Für unsere Kinder
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Huguenette lachte auf und begab sich wieder| uns verblüfft. Wir dachten nicht, daß er so ins Wasser. Kaum war er jedoch bei seinen weit laufen würde, und in der Erwartung Kleidern, als sich derselbe Streich wiederholte. seiner Rückkehr fingen wir an, Steine in den Der Lehrer machte gute Miene zum Spiel, während sein Gesicht rot wurde. Er blieb stehen und sagte furz:" Genug!..."
Darauf begann er wieder das Hemd über den Kopf zu ziehen. Allein der eine von den losen Bengeln konnte nicht an sich halten und bewarf Huguenette wiederum mit Sand. Der Franzose verfiel plötzlich in Raserei. Das gestärkte Hemd flog auf den Sand, das Gesicht Huguenettes wurde blau, und seine Augen rollten wild. Beide Strolche begriffen, daß sie zu weit gegangen waren, und stürzten er schreckt den Fußpfad hinauf; Huguenette, nackt, stürzte ihnen nach, und bald entschwanden alle drei unseren Blicken.
Fluß zu werfen und am Ufer hin und her zu laufen.... Im Vorhof des Klosters hatte sich gleichfalls alles einigermaßen beruhigt, und das Leben kam allmählich wieder in das gewohnte Geleise. Die ältlichen Nonnen spähten auf den weitläufigen Platz hinaus, und da sie sahen, daß alle Spuren der teuflischen Versuchung verschwunden waren, beschlossen sie, den Spaziergang beenden zu lassen. Einige Minuten später kreisten wieder die Mädchen in den weißen Hauben züchtiglich im Gänsemarsch unter der Führung der ehrwürdigen Brigittenschwestern um den Platz. Die Greisin mit dem Rosenkranz nahm wieder von ihrer Bank Besitz. Unterdessen neigte sich die Sonne zum UnterWas sich darauf begab, ist wahrscheinlich gang. Der arme Franzose, den das vergeblange Zeit Gegenstand ernster Erörterungen liche Warten in seinem Gesträuch zu langin den düsteren Mauern des Klosters geblieben weilen begann, und der sah, daß ihm niemand als ein Fall von offensichtlicher Versuchung zu Hilfe tam, entschloß sich plötzlich zu einem des Teufels. Zuerst tauchten am Uferabhang verzweifelten Handstreich. Er sprang aus seinem die Gestalten von zwei erschreckten Schülern Versteck und stürzte wieder mitten durch die auf, die sich durch die Reihen der im Kreise Lustwandelnden zum Fluß. Wir stiegen gerade wandelnden Klostermädchen schlugen und auf die Anhöhe hinan, um nach ihm Ausschau zu den breiten Weg zwischen den tlösterlichen Ge- halten, als der Franzose unter entsetztem müsegärten stürzten. Kaum hatte sich die Ver- Weibergekreisch und allgemeiner Verwirrung wirrung gelegt, die durch diese Flucht ver- wie ein Blitz an uns vorbeischoß und, ohne ursacht war, als auf der Anhöhe der atemlose die Pfade zu beachten, durch das Gesträuch und splitternackte Huguenette erschien. Im zum Ufer hinabstürzte..... Vordergrund waren noch die Gestalten der beiden Flüchtlinge sichtbar, und der tolle Franzose setzte nun seinerseits über den Platz.... Die erschreckten Nonnen sammelten rasch, sich bekreuzigend und Gebete murmelnd, ihre Herde und trieben sie wie eine Schar Küchlein ins Klosters, indes Huguenette weiterlief.... Die Buben waren in dem großen klöfterlichen Gemüsegarten, zwischen den dichten Bohnen und Erbsen verschwunden. Huguenette stürzte an die Umzäunung, und erst da überzeugte er sich, daß die weitere Verfolgung zweck los fei. Zugleich erkannte er, wie Adam nach dem Sündenfall, daß er nackend war, und er schämte sich. Just inmitten des breiten Grasstreifens zwischen den Gemüsebeeten, durch die der Gartenweg führte, stand eine malerische Baumgruppe, unten von dichtem Jung holz umgeben. Dort verkroch sich der arme Franzose und wartete, den Kopf vorstreckend, bis seine Zöglinge darauf kommen würden, ihm die Kleider zu bringen.
Wir kamen aber nicht darauf. Das plötzliche Verschwinden des nackten Erziehers hatte
Als wir in das Pensionat zurückfamen, waren beide Schuldigen schon zur Stelle und fragten ängstlich, wo Huguenette geblieben sei und in welcher Verfassung wir ihn verlassen hätten. Der Franzose tam zum abendlichen Tee; seine Augen blitzten lustig, doch sein Gesicht war ernst. Am Abend saßen wir, wie gewöhnlich, reihenweise an langen Tischen und lernten laut unsere Aufgaben, die Finger in die Ohren gesteckt. Ein schrecklicher Lärm herrschte in der Stube, und Monsieur Huguenette ging, streng und ganz bei der Sache, zwischen den Tischen hin und her, um zu wachen, daß kein Schabernack getrieben wurde. Erst spät am Abend, als alle schlafen gegangen waren und die Lampe ausgelöscht wurde, erscholl vom Lager des„ Wachthabenden", wo Huguenette schlief, verhaltenes Kichern. Dieser saß auf dem Bett, hielt sich den Bauch und wälzte sich fast vor Lachen....
Gegen das Ende meiner Schulzeit im Penfionat entschwand der gutmütige Franzose unserem Gesichtskreis. Man sagte, er sei irgendwohin gefahren, um sein Examen abzulegen. Ich war in der dritten Klasse des