Mr. 11

16. Nov. 1924

Politik.

binus

Blick in die Bücherwelt

Friedrich Weiß: Politisches Handbuch. Gin fozialist fcher Wegweiser. Verlag Wiener Volfsbuchhandlung, Wien   VI.

Der Berfaffer, einer aus fener Wiener Studentengenerat'on von der Jahrhundertwende, die der Sozialdemokratie eine Reihe tüchtiger Kräfte geliefert hat, ist bereits durch mehrere wertvolle Schriften, so die Argumente gegen den Sozialismus", befannt geworden. Er bringt jetzt eine gute Uebersicht über sozialistische und demokratische Pol til, le cht verständlich, mit wissenschaftlicher Genauigkeit ge­arbeitet und bei aller Gründlichkeit doch nicht zu umfangreich. Die Darstellung schwebt auch nicht im luftbeeren Raum abftrafter Theorie, sondern fnüpft überall an die tatsächlichen Verhältnisse an und führt den Leser zur Kenntn's auch fremdländischer politischer Bustände. Mannigfache Grundfragen, die bei uns in dem Tages­tampf ſtart zurildgetreten sind, bringt das Buch uns wieder zum Bewußtsein, so die der direkten Gefehgebung durch das Bolt, der Bolkswahl der Beamten, des Verhältnisses zwischen Rapital und Bresse  usw. Dabei macht We ß nicht Propaganda für diese oder jene Lösung, sondern untersucht objektiv das Für und Wider, wo es für den Sozia­liften überhaupt ein Für und W der gibt. Fest steht als Richtschnur das fozialdemokratische Programm, und darum wird der Bolschewismus we Anarchismus nach eingehender Besprechung abgelehnt. Mit diesen Richtungen befaßt sich Weiß mehr, weil auch fie, besonders die foms munistische, proletarisch sind. Aus der Zwedbestimmung des Buches zum Gebrauch durch Sozialisten und für unsere Sache ergibt sich auch, daß dem Faschismus größere Aufmerksamkeit zugewendet und daß eine gemissenhafte Untersuchung auch dem Problem sozialdemo fratischer Parlaments und Regierungsfoalition mit bürgerlichen Perbeien gewidmet wird. Ueber all das gibt das Buch reichlich Auf­schluß, es stellt auch Verfassungen. Parteienstärken und Umfang der Arbeiterbewegung und-organisation in allen Kulturländern noben einander und wird dem wißbegierigen Sozialisten auf viele Fragen Auskunft geben. Durch viele Literaturangaben ermöglicht es das we tere felbständige Eindringen in die vom Verfasser behandelten Probleme. Rich. Bernstein  .

Dr. G. Landauer: Das geltende jüdische Minder. heitenrecht Schriften des Osteuropa- Instituts in Breslau  , Berlag B. G. Teubner, Berlin  - Leipzig  

Während des Krieges hat in der Propaganda der Weltmächte das Schlagwort von dem Selbstbestimmungsrecht der Völker" eine große Rolle gespielt, deren Höhepunkt feine Aufnahme in das Wilson Brogramm bilbete. Seitdem ist die Frage des Minderheitenschubes nicht mehr zur Ruhe gekommen. Bor dem Kriege lediglich eine An­gelegenheit der einzelnen Staaten, hat sie durch die Friedensverträge der Jahre 1919 und 1920 internationale Bedeutung erlangt.

Unter diesen Umständen beansprucht die gründliche Darstellung, welche Georg Landauer   von dem geltenden füdischen Minderheiten­recht" gibt, um so mehr Interesse, als die Juden ein Minderheiten­volt par excellence find. Ihre Lage wird insbesondere dadurch erschwert, daß hinter ihnen fein Mutterstaat steht, der ihre Interessen mit dem nötigen Nachdrud wahrzunehmen in der Lage ist.

