Nr. 2
Für unsere Mütter und Hausfrauen
hinwegsehen können. Nicht immer mußt du lärmend schelten, du mußt auch einmal mit milder Freundlichkeit, auch mit einem warnenden Lächeln antworten fönnen. Dein Kind wird beglückt diese Rücksicht empfinden und zum Danke dafür den Vorsatz befestigen, daß es aber wirllich auch endlich einmal den häßlichen Fehler abh. sch. Tegen will. or sid 19
Für die Hausfrau.
Etwas vom Einkauf und der Aufbewahrung der Kar toffeln. Für die Hausfrau ist es jetzt Beit, an den Einkauf und die Aufbewahrung des nötigen Kartoffelvorrats zu denken. Beim Einkauf ist vor allem darauf zu achten, daß die Kartoffeln mehlig sind. Um das festzustellen, wende man das in England sehr befannte Verfahren an: Man zerschneide eine Probeknolle und reibe beide Stücke aufeinander. Ist die Kartoffel gut und mehlig, so fleben die beiden Stücke zusammen, und es zeigt sich an den Rändern und an der Oberfläche ein leichter Schaum. Hingegen darf auch bei starkem Drucke kein Tropfen Wasser ausfließen. Ist letzteres der Fall, so kochen sich die Kartoffeln wässerig und sind auch von schlechtem Geschmack. Das Innere der Kartoffel soll weiß oder etwas ins gelbliche spielend sein; es heißt, daß bei ganz gelbem Fleisch die Kartoffeln sich nicht gut fochen, doch trifft letzteres nicht immer zu, da es auch gelbe Sorten gibt, die an Güte nichts zu wünschen übrig lassen.
In manchen Jahren sind die Kartoffeln infolge der nassen Witte= rung sehr wässerig. Durch den großen Wassergehalt verlieren sie aber nicht nur an Geschmack, sondern sind auch nicht so leicht verdaulich. Diesem übelstand kann jedoch leicht durch sogenannte Nachreife abgeholfen werden: Man verwendet die Kartoffeln nicht gleich, wenn sie aus dem Boden kommen oder eingekauft worden sind, sondern legt sie an einen trockenen Ort zur Verdunstung des überflüssigen Wassergehaltes und zwecks Entwicklung des Stärkemehls. Getrocknete Kartoffeln sind natürlich mehlreicher, gefünder und auch weniger zum Faulen und Keimen geneigt als nasse. Um wässerige, nicht ganz reife Kartoffeln zu verbessern, tut man gut, sie ungewaschen in ein Gefäß zu Tegen, in dem sich trockener Sand befindet, und das man zwei bis drei Tage auf die warme Herdplatte stellt. Die Feuchtigkeit in den Kartoffeln verdunstet auf diese Weise im Laufe der Zeit, und die Kartoffeln werden mehlig.
Auch die besten Kartoffeln verderben oder verlieren wenigstens an Geschmack, wenn sie nicht richtig aufbewahrt werden. Ein großer übelstand ist das Süßwerden, das im allgemeinen auf das Erfrieren zurückgeführt wird. Dieses hat jedoch mit dem Süßwerden nichts zu tun. Die Kartoffeln können süß werden, ohne erfroren zu sein, und können erfrieren, ohne süß zu werden. Beim Aufbewahren der Kartoffeln gehen nämlich in diesen zwei verschiedene chemische Vorgänge vor sich: Erstens wird ein Teil der Kartoffelstärke in Zucker übergeführt, eine Umwandlung, die bei jeder Temperatur erfolgt. Zweitens wird der gebildete Zucker durch den sogenannten Atmungsprozeß der Kartoffeln wieder aufgezehrt. Dieser Atmungsprozeß besteht bei den Pflanzen wie bei den Menschen und Tieren darin, daß der betreffende Körper Kohlensäure an die Luft abgibt und Sauerstoff aus dieser aufnimmt. Durch den Sauerstoff wird der Zucker der Kartoffeln in Kohlensäure und Wasser zersetzt. Bei Temperaturen, die einige Grade über 0° liegen, halten sich beide Vorgänge das Gleichgewicht, das heißt es wird jeweils soviel Stärke der Kartoffeln in Zucker umgewandelt, als durch den Atmungsprozeß wieder verbraucht wird; es entsteht also kein überschuß an Zucker, und die Knollen werden demgemäß nicht füß. Dagegen wird der Atmungsprozeß verlangsamt, wenn die Temperatur auf 0° oder gar auf-2°( 2° Rälte) fintt, wobei jedoch ein Gefrieren der Kartoffeln noch nicht eintritt. Infolge des verlangsamten Atmungsprozesses entsteht ein überschuß an Zucker, und die Kartoffeln werden süß, ohne daß sie erfroren sind. Bei Versuchen in dieser Richtung wurden zum Beispiel in Kartoffeln, die 30 Tage lang einer Temperatur von 0° ausgesetzt waren, fast 3 Prozent freier Zucker fonstatiert. Nachdem man aber diese Kartoffeln in eine Temperatur von 20° gebracht hatte, setzte sofort ein energischer Atmungsprozeß ein, die Kartoffeln konnten also nicht erfroren sein, und nach Verlauf von einigen Tagen schon war ihr Zuckergehalt verschwunden, Liegen Kartoffeln auf freiem Felde oder in schlechten Kellern bei mindestens 3° Kälte, so erfrieren sie über Nacht, ohne daß sie dabei süß werden. Mit erfrorenen Kartoffeln ist nichts mehr anzufangen, da die Atmung nicht wieder erzeugt werden fann. Ein charakteristisches Beispiel für das Vorstehende: Ein Landwirt im oberen Schwarzwald war infolge frühen Schneefalls im
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Spätjahr nicht mehr in der Lage gewesen, seine ganze Kartoffelernte einzubringen; sie wurde zum Teil eingeschneit. Als nach Eintritt des milden Wetters der Schnee weggeschmolzen war, holte er seine Kartoffeln, die zum Teil süß geworden waren. Da jedoch die hohe Schneedecke den Winter über ein Erfrieren ausgeschlossen hatte, so konnte das übel nur durch die Unterbindung oder Einschränkung der Atmung hervorgerufen worden sein. Und richtig; nachdem die Kartoffeln einige Tage im warmen Zimmer beziehungsweise an einem von der Sonne beschienenen Plaze gelegen waren, war der süßliche Geschmack verschwunden und die Kartoffeln so gut wie frische.
Schließlich handelt es sich noch darum, die Kartoffeln vor dem Keimen zu bewahren, durch das verschiedene teils recht giftige Verbindungen entstehen. Das Reimen wird speziell veranlaßt durch die Wärme, das heißt durch eine längere Temperatureinwirkung von über 10°; unter dieser ist kein Keimen zu befürchten. Alles in allem ist für rationelle Aufbewahrung von Kartoffeln ein luftiger, nicht nasser Keller mit einer Temperatur von 5 bis 10° Celsius ant besten. Leider sind solche Normalfeller, namentlich in Städten, aber auch auf dem Lande, nicht allzu häufig. Gegen Frost über -3° sind allerdings die meisten geschützt, im Notfall kann durch Zudecken nachgeholfen werden. Mehr Sorge macht das Verhindern der Keimung, gegen die es jedoch auch ein sicheres Mittel gibt. Man legt die Kartoffeln vor der kritischen Zeit etwa zehn Stunden lang in eine Lösung von 2 Prozent gewöhnlicher Schwefelsäure in Wasser. Diese Schwefelsäurelösung( etwa 200 Gramm Schwefelsäure auf 10 Liter Wasser, Kostenpunkt zirka 20 Pf.) fann mehr mals gebraucht werden. Die so verdünnte Schwefelsäure dringt etwa 2 Millimeter tief ein und zerstört die Knospenanlagen, ohne die Schalen der Kartoffeln in irgend einer Weise anzugreifen oder den Nährwert herabzusetzen. Die in die Lösung eingelegten Kartoffeln rühre man zeitweise etwas um, nehme sie nach zehn Stunden zum Trocknen heraus und lege andere hinein. Das Trocknen erfolgt am einfachsten auf einer Stroh-, Heu- oder ähnlichen Unterlage in der Sonne. Erst nach erfolgtem völligen Trockenwerden dürfen die Kartoffeln gelagert werden. Ein Keimen tritt nicht mehr ein. Die Kartoffeln können infolgedessen nicht mehr als Seh- und Pflanzkartoffeln verwendet werden. An Nährwert verlieren sie jedoch durch diese Behandlung absolut nichts.
a. m.
Feuilleton 230
Der Apachenüberfall.*
Bon Owen Wister.
Ephraim Jones, der Besitzer von Twenty Mile, hatte seinen Tag damit zugebracht, einen ihm unbekannten Mann zu begraben. Er hatte den Mann, oder vielmehr das, was die Apachen von demselben übrig gelassen hatten, vor dem Canon del Oro unter einigen verkohlten Scheiten gefunden.
Diese Entdeckung war für Ephraim insofern nüßlich gewesen, als er sonst wahrscheinlich seine verlaufenen Pferde in der Nähe des Canon gesucht und selbst unter verkohlten Scheiten geendet haben würde. Dbgleich anzunehmen war, daß die Indianer um diese Zeit schon weit fort waren, hatte Ephraim es doch für sicherer gehalten, den Mann an seinem Sattel festzubinden und auf seinem heftig schnaubenden Pony schleunigst nach Hause zu reiten. Jetzt war der Tag vorüber, und der Mann lag in der Erde. Die wenig tiefe Grube, in die Ephraim und einige andere Männer den Toten gebettet hatten, war eingefriedigt worden. Die Hyänen wittern, wenn sie hungrig sind, von weitem Zeichengeruch, und der Mann lag nicht in einem Sarge. In Arizona gab es nur wenig Särge.
Der Tag war vorüber, und in der flachbedachten, viereckigen Lehmhütte von Twenty Mile herrschte die gewohnte Fröhlichkeit. Es wurde geschossen und getanzt, gesungen und gespielt, und der Lärm drang durch die Fenster in die Nacht hinaus. Die Töne schienen in der Stille anzuschwellen, weiter, immer weiter zu ziehen und schließlich in den fernen Hügeln zu ersterben.
Drinnen tanzte ein hübscher, geschmeidiger Jüngling von etwa 19 Jahren mit Ausdauer, während ein alter Mann, in dessen Bart Tabak niederrieselte, mit einer Pistole auf die Hacken des jungen Menschen zielte. Von Zeit zu Zeit schoß der Alte ein Loch in die Erde, um zu beweisen, daß die Waffe wirklich geladen war. Alle