Beltsgemeinschaften junger Sozialdemokraten"| tät große Anforderungen stellende Aufgabe wäre auch die, mit den
bilden. Um nicht mißverstanden zu werden, sei gesagt, daß hier nicht etwa einer Auferstehung der Jungsozialisten das Wort geredet wird. Es muß der Jugend auch klar werden, daß es nicht ihre Aufgabe sein kann, sich mit einer bestimmten Richtung in der Partei zu identifizieren, sondern daß sie sich erst einmal die geistigen Boraus fegungen für eine Stellungnahme schaffen muß.
Die Arbeitsgemeinschaften", die wir für ausbaufähig halten, sollen nicht Beschlüsse fassen oder Resolutionen fabrizieren. Sie sollen der Schulung und der Vermittelung politischen Wissens dienen. Daneben fann man ihnen die Lösung zeitgemäßer Aufgaben übertragen, etwa die Ausarbeitung neuer moderner Formen der Agi tation und der Propaganda. Eine sehr wichtige und an ihr Aktivi
Arbeitslofen die Verbindung aufrechtzuerhalten, damit nicht schließ= lich zwischen den noch in Arbeit befindlichen und den dauernd arbeitslosen Proletariern eine Kluft sich auftut. Die jungen Parteigenossen, die diesen Arbeitsgemeinschaften angehören, hätten selbstverständlich an den Arbeiten und Veranstaltungen ihrer Abteilung teilzunehmen. Sie würden nur eben noch ein besonderes Betäti gungsfeld im eigenen Kreise eingeräumt erhalten, das nach erfolgtem Ausbau etwa der Organisation ähneln würde, wie sie die Frauen bereits innerhalb der Partei befizen. Es würde dann auch nach außen, und gewiß nicht zum Schaden der Partei, mehr wie bisher hervortreten, daß auch bei uns die junge Generation den ihr gebührenden Plag einnimmt. Paul Bernstein.
Immer wieder Arbeitsdienstpflicht.
Bersonal rund 335 Millionen Mark im Jahr. Alles in allem foftet die Arbeitsdienstpflicht jährlich rund 2 Milliarden. Dieser Etat ist, wie zugegeben wird, vorsichtig aufgestellt, es fann auch noch mehr werden.
Die Reichsarbeitsgemeinschaft für deutsche Arbeitsdienstpflicht"| eine Ausgabe von 60 Millionen. An Bargehältern verschlingt das hat fürzlich ihre Grundsäße und Richtlinien für die Allgemeine Arbeitsdienstpflicht" herausgebracht. Man muß diese Richtlinien näher ansehen, sie prüfen und abwägen, um für alle Zeiten von dieser Schwarmgeisterei furiert zu werden. Was hier vorgeschlagen wird, mutet so rückschrittlich an, daß man sich schon in die Vorkriegs. zeit zurückverfehen muß, um den Vorschlägen und Begründungen folgen zu können. Die Militärs scheinen in der ReichsarbeitsgemeinSchaft das Kommando zu führen.
3wed der Arbeitsdienstpflicht ist neben der Beseitigung der anormalen Arbeitslosigkeit" die geistige und körperliche Erziehung und Ertüchtigung sämtlicher Staatsbürger". Dafür, daß der Staat dem Bürger Schuß gewährt, müsse dieser ,, an irgendeiner Stelle Arbeit leisten", sei es bei der Urbarmachung von Moor und Heide" oder bei der ,, Gestellung von Saisonarbeitern für die Landwirtschaft". Die Bemessung der Arbeitszeit richtet sich nach dem Zeitpunkt, zu dem die Arbeit fertig sein muß, der Stärke der Kolonne und der
Die Arbeiterjugend bedankt sich für die Arbeitsdienstpflicht. Das ist teine Rettung. Damit wird man teine tausend Arbeitslofe von der Straße bringen. Unsere Forderung ist Arbeitsbeschaffung in der gesamten Wirtschaft, Verkürzung der Arbeitszeit, Ausbau des Schußes für die arbeitslose und auch für die arbeitende Jugend. Den neuerdings start propagierten Plänen eines freiwilligen Arbeitsdienstes steht die arbeitende Jugend recht fühl gegenüber. Eine endgültige Stellungnahme wird erst möglich sein, wenn konkrete Borschläge über Finanzierung, Organisation und Arbeitsaufgaben betannt geworden sind.
erforderlichen Zeit für Erziehung und Ertüchtigung". Sie unterliegt Arbeitslose und franke Jugend.
danach keiner Beschränkung, sondern fann willkürlich von dem Arbeitgeber oder Kolonnenführer festgesetzt werden. Wohin das führt, fann man sich denken, wenn man die Ansichten der deutschen Unternehmer und Gutsbefizer über die Arbeitszeit kennt.
Die Arbeitsgemeinschaft will nicht haben, daß die Arbeitsdienst pflicht als militärische Spielerei" angesehen wird, aber trogdem ,, fann sich die Organisation an die des früheren Heeres anlehnen". Also doch Ersazmilitarismus! Die Notwendigkeit der Arbeitsdienstpflicht ,, liegt erstens auf wirtschaftlichem Gebiet, zweitens in einer Erfagerziehung, solange die allgemeine Wehrpflicht etwas Unerreichbares ift". Deutlicher kann man es nicht sagen, daß man eine militärisch aufgezogene Organisation haben will.
