen Form von der ersten bis zur legten Seite. Man kann fagen  : Werfels ,, Berdi" ist einer der wenigen Romane, in denen ein Genie leibhaftig, menschlich und doch wie eine Erscheinung aus anderer Welt auf uns wirft; es ist ein Buch für großes Publikum mie für die still Nachdenkenden, es ist auch in der Entwicklung Wer fels das Dankbarste und Feinste, was er bisher geschrieben hat.

Nicht das gleiche Lob fann man dem Mozart- Roman von Otto­far Janetschet( Verlag Richard Bong  , Berlin  ) zollen. Hier sind die historischen Zusammenhänge doch wesentlich freier, unbewiesener. In dem Romanhaften des Stüdes felbst ist aber dennoch so viel Reiz, so viel Wärme des Gefühls und innere Heiterkeit, daß man auch aus diesem Künstlerleben manches liebe Detail zu dem Bilde hinzugefügt bekommt, das man aus Werk und Lebensbeschreibung Mozarts schon fennt.

Eine besonders reizvolle Gabe für Freunde alter Musikzeit hat der Verlag Breitkopf u. Härtel in seinem Jahrbuch Der Bär" 1924 bereitet, und zwar enthält das schmuck gedruckte Bändchen eine große Anzahl gedruckter oder faffimilierter Briefe berühmter Komponisten an die Verleger( Leopold Mozart  , Telemann  , Beet­ hoven  , Wagner  , Schumann). Auch sonst werden aus dem Archiv Briefe veröffentlicht, die weniger durch ihren Inhalt als durch die Person der Schreibenden interessant sind. Den rein literarischen und wissenschaftlichen Teil des Buches füllen Auffäße von Abert, Bu­ soni   und anderen, auch Humoristisches und Ernstes aus den Freu­den und Nöten des Verlegertums findet hier seinen Platz und ebenso zwei interessante Beiträge aus der ersten Nummer der Allgemeinen musikalischen Zeitung"( 1817) von Fichte und Wadenroder. Dr. Kurt Singer  .

Sozialpolitik.

In dem voltswirtschaftlichen Hauptteil seiner Broschüre weist Wilbrandt darauf hin, daß die fapitalistischen Produktionsmethoden das Alkoholkapital zwingen, durch Reklame und alle nur denkbaren Mittel den Alkoholkonsum zu steigern. Gegen die Bergeudung von Mittel den Alkoholkonsum zu steigern. Gegen die Bergeudung von Nahrungsmitteln und Volksgesundheit protestiert der Nationalöko­nom. Er tommt dabei zu folgendem Resultat: ,, Unser Proteft ist praf tisch wirkungslos, wenn er an der Gesellschaftsform fests hält, in der diese Durchkreuzung der Dekonomie verankert ist. Wird prinzipiell am Kapitalismus festgehalten, auch im Fall des Alkohol­Bapitals, so bleibt nichts übrig als das staatliche Verbot, wie es dementsprechend in Amerika   die Konsequenz ist. In den nordischen Ländern Europas   hat man statt dessen bekanntlich versucht, an die Stelle der tapitalistischen eine gemeinnüßige Unternehmung zu sehen, bei der das Interesse am Absah des Alkohols wegfällt."

In einem Absatz über die volkswirtschaftliche Lage Deutsch­ lands   weist Wilbrandt nach, daß wir uns in Deutschland   den 21= toholtonfum volkswirtschaftlich einfach nicht mehr leisten können. Die Hungersnot rafft das Alter hin­weg und bedroht die Kinder. Es ist eine Würdelosigkeit, daß auf der einen Seite die Welt widerhallt von der deutschen Not, und daß zu gleicher Zeit in Deutschland   vertrunken wird, was diese Not lindern fönnte. Auf 5% Goldmilliarden pro Jahr werden die direkten und indirekten Kosten des Alkoholis­mus geschätzt! Damit tönnten in den nächsten pier Jahren sämtliche Reparationskosten nach dem Dawes- Gutachten bezahlt werden.

