Für unsere Kinder

Nr. 4ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1914

Inhaltsverzeichnis: Krieg und Hunger. Von daß es zwischen den Hauswänden nur so schallte, Friedrich v. Logau.  ( Gedicht.)

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Belle lebt und hat es gut. Von Hans Aanrud  . Vom Mal­baum und seinen Ueberbleibseln. Von B. S. Herbstabend. Von Hermann Lingg.  ( Gedicht.) Das Schicksal. Von Awetis Aharonean.( Schluß.) Warum die Schildkröte einen kurzen Schwanz hat. Kreolenmärchen.

Krieg und Hunger.

Krieg und Hunger, Kriegs Gespan, Sind zwei ungezogne Brüder, Treten, was nur steht, danieder. Jener führet diesen an;

Wenn mit Morden, Rauben, Brennen Jener schon genug getan,

Lernt man diesen erst recht kennen: Denn er wird, wenn nichts mehr ist, Weder Mensch noch vieh zu fressen, So ergrimmt und so vermessen, Daß er gar den Bruder frißt.

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warf einen finsteren Blick rückwärts und be­gegnete zwei Paar verschüchterten Augen, die sich verwirrt zwischen den Gebäuden umsahen.

Es war gerade in der Mittagsrast und ganz still auf dem Hofe; in dem Sonnenrauch zwischen den vielen alten Häusern lag ein feiner Duft von frischgetrocknetem Heu.

Es mag schon sein, daß du dich damals auf dem Stensethhofe nicht ausgekannt haben würdest und auch nicht ganz unten im Tal, denn dies ereignete sich vor ungefähr hundert Jahren. Der Fluß floß damals ebenso breit und blank unten im Talgrund wie heute, aber die flache Landstraße gab es freilich noch nicht, nur einen schmalen Weg, der die Hügel hinauf und herab durch jedes Gehöft hindurchlief, mit Gattern am Aus- und Eingang. Und das alte Hauptgebäude auf Stenseth steht wohl heute noch ebenso mauerfest, aber es hat eine neue Galerie bekommen, und weiter ist ein neues Friedrich v. Logau. weißgestrichenes Haus hinzugekommen; und der Kuhstall, die Scheune und der Pferdestall, die damals jedes für sich standen, sind jetzt alle unter einem Dache vereinigt, und an Stelle der drei kleinen Vorratshäuschen ist ein einziges großes gekommen; und wo jetzt die schnurgerade Pappelallee vom Hauptweg über Acker und Wiese zum Gehöft hinunter­führt, war damals ein unwegsamer, mit Birken bewachsener Hang.

Pelle lebt und hat es gut.

Von Hans Aanrud  .

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Den langen steilen Hügel hinunter, über den der Dorfweg nach Stenseth hinabführt, das damals, wie noch heute, unten auf der Anhöhe lag und auf den Fluß hinabschaute, kamen drei Männer marschiert. Sie hatten Tornister auf dem Rücken und trugen eine Art Uniformen, aber die waren so zerrissen und verstaubt, daß man kaum sehen konnte, woraus sie ge­macht waren.

Die beiden, die vorneweg gingen, waren jung und hatten bartlose Gesichter und langes, glattes Haar, der eine ganz weißblondes; der dritte, der hinterdrein ging, war älter und dunkler, trug kurzes Haar und großen Knebel­bart, und der hatte einen langen Säbel an der Seite und eine Pistole im Leibriemen den linken Arm trug er in der Binde.

Als sie sich dem Gehöft näherten, sprang er vor, machte das Gatter auf, zog den Säbel, stellte sich voran und marschierte stramm mitten auf den Hofplatz. Dort kommandierte er Halt, * Aus dem schönen Buch: Hans Aanrud  , Kropp­zeug. Zwölf Geschichten von kleinen Menschen und Tieren. Verlag von Georg Merseburger, Leipzig  .

In dem Augenblick, als die drei haltmach­ten, fing ein Hund drinnen im Gang zu bellen an, und der Kopf eines Knaben kam in der offenen Tür des Holzschuppens zu Vorschein. Er fuhr jedoch schnell wieder zurück, als hätte er sich gebrannt.

Das war Per, der Sohn des Bauern auf Stenseth; er war elf Jahre alt.

Es hatte seinen guten Grund, daß Per den Kopf so rasch wieder zurückzog; er hatte näm­lich diese Burschen erwartet, aber erst in einigen Tagen und freilich in ganz anderer Verfassung.

Vor einer Woche war vom Generalquartier­meister selbst- demselben, der im Herbst vorigen Jahres einmal mit seinem Gefolge auf Stenseth im Nachtquartier gelegen hatte ein Gilbote ins Tal gekommen mit dem Befehl an den Bauern, er möge sich bereithalten, schwedische Kriegsgefangene ins Quartier zu