Aus der Runde kam die Frage: Wie steht es mit den Bir bejahen fie nicht wegen ihres jejigen fapitalistischen Charakters, Schuftern?"
Zur Antwort wurde gegeben:
Sind das nicht die besten Sohlen,
foll mich gleich der Teufel holen! Sle alehen das Leder in die Läng' und machen die Schuhe gar zu eng fie rühmen guter Arbeit sich: bei jedem Tritte plagt ein Stich. Der Festgesellschaft wurden noch mancherlel Gewerbe fund getan. Sie banfte mit fröhlichen Zurufen.
Es wäre freilich ein arger Schluß, fäme fiber ben Blah ein Schwarzes Ungetüm von einer Maschine und schnarrte unsere Hans Saulewinde an: Was mache wohl ich?" Die Schmiede, Schuster, Schneider zum Schatten meiner felbft." Diefe Worte richtete Leber Strumpf an den Alten.
Sie werden wohl zur Maschine gehen müssen. Sie follten aber nicht hinſtarren auf das Ungetüm wie der Frosch auf die Schlange. Der qual! erschrecklich und läuft ihr doch in den Rachen. Sie follen darüber hergehen und troẞig fagen: Du mußt uns unter tan sein. Und damit sie die törichte Wut ablegen, bie halt auch nur -wie alles Böfe in der Furcht ihre Mutter hat, müffen fie ben Ursprung suchen. Bird anderer offenbar als durch die Hand?" So
entgegnete diejer.
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Gutknecht nidte vergnügt, schaute bem alten Lederstrumpf stolz ins Angesicht:„ Siehst du, zur Quelle müssen fle; die belden Jungen ous eurer schwarzen Straße werden wohl zu dieser Ursprünglichkeit tommen in der Roten Hütte. Ich bin darob guten Mutes. Es foll tein Falsch an sie herankommen. Und was bort in ihre Herzen fließt, fell fie auch im Innersten beherrschen."
So sprachen ble drei würdigen und guten Männer. Lobten sich selbst und freuten sich der Kleinen bunten Welt, die sie hurtig aus Wünschen und gutem Willen geschaffen hatten. Auf der Wiese war aber eine große Bewegung entstanden. Ein Lied, feltsam welch und übermütig wie der Frühling, hüpfte über die Wiese, die Kinder, die Frauen tanzten. Die Männer wiegten sich im Taft der Freibe.
Die beiden fremden Jungen haben es gefungen," rief eine alte Frau. Und gleich haben alle Kinder gesungen und getanzt."
Guifnecht Jah Gottfried und Chriftoff im Kreise. Ihre Wangen glühten, in ihren Augen gingen Sterne auf und nieber. Er fab bie Schwester, die über die Kinder hinweglauschte in die Ferne.
,, So tief und hell hat noch nichts aus ihnen geflungen," fagte fie zu ihrem alten Bruder. Wer wird es ihnen in das Herz gelegt haben? An ihm liegt es wohl...
"
leber die Wiese, zu den weißen wollen empor in den triftail hellen Tag jubelte es:
Auf dem Wiefenfaum
um den duftenden Baum
laßt uns hüpfen und tanzen und springen.
Als alle zum Fefthaus zurückzogen, flatterte bas Leben über ihnen wie ein Schwarm junger Tauben. Gottfried und Christoff bachten an ein Wägelchen und an Hanne.
Gutknechts Schwefter fühlte es, daß mit den Jungen ein Mensch ging, der nicht zu fehen war, jedoch größere Macht über sie hatte als ble Liebe und die Lebensflugheit der guten Alten in der Roten Hütte.
Diefen Abschnitt entnehmen wir dem demnächst im Arbeiter Jugend- Berlag erscheinenden Buch: Die Sternenträger". Lebens wanderung einer Jugend, Bon E. R. Miller, Magdeburg .
Jungfozialistische Reichskonferenz.