Die volkswirtschaftliche Betrachtungsweise des Problems durch Wilbrandt weist eindringlicher auf die Schäden des Alkoholismus  hin, als viele andere, mit mehr Fanatismus als Wissen geschriebene Arbeiten auf diesem Gebiet. Die einfachen, nüchternen, volkswirt­schaftlichen Rechenerempel, die Wilbrandt an Stelle aller ethischen und ästhetischen Betrachtungen seht, werden sicher ihre Wirkung gegen den Alkoholismus nicht verfehlen. Das Büchlein verdient des halb weiteste Verbreitung. Anna Geyer  .

Strafvollzug.

W. Hermann: Das hamburgische Jugendgefäng nis Hannoversand. Ein Bericht über Erziehungsarbeit und Strafvollzug. Hamburg  , 1923.

Der Strafvollzug ist eines der vielen sozialen Sorgenfinder unserer Zeit. Noch vor kurzem hat Dr. Wulffen, der oberste Leiter des sächsischen Gefängniswefects, öffentlich sein vernichtendes Urteil über diese unsozialfte aller Institutionen ausgesprochen. Das gleiche tat vor nicht zu langer Zeit Professor M. Liepmann. Jeder Einsichtige wird ihnen Recht geben. Es soll allerdings nicht bestritten werden: Unter den Gefängnisleitern gibt es nicht wenig modern fühlerde und wohlwollende Menschen. Sie sind aber bei ihren Neuerungsversuchen gehemmt durch die vorhandenen Ge fängnisanlagen, durch das Gefängnispersonal, wie es einmal ist, durch den Mangel an Geldmitteln usw. Das neue Strafvollzugs­reglement steht bis heute noch auf dem Papier.

Agnes von Zahn- Harnad: Die arbeitende Frau. Ver­lag Hirt, Breslau  . 94 G. Preis 2,50 m. Die Verfasserin hat sich die Aufgabe gestellt, die Haupttypen der arbeitenden Frau, wie sie das moderne wirtschaftliche und gesellschaft­liche Leben herausgebildet hat, in ihrer soziologischen und psycho­logischen Eigenart zu erfassen, die Probleme aufzuzeigen, mit denen jeder einzelne Typus in der Gegenwart zu ringen hat, und auf die Richtung hinzudeuten, in der diese Probleme vielleicht einer Lösung näher gebracht werden könnten. Auf eine Aufzählung der vorhan denen Frauenberufe wurde verzichtet. Als Typen der arbeitenden Frau unserer Zeit werden geschildert: die Frau in den sozialen Be- fangenen, die ein wenig abgesondert von der großen Masse der rufen, die Fabritarbeiterin, die Heimarbeiterin, die Frau im Handel und Verkehrsgewerbe, die Frau in akademischen Berufen und die Hausfrau. Die Verfasserin glaubt aus der seitherigen Berufsarbeit der Frau schließen zu können, daß besonders wertvolle Leistungen von den Frauen in den Berufen erzielt werden, wo die Mütterlichkeit der Frau sich auswirken kann. Die Arbeit in den sozialen Berufen scheint ihr deshalb am vollkommensten die den Frauen innewohnenden be­

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Taghemd

Hannoversand ist eine Insel auf der Elbe   neben Hamburg  . Hier find in Baracken, die früher von Kriegsgefangenen bewohnt waren, einige hundert junger Menschen untergebracht, man tönnte ebenso gut fagen, eingesperrt. Die großen Schlaffale, die gleichgeitig als Wohnräume dienen, entsprechen nicht den Aufgaben, die erzieherische Einflüsse erfordern. Mit einer fleinen Gruppe von jüngeren G anderen leben, versuchten zwei junge Menschen, Dr. Hermann, der frühere Mitarbeiter Dr. Wilters, und Dr. Bondi, der Ver­fasser des Buches über die profetarische Jugendbewegung, neue Wege zu gehen. Sie wollten hier an den jungen Menschen ein Umwand­lungswerk vollbringen und ihre Erfahrungen aus der Jugendbewe­gung verwerten Šie mußten aber das begonnene Werk verlassen, meil das Gefängnispersonal in ihrer von tiefer Menschlichkeit er­füllten Erziehungsarbeit eine Gefährdung der Autorität" erblickte.