Das Recht diefer Minderheiten, wie es auf Grund der Friedens­verträge und einiger zwischen den alliierten Mächten und den neu entstandenen Staaten ebgeschlossener Minderheitenverträge, ins= besondere in Polen  , Litauen  , Lettland   und in der Tschechoslowakei  , heute gut, hat zur selbstverständlichen Grundlage den Genuß der pollen staatsbürgerlichen Rechte. Darüber hinaus sind zur Erfüllung derjenigen Forderungen, welche die Wahrung der nationalen Eigen­art bezwecken, zahlreiche Bestimmungen, insbesondere über das Religions, Sprach und Schulwefen, getroffen worden. Besonders das letztere stellt, wie dies auch die deutsche Minderheit in der Tschecho­flowakei am eigenen Leibe spürt erfahrungsgemäß den mundesten Punkt dar. In Polen  , Litauen  , Lettland   ist das Schul- und Bils dungswesen den jüdischen Gemeinden, tei'weile mit ftaatlichen Bu­schüssen, unterstellt. Das elbständige Steuerrecht, welches die not­wendige Ergänzung der Selbstverwaltung bildet, ist bisher nur in Litauen   eingehend geregelt. Daß feinem Angehörigen der Minder­heit die Zulassung zu öffentlichen Aemtern und Stellungen ver wehrt werden darf, bedeutet nur einen Ausfluß der staatsbürger lichen Gleichberechtigung. Eine prozentuele Beteiligung an der Ber­wa tung und eben solche Vertretung in gefeggebenden Körperschaften ist nirgends festgelegt.

Was müßen aber den Minderheiten die schönsten Rechte, wenn sie nur auf dem Papier stehen? Sier liegt, wie auch Landauer be tont das ichwierigfte Problem des Minderheitenschußes. Daß ohne die Garantie des Bölkerbundes sowie des Ständigen Inter­nationalen Gerichtshofes, vor welchem die Minderheiten als Bölfer rechtsfubjette anzuerkennen wären, die Regelung des Minderheiten rechtes Stückwerf bleibt, ergibt sich mit voller Klarheit aus der gründ. lichen Darstellung Landauers, welche über den großen Fragen fompleg, nicht nur so weit er die jüdischen Minderheiten betrifft, einen guten lleberblick gewährt. 6. Stulz.

Sozialpolitik.

Marie Juchacz   und Johanna Heymann: Die Arbeiter mohlfahrt. Verlag J. H. M. Die Nachf., Berlin  , 230 S., Preis 3.50 M.

hörden und den freien Wohlfahrtsorganisationen entwickelte sich etne rege Zusammenarbeit. Die wachsende Not forderte straffere Durch organisierung. Im Dezember 1919 wurde der Hauptausschuh für Arbeiterwohlfahrt gegründet. 32 Bezirksausscliffe wurden ihm angegliedert. In furzer Zeit entstanden in allen Orten Zusammenschlüsse der Arbeiterwohlfahrt. Mit gutem Recht fonnte sich diese junge Organisation mit den ältesten und größten Wohl fahrtsorganisationen in Reih und Glied stellen.

Im zweiten Teil des Buches wird die Tätigkeit des Hauptaus­Schulfes für Arbeiterwohlfahrt geschildert. Sie ist zu umfassend, als daß es fich in einer furzen Besprechung auch nur andeuten ließ, was alles geleistet wurde, um die Gesetzgebung und Berwaltung in unferem Sinn zu beeinflussen, um Genoffen und Genoffinnen zu beruflicher Wohlfahrtsarbeit zu schulen und sie dann in Beamten stellen zu bringen, um auf den großen Konferenzen in Görlig, Berlin   und Köln   sowohl prinzipielle Klarheit zu schaffen über die Stellung zu einzelnen Gelegen, zu anderen Organisationen, zu prat­tischen Einzelfragen und zugleich die Arbeitsfreude aller Helfer neu zu beleben.

Der dritte und bei weitem umfangreichste Teil des Buches be­richtet über die Tätigkeit der einzelnen Bezirks- und Landesaus. Schüffe und über die besonderen Arbeitsgebiete. Kommunale Arbeit, Gesundheitsfürsorge, Jugendwohlfahrt, Mutterschuh, Säuglingsfür­forge, die verschiedenen Maßnahmen zum Schuße der Kinder, Evel, fungen, Ferienspiele, Wanderungen, Landaufentha't, Kleibung, Weih nachtsbescherungen und Jugendgerichtshilfe   feien hier nur furz ge­nannt.

Wer dem Wirken der Arbeiterwohlfahrt fern steht, wird über­rascht se n, aus dem Buche zu erfahren, daß sich hier ganz ftill, fcft unbemerkt, ein neuer großer Zweig der Arbeiterbeweguna entwidelt bat, der nach bescheidener Schätzung heute bereits 24 000 Helferinnen und helfer in feinen Bann gezogen bot.