Die Bekleidung besteht aus einem Arbeitsanzug und einem Ausgehanzug". Von welcher Qualität sie sind und von welcher Farbe, ob einheitlich, also Uniformkleidung, erfährt man nicht. Untergebracht werden die Arbeitsdienstpflichtigen in Kasernen und zu er richtenden Baradenlagern". Auch soll es fahrbare Baraden" geben, die bei den Wald-, Chaussee- und Kanalarbeiten Verwendung finden sollen. Die auf den Gütern arbeitenden Arbeitsdienstpflichtigen werden in Werkwohnungen oder„ desinfizierten Polenkasernen" untergebracht. Das Bett ist einfach und militärisch". Die Ber pflegung, die aus gemeinschaftlicher Küche erfolgt, hat sich der ,, beim Heere üblichen anzupassen." Festen Lohn, etwa Tariflohn, gibt es nicht, denn die ,, Dienstpflicht wird nicht nach ihren Leistungen bezahlt", sondern es handelt sich um Pflichtarbeit, bei der der Arbeitsdienstpflichtige zu unbedingtem Gehorsam angehalten wird". Sie werden beköstigt, untergebracht, bekleidet und erhalten einen fleinen Sold, über dessen Höhe man sich einigen muß." Etwa mit dem Unternehmer sich darüber einigen müssen? Dienstprämien werden gezahlt an besonders tüchtige Arbeitsdienstpflichtige, oder, sagen mir, an solche, die eine gute Nummer haben oder gut kaybuckeln fönnen.
Drei Viertel der gesamten Jugend Deutschlands im Alter von 14 bis 21 Jahren ist heute erwerbstätig, und bei den männlichen Jugendlichen sind es sogar 85 Prozent. Diese Zahlen beweisen, welche große Bedeutung der erwerbstätigen Jugend für unser gefamtes Wirtschaftsleben und damit für Volk und Staat zukommt. Selten aber hören wir darüber, wie diese Jugend lebt. Nur wenn uns Statistiken über die Kriminalität der Jugendlichen vor Augen geführt werden, wenn wir in den Zeitungen von jugendlichen Selbstmördern lesen, dann, ja dann befinnen wir uns manchmal ein wenig und fragen nach dem Leben und Treiben des Millionenheeres arbeitender Jugend.
,, Arbeitslos! " das ist in der Gegenwart der Schreckensruf des erwerbstätigen Bolkes in allen Ländern. Man schätzt die Zahl der jugendlichen Erwerbslofen auf etwa 700 000. Von Woche zu Woche hören wir mehrere Male von der Stillegung dieses und jenes Betriebes wegen Mangel an Aufträgen, Rentabilität oder megen Rationalisierung des Gesamtbetriebes. Trostlos ist der Anblick der in den Arbeitsnachweisen und um dieselben herum fich sammelnden Massen erwerbsloser Jugendlicher. Niederdrückend ist auch das Bild vor den Geschäftsstellen der Zeitungen, wenn die Blätter mit den Stellenanzeigen erscheinen und in wenigen Minuten eine wilde Jagd nach den Arbeitsstellen anfängt. Einer fann immer nur die angebotene Stelle erhalten. Ein Dußend oder fünfzig oder hundert Menschen sind vergeblich gelaufen und gefahren. muß der junge Mensch dann dieses Besezt!" und" Bu- Spät!" jede Woche einige Male hören, dann beginnt bei ihm leicht eine Inter efselosigkeit, eine seelische Ermüdung. Er gibt das Rennen noch nicht auf, aber es drängt ihn dann nicht mehr so, und es beginnt jetzt häufig die Zeit des Bummelns, die oft zu einer leichteren oder schwereren Verwahrlosung führt.
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Leidet die erwerbslose Jugend unter einer ganz besonders starten Not, so steht es im allgemeinen mit der gesamten proleBei der Arbeitsdienstpflichtarmee sollen insgesamt 200 000 Betarischen Jugend nicht viel besser. Nach den Berichten aus 23 Reamte Anstellung finden, und zwar Provinzleiter, Oberleiter, Ein- gierungsbezirken Breußens, die eine Bevölkerungszahl von rund heitsführer, Oberwachtmeister, Truppführer usw. Das erste Führer- 20 Millionen umfassen, waren von 1 051 062 untersuchten Schulpersonal ist bereits da, gestellt vom Bund Artam und Bund Land- findern 34 358 tuberfulös. Tausende von Arbeiterkindern müssen werk. Beide Organisationen haben sich dort, wo Landarbeiter ge- schon in frühester Kindheit zum Lebensunterhalt der Familie beistreift haben, als Streifbrechergarde gut bewährt. Während man tragen. Früh um 5 Uhr sieht man sie schon durch die Straßen unten so wenig Lohn zahlen will, daß man sich schämt, den Betrag rennen als Zeitungsträger, als Milchjungen. Jede Gelegenheit überhaupt zu nennen, wirft man das Geld oben mit vollen Händen müssen sie tagsüber ausnuten, um nur etwas Geld zu verdienen. aus. Es bekommen an Bargehältern der oberste Leiter 25 000 m. Großstadtjugend! geboren in Hinterhäusern und Mietstasernen! im Jahre, 15 Provinzleiter je 15 000 m., 50 obere Beiräte je Geradezu katastrophal wirft sich für die Proletarierjugend auch 10 000 m., 1000 Oberleiter je 8000 M. usw. Dazu erhält das Per- die Wohnungsnot aus. In einer Erhebung über Berliner Jonal eine Verpflegungsgebühr von 2 M. pro Tag. Die Besoldung Wohnverhältnisse wurde festgestellt, daß volle 3317 Wohvorübergehender Fachleute, Bürobedürfnisse usw. erfordern im Jahre nungen aus nur einem heizbaren Raum bestanden und bis zu
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