Kämpfen bewies er sein außerordentliches Talent für den Freischaaren, den Guerillafrieg.
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In die Einzelheiten einzugehn, ist hier nicht der Play. Wer sich näher unterrichten will, dem sei die Schrift Prowe's John Osawatomie Brown, der Negerheiland"*) empfohlen. Blos wie Brown den Namen„ Osawatomie" sich erworben, sei in seinen eignen Worten erzählt. Nach zweijährigem Kämpfen und Ringen im Rath, auf dem Schlachtfeld; als Redner, als Freischärler; wollte eine Schaar von im offenen Feld, hinter Stadtmauern 500 Südstaatlern dem„ alten John Brown ", der mit 30, gebei schrieben: dreißig Mann darunter seine vier Söhne bei dem Städtchen Osawatomie in Kansas sie erwartete, den Garaus machen. Und nun hat er selbst das Wort:
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" Früh am 30. August nahten die Tirailleure des Feindes bis auf eine Viertelmeile dem westlichen Ende der Stadt Osawatomie. An diesem Plaße lag mein Sohn Friedrich, der meiner Abtheilung nicht attachirt war, mit vier anderen jungen Leuten aus Lawrence und einem jungen Manne namens Garrison aus Middle
Creek.
„ Die Tirailleure, geführt von einem Prosklavereiprediger White, schossen meinen Sohn todt, mitten auf dem Wege, während er wie ich seitdem festgestellt habe sie für befreundete Leute hielt. Zu gleicher Zeit schlachteten sie Herrn Garrison ab und mißhandelten einen der jungen Lawrencer tödtlich.
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" Dies war furz vor Sonnenaufgang. Ich hatte die Nacht eine halbe Meile von ihnen und kaum eine Viertelmeile von Osawatomie gelagert. Bei mir waren nur gegen 12-15 neuangekommene Rekruten. Sie mußten sogleich, als mir die Trauerbotschaft zukam, ihre Frühstücksvorbereitungen abbrechen und mir in die Stadt folgen.
" Da ich die Stärke des Feindes nicht genau festzustellen vermochte, postirte ich 12 Refruten in ein Blockhaus, willens, den Versuch der Stadtvertheidigung wenigstens zu wagen. Aus der Bürgerschaft raffte ich noch 15 Mann mehr zusammen und bewaffnete sie mit Gewehren. Dann stürinten wir nach der Richtung des Feindes zu. Wir sahen ihn bereits in voller Schlachtlinie kaum eine Achtelmeile vor uns auf einem Hügel im Westen des Fleckens. Da zog ich mich bei der unermessenen Ueberzahl in ein nahes Gehölz und gedachte, die Masse von hier aus wenigstens etwas zu langweilen. Leider war's zu spät, die 12 Mann aus dem Blockhaus herbeizuziehen, so verlor ich deren Beistand im Gefecht.
" Das erwähnte Gehölz war dicht mit äußerst dickverschlungenem Buschwerk unterwachsen.
" Ich traf dort zu meiner angenehmen Ueberraschung einen sehr thätigen jungen Herrn, Kapitän Eline, mit 12-15 Berittenen, und überredete ihn, uns nach dem südlichen Ufer des Osage, dem sog. Marais- des- Cygnes, ein wenig Nordwest von Osawatomie, in die Waldschlucht zu begleiten.
Hier also waren wir unser 30 zusammen. Jeder verkroch sich so gut er konnte, möglichst weit von einander, und erwartete still den Feind.
„ Aber die ganze Bewegung war von diesem gesehen und in blinder Hast ausgeführt. So fam es, daß Kapitän Cline und, ich glaube, noch einige seiner Leute garnicht einmal Zeit hatten abzusißen und während des ganzen Gefechts zu Pferde blieben. Genau kann ich das aber nicht bestimmen.
,, Der linke Flügel des Feindes kam nun heran bis auf Büchsenschußweite; wir feuerten. Die nordwärts gekehrte Seite des Buges gerieth in Unordnung. Das dauerte wohl zwanzig Minuten und während dieser Zeit behelligten wir sie gründlich. Aber dann verpuffte Kapitän Cline Munition, und er mußte sich über den Fluß zurückziehen.
" Nun ordnete sich der Feind von neuem; wir feuerten zwar fort, verloren aber doch einen und den andern, bis wir zuletzt nur noch 6 bis 7 zusammen hatten. Da zogen wir uns auch über den Fluß zurück. Hierbei wurde mein Parteigänger Partridge erschossen. Auch Kapitän Cline hatte im Gefecht einen Genossen, Herrn Powers, fallen sehen; 2 oder 3 werden noch jetzt vermißt und sind dort umgekommen oder gefangen. Endlich hatten wir noch zwei Verwundete: Dr. Updegraff und Herrn Collis.
leber die Tapferkeit aller Genannten und der anderen, die ich garnieht Zeit habe zu nennen, darf ich kein Wort verlieren.
Uebrigens war auch ich von einem Streifschuß gleich im Anfang des Gefechts verwundet, und einer von meinen besten *) Braunschweig , bei Brade. 1876.
