Kirchenverhandlungen- gescheitert!

Minis.er.ede   Vorarbeiten für den finanzleiten Druck auf die Opposition NEUES EUROPA  '

Berlin  , 11. Januar.

Man wird jest jede Hoffnung auf eine gütliche Lösung des protestantischen Kirchentonflitts aufgeben müssen. Die neuen Verhandlungen zwischen der Bekenntniskirche und den ,, deutschen Christen  " sind gescheitert. Es ging darum, daß die neue einheitliche Reichsfirchenregierung aus dem der­zeitigen Borsigenden der deutschen Christen", Dr. Kinder, und zwei höheren Staatsbeamten bestehen soll. Die vor läufige Reichsfirchenregierung, die aus Vertretern der Be­tenntniskirche zusammengesezt ist, lehnte aber diese Vorschläge a b. Die Befenntnisfirche verlange vor allem auch Klarheit über folgende Fragen:

"

Wie stellt sich die fommende geeinigte evangelische Kirche zum Buch Rosenbergs Mythos des 20. Jahrhunderts"? Was versteht die Partei unter ihrem Programmpunkt, sie stehe auf dem Boden des provisorischen Christen­tum 3?

Die dritte Frage ist endlich die schon oft angeschnittene des Eides, wobei die Bekenntniskirche nach wie vor darauf be­steht, daß im Eid der Gehorsam gegen Goft ein­gefügt werde, vor allem der Passus, daß von den Eidleisten

den nichts unternommen werden dürfe, was gegen die Ge­jezze Gottes verstoße. Diese Einschränkung hat bekanntlich die katholische Kirche   gegenüber dem Staat bereits in ihrem Konkordat erreicht.

Die Verhandlungen gehen darauf hinaus, eine Art Kon­for dat zwischen dem Staat und der evangelischen Kirche zu schaffen, ähnlich dem zwischen dem Staat und der fatholischen Kirche. Die Bekenntniskirche möchte vor allem eine genaue Abgrenzung der Befugnisse der kommenden Reichsfirchen­regierung erlangen, vor allem aber auch in der Frage der Erziehung der Jugend. Die Drohung mit einer Ent. ziehung jeder finanziellen Unterstützung der Kirche durch den Staat wird von der Bekenntnis­front durchaus ernst genommen. Das Mitteilungsblatt der genannten Kirchenrichtung meldet, es verlaute gerüchtweise, daß die Vorarbeiten der gesetzlichen Lösung bereits die Ministerien beschäftigten. Die vorläufige Kirchenregierung würde einer sich auf finanzielle Dinge erstreckenden Tren­nung von Kirche und Staat, so starke Bedenken sie auch aus praktischen Erwägungen habe, sich nicht grundsäßlich wider­sezzen.

Frick verkündet den Kulturkampi

Nach der Saarabstimmung gehis tos- Die ,, wahre deutsche Einheitskirche"

Saarbrücken  , 12. Januar.

Die Straßburger Neuesten Nachrichten" veröffentlichen ein Schreiben des Reichsministers Dr. Frick an den be­fannten Pfarrer Hossenfelder  , den Rufer im Streite der Deutschen Christen gegen die Bekenntnisfirche. Das Schreiben lautet:

Dr. Wilhelm Frid Reichsminister des Innern

Veren

dzt. München   2 NO. Wiedenmeyerstraße 50, den 4. September 1934.

Pfarrer D. Joachim Hossenfelder  

Berlin   SW. 11 Stresemannstraße 30.

Sehr geehrter Herr Pfarrer! Ich bestätige Ihnen den Empfang des Schreibens vom 20. August d. J., das mir von Staatsrat Ziegler übergeben wurde und bedauere, meinen Crijdcid in der mir nach wie vor sehr unangenehmen Sache Dr. Freißler nicht ändern zu fönnen. Darüber hinaus aber geben mir gewisse Stellen Ihres Briefes Anlaß, Ihnen, wie Herrn Dr. Krause, noch einmal auf das entschiedenste flarzulegen, daß Sie sich bei Ihrer Tätigkeit die gebotenen taftischen Rüdsichten stets vor Augen zu halten haben. Ich habe Ihnen bei unserer legten Unterredung in Weimar   ausdrücklich erklärt, daß vor­läufig der gesamte Stampf für eine deutsche Nationalfirche ausschließlich auf rein firchlichem Gebiet zu führen ist; je weniger dabei von Politif die Rede ist, um so besser. Ich habe fede dan Einirud gezinnen müßen, als ob einige Geistliche, besonders in der Altmarf, in einer unzuläs ligen etie die Perion des Führers in diesen Sampi einzu beziehen suchen.

