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Für unsere Mütter und Hausfrauen

der beim Aderlaß gemachten Beobachtung wie eine plögliche Er­leuchtung über ihn kam.

Die dunklere Farbe des in den Venen fließenden Blutes ist da­durch bedingt, daß es weniger Sauerstoff enthält als das durch die Arterien strömende Blut. In den Kapillaren, den allerfeinsten Blutgefäßen, die in der Blutbahn zwischen Arterien und Venen eingeschaltet sind, gibt das Blut an die Körpergewebe Sauerstoff ab, den es in der Lunge dann wieder ergänzt. Den Sauerstoff be= nötigen die Gewebe zur Verbrennung, durch die wie man seit Lavoisier  , dem großen französischen   Chemiker annahm die Körperwärme erzeugt wird. Ist das venöse Blut also heller gefärbt als gewöhnlich, so muß das Blut weniger Sauerstoff an die Körpergewebe abgegeben haben. In diesen findet eine schwächere Verbrennung statt, es wird weniger Wärme erzeugt, und zwar des­wegen, weil der Körper in dem heißen Klima der Tropen weniger Wärme verliert.

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So schloß Mayer. Doch blieb er nicht dabei stehen, einen Beweis für die Richtigkeit der Theorie Lavoisiers über die Entstehung der Körperwärme erbracht zu haben, eine Theorie, die damals keines­wegs allgemein anerkannt war. Sein schöpferischer Geist baute sofort auf dem gefestigten Grund weiter. Maher sagte sich, daß der Verbrennungsprozeß in den Körpergeweben nicht allein dazu dienen könne, die Körperwärme zu unterhalten, er erkannte in ihm auch die Quelle der Bewegungen des Organismus, der körper­lichen Arbeit. Mechanische Arbeit entsteht aus Wärme, wie um­gekehrt auch Wärme aus Arbeit entsteht, und zwar ist die Um­wandlung der beiden Kräfte ineinander ein geseßmäßig verlaufen­der Prozeß: einer bestimmten Wärmemenge entspricht immer ein und dasselbe Arbeitsquantum, Wärme und Arbeit sind nur ver­schiedene Formen einer Sache.

Diese Erkenntnis, die Maher wie eine Erleuchtung überkam, ist heute jedem physikalisch Gebildeten geläufig; damals bedurfte es, um zu ihr zu gelangen, eines kühnen Geistesschritts, eines Geistes­schritts, der von unermeßlicher Bedeutung für die Naturwissen­schaften wurde. Ebenso verwegen war es von Maher, die Lebens­erscheinungen als einen chemisch- physikalischen Prozeß zu deuten, die Ursache der Bewegungen des Organismus in einem Ver­brennungsvorgang zu suchen. Zwar hatte zwölf Jahre zuvor Wöhler durch die künstliche Herstellung des Harnstoffes erwiesen, daß es möglich sei, die Stoffe des Belebten aus Unbelebtem zu er­zeugen, daß also keine unüberschreitbare Kluft die Stoffe des Be­lebten und Unbelebten trenne. Um so zäher klammerte sich die da­mals herrschende Naturphilosophie daran, in den Kräften der Or­ganismen, in den Lebenserscheinungen äußerungen einer geheim­nisvollen Lebenskraft" zu sehen. Jene Kräfte den gleichen Ge­setzen wie die Erscheinungen des Unbelebten unterwerfen zu wollen, erschien ihr als Gotteslästerung.

Maher war sich der Tragweite seiner Erkenntnis wohl bewußt. Um so schärfer empfand er das Bedürfnis, das, was er doch erst mehr instinktiv erfaßt hatte, in unwiderlegbaren Gedankengängen auszuarbeiten. Vor allem galt es, das Verhältnis zwischen Wärme und Arbeit zu bestimmen; erst wenn es gelang, ein festes, immer gültiges Umwandlungsverhältnis zwischen den beiden Kräften feft­zustellen, stand seine Erkenntnis unanfechtbar da, konnte sie für die Forschung fruchtbar gemacht werden. Man versteht, daß die weitere Reise für den jungen Forscher, der mit so großen Gedanken schwanger ging, fein Interesse mehr hatte, daß er die Zeit nicht erwarten konnte, da er den Boden der Heimat wieder betreten würde, um sich in die Arbeit zu stürzen, die er als seine Lebens­aufgabe ansah.

Seine Gedanken auszuarbeiten und in die Form einer Mit­teilung zu bringen, sollte für ihn aber nicht so leicht werden. Denn während seiner Studienzeit hatte er keinen ordentlichen Physik­unterricht genossen. So machte ihm die Darlegung namentlich auf dem Gebiet der Mechanik außerordentliche Schwierigkeiten. Die Begriffe Kraft, Ursache, Arbeit, Bewegungsgröße, Moment usw. waren damals noch sehr wenig geklärt, und es ist kein Wunder, daß sich Mayer darin verhaspelte. Seine erste Arbeit, die er an die führende physikalische wissenschaftliche Zeitschrift sandte, war also in dieser Hinsicht noch mangelhaft. Der Leiter dieser Zeitschrift nahm wohl aus diesem Grunde die Arbeit nicht auf, gab sie aber auch nicht zurück, so daß Maher gezwungen war, die Arbeit neu zu machen. In zahlreichen Diskussionen mit Physikern und wissen­schaftlichen Freunden klärten sich seine Ansichten. Anfang des Jahres 1842 war er sich über alles völlig klar; er schrieb seine Ge­danken nunmehr von neuem auf und schickte sie an Justus Liebig  , den großen Chemiker, der sie sofort in seine Annalen der Chemie und Pharmazie" aufnahm und Maher in der freundschaftlichsten Weise zur Weiterarbeit ermunterte.