Während der Ostertage fand in Jena die dritte Reisstonferenz ber Junglozialisten statt. Die Tagung war Don 122 Delegierten aus 75 von den insgesamt bestehenden 179 Ortsgruppen beschicht. Außerdem wohnten zahlreiche Gäste ben Beratungen bet. Der erste Tag der Konferenz war ausgefüllt burth eine große theoretische Auseinandersetzung über bas Thema: „ Nation, Staat und Sozialdemokratie." Gs refe rierten die Genoffen Dr. Hermann Heller Leipzig und Profeffor Dr. Mag Abler Wien .
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Genoffe Heller wies einleitend Sasauf hin, daß unter den fogia fiftischen Theoretifern fehr weitgehende Differenzen in ber uf faffung vom Wesen des Staates und feiner Bedeutung für den Klaffenkampf des Proletariats befiehen. Man braucht nur ble Giants. auffaffing affalles ber Staatsauffaffung Engels gegenüber zustellen, um bie Größe der Differenzen zu ertenuen. In der Bragis haben alle sozialdemokratischen Bartelen einschließlich ber Kommnuniften den Staat bejaht. On der foglalistischen Theorie hat sich jedoch diefe pofitise Binalsauffafjung noch nicht durchgesetzt. Wer den Staat verneint, verneint auch bie Birthaft, die Kultur, fomint zum Krieg aller gegen alle. Die republitanische Staatsforin fann ein Instrument tapitalistischer Machtpalitit fein; ficher ist aber auch, daß die deutsche Republit einen entscheidenden Schritt zur De motrailflerung der Wirtschaft barstellt.
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fondern wegen ihrer fojialistichen Möglich feiten. Mus bem Chaos gibt es teinen Aufbau, ohne Staat gibt es feine Klaffenpolitif. Die Nation ist eine Latfadhe. Die Sozialdemokratie fordert nicht Aufhebung der Ration, fondern Einbeziehung der Arbeiterschaft in das geistige und fulturelle Leben der Nation. Der Klaffentampf ber Arbelierklaffe, der eine Notwendigkeit ist, richtet sich nicht gegen Staat und Nation, sondern er geht um Staat und Nation. Darum ist es ein wichtiges Ziel der deutschen sozialdemokratischen Politit, die demokratische Republik, den deutschen Nationalstaat zu erhalten. Der Partamentarismus zwingt die Sozialbemokratie, ihr politisches Programm fo zu gestalten, daß sie selbst in der schärfsten Opposition in der Lage ist, morgen auf dem Boden diefes Staates pofitive Arbeit zu leisten. Es ist eine Aufgabe der Jungfozialisten, an der Ausarbeitung von Borschlägen mitzumirten, die es ermöglichen, diese praktische, positive, fozialdemokra tische Bolltit zu treiben.
Genoffe May Adler meint, Hellers Staatsauffaffung sei nicht marristisch, fie fel vielmehr eine Verelendung der marristischen Theorie. Staat und Nation find historische Begriffe. Wenn der Margist vom Staat spricht, meint er den Klaffenftaat. Die höhere Form ist die Gesellschaft, der Staat ist die Lebensform der unsoli barifchen Gesellschaft, in der eine Minderheit herrscht. Die Gesellfdjaft ist die Form der folidarischen Gemeinschaft, in der jeder sich einordnet in das große Ganze. Auch die Nation ist ein hiftorischer Begriff, fie besteht nur für die bürgerliche Gesellschaft. Die einzig
mögliche außenpolitische Orientierung des deutschen Proletariats ist die am franzöfifchen und die Orientierung bes franzöfifchen am deutschen. Wenn das französische, englische und deutsche Proletariat in einer Front marschiert, dann ist der Verfalller Friedensvertrag revidiert. Die Internationale ist fein Bund der Bölfer, fondern des Proletariats im Geist des fon munistischen Manifeftes: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Jebe andere Politit iſt dle Politit der herrschenden Klaffe. Es führt tein Weg vom unsolidarischen Klaffenstaat zur folidarischen Gefell. fchaft. Es gibt nur einen Bruch. Wenn daher in der Sozialdemo tratie zu der Mitarbeit im Staat Die innere Staatsbereitschaft tommt, dann kommt damit der Abbau des Sozialismus.
