Zuaend-Vorwarls Nr. 3 Beilage zum Vorwärts Maigeöicht! U, Mai 1925 Ertx. mütterlich« M (Emlgjung«, schenk uns wt«v«c dein« Sonn«, dein« Stern«. dein« Blumen, dein« eieder! Sieh, wir haben un» gesangen zwischen Mauern, zwischen Steinen. sehen kaum noch dein« Sonne. deine tausend Stern« scheinen. Statt un» an dein Her, zu legen. flehen wir. der Zeit zn dienen In den Hallen, in den SSlen an den sausenden Maschinen. Bauen, schassen, werken, mühe». denken, trachten und erfinden, jagen, hasten, streben, suchen ohne Ziel und Mah zu sindeni Keine Grenze, kein Genügen. sriedlo» wird da» Herz getrieben. zwischen himmeln, zwischen Höllen. zwischen hassen, zwischen Lieben. Bruder kennt nicht mehr den Bruder. Freude, dt« muh betteln gehen; und die Menschenlieb« lassen wir am Markte einsam stehen. Erde. liUtterliche dttt Ewigjunge, dein« Lieder, dein« Sonnen, deine Sterne. deinen Frieden gib un» wieder! «lsred Ihieme. Die Jugend und hinöenburg. ~ In der sogenanntennationalen" Jugendbewegung hat »«an dem Gedanken desFührertums" stets mit besonderer Begeisterung gehuldigt. Alle Hoffnungen auf den Wiederaus- stieg Deutsästands, wie ihn sich diesenationale" Jugend vor» stellt, waren gegründet auf einenstarken Mann", auf den großen deutschen   Führer". Er sollte mit eiserner Hand die Flügel der Regierung ergreifen, sich des Volkes Gefolgschaft erringen und dann Deutschland   zu neuem Glück verhelfen. Es ist zweifelsfrei, daß ein sehr großer Teil dieser Jugend diesem Gedanken durchaus ehrlich und ernst anhängt. Ihm ist die Demokratie einfach Unsinn, und Führertuni ln der Demo- kratie etwas Unmögliches. Er wünscht die Beseitigung der Demokratie und Wiederaufbau der Monarchie, in der sich noch seiner Meinung der Gedanke derFührerschaft" am edelsten verkörpere. Die jetzt vollzogene Reichspräsidentenwahl gibt den An- laß dazu, einmal nachzuprüfen, ob mit dieser starken Sehn- sucht nach demeinen großen Führer, der uns alle errettet", auch der sichere Blick gepaart ist, um die Qualitäten des Mannes, der da der Große sein soll, zu erkennen. Diese Frage konnte erst gestellt und beantwortet werden, nachdem die Rufer nach demFührer" einen Mann als den Führer be- zeichnet und erkoren hatten, ihm huldigten und dem ganzen Volke präsentierten. H i n d« n b u r g soll dieser Mann sein. Allerdings hat man vor Hindenburg   bereits Hitler  , Kahr, Ludendorff besonders in dernationalen" Jugend zugejubelt, ihnen Lobeshymnen gesungen. Wie nahe schien ihr damals die Stunde, da diese Männer, umbrandet« vom Meer echt deutschnationaler Begeisterung, das Reichs- steuer ergreifen, dienational, Wiedergeburt und die endlich« Befreiung aus den Sklavenketten der Entente" uns bescheren würden. Wo sind diese Männer heule? Was sind sie heute? Hitler und Ludendorff, die die Republik   bezwingen, die Nation befreien wollten und sollten, sie sind über den Stroh- Halm Münchener   Polizei gestolpert und waren erledigt. Welch kläglicher Abschluß einerFührerlaufbahn" war die Präsident- schaftskandidatur Ludendorff  . Reden wir nicht mehr darüber Aber wie stehen diejenigen da, die so etwas alsFührer" erkorest hatten? Dieselben Leute haben jetzt Hindenburg   mit auf den Schild gehoben und bejubeln in ihm den Führer und Retter. Sind ste diesmal auf dem richtigen Wege? Rein und dreimal Nein! Ist Hindenburg   dergroße Führer", warum dann erst Jarres, den Führer von kleinerem Format, wo man doch den größeren, fähigeren, bedeutenderen genau kannte? Hindenburg   ist zur Uebernahme der Kandidatur erst gepreßt worden. Nach manchen anderen, die kein Glück hatten, ist es endlich Tirpitz gelungen, ihn zum Kandidaten zu machen. Ist das ein Führer, der zum Handel« getrieben werden muß, der nicht führen wi l l? Er ist es schon des- wegen nicht; aber er ist es um so weniger, weil er auch nicht führen kann. Das stellt niemand anders besser fest als die- jenigen selbst, die diesen Mann erkoren haben, indem sie, kaum daß er gewählt ist, darüber streiten, wer diesen Führer, diesen Retter beraten und führen soll. Ist jemals der Gedanke desFührertums" mehr verhöhnt worden als hier? Hier wird geradezu Schindluder damit ge­trieben, und abwenden muß sich derjenige, der wirklich fähigen, charaktervollen Menschen die Führung anvertrauen will. Die sozialistische Jugend wendet sich ab von diesem srevelhostem Spiel. Bor ihrem Geist steht die Gestalt Friedrich Eberls, der aus der Kraft seiner Persön« lichkeit mit dem Schicksal rang und vom Sattlergesellen zum rrsten Präsidenten der Republik ausstieg, der aus Trümmern Neues formte und diesem Neuen auch durch seine ureigene Persönlichkeit Geltung lind Achtung erschuf. Ja. an ihn denken wir gerade in diesen Tagen und unser Herz schlägt einen stolzen Takt. Konraö Haenifth unü öie �rbeiterjugenö. Vielleicht der schönste Zug an KonradHaenisch, der Ende April uiierwartet aus dem Leben schied, war sein« starke Liebe zur Jugend, sein teilnehmendes Mitleben mit der Jugend. Das kommt überall in seinen Schriften zum Ausdruck und ist auch, durch eigene» Erleben gestützt, mächtigster Antrieb seines kulturpolitischen Wirtens gewesen. Deshalb hat sich auch gerade die Jugend, die den Geist der neuen Zeit begriffe» hat, so eng mit ihm verbunden gefühlt. Anfang September 1l»22 sprach Konrad Haenisch   in einer ösfent- lichen Versammlung im Stralsunder Gewerkschaftshause...Zwei Jahre preußischer Kuiturpolitik" lautete das Theina des Vortrages, der eine Schilderung von Haenisch's Ministeriätigteir gebe» sollte. Aber i>ae»isch war viel zu lemperainenwoll und viel zu stark von heißer Inbrunst für sei» Ideal der Ausbreiiung und Verliefung so- zialistischen Geistes fortgerissen, als daß«r ein bloßes sachliches Sie- ferat hätte halten können. Er ließ das Rednerpult forträume», stellte sich mitten auf die Bühne und sprach in feuriger Begeisterung r»