B

Das Buch geht weit über den Rahmen eines Berichtes der Arbeiterwohlfahrt hinaus. Es gibt zum erstenmal eine 3ufam menfaffung fozialistischer Wohlfahrtsarbeit und erhält einen befonderen Wert durch die flare Hervorkehrung fozia listischer Gedankengänge. An die Stelle herabiaffender Wohltätig feit wird der Gebante tameradschaftlicher Hilfe oefekt. Die aeistice Verknüpfung der Arbeiterwohlfahrt mit unserer Partei besteht nicht nur in der gemeinschaftlichen Weltanschauung. Wohlfahrtspflege der Politt. Das Aufeinanderwirken volitischer Kräfte und richt zu­foll ihrem Wefen nach unpofitisch sein. 2ber sie steht nicht jenseits legt Stärke und Politik unserer Partei bestimmen das Tempo, in dem sich die Entwicklung zur fozialen Gerechtigkeit vollzieht. Die Fürsorgemaßnahmen für die Bedürftigen werden in den verfchie denen Parlamenten und Verwaltungen festgelegt. Eine Zusammen. arbeit zwischen den in der Wohlfahrtspflege tätigen Genoffen und Genoffinnen mit den Barlamentariern und den sozialistischen   Wohl­fahrtsbeamten ergibt sich daraus fuft von selbst.

Das Buch ist eine lebendige Schilderung von Jahren mühe. voller rheit, die jeden Lefer mit Achtung vor der Arbeiterwohl fahrt erfüllen muß, und die besonders in einer großen Zahl von Frauen ein Gefühl stolzer Freude erweden wird, wenn sie in dieser Zusammenfaffung fehen, wie ihr fleines, befcheidenes, oft unter großen Opfern vollbrachtes Wert sich eingliedert in ein großes sinnvolles Ganzes. Anna Geyer  .

Genossenschaftswesen.

Charles Gide   und 3. P. Warbasse. Die Konsumgenossen. fchaftsbewegung in Frankreich   und Amerika  , Verlag Dunder u. Humblot  , München  , 1924. 54 G.

Gide, der geistige Führer der französischen   Konsum. vereine, gibt eine furze, nicht tiefgehende Stizzierung der gegen wärtigen Lage, die durch mächtigen Aufschwung seit dem Kriege ( 3. 1920 4043 Vereine mit 2,7 millionen Mitgliedern gegen 3261 Bereine mit 826 000 Mitgliedern i. 3. 1914) und heftige Befämpfung ven reaktionärer mie von fommunistischer Seite gekennzeichnet ist. Wir erfahren von Genossenschaftsfreunden in allen Lagern, aber in irf ichkeit ist es so, daß jedesmal, wenn der Genossenschaftsverband eine Stüge in der Kammer oder bei der Regierung braucht, er sie nur auf der Linten suchen fann". Wir hören von beginnender genossenschaftlicher Unterweisung, ja der Bildung fleiner Konfum. vereine in Schulen und allerlei politische und religiöse Plauderet. Gide fennzeichnet die Genossenschaft als Weg zur friedlichen Ab. fchaffung von Ronfurrorg und Profit ohne die staatlichen Zwangs mittel des politischen Sozialismus, als Arbeitsstätten für fogiale Experimente( 3 a urès). Eine flare Aussicht auf die bevorstehende Entwicklung vermag er nicht zu geben.

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Warbaffe zeichnet in furzer, aber höchst inhaftreicher Dar. ftellung den Leidensweg des Genoffen chaftswesens in den Ber einigten Staaten. Es ist dort alt, aber bisher wenig erfolg. reich. Unftetigkeit und Profitfireben der zusammengewürfelten Be Differung lassen den Gerolienhaftsgeist fhme aufformen. Faifdre und selbst betrügerische Gebilde locken: von 1919 bis 1923 sind zwölf folcher Schwinte ts ternehmungen zusammengebrochen, über 18 Mil­lionen Dollar gingen in drei Jahren verloren!

Doch haben manche Einmanerer ihre beimischen Fin richtungen übertragen. An der Sp te stehen Glandinavier, vor allem bie innen, und im Bäckereiwesen Juden. Borwiegend ist die Beteiligung der Landwirte. In lebhaften, leider nicht zusammen­gefaßten Angaben erfahren wir von den verschiedenartigsten Unter nehmungen in den einzelnen Landesteilen. Eine nationale Groß einkaufsgesellschaft besteht nicht, wohl aber feit 1915 die Cooperative League als Mittelpunkt gencffenschaftlicher Aufklärung und Er ziehung, Bearbeitung der Gesetzgebung usw., die dem Internationalen Genossenschaftsbund angehört. Der Verfasser fieht grundlegende Wandlungen im Anzug: die Rettung vom Profitgeschäft fommt entweder durch Leiden, vielleicht blutige Revolution, oder durch Erziehung. Auf dem letzteren Weg würde die Genossen­fchaftsbewegung fühten fönnen.-

In dem ersten Teil des Buches, der die Borgeschichte der Arbeiterwohlfahrt behandelt, wird das hervorwadyfen dieser Organi sation aus der Tätigkeit unserer Genossen in den Gemeindeperias menten, in den Kinderschuhfommiffionen und bei den Ferienspielen geschildert. Der Krieg erweiterte den Kreis der Wohlfahrtsaufgaben und riß zugleich eine Schranke nieder, die bürgerliches Mißtrauen gegen die Wi.hilfe sozialistischer Frauen errichtet hatte. Nach der Revolution verringerte sich die Opferwilligfert vieler bürgerlichen Frauen in Deutschland  . Die Wohltät gfeit" hatte ihren früheren Glorienschein verloren. In die Bresche mukten Arbeiterfrauen sprin­pen. Immer größer wurde der Kreis der Geno finnen, die den Geist Den Internationalen Genossenschaftsbund, der fameradschaftlicher Hilfe in die Wohlfchrtsarbeit trugen. Die Bahl jeht 25 Millionen, ganz überwiegend Konsumgenoffenschafter zählt, der beruflichen Wohlfahrtspfleger nahm zu. Zwischen den Bezeichnet Professor Totomianz Prag, ein Führer der vor­

KON LINON

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HALPAUS

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Beilage des Vorwärts

bolichemistischen rufftichen Genossenschaftsbewegung, in feiner Ent­wicklung von der 1895 gegründeten loderen, settiererisch ange­hauchten Bereinigung, in der die Gewinnbeteiligungsidee eine Rolle fpielfe, zu dem heutigen, woh'organisierten Verband der Landes­organisationen. Seit im Jahre 1909 die deutschen   Kreditgenossen­fchaften und die Verbände der landwirtschaftlichen Genossenschaften ausgeschieden find, ist das tonsumgenossenschaftliche Element durchaus vorherrschend. Seit 1921 ist der ruffisch- bolfchemistische Verband an geschieffen. Der Berfasser gibt eine Stizze der verschiedenen Kongresse. Er fordert besseren Ausbau der Organisation und Schaffung einer internationalen Genossenschaftsbant und Groß einkaufsgesellschaft. Bekanntlich hat auch der ingwischen in Gent  abgehaltene neueste Rongreß diefe Aufgaben ihrer Lösung taunt nähergeführt.

Das Schlußwort Profeffor Bilbrandts gibt einen Abriß der geleisteten Arbeit. Es tommt zu dem Ergebnis, daß die Ge noffenschaft in ihrem Gegensatz zun Kapitalismus   Klassen. fampf ift: aufbauender, nicht zerstörender Klassenkampf, und in ihrem innersten Wesen fozialistisch. Darum nannte ich fie den Eckstein der Sozialpolitit." G. Rabenstein.

Dichtkunst.

Schillers Werte, vier Bände, Boltsbühnen- Berlog, Berlin  , Preis Die vor kurzem in wohlfeiler Ausgabe herausgegebene Neu­fritischen und historischen Studien und der Briefwechsel des Dichters ausgabe von Schiller   bring: in vier Bänden seine Dichtungen. Die find nicht berücksichtigt worden. Das mag bedauerlich erscheinen, aber find nicht berücksichtigt worden. Das mag bedauerlich erscheinen, aber es lag außerhalb des Vermögens einer billigen Volksausgabe. Als Herausgeber zeichnet Erwin Marquardt, der auch die Ein­leitung und den Kommentar besorgt hat. Die auf gutem Papier gedruckte Ausgabe erfüllt ihren Zwed. Wei e Verbreitung ist ihr 34 wünschen.

fiber Schiller selbst und sein Berhältnis zu unserer Zeit zu fagen. Notwendig ist es, aus Anlaß dieser Neuausgabe einige Morte In der öffentlichen Kritif wird in den wei aus meisten Fällen Schiller  als der Bertreter einer vergangenen Epoche bezeichnet, der unserer Beit wenig mehr zu sagen habe und deffen sentenzenreiches Pathos uner räglich fet. Seine Lebenseinstellung wird primitiv- bürgerlich, ja spießblirgerlich genannt, fein philosophisches Weltbild und sein idealer Gehalt an Gedanken mit einem Lächeln der Ueberlegenheit abge an.

