Mr. 6
15. Juni 1924
Blick in die Bücherwelt
Der Germanen". Zur Völkerversöhnung singt man:„ Wir löffeln den Bersöhnungstrei, der schmeckt gewiß nicht fein. Der Teufel hol' die Efelei! Soldaten müssen sein!" und auf eine gewisse Geschichtsflitterung fallen Schlaglichter, wenn es heißt:„ Das Bolt ward zum Berräter" und dennoch schlugen die Memmen uns die Waffen aus der Hand"( Dolchstoßlegende ). Dazu kommt brünstiger Sehnsuchtsschrei nach altem Bediententum vom gekrönten Narren:" Kaiser, wir grüßen dich"." Der Kaiser fehlt im Lande"." Dann stehen deutsche Fürsten auf und führen uns zum Krieg. Dann hört das Rettentragen auf(!), dann geht's zum Freiheitssieg."
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Dr. Th. Brauer: Krisis der Gewerkschaften. Verlag Gustav Fischer. Jena 1924. Brauer hat der langen Reihe seiner Arbeit über die Gewert schaften eine weitere folgen lassen, deren Titel mehr verspricht als ihr Inhalt zu halten vermochte. Brauer war Theoretiker der Christlichen Gewerkschaften, er ist dann in weltanschauliche Konflikte geraten; doch auch weiter beherrscht die christlich- soziale Grundanschauung mit ihren bis in das Mittelalterliche hineindringenden Den Boden für das üppiche Wuchern einer derartigen mordsWurzeln seine soziologischen Richtlinien. Sein Ideal ist eine patriotischen Boesie lockerte ein Geschichtsunterricht, in dem die kataständische Organisation, in der die Gewerkschaften den„ Stand der Strophalen Ereignisse der letzten Jahrzehnte in einer Weise gelehrt Arbeiter" vertreten sollen, wie früher die Zunft den Stand der mittel wurden, als lägen die Dokumente über die Entstehung des Weltkriegs alterlichen Handwerksmeister repräsentiert hat. Die Zukunft Deutsch noch im dicksten Altenstaube, als hätten die wahrheitsmutigen Zeugen, lands und die Sicherung der Gewerkschaften sieht er in der Standes die mit innerlicher Ergriffenheit die verhängnisvollen Wandlungen bewegung" der Arbeiterschaft. Ihr„ Standesstreben" sollen die der deutschen Weltpolitik durchlebten, niemals gesprochen. Das, was Ausführungen feines Buches stärken. Viel dugendmal kommt das die historische Wahrheitsforschung der letzten Jahre zutage gefördert Bort Stand" auch in mannigfachen Zusammensetzungen in seinem hat, läßt Dr. Rawerau mit feurigen Zungen gegen die heutigen Buche vor Kennzeichnend für diesen Standpunkt ist der Sag: die historischen Lehrbuchfabrikanten sprechen, in deren Arbeiten die afte Gewerkschaftsbewegung ist ihrem Wesen nach ausgefprochene patriotische" Legende ruhig fortspinnt. Mit vielem Geist hat Standesbewegung", und gleich nachher:„ die Gewerkschaftsbewegung Kawerau feine Geißelhiebe auf die Rücken der historischen Leitfaden ist Standesbewegung, weil die Arbeiterschaft sich in der Gewerfchreiber des alten" und des auf neu renovierten Geschichtsunter fchaftsbewegung durch dieselbe einordnen will.. So oft und auf richts" verteilt. Das zweite Kapitel des Kawerauschen Buches:„ Vom dringlich von ständischer Verfassung gesprochen wird, so vergeblich üblichen Geschichtsunterricht" fährt schweres Geschütz gegen den sucht man in dem Büchlein das Wort„ Klaffe". Daneben fommt geschichtlichen Unterrichts ,, betrieb" unserer Tage auf. ein stark individualistischer Zug in Brauers Ausführungen. Ob- Nach radikalem Niederreißen des Alt- Brüchigen und Dumpfgleich man durchaus nicht bestreiten soll, daß Brauer ein Beobachter Stockigen im Geschichtsunterricht schreitet Kawerau zu dessen Neuder Arbeiterbewegung ist, so wird seine Einsicht in die Arbeitsver- aufbau. An zwei Boraussetzungen bindet er eine wirkliche Neuhältnisse durch die ihn beherrschende christlich- soziale Tendenz ge- gestaltung des historischen Unterrichts:„ Die Jugend muß handelnd, trübt, so, wenn er die Auffassung Heinrich Lerschs, des Schmieds und förperlich- schaffend, wirtschaftliche Werte erzeugend, in einer ProDichters für Millionen von Arbeitern, als sicher geltend" bezeichnet. duktionsschule tätig sein, und die Jugend muß in dieser Schule unter Diese Anschauung, die in dem von ihm ganz wiedergegebenen Ge- eigener Berantwortung und Mitwirkung leben, muß unter dem Gedicht„ Der Schmied" zum Ausdruck tommt, das mit den Sägen fez der Gemeinschaft und der Arbeit als einem bewußt erfüllten beginnt: Lebensdienst stehen statt unter dem Gesetz des Profites und 3wanges". Arbeitenb, schaffend bringt das Kind in die schöpferischen, in Die geschichtsbildenden Kräfte ein. Die organisierte, gesellschaftliche Arbeit, sich stets wandelnd und zur Lösung immer größerer sozialer Aufgaben ausholend, gestaltet die Geschichte der Menschheit. Aus dem Erleben der Gegenwart steigt das Kind zur geschichtlichen Ver gangenheit herab. Das Kind, das vom 8. bis 11. Lebensjahr wirklich Geschichte erlebt hat, wird dann von Kawerau planmäßig im Geschichtsunterricht fortgeführt. Wie viele historische Hilfs. mittet eröffnet uns Kawerau bei dieser Führung! Allein schon diese Erschließung der für den Unterricht brauchbaren historischen und soziologischen Literatur macht seine Arbeit für die weitesten Boltskreise äußerst wertvoll. Er trägt uns ein förmliches Eystem wegweisender Gedanken für die theoretische Schulung der Jugend vor. Und die Methode des soziologischen Unterrichts erörtert er an der Hand einer tiefschürfenden Analyse des Romans:" Frau Marie Grubbe " von Jens Beter Jakobsen.
„ Ich fühle und ich weiß,
Daß es feinen glücklicheren Menschen gibt als mich, Und ich freue mich dessen.
haben werden.
Ich glaube, daß selbst die christlichen Gewerkschafter für diese Auffassung ihres Theoretikers nur ein energisches Kopfschütteln Professor Brauer ist ein sehr leichtfertiger Generalifterer. Er stellt es als eine Tatsache hin, daß die Söhne der Arbeiter nach höheren Positionen als nach dem„ Stande " ihrer Väter streben. Rein Zweifel, es gibt Beamte, Handelsangestellte, Doktoren, die die Söhne von Handarbeitern find; aber wenn sich Herr Brauer mit dem Problem der beruflichen Generationenfolge der gelernten Ar. beiterschaft befassen möchte, so würde er finden, daß die Söhne zahlreicher gelernter Arbeiter nach Verlassen der Volksschule nicht in die Berufslehre gehen, sondern als ungelernte Arbeiter, als Aus läufer und dergleichen sofort durch Lohnarbeit zum Unterhalt der Familie beizutragen suchen.
Her Butter behauptet, daß ein Fehler der Gewerkschaftsführer, die die Krise kommen fahen, war, daß sie faum einen Finger gerührt haben, um so etwas wie ein Arbeitsdienstjahr einzuführen und so an der Bereitstellung von Arbeitsmöglichkeiten mitzuwirken. Wir müssen schon sagen, daß diese Ausführungen des Herrn Brauer ganz unverständlich sind. Das Arbeitsdienstjahr steigert natürlich das Angebot von Arbeitskräften, eventuell von amtlich abgestem pelten Streifbrechern, es macht die Technische Nothilfe überflüssig, es vermindert die Arbeitsgelegenheit für den freien Arbeitsmarkt, es mehrt sie nicht, es geschieht also das unmittelbare Gegenteil dessen, was Brauer von ihm erhofft.
Herr Brauer will, daß die Arbeiterbildung den Weg über den Beruf gehen solle, daß Berufsausbildung die Sorge der Gewerkschaften sein soll. Das kann man bequem niederschreiben, wenn man den handwerksmäßigen Betrieb und nicht die Mammutbetriebe als die Zielfezung unserer gewerblichen Entwicklung betrachtet. Er schreibt an anderer Stelle, es fommt alles auf die Mitarbeit an der Hebung der Produktivität an. Wenn man das liest in einer Arbeit, die den Gewerkschaften dienen soll, so ist man erstaunt, in diesem Zusammenhange feine Kritik der Unternehmer zu finden, die bei großen Leistungen der Arbeiter die Akkordlöhne regelmäßig herunterdrücken. Was das beste Mittel bleibt, die Produktivität der vernünftigen Arbeiter zu lähmen statt sie anzutreiben. Merkwürdig ist auch, daß in dieser der Krisis der Gewerkschaften gewidmeten Schrift der Mißbrauch der Betriebsräte zur Niederkonkurrierung der Gewerkschaften ebensowenig wie die Zellentaktik der Kom
munisten nicht behandelt werden.
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Der soziologische Geschichtsunterricht Kaweraus steuert in die große Richtung der Lebensreform hinein. Neue und volle Würdigung des Alltags, der Arbeit. An Stelle dieses Lebens nach Schein und Nichtigkeit wollen wir ein Leben nach Wahrhaftigkeit und Würdig: feit. Der Alltag und die Arbeit sollen heilig gesprochen werden. Bon dem Geschichtsunterricht muß eine lebenweckende, die mensch lichen Energien entfesselnde Kraft ausgehen. Nicht Totes soll der Geschichtsunterricht wieder lebendig machen. Das Lebendige in der Bergangenheit puift auch heute noch in der Geschichte. Die geschichtsgestaltende Kraft der Arbeit wirft gleichsam ewig. Weshalb treiben wir moderne soziologische Geschichte? Diese Frage beantwortet uns eben die treffliche Arbeit des Genossen Kawerau. Wir wollen die und erfolgreicher als bisher an der Höherentwicklung der Gesellschaft gegenwärtige Gesellschaft tiefer verstehen lernen, damit wir zielfiarer
arbeiten können!
Jugendprobleme.
Johannes Schulf: Das Jugendproblem in der Gegenwart. Arbeiterjugend- Verlag, Berlin . 88 Seiten. Preis 0,70 Mart.
Das lange vergriffene Buch ist in dritter, bedeutend erweiterter und vermehrter Auflage erschienen. In der ersten Hälfte des Buches entwirft der Verfasser ein teilweise erschütterndes Bild von den Hemmnissen, die das Wirtschaftsleben unserer Zeit der freien Entfaltung junger Menschen bereitet. Zum Schluß zeigt er, wie die Wege, die die sozialistische Weltanschauung uns meist, auch der Jugend die Möglichkeit einer ungehemmten Entwicklung eröffnen werden.
