nöilgte, um Reparaturen am Fahrrad oder ähnliche tleine Arbeiten zu erledigen, an sich nahm, ohne die Absicht zu haben, einen anderen geradezu zu schädigen. Da ist der Bäckerjunge, der Kundengelder hier und da einmal einen Zehner, später mehr, wenn es unent deckt blieb nicht ablieferte, der Auslaufer, der gleich bezahlte Rech­nungen einbehielt, und der Kaufmannslehrling, der sich an der Porto­taffe bereicherte." Neben solchen Deliften, welche die Schwäche eines Augenblic's eingab, stehen solche, denen eine ausgesprochene Absicht, fich einen materiellen Vorteil zu verschaffen, zugrunde liegt.

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Daß hier die Arbeitslosigkeit mit all ihrer Not und Ver­zweiflung die Verloffung, sich Gelb zu verschaffen, einem bringenden Notstand abzuhelfen, nur allzu nahe rückt, ist selbstverständlich. Auch noch in anderer Richtung beeinflußt die Arbeitslosigkeit den Jugend­Achen. Im Helfer" wird folgender Fall erwähnt: Ein Siebzehn­jähriger, der mit seiner freien Zeit nichts anderes anzufangen weiß, besteigt aufsichtslose Autos und unterniment Spazierfahrten. An irgendeiner Straßenede läßt er einige Stunden später den Wagen stehen und überläßt es der Findigkeit der Polizei, den rechtmäßigen Eigentümer zu entdecken und zu benachrichtigen. Und die Folge: Ein ganzes Leben hindurch kann eine solche Tat des Leichtsinns dem Jugendlichen den Makes des Verbrechers anheften.

Offene Stellen."

Ich suche Stellung. Seit langem. Und jeden Sonntag schließe ich Wetten mit mir ab, daß ich Arbeit finde. Denn der Sonntag st die Chance. Da fann man in offenen Stellen wühlen und ble schönsten Luftschlösser bauen.

Vor mir liegen sechs dicke, fettbedruckte Zeitungen. Fachblätter aller möglichen Berufe. Die Tageszeitungen leje ich nicht; denn dort findet man ja nur Hausiererberufe ,, offen"; nobel gesagt: Bertreter. Aber die Fachorgane bieten wirkliche Stellungen.

Heute habe ich sieben zu drei gewettet, daß ich Arbeit finde.

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Ich schlage das erste Fachblatt auf; das Organ der Filmindustrie. Denn, so sage ich mir, wenn ich mir schon die Arbeit aussuchen darf, dann zuerst mal die leichteste.

RUNDSCHAU

Wenn Lächerlichkeit tötete...

Die Junge Garde" bringt ihre Nummer vom 26. August her aus mit der dreispaltigen Ueberschrift: SAJ.- Jugendtag eine Pleite." Sie macht ihren Lesern vor, die Industriebezirke seien in Frankfurt nicht vertreten gewesen, Hunderte von SAJ.­Genossen seien der Demonstration ferngeblieben, in der Eröffnungs feier hätte eine äußerst schlechte Stimmung geherrscht... weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll, über den Redal teur, der das geschrieben hat, oder über die Leser, die sich solchen Schwindel bieten lassen. Alkoholverbrauch in Deutschland .

Man

In Deutschland werden jährlich rund 4,2 Milliarden Mart für alkoholische Getränke ausgegeben. Das ist in jeder Minute ein Ber brauch von 8000 Mart, soviel wie ein Siedlungshaus für eine Familie fostet. Der englische sozialistische Dichter Bernard Shaw schreibt über den Alkoholkonsum in seinem Buch Wege der intelli­genten Frau zum Kapitalismus und Sozialismus"( S. 164): Eine andere öffentliche Einrichtung, die aus Abgaben und Steuergeldern unterhalten wird, ist das Gefängnis mit seiner Schuhmannschaft, den Gerichtshöfen, Richtern und dem ganzen anderen sehr tost spieligen Zubehör. Die Vergehen, die hier zur Verhandlung kommen, sind zum überwiegenden Teil Folgen des Trunks. Nun ist aber der Handel mit Spirituosen gewinnreich. Dies so sehr, daß er in England der Handel heißt, als Abkürzung für den Handel alles Handelns. Aber warum ist er so einträglich? Weil der Spiri tuosenhändler all das Geld einnimmt, das der Trunkenbold für sein Getränk ausgibt, ihn dann auf die Straße wirft und es dem Steuerzahler überläßt, für allen Schaden aufzukommen, den der Truntene anrichten mag, für alle Verbrechen, die er begeben, alle Krankheiten, die er über sich und seine Familie bringen und für alle Armut, an der er verkommen mag. Würden die Kosten hierfür dem Spirituosenhandel aufgebürdet und nicht aus Polizei- uno Armenabgaben bestritten, so hätte die Einträglichkeit des Handels

gleich ein Ende."

Filmstatisten gesucht für Tonfilm!" Wunderbar! Das wäre AUS DER JUGEND- INTERNATIONALE etwas für mich. Die Adresse der Filmgesellschaft habe ich bereits

notiert.

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Im ,, Varieté", der Zeitung der Artisten, sind heute drei Spalten voll. Nur schade, daß ich so ein Federgewicht bin. Die Nachfrage nach starken Männern ist enorm. Zaubern kann ich auch nur sehr schlecht, sonst... Singen, Jonglieren, Messerschlucken, Seiltanzen fann ich auch nicht.

Halt! Hier ist die Arbeit für mich! Ein junger Radfahrer" wird dringend benötigt. Da gehe ich hin!

