Für unsere Kinder

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Anwesenheit ihrer Götter ihre Feste zu feiern| Festbaum den Namen der Maie oder auch der und wichtige Beschlüsse zu bekräftigen pfleg- Pfingstmaie. Als Maie gaben unsere Vor­ten, und den das Christentum durch die Er- fahren der Birke den Vorzug, deren früh und richtung einer Kapelle oder Kirche neu ge- schön grünende schlanke, bewegliche Zweige heiligt hat. In katholischen Gegenden ist der Baum manchmal durch ein Heiligen- oder Muttergottesbild ausgezeichnet, in dem ohne Wissen der alte heidnische Sinn zum Ausdruck tommt.

Die Dorflinde und der Kreuzbaum sind noch heute Zeugen vieler abergläubischen Bräuche, von denen die meisten in grauer heidnischer Vorzeit entstanden sind, wenn sie auch viel­leicht mit der Anrufung des christlichen drei­einigen Gottes, der Kirchenheiligen, Jesu Blut usw. verbrämt werden. Dort werden Krankheiten besprochen", Heren und böse Geister gebannt", Liebeszaubereien festge­macht und anderes mehr. Jedoch auch im öffentlichen Leben des Dorfes spielen die über­lebsel des Maibaums eine gewisse Rolle. Um sie finden nach alter Weise ernste Beratungen statt, tollt aber auch die Lust fröhlicher Spiele. In manchen Gegenden besteht noch der Brauch, daß die dorffremde Braut bei ihrem Einzug in die neue Heimatgemeinde um die Dorflinde geführt wird. Durch diese Weihehandlung sollte sie nach heidnischem Glauben den Dorfgott­heiten empfohlen werden, wie für die Braut die Gunst der Familien- und Hausgötter er­fleht wurde, indem man sie im neuen Heim um den Herd geleitete, ums Hel", wo ur­sprünglich die Vorfahren begraben lagen und daher ihre Geister wohnten.

wie den Menschen so auch den Göttern ge­fallen mußten. Doch kamen auch andere aus­sproffsende Laubbäume als Maien zur Ver­wendung, ja, wo es zur Festzeit daran fehlte, selbst Nadelbäume. Das letztere war zum Bei­spiel dort der Fall, wo der Malbaum als Osterbaum" schon zu Ostern gesetzt wurde. ( Schluß folgt.)

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Herbstabend.

Durchs Stoppelfeld auf Nebelstreifen Weht traurig kalt novemberwind; Dort wankt am Wald mit Reisighäufen Ein armes Weib und führt ihr Kind. Dort sucht man die vergeßne Traube, Dort pflückt man Schleh und Hagebutt. Im Hofe pickt die wilde Taube Ein Körnchen noch aus Stroh und Schutt. Und hier, gebeugt auf müden Füßen, Kehrt einer heim, arm und allein, Um noch zum letztenmal zu grüßen Die letzte Seele, die noch sein.

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Das Schicksal.

Bon Awetis Aharonean.

Der Kurde näherte sich mir.

Hermann Lingg .

( Schluß.)

In diesen Tagen und an diesem Platze sich zu zeigen, sagte er, würde kein Armenier den Mut finden. Du scheinst mir keine gute Frucht. Wer bist du? Wohin gehst du?

Kurde, sagte ich, die Zeiten sind schlecht ge= worden, aber vergiß nicht, daß wir Nachbarn sind. Ich sage dir als Nachbar, daß ich aus Chnt bin, bei uns ist Hungersnot, das weißt du doch. Ich gehe nach Derdschan,* um für meine Kinder etwas Brot zu kaufen. Laß mich ruhig weiterziehen.

Der alte germanische Glaube von der Be­deutung des Malbaums- ja der Bäume über­haupt als bevorzugte Wohnstätten von Geistern und Göttern lebt noch in der Neigung der Deutschen weiter, bei festlichen Ereignissen einen Baum dabei zu haben. Sogar wenn das Fest im Zimmer gefeiert werden muß, wie zu Weih­nachten, darf der Baum nicht fehlen. Der üb­liche Blumenstock für das Geburtstagskind ist eine verkleinerte Ausgabe des Baumes. Für die große Frühlings- und Frühsommerfestzeit unserer Altvordern war natürlich die Auf­richtung eines Festbaums von größter Bedeu­tung. Der Zeitpunkt dafür war verschieden, Kurde, du hast auch einen Gott; wie du er richtete sich nach der Natur der Gegend. siehst, habe ich keine Waffe bei mir, kein Messer Dort, wo zeitig im Jahre linde Frühlingslüfte in meiner Tasche. Und wenn ich zur wilden die Zweige mit zartem Grün bedeckten, wurde der Festbaum oft schon gegen Ostern errichtet. Im Norden, wo die Bäume spät ausschlagen, pflanzte man den Malbaum am ersten Mai oder gegen Pfingsten auf. Daher erhielt der

Nein, Armenier, du kannst mich nicht be­trügen, du bist keine gute Frucht.

Bestie würde, was könnte ich mit zwei Händen anfangen? Ich bitte dich, laß mich weitergehen. Geh vor mir her, ich werde dich dem Gen­darmerieoberst übergeben.

* Stadt in der Provinz Erzerum.