So gäbe es noch manches, was einen Kenner der Gemertschaften, selbst einen Angehörigen der Christlichen Gewerkschaft zu einer Kritik diefer jüngsten Schrift Brauers zu veranlassen hätte; Die zweite Hälfte des Buches behandelt die Probleme, die das trotzdem würden wir den Gemertschaftsbeamten das Lesen dieser gesellschaftliche Leben für die Jugend aufrollt. Auch hier muß der Broschüre empfehlen. Was zur Kritit Anlaß gibt, werden sie wohl Verfasser ein Bild der Zwiespältigkeit und der Gefahren entwerfen, ebenso finden wie der Rezensent. Wir fürchten nicht, daß auf einen die das Leben der Gegenwart für die Jugend des Proletariats enthalbwegs geschulten Gewerkschafter Brauer schreibt immer Ge hält. Besonders gedankenvoll und selbständig ist der Abschnitt werffchaftler die rückständigen Auffassungen Brauers überzeugend Jugend und Autorität“. Gut ist auch das Kapitel Jugendgemein wirken fönnen. Das gilt auch nicht für seine Erklärung der Ur- schaften". Was der Verfasser über die ungleich besseren Entwicksachen der Krisis der Gewerkschaften. Aber daneben sind doch eine lungsmöglichkeiten der Jugend im Mittelalter fagt, ist sicher etwas Anzahl guter Beobachtungen über Erscheinungen in den Gewerfeinseitig. schaften während der letzten Zeit, die zum Nachdenken veranlassen könnten und die das Schriftchen trotz aller seiner Fehler und falschen Einstellungen lesenswert machen. Adolf Braun .
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Geschichtsunterricht.
Dr. Siegfried Kawerau : Alter und neuer Geschichts. unterricht. Ernst Oldenburg , Verlag, Leipzig , 108 S., Preis 1,20 m.
Eine Lebensfrage für die fich wirtschaftlich und politisch organi fierende Arbeiterdemokratie ist eine grundstürzende Umgestaltung des Geschichtsunterrichts. Die nationalistisch- monarchistische Geschichts Hitterung hat in Deutschland eine wahre Blutrauschatmosphäre schaffen helfen, unter deren dumpfem Druck die wahnwitzigsten Bläne und Anschläge Gründeutschlands reiften. Die Verherrlichung des Krieges, die militärische Gößenanbetung stießen förmlich die Türen deutscher höherer Lehranstalten für ein Liederbuch, wie" Notung" auf, aus dem uns Dr. Kawerau diese charakteristischen Proben gibt: Da fiest man:" Hoch Ehrhardt! wir folgen dir überall hin, und solltest du gegen die Hölle ziehn" oder:" wir stehen und flehen zum Gott
Sehnsucht unsever proletarischen Jugend nach einer höheren LebensIm ganzen ist das Buch ein ausgezeichnetes Spiegelbild der geftaltung. Was in den lezten zwei Jahrzehnten in unserer Jugend brauft und gärt und immer mehr Form gewinnt in dem bewußten Willen zur Schaffung eines besseren Lebens, das ist in dem Büchlein wiedergegeben. Seine Lektüre tann jedem Genoffen empfohlen werden.
Unser Weg. Die Arbeiterjugendbewegung 1923. Arbeiterjugend- Berlag, Berlin . 56 Seiten. Preis 0,50 Marf.
Was dem Parteigenoffen, der nicht aktiv in unseren Jugendorganisationen mitarbeitet, als eine erfreuliche geistige Bewegung erscheint, das dokumentiert sich in dem vorliegenden Bericht, den der Hauptvorstand des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands für das Jahr 1923 erstattet, als ein Wert, das allen Schwierigkeiten zum Trotz mit wahrem Feuereifer von den Jugendlichen aufgebaut wurde. Gering waren die Schwierigkeiten im Jahre 1923 gewiß nicht. Unsere Jugendbewegung aber hat sich tapfer gehalten und emfig weitergebaut. Der Arbeiterjugend- Berlag hat eine ganze Anzahl neuer Bücher, zum Teil in sehr großen Auflagen, herausgebracht. Ebenso war die eigene Einkaufszentrale dem
Beilage
des Vorwärts
Verband wie den Jugendlichen in den Zeiten der Inflation eine große Erleichterung. Mit Recht ist die Berichterstattung über die Mitgliederbewegung und über die Kassenverhältnisse auf das notwendigste beschränkt und dafür die lebendige geistige Bewegung mehr zum Ausdruck gekommen. In einem besonderen Kapitel wird berichtet über den 3. Deutschen Arbeiterjugendtag in Nürnberg . Gut reproduzierte Photographien von diesem Jugendtag und von Ferienheimen und Herbergen, die der Arbeiterjugend gehören, erhöhen den Wert des schmuden Büchleins und geben ein anschauliches Bild von dem Leben unserer Arbeiterjugend. Anna Gener. Eduard Spranger : Psychologie des Jugendalters. Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig . 1924. 356 GS.