Noch ein Fachblatt, ein sportliches, der Borer". Sport ist ge fund; warum sollte ich nicht sportliche Arbeit annehmen?! Ich habe als Junge immer alle Tore geschossen bei unseren Fußballspielen. Eislaufen kann ich auch. Ueberhaupt beherrsche ich theoretisch jede Art Sport. Brattisch kann man die Sache ja mal versuchen. Es foll nicht das Schlechtefte sein, profeffioneller Sportsmann zu werden. Was da alles gesucht wird: Mittelstürmer, Goalkeeper, Masseur, Fechtlehrer, ein vierter Mann für einen Rennbob, Sparringpartner, Manager; aber so gefährliche Berufe sind nichts für mich.

Trotzdem habe ich etwas gefunden, was mir liegen fönnte: ein Sekundant wird verlangt. Was tann mir dabei schon passieren?

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Die Woche ist vorüber. Ich suche wieder Stellung. Wieso? Ma klar, ich habe meine Wette verloren!

Wie das tam? Sehr einfach. Nämlich:

Bei der Filmgesellschaft fonnten fie mich nicht brauchen. Ich Stottere ein wenig, und das macht sich angeblich nicht schön beim Tonfilm.

Die Sache mit dem jungen Radfahrer" klappte auch nicht. Ich tann radfahren! Aber was der Mann alles von mir veríangt hat?! Kopfstehen auf der Lentstange, Verkehrtfahren, ohne Lenstange fahren, nur mit einem Bein beide Bebale treten und noch andere Jolche dummen Sachen!

Dafür habe ich sekundiert. Allerdings nur eine Runde! Dann trugen mich die Sanitäter aus dem Ring. Weil ich meinem Schütz­ling, als er schwitzend am Boden lag, das Handtuch zugeworfen hatte!

Ich konnte doch nicht wissen, daß man das nicht darf. Er soll den Kampf verloren haben, nur wegen des Handtuchs. Mir fehlt

vorn ein Zahn.

Jest suche ich weiter Stellung. Ich weiß schon nicht mehr wo. Man könnte meinen, daß ich ein Pechvogel bin. Slimmt nicht. Ich gebe all den Leuten recht, die mich engagieren wollen. Ich hätt ein besseres Handwert lernen sollen...

Heinz Prostauer.

Erfolge in Dänemark .

Der dänische sozialdemokratische Jugendverband hielt kürzlich seinen fünften Kongreß in Aarhus ab. Es war der größte Jugend. kongreß, der bis jetzt innerhalb der sozialistischen Bewegung Däne­marts stattfand. 202 Delegierte, 27 Gäste und 27 Hauptvorstands. und Sekretariatsmitglieder waren anwesend. Als Gast nahm auch der dänische Staatsminister Genoffe Stauning teil. Er sprach furz über die politische Lage in Dänemark und unterstrich besonders die Forderung nach einer Herabsetzung des Wahlalters. Seine Rede fand lebhaften Beifall. Für die Sozialistische Jugendinternationale sprach Genosse Roos Vorrint- Amsterdam.

Den Tätigkeitsbericht gab der Vorsitzende Genosse Johannes Hansen . Seit dem letzten Rongreß erhöhte sich die Mitglieder zahl von 10 000 auf 13 800, die Zahl der Ortsgruppen stieg von 110 auf 162. 75 Prozent der Mitglieder sind unter 22 Jahre alt, 26 Prozent find Lehrlinge und 25 Prozent sind Mädchen. Die Fortschritte der Organisation fommen auch in der Zahl der Veran staltungen zum Ausdruc. 1928 wurden insgesamt 3326 verschiedene Beranstaltungen der Ortsgruppen gezählt, im Jahre 1930 erhöhte sich die Zahl auf 5451; während 1928 91 Studienkreise mit 863 Teil nehmern arbeiteten, bestanden 1930 143 mit 1554 Teilnehmern, Sportliche Veranstaltungen, Bolkstanzabende und Nähkurse für die Mädchen sind in diesen Zahlen nicht einbegriffen. Für die Agita tion auf dem Lande wurde im Einvernehmen mit dem Landarbeiter. verband ein besonderes Landarbeiterjugendprogramm aufgestellt. Der Verband hofft, dadurch die Boraussetzungen für neue Fort­schritte auf dem Lande geschaffen zu haben. Der Umsatz des Ber bandsverlags stieg von 11 242 dänischen Kronen im Jahre 1928 auf 30 644 Kronen im Jahre 1930.

Der wichtigste Verhandlungsgegenstand des Kongresses war die Frage der engeren Zusammenarbeit zwischen ber Kinder und Jugendorganisation. Es wurde einstim mig der Vorschlag angenommen, nach dem die beiden Organisationen einen gemeinsamen Vorsitzenden haben sollen. Ferner wurde be schloffen, den Sitz des Verbandes nach Kopenhagen zu verlegen. Dem Bericht über die Internationale folgte eine lebhafte Dis tussion über die Antikriegsarbeit. Sie endete mit einem Beschluß, in dem die Anerkennung der von der Sozialistischen Ar­beiterinternationale und der Sozialistischen Jugendinternationale aufgestellten Richtlinien zum Ausdruck gebracht wurde. Es wurde ferner über die Alkoholfrage diskutiert. Zum Vorsitzenden wurde Genosse Johannes Hansen wieder gewählt, ebenso erfolgte Wiederwahl des Genoffen H. C. Hansen als Sekretär und des Genoffen Lars M. Olsen als Redakteur der Zeitschrift..