Nr. 6

In diesem Aufsaß mit dem Titel Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur" sprach Maher als erster mit voller Klarheit den Satz aus, daß Wärme und mechanische Arbeit gleichwertig sind. Aus einem bestimmten Arbeitsquantum gewinnt man immer ein und dieselbe Wärmemenge. Durch die mechanische Fallarbeit eines Gewichtes aus bestimmter Höhe wird immer dieselbe Menge Wärme erzeugt, ob man das Gewicht fallen und auf den Boden aufschlagen oder ob man es dabei selbst sich reiben oder auf eine Welle wirken und diese sich reiben läßt. Und umgekehrt entspricht dieser Wärmemenge wieder eine Arbeitsmenge, die gleich der zur Erzeugung der Wärme aufgewendeten ist. Des weiteren berechnete Mayer das Zahlenverhältnis zwischen den beiden Kräften, das ,, mechanische Äquivalent der Wärme". Als Folgerung aus der Maherschen Entdeckung hat sich ergeben, daß die physikalischen Kräfte insgesamt ineinander verwandelbar sind, daß die mechanische Arbeit, die Wärme, die Elektrizität verschiedene Grscheinungs­formen einer Naturkraft sind, die wir heute allgemein als die Energie" zu bezeichnen pflegen, und daß die Verwandlungen der verschiedenen Erscheinungsformen in bestimmten Verhältnissen vor sich gehen, die nicht etwa willkürlich sind, sondern immer dieselben bleiben.

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Was bedeutet diese Tatsache aber noch weiter? Nun, wenn zwischen den Naturkräften immer dieselben Umwandlungsverhält­nisse herrschen, so kann bei ihrer Umwandlung ineinander nichts verloren gehen oder nichts gewonnen werden. Was an solchen Kräften in der Welt vorhanden ist, kann nicht verloren gehen, ebensowenig wie man etwas gewinnen kann, ohne dafür anderes auszugeben. Es ist sehr wichtig, zu beachten, daß dabei die ganze Welt zu betrachten ist. Für einen bestimmten Körper kann wohl etwas verloren gehen, nie aber für die ganze Welt. Ein Körper fann kälter werden als er war, ohne daß er dafür andere Energie gewinnt, das heißt er kann Energie verlieren ebenso wie er solche wieder gewinnen kann, zum Beispiel durch Erwärmung. Die von ihm genommene Energie aber geht nicht spurlos verloren, sondern findet sich irgendwo in der Welt wieder. Andererseits kann aber auch der Gewinn irgend eines Körpers an Wärme nicht aus dem Nichts geschehen, sondern die Wärme kommt irgendwo aus dem Weltall   her, von einem anderen irdischen Körper oder von einem anderen Himmelskörper, wie der Sonne. In diesem weiteren Sinne heißt also Mahers Gesetz das Gesetz von der Erhaltung der Energie  ", weil es aussagt, daß von der in der Welt vorhandenen Energie nichts verloren gehen kann, daß die Gesamtsumme aller in der Welt vorhandenen Energie immer gleich groß bleibt. Man kann Arbeit nicht spurlos verschwinden lassen, ebensowenig wie man welche aus dem Nichts zu erzeugen vermag.

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Lavoisier   hatte nachgewiesen, daß bei stofflichen Umsetzungen nichts verloren gehen könne, daß die Materie, der Stoff unzerstör­bar sei. Nun hatte Maher für die Energie, die Kraft dieselbe Lei­stung vollbracht. Was kühne Geister vorausgeahnt hatten, war nun zur flaren Form wissenschaftlicher Anschauung erhoben, die zum fruchtbaren Forschungsprinzip wurde. Kraft und Stoff sind unzer­störbar, oder wie der römische Dichter Lukvez vor bald zwei­tausend Jahren gesungen: Keine Gewalt ist fähig, die Summe der Dinge zu ändern." ( Schluß folgt.)

Für die Hausfrau.

Eine neue Kartoffelschälmaschine. Der Gedanke ist nicht neu, die Arbeit des Schälens von Kartoffeln und anderen Wurzel gewächsen durch eine Maschine bewerkstelligen zu lassen. Es gibt schon lange Maschinen, in denen die Kartoffeln aufgespießt und dann mittels eines sich bewegenden Messers mechanisch von der Schale befreit werden. Eine sehr große praktische Bedeutung haben solche Schälmaschinen wohl nur dann, wenn eine künstliche Kraft­quelle zur Verfügung steht. Auf einer Kochkunstausstellung in Berlin   habe ich jedoch eine Schälmaschine gesehen, die auf einem ganz anderen Grundsaß aufgebaut ist und deren kleinstes Modell etwa ein Kilogramm Kartoffeln auf einmal zu schälen ermöglicht. Man könnte fast an das Ei des Kolumbus denken, so einfach scheint die Maschine. Ein Schleifstein bewegt sich unter Wasser um eine senkrechte Achse; die Kartoffeln werden auf ihn geschichtet, dann wird alles mit einem Deckel geschlossen und binnen einer Minute sind die Schalen im großen und ganzen entfernt. Es muß nur noch wenig nachgeputzt werden, was in den Vertiefungen bleibt. Die Maschine verkürzt nicht nur die Arbeit des Schälens, sondern was noch viel wichtiger ist, das neue Schälverfahren erspart eine große Menge des Nährstoffes. Der Erfinder, der natürlich seine Ware lobte, sprach von 25 Prozent, die bei dem üblichen Abschälen mit der Hand verloren gehen sollen. Die Maschine führt den Namen