Der Pädagoge und Psychologe Spranger will eine verſtehende Entwicklung der Psychologie geben, er will den Menschen in seiner Jugendzeit aufzeigen, das Hineinwachsen der Jugend in die Kultur, ihr Verhalten zur Welt und zum Leben. Sein Wert verfucht eine psychologische Gesamtcharakteristik der Jugend, und diese Aufgabe löst es meisterhaft. Die Jugend, wie sie leibt und lebt, wie sie mit sich und der Umwelt fämpft, wie sie sich zu ihrem Eigenleben durchringt, ersteht vor den Augen des Lesers in ihrer ganzen Schönheit und Derbheit, mit ihren Schwächen und Stärken, ohne Ueberschwang und Schminke. Ihre Abgeschlossenheit beim Bedürfnis, verstanden zu werden; ihre trogige Selbständigkeit bei den sie beherrschenden Minderwertigteits- und Beeinträchtigungsgefühlen; ihr selten gestilltes Sehnen, geführt zu werden, bei immer all wieder durchbrechendem Drang, ihr Leben selbst einzurichten das findet hier tiefe und treffende Erklärung.
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Die Forderungen, die Soranger in bezug auf das Verstehen der Jugend aufstellt, erfüllt sein Buch im höchsten Maße." Bum fagt er ist ein über dem Standpunkt des echten Verstehen unmittelbaren Lebensbewußtseins hinausgehendes. Wissen objektive geistige Zusammenhänge der verschiedensten Art erforder lich". Und an anderer Stelle: Berstehen heißt geistige Zusammenhänge in der Form objektiv gültiger Erkenntnis als sinnvoll auffaffen."" Und Sinn hat, was in ein Wertganzes, als fonftituierendes Glied eingeordnet ist." Dieses Sinnvolle deckt nun der Autor in allen Lebenserscheinungen der Jugend auf. Das, was er über Sexualität und Erotik der Jugend in ihren Beziehungen zueinander und über jede dieser Erscheinungen für fich fagt, was er über das Hineinwachsen der Jugendlichen in die Gesellschaft, über ihre sittliche Entwicklung, über ihr Rechtsbewußtsein, über ihre Beziehungen zur Politik, zum Berufsleben, zum Wissen und zur Weltanschauung ausführt, ist so einleuchtend und zum Nachdenken anregend, daß seine Schrift jedem empfohlen werden kann, der die eigenen Gesetze der Jugend verstehen lernen will, um ihr den qualvollen Weg zu ihrem eigenen Ich und zum wahren Menschentum zu erleichtern.
2. R.
Verlag
Dr. Hugo Sauer: Dr E. v. Kármánn: Die Diebstähle der Kinder. Jugendberatungsstellen. R. Oldenburg, Leipzig . Preis jedes Bändchens 1,20 m.
Kármánn, Jugendrichter in Budapest , ist gleichzeitig Leiter des Instituts für Kriminalpädagogit. Wo er in seinem Büchlein über Kindern spricht, ist er mitunter nur schwer verständlich, auch leuchten Ursachen und zum Teil auch über Erkennen der Diebstähle von daß die Diebstähle der Kinder eine soziale Krankheitsfeine Darlegungen nicht immer ein. Seine Grundanschauung jedoch, daß die Diebstähle der Kinder eine soziale Krankheits. effant ist seine Beobachtung, daß Lieblosigkeit der Eltern zur Mißerscheinung find, fann man nur unterschreiben. Sehr interachtung ihres Eigentums und somit auch des Eigentums überhaupt durch die Kinder führt. Wo der Autor weiter auf die Therapie, die Erziehung dieser diebischen Kinder zu sprechen tommt und als schöpft, erhält man die wertvollsten Anregungen. Seine Schrift Kriminalpädagoge aus dem Reichtum seiner praktischen Erfahrung fann deshalb gute Dienste leisten.
Dr. Sauers Schrift steht in einem inneren Zusammenhang mit der ersten. Er will durch seine Jugendberatungsstellen vorbeugen, Unheil verhüten, den Jugendlichen innere Konflifie ersparen, ihrer Vernichtung durch die strafende" Gesellschaft entgegenwirken. Die von ihm angeführte Selbstmordstatistik der Jugendlichen wird zu einer Anklage, die Statistik der Kriminalität und der Fürsorgezöglinge desgleichen. Daß ein so einfacher Gedanke wie der, allerorts Männer und Frauen, die die Jugend verstehen und denen die Jugend vertraut, als Berater der führungsbedürftigen Jugend zur Verfügung zu stellen, auf so viele Widerstände stoßen konnte und ft in fo wenigen Orten durchgeführt ist, beweist nur von neuem die Dickhäutigkeit und die Verständnislosigkeit der Erwachsenen für die Nöte der Jugend. Dr. Sauers Büchlein sollte eifrig gelesen und Just us.
feine Vorschläge auch in der sozialistischen Jugendbewegung beherzigt
werben.
Literatur.
Arno Holz : Des berühmbten Schäffers Dafnis fälbst verfärtigte/ Gämbtliche Freß, Sauff- und Venus- Lieder. Verlag J. H. W. Diez, Nachf., Berlin , Preis 8 Mart.
Von der mit Spannung erwarteten Diezschen Ausgabe des Gefamtwertes von Arno Holz liegt ein Band, der berühmte ,, Dafnis", nunmehr vor. Die Bibliophilen lecken sich alle zehn Finger: es ist die endgültige, um einige bisher nicht veröffentlichte Stücke bereicherte Fassung, die der Dichter aus der Hand gibt. Aber auch alle, für die der Dafnis" nicht bloß ein Buch unter Büchern, sondern ein Stück Freude im Haus bedeutet, werden dem Verlag dankbar sein, daß er eine ebenso gediegene, wie immerhin erschwingliche Ausgabe des be= rühmten Werkes herausgebracht hat. Kein Staatsanwalt weßt heute mehr das Messer wider des Dafnis fauf- und sangesfrohe Kehle. Und wenn es ein Lehrbeispiel dafür gibt, daß man Frau Benus in allen ihren Reizen einem pp. feutschen Bublico zu präsentieren sich unterfangen darf, ohne daß selbst dieses sehr verehrliche Publikum fich auf seine moralischen Leichdörner getreten fühlt, so ist halt der Dafnis" eben diefes Lehrbeispiel.
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Es hat heute auch in der Familie des Herrn Oberlehrer Hense= rich feinen ersichtlichen Zweck mehr, den„ Dafnis" vor der frischtonfirmierten Haustochter zu verfchließen, fie lieft ihn ja doch. Sintemalen die Jugend einem Dichter auf Knien dankt, wenn er ihr be sagte Venus zeigt, ohne dreckige Hintergedanken zu haben. Und auch der puritanische Zopf hat sich mit der pantagrulischen Tafel im Blauen Driflanten ausgeföhnt, nachdem die moderne Soziologie schließlich feinen zureichenden Grund gegen die Richtigkeit des Sazes anzuführen vermag, daß, wenn Bacchus und Ceres nicht mittun, Venus falte
Eigentlich ist sie zu billig
aber wir wollen ihren Siegeslauf nicht durch eine Preiserhöhung hemmen. Wer die Middles" KLEINE MASSARY" Paucht, muss zugeben, dass hier für 28 Ausserordentliches geboten wird.... Urteilen Sie selbst!