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Beilage des Vorwärts

Prof. Liepmann kennzeichnet in seinem äußerst lehrreichen Vorwort treffend den Kernpunkt des ganzen Problems: Wie er­reichen wir, daß das Gefängnis nicht bloß gute Gefangene, sondern gute Bürger schafft. In dürren Worten rechnet er mit dem Unver= stand der Fachjuristen und der Strafvollzugsbeamten ab, die von neuem Geist nichts wissen wollen. Mit Recht reiht er Hermanns Buch in die leider allzu geringe Zahl der hervorragenden Werke über die Erziehungsarbeit am Gefangenen ein. Hermanns Buch ist das erste deutsche   Buch dieser Art. Es müßte nicht nur von Sozia­listen, sondern von jedem gelesen werden, der sich für das Uebel der Erzeugung von Verbrechern in der gegenwärtigen Gesellschaft mit verantwortlich fühlt.

Dr. Hildegard v. Heimann: Studien zur Erziehungs= arbeit an verwahrloften Mädchen. W. Gente, Wissen­schaftlicher Berlag, Hamburg  , 1924.

Das Büchlein von Dr. v. Heimann ist trotz seiner Knappheit eine wertvolle Bereicherung der Literatur über verwahrlofte Mäd­chen. Es ist eine psychologisch- pädagogische Schrift, die die indivi­duellen und sozialen Wechselbeziehungen der Verwahrlosung der Mädchen aufdeckt. Sexualität und Prostitution spielen hier die Hauptrolle. Wege zur wirklichen Erziehung werden aufgezeigt. Die fechs Lebensläufe, die die Verfasserin aus ihrem reichhaltigen Ma­terial anführt, bilden eine vorzügliche Illustration zu den leitenden Gedanken des Büchleins. Beide Schriften, die in der Reihe der Hamburger   Schriften zur gesamten Staatsrechtswissenschaft von Dr. M. Liepmann herausgegeben sind, sind auf das wärmste zu be­grüßen.

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Otto Zirker  : Der Gefangene. Fackelreiter- Verlag, Werter, Teutoburger Wald  . Dr. Zirker ist Fürsorger im Gefängnis von Ichtershausen   in Thüringen  . Mit seinem kleinen Büchlein wendet er sich an die im Volfe, die die Trägheit des Herzens noch nicht übermannt hat. Die mit der Ursprünglichkeit eines unverbildeten Gefühls und der tiefen Verpflichtung eines wachen Gewiffens an die Tatsache des Verbrechens herangehen". Der größte Teil des Inhalts sind kleine Bilder Momentaufnahmen des tiefsten Innersten der Gefangenen, die er bei seinen Besuchen in der Zelle kennen gelernt, denen er Freund wurde und die eben deshalb ihm menschliches Vertrauen entgegenbrachten. Jede Skizze bildet ein Stück menschlicher Tragik für sich, eine erschütternde Anklage gegen die Stnnwidrigkeit des heutigen Verhaltens der Gesellschaft gegenüber den Gefangenen. Umrahmt sind diese kleinen Schicksalsgeschichten durch Ausführungen, die in dürren Worten Zusammenfassendes über Berbrechen und Verbrecher sagen. Er zeigt auch den Entwicklungsgang des Er­ziehungsgedankens im Strafvollzug auf und führt als Pioniere auf diesem Gebiete Amerika   und in Deutschland   Thüringen   und Ham­ burg   an. Das Büchlein konnte nur aus der Seele und der Feder eines wirklich modern eingestellten Menschen entstehen. Hermann und Bondi früher im Jugendgefängnis Hanöverfand in Hamburg  , so ist 3irker in Ichtershausen   und sind seine Kollegen in anderen Orten diejenigen, die Neuland im Strafvollzug beadern. Bon ihnen allein ist eine so notwendige Umstellung des gesamten Berhaltens zum Strafgefangenen zu erwarten. Das Büchlein foftet nur 1 Mart. Ein jeder Arbeiter, ein jeder junge Mensch, der diese Mark erübrigen tann, taufe es sich. Es genügt nicht, daß einige Menschen zu einer wahrhaft menschlichen Einstellung zum Berbrecher und zum Gefangenen gelangen. Ohne Mitarbeit der breiten Massen, der Bevölkerung, kann das Erziehungswerk der von der gefeßlichen und sozialen Bahn Abgeirrten nie gelingen. Dr. 2. Rosenthal.

Politik.

Wie

H. Lichtenberger  : Deutschland und Frankreich in ihren gegenwärtigen Beziehungen. Verlag E. Olden­ burg  , Leipzig  . 203 S., Preis 4 M.

In Lessings Freimaurergesprächen" finden wir den Satz: Es ist recht zu wünschen, daß es in jedem Staate Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Bölferschaften hinweg wären und genau müßten, wo Patriotismus Tugend zu fein aufhört." Giner von solchen Männern ist H. Lichtenberger  , Professor der germanischen Sprachen und Literaturen an der Universität Paris   und Verfasser verschiedener Werke über die deutsche   Literatur. In seinem neuesten Buch hat er sich die schwere Aufgabe gestellt, den Franzosen die politischen Strömungen und Parteien in Deutschland   zu schildern, um die Vorurteile französischer Chauvinisten gegen Deutschland   zu bekämpfen. Alles verstehen, heißt alles verzeihen." Eine solche fowohl parteipolitisch wie national objettive Charakteristik ist ihm auch in hervorragendem Maße gelungen. Natürlich kann aber der Verfasser in feiner Darstellung nicht seine Sympathie mit den deutschen Parteien der Linken verbergen, denen es mit der Ver­föhnung mit Frankreich   Ernst ist. Die Lektüre des Buches fann warm empfohlen werden. Dr. Erich Witte  .

Erziehungswesen.

Offo Rühle: Umgang mit Kindern. Verlag: Am anderen Ufer, Dresden  ( Buchholz- Friedewald). 228 S., Preis 1,80 m.

Grundfäße, Winfe, Beispiele will der auf dem Gebiete prole­tarischer Erziehung rühmlichst bekannte Verfasser geben. Er hält, was er verspricht. In reicher Fülle häufen sie sich, so einfach, so schlicht, so schlagend in ihrer Treffsicherheit, daß Eltern und Erzieher bei einer halben Geite oft mehr lernen, als durch manch langatiniges Buch. Rühle hat mit glüdlichem Griff der Erziehungsliteratur der letzten Jahre das Beste dazu entnommen. Meist sind es fleine Erleb niffe, die so unmittelbar wirken, daß ganze Vorurteilsgebäude vor der gewonnenen Erfenninis zusammenstürzen. Durch eines Kindes einziges Wort steht oft Elterntorheit grell beleuchtet da. Was der Verfasser hierdurch leistet, ist sozialistische Kulturarbeit. Denn der Sozialismus geht über die Jugend, und neue Jugend will neuen Geist, oder wie der Verfasser sagt, will auf neue Art erzogen sein". Rühle will nur frei machen helfen". In der Tat brauchen prole­tarische Eltern Hilfe dazu, sie, die oft fein sonniges Wort in ihrer Kindheit zu hören befamen und sich schwer von den Resten des Mittelalters freizumachen vermögen. Denn das ist die höchste segensreiche Wirkung des Rühleschen Büchleins, daß die Eltern dabei am meisten gewinnen.

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