Die führenden Geistlichen müssen wissen, daß es heute vor allem gilt, die Mafien reif zu machen für den Gedanken, der pon uns angestrebten, wahrhaft deutschen   Ein­heitsfirche, die ihrem Weien nach natürlich meder in Rom   noch auch in Wittenberg   ver antert fein fann,

Es ist deshalb bem Stat im jezigen Augenblick durchaus nicht gedient, wenn man gläubige Kreise. die ihrem Wesen nach zu uns gehören, durch ein Vorprellen über die taftische firchenpolitifchen Linie hinaus fcpiiden macht.

Erst im Laufe des Jahres 1935 merden auch hier die ent: scheidenden Maßnahmen getroffen werden fönnen. Ich darf, Herr Pfarrer, gerade in dieser Hinsicht auf Ihren mäßigenden Einfluß zählen. Voreiligkeiten in dieser Richtung sind um so beflagenswerter, als durch sie, wie mir Herr Ministerialdirektor B.   nun schon zum zweitenmal aus Rom   mitteilt, die gerade jest nicht ausiichts. Ioien Verhandlungen empfindlich gestört werden.

Wir haben uns heute alle als Soldaten zu fühlen und dürfen nie vergessen, daß auch hier dem der Sieg gehört, der im Hinblick auf das Endziel die stärkeren Nerven behält.

Ich weiß aus meiner Münchener   Tätigkeit, daß man mit zehn Roten leichter fertig wird, als mit einem Schwarzen. Ihrem Wunsche betr. die definitive Betrauung des Licen tiaten Eberle mit der Referentenstelle in der Abteilung 3 steht, soweit ich von hier aus überiehe, nichts im Wege Da Ihnen, wie ich annehme, en einer raiden Erledigung dieser Sache gelegen ist gebe ich anheim sich einstweilen an Herrn Ministerialrat Dr. Qued zu werden, den ich kurz verständigt habe, Ich werde wohl faum vor dem 15 in Berlin   iein fönnen. Heil Hitler  

gez. Frid.

Das ist die offene Proflamation des Kulturfampfes. Er wird gegen die protestantische Opposition und zugleich gegen Rom  " geführt. Es geht offen um die Schaffung der deut= schen Einheitsfirche, die einen neuen religiösen Ritus mit altgemanischen und altheidnischen Traditionen einfeßen will. Das Neuheidentum wird offizielle Angelegen­heit des dritten Reiches". Nur noch auf die Saarabstimmung wird gewartet: dann werden die Kämpfer losgelassen!

Christus oder Wotan?

Hildesheim  , 12. Januar 1935. Der Bischof von Hildesheim   erflärte anläßlich der Feier der Verehrung des Jeiuskindes in der St. Josefskirche vor 2000 Ratholiten u. a.: einer von uns ist gewillt, sich einer nationalen Kirche anzuschließen. Wir wollen Christus und jeiner Kirche treu bleiben und wollen weder eine Vermischung von Konfessionen, noch eine germanische Glaubensbewegung." Der Bischof wandte sich in seiner Ansprache, die in der Kölnischen Bolkszeitung wiedergegeben ist. gegen gewisse national­sozialistische Behauptungen, wonach das Christentumt ( unvereinbgriei mit dem Charafter des aer­manischen Volfès.

Deutscher   Bauernbrief Jüdische Geschäfte und Neu- Chikago

Die vitfrieiiichen Stammviebzüchter haben 52 Stück wertvolles Stammbuchvieh an jüdische Einkäufer für Palästina verkaufen können. Der Transport ging. Mitte Oftober mit dem Levanteboot Chios  " von Emden   ab. Bauern, mit denen sich unser Berichterstatter unterhielt, er­flärten, so ein jüdisches Geschäft sei ihnen lieber als der Darrésche Erntedanktag.

Die Küste Ostfrieslands   hat in der nordwestlichen Ecke zwischen den Inseln Borfum und Juist einerseits und dem Feitland andererseits eine tiefeinschneidende Bucht, die Ley­ bucht  . Ihr Name hat mit dem Säufer Ren nichts zu tun. Der Schlickboden gibt guten landwirtschaftlichen Grund ab. Darum wurden in dieser Lenbucht seit Jahren mit großem Geldaufwand Bodengewinnungsarbeiten ver­richtet. Es war eine Arbeit der 14 Jahre Systemwirtschaft". Manchmal trat infolge von Finanzierungsschwierigkeiten eine Stockung in der Arbeit ein. Immer gelang es, die Ar­beit voranzutreiben. Nicht zuletzt fällt das Verdienst hierfür der unