Für unsere Kinder

Nr. 7ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1914

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Mateo Falcone.

Doktor Faust  , der weitbeschriene Was Tyltyl und

Inhaltsverzeichnis: Friede auf Erden. Von Konrad Ferdinand Meyer.  ( Gedicht.) Eine Erzählung aus Korsika. Von Prosper Mérimée.  ( Fortsetzung.) Zauberer und Schwarzkünstler. Puppenspiel in drei Aufzügen.( Fortsetzung.) Mytyl am Weihnachtsabend gesehen haben. Von Maurice Maeterlinc.

Friede auf Erden.

Da die Hirten ihre Herde ließen und des Engels Worte trugen durch die niedre Pforte zu der Mutter und dem Kind, fuhr das himmlische Gesind fort im Sternenraum zu singen, fuhr der Himmel fort zu klingen: " Sriede, Friede! auf der Erde!" Seit die Engel so geraten, o wie viele blut'ge Taten hat der Streit auf wildem Pferde, der geharnischte, vollbracht! In wie mancher heilgen Nacht sang der Chor der Geister zagend, dringlich flehend, leis verklagend: Friede, Friede... auf der Erde!"

Doch es ist ein ewger Glaube, daß der Schwache nicht zum Raube jeder frechen Mordgebärde werde fallen allezeit:

etwas wie Gerechtigkeit

webt und wirkt in Mord und Grauen, und ein Reich will sich erbauen, das den Frieden sucht der Erde.

mählich wird es sich gestalten, seines heil'gen Amtes walten, Waffen schmieden ohne Fährde, Flammenschwerter für das Recht, und ein königlich Geschlecht wird erblühn mit starken Söhnen, dessen helle Tuben dröhnen: Friede, Friede auf der Erde!

Konrad Ferdinand Mener.

Mateo Falcone.

Eine Erzählung aus Korsika. Von Prosper Mérimée  .

( Fortsetzung.)

Dieser Mann war ein Bandit,* der, als er nachts nach der Stadt gegangen war, um

* Das Wort bedeutet auf Korsika so viel wie Geächteter

Pulver zu holen, auf einen Hinterhalt for­fischer Landjäger gestoßen war. Er hatte sich tapfer zur Wehr gesetzt, und es war ihm ge= lungen, den Rückzug anzutreten von Fels zu Fels kletternd und mit seinen ungestümen Verfolgern beständig Schüsse wechselnd. Aber er hatte nur einen kleinen Vorsprung vor den Soldaten, und seine Verwundung setzte ihn außer Stand, den Maquis vor seinen Ver­folgern zu erreichen.

Er näherte sich Fortunato und sagte: ,, Du bist der Sohn von Mateo Falcone?" " Ja."

" Ich bin Gianetto Sanpiero, die Gelbkragen verfolgen mich, verstecke mich, ich kann nicht mehr weiter."

Und was wird der Vater sagen, wenn ich dich verstecke ohne seine Erlaubnis?"

Er wird sagen, daß du recht gehandelt hast." Wer weiß?"

"

" Rasch, verstecke mich, sie kommen."

,, Warte, bis mein Vater zurückkommt." " Ich soll warten? Verflucht! In fünf Mi­nuten sind sie hier, vorwärts, verstecke mich oder ich bringe dich um."

Fortunato antwortete ihm mit der größten Raltblütigkeit:

" Deine Flinte ist abgeschossen, und Du hast feine Patronen mehr in deiner Gürteltasche." " Ich habe meinen Dolch."

Kannst du aber so schnell laufen wie ich?" Und mit einem Sprung brachte sich For­tunato in Sicherheit.

"

Du bist nicht ein Sohn Mateo Falcones! Würdest du mich sonst vor deinem Hause fest­nehmen lassen?"

Der Knabe schien betroffen.

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Was gibst du mir, wenn ich dich verberge?" sagte er, näher herantretend.

Der Bandit framte in der Ledertasche, die an seinem Gürtel hing, und brachte daraus ein Fünffrankstück hervor, das er wohl auf­bewahrt hatte, um dafür Pulver zu kaufen.

* Die Landjäger trugen damals als Uniform einen braunen Anzug mit gelbem Kragen.