Die mehrstündige Debatte geftaltete fich zu einer scharfen Huseinandersetzung zwischen dem fogenannten ofgeismarRreis, der die positive Staatsauffaffung vertritt, urd bem hannoveraner- Kreis, dessen Mitglieder für sich in Anspruch nehmen, als wahre Margiften mit der Staatsver neinung im Recht zu sein. Neue theoretische Gesichtspunkte ergab die Debatte nicht.
Bemerkenswert ist, daß einer der Distuffionsredner der Linken die Dittatur des Proletariats forderte, während ein anderer den Hofgeismarern vorwarf, fie wollten die opportunistische Staatspolitit der Partei zur leitenden Idee erheben. Die Bertreter des Hofgeismar - Kreises betonten dagegen, daß der Borwurf ber Abkehr vom Marrismus und vom Klaffenlampf fie nicht treffe, ba fie der Meinung find, daß die Bejahung des demokratischen Staates bie Borauslegung für eine erfolgreiche Führung des Klassentampfes ift. Sie wiefen vor allem auch darauf hin, daß Genoffe Adler zwar über den Staat gesprochen hätte, dagegen mit feinem Worte dar gelegt habe, wie er sich praktisch den llebergang vom Klaffen. ftaat zur folidarischen Gesellschaft vorstelle.
Zu Beginn des zweiten Beratungstages brachten die Dele gierten des Hannoveraner- Strelles eine längere Entschließung ein, in der gesagt wird:
Die Junglozialisten als politische Jugend lehnen die natio. nale Romantit in jeder Form ab. Bon der dauernden Betonung der republikanischen Staatsnotwendigkeiten mit den daraus entfpringenden Ronzeffionen an das bürgerliche Denken befürchtet bie Reichskonferenz eine Berwässerung des revolutionären KlaffenBampfes. Die heutige Demotratie ftligt sich lediglich auf die Gleiche wertigkeit des Stimmzettels, läßt jedoch die ökonomische Ungleich helt bestehen. Sie verschleiert also nur die Klaffengegenfäße. Die Reichstonferenz ist sich darüber flar, daß das fozialistijdje Bole. tariat im bürgerlichen Klassenftant feine staatspolitische Berantwortung übernehmen darf, wenn das den Interessen des internationalen Klaffenkampfes widerspricht."
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Vor der Abstimmung gab Haubach Hamburg eine Erklärung bes Hofgeismar - Streifes ab, in ber es heißt, daß diefer übereinstimme mit der Ablehnung der nationalen Romantit. Dagegen müffe ex fich mit aller Schärfe gegen die in der Refolution vertretene Auffaffung von der Bedeutung der Demokratie wenden, bie nach seiner Meinung ein Mittel zur Berwirklichung der sozia. listischen Gesellschaftsordnung, zur Aufzeigung und zur Austragung der Klaffengegenfäge ift. Das sei tonfequent, während die Linte, die die Demokratie ablehnt, und Diftatur nicht forbert, sides anderes verförpere, als einen infonfequenten Kommunismus. Die Resolution wurde mit 71 gegen 39 Stimmen angenommen. Bei der bann folgenden Beratung über die vorliegenden Anträge trat die Infonfequenz der Mehrheit der Konferenz zutage, die im mefentilchen unter der Führung von Mitgliedern des Neison- Bundes stand. So wurden Anträge finfsorientierter Ortsgruppen, die ben Austritt der Jungfozialisten aus der Arbeitsgemeinschaft republikanifcher Sugendorganisationen und aus dem Ausschuß der deutschen Jugendverbände forderten, von den Antragstellern zurückgezogen. Dann wurde ein Antrag angenommen, ber gegen die Herauf. jegung des Wahlalters der Jugend auf 25 Jahre protestiert, da die fozialistische Jugend sich dem deutschen Bolte Milich verpflichtet fühle,