Läßt man diefes negative Urteil als zu Recht bestehen, dann wird man fich fragen müssen, was Schillers Welt und mit ihm die Welt der Klaffiter verdrängt hat. Li erarisch und künstlerisch stehen wir mit dem Zusammenbruch der bürgerlichen Welt vor einem voll­tommenen Niedergang. Gerhart Hauptmann   ist die letzte große repräsentative Erscheinung in der deutschen   Dichtung. Auch in der religiösen Empfindungswelt, die fulturell in die Betrach'ung mit ein­bezogen werden muß, ist der Verfall offensichtlich. Impulse des Auf­ftiegs find lediglich auf technischem Gebiet zu verzeichnen. Hier wird Wertvolles, Epochemachendes und Dauerndes geleistet.

Das alles führt zu Stepsis und Bessimismus. Beschränken wir uns auf die Dichtkunst, fo zeigt sich, daß sie nicht mehr vermag, uns ein Weltbild zu vermi tein. Sie gibt ein Zerrbild dieser Welt, sie verneint alle Werte, die bisher als solche eingeschätzt wurden, ohne neue zu geben. Staatsautorität, Staatsbürger, Moral und Ethit werden lächerlich gemacht oder in die Goffe gezogen, der Geschichte wird die papierne Marrenfrone aufgefeßt. Dich ung und perfiflierende Sattre fcheinen gleichbedeutend miteinander geworden zu sein. Einige fuchen den Ausweg in die fosmische Region pathetischer Allweltbe­geisterung, die um so hohler wirkt als ihr der Gehalt ehrlicher Refit­giosität fehlt. In eine gewollte Mystik misch sich der abenteuerliche Sput banalsten Aberglaubens. Die Ideenwelt ist zerbrochen. Es fehlt die Kraft, sie wieder zufammenzuleimen oder eine neue zu fchaffen. Der schöpferische Geist fehlt trog aller Eitelkeit, trotz des gegenseitigen Weihrauchfah chwingens.

In dieser Atmosphäre steht die Kritt. Sie ist ganz vom Geist dieser müden Stepfis durchträntt, einer Stepsis, der es nicht en gretesten Bügen fehlt. Wer Goethes Tasso" ablehnt, weil das Milieu unserer Zeit nicht mehr entspricht, oder wer gar anempfiehlt, das Werk als Karrikatur zu geben, mit dem ist allerdings über libe rarische und Geisteswerte nicht mehr zu reden. Jedes Werk ist zeit­geboren. Das Wesen eines großen Werkes ist es, daß es feiner Problemftellung, feiner Diftion und seines ideellen Gehalts nach fiber feine Epoche hinaus Dauergeltung hat.

So ist es auch bei Schiller  . Seine Probleme sind die Probleme der Menschheit, die in steter Wiederfehr stets von neuem durchlebt und durchlitten werden. Schillers Größe ist es, diese Probleme zur flaren Anschauung gebracht zu haben. Er vermi telt einen feelischen und gedanklichen Reichtum, der das Fundament jeber Kultur ist, wie auch seine ethi'chen Tendenzen durchaus menschen­bildnerisch und fulturbindend wirfen. Und das ist auch der innere Sinn fetres Pathos. Berglichen an dem schwürftigen Bathos des Ethikers Georg Keifer und anderer Moderner ist sein Stil einfach. Freilich das moderne Thecter liebt es, die Szene in finematographi fcher Gebrängtheit zusammenzupreffen. Das Wort wird verdrängt durch die Geste. Handlung wird Selbstzwed des Dramas. Bei Schiller   dagegen und bei der klassischen Echule steht das vom Ge­danken getragene Wort im Mittelpunkt der Dichtkunft. Die Moderne liebt es, das Wort aphoristisch und als Torso zu gebrauchen, während die Beimarer Beriode die Rundung und die Bollendung fiebe. Der Ameritanismus droht auch hier die Kultur und ihre Tradition zu verdrängen.

So selbstverständlich es ist, daß sich jede Zelt ihren eigenen Stil fchafft, fo pharifäerhaft muß im Grunde der Berfuch wirken, das flaffische Drama auf den schnelleren Atem unserer Zeit zuzuschneiden. Das ist eine Unbulbsamkeit, die zu einer Verstimmelung der flassischen Dichtkunst und damit zu einer Bergewaltigung führt. die nur zu sehr von dem fulturellen Niedergang unserer Epoche zeugt. Schillers Größe beruht mit auf seiner philofophisch fundierten Ethir und auf seinem fen'enziös eingestellten Gebantenreichtum. Wer

Salpaus Okassa

Diese hervorragende, aus rein orientali­schen Tabaken hergestellte Cigarette, die vor 30 Jahren den Ruf der Halpaus­Cigarettenfabrik mitbegründen half, ist wieder da und kostet 228 das Stück.

mit Gold o.Mdsfk.