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Leuten gleichfalls geschrammt. So belief sich unser Gesammtschaden auf 2 Todte, 3 Vermißte, 4 Getroffene, 9 im Ganzen. " Der Feind verlor 32 Todte und 40-50 Verwundete. Dann äscherten sie die Stadt ein, mordeten einen Herrn William, der zu keiner Partei gehörte, und eilten mit ihren 80 Leichen und Wundkranken so hastig davon, daß es ihnen nicht einmal beikam, uns jenseits des Flüßchens nachzuspüren oder auch nur noch einmal nachzusehen, ob und wie denn ihr Werk vollbracht sei?
„ Ich schreibe dies in großer Hast. Wir ziehen fortwährend herum, den Feind zu belästigen, und ich werde beständig unterbrochen. Mein zweiter Sohn war im Kampf und entkam unbrochen. verletzt. Dies bemerke ich für seine Freunde.
" Der alte Prediger White, wie ich höre, rühmt sich, meinen Sohn selbst getödtet zu haben. Natürlich ist er ein Löwe. „ Lawrence, d. 7. 9. 56. J. Brown." Die bescheidene Einfachheit, mit der er diese Heldenthat erzählt, kennzeichnet den Mann. Der geopferte Sohn, das Zurückalles wird werfen des siebzehnfach überlegenen Feindes erzählt, als handle es sich um die einfachsten Dinge von der Welt.
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Die Sache hat ihr Nachspiel. Es kam erst an die Deffentlichkeit, als der Sieger von Osawatomie nicht mehr am Leben war, gehört aber doch hierher zur Vervollständigung des Charakterbildes.
,, Nun, da der viel genannte Brown als Hochverräther und Rebell sterben soll," schrieb nach Brown's Hinrichtung ein Gegner in einem gegnerischen Blatt, muß ihm nachgerühmt werden, daß er als Mensch nicht ohne bemerkenswerthe Züge von aufopfernder Nächstenliebe gewesen ist.
" Ein uns nahestehender Prosklaverei- Mann, Ed. Timmons mit Namen, wurde bei dem Sturme auf Osawatomie getödtet. Nicht lange erschien ein Reiter am Blockhause und fragte die völlig verzweifelten Kinder und die trostlose Wittwe des Gefallenen, was er für sie thun könne? Sobald er dann das Seine gethan, um dem drückendsten Mangel im Hause des Todten abzuhelfen, benachrichtigte er die Verwandten und Freunde dieser Frau Timmons im fernen Missouri von der jammervollen Lage der armen Wittwe und sorgte, daß sie bis zu deren Einschreiten vor offenbarem Mangel geschützt blieb.
„ Nie erfuhr die Frau Timmons selbst, was ihren Bekannten der Brief gejagt, daß ihr Retter und Wohlthäter niemand andres war, als John Brown ,, der Held von Osawatomie."
Das alles war nur der Prolog-die Vorbereitung. Die Tragödie, das große Opfer" kommt.
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Es verstreichen noch drei Jahre, ausgefüllt von Scharmützeln in Kansas , von Besprechungen mit den Führern der Abolitionistenpartei, von Rüstungen zu dem letzten, entscheidenden Schlag.
Nur eine große, den ganzen Süden umfassende Sklavenerhebung kann helfen. An Geld fehlt's nicht, aber an Menschen. Außer den Söhnen und seinem Schwiegersohn hat John Brown zur Führung des entscheidenden Schlags nur 19, geschrieben: neunzehn Genossen: 14 Weiße und 5 Farbige. Und doch schreckt er nicht zurück. Ist der Alte" nicht wahnsinnig? Keineswegs. Nie hat, bei so warmem Herzen, jemand einen, fühleren Kopf" gehabt. Daß das winzige Häuflein, welches er in's Feld führte, für sich allein nicht im Stande war, die Macht der Sklavenbarone und die Sklaverei zu brechen, das wußte er damals so gut, wie wir es heut wissen. Aber er war von der Unnatur und Fluchwürdigkeit der Sklaverei einerseits, und von der angebornen Freiheitsliebe der Menschen andrerseits so fest überzeugt, daß er glaubte, es bedürfe nur einer elektrisirenden That, eines Funkens, um die Sklaven zum Aufstand, das angesammelte Pulver zur Explosion zu bringen.
Für den Schlag, welcher den Funken hervorlocken sollte, war der Ort trefflich gewählt. der Ort trefflich gewählt. Harpers Ferry ( Siehe den Plan in heutiger Nummer der Neuen Welt")- Harper's Ferry , schreibt einer der amerikanischen Biographen des„ einzigen Heros der Gegenwart", wie Ralph Emerson den alten Brown nennt, ist ein wichtiger Knotenpunkt auf der Grenze dreier Staaten und nahe dem vierten( Ohio ), jene drei sind Maryland , Virginien und Pennsylvanien. Die Stadt selbst mit ungefähr 5000 Einwohnern gehört zur Grafschaft Jefferson in Virginien. Sie liegt gerade da, wo die Ausläufer des Alleghanygebirges, die sogenannten„ Blauen Berge", von den beiden Flüssen, die oben genannt sind, auf deren Wege zum Ozean durchbrochen werden. Ihr Abhang ist hier noch immer 1200 Fuß hoch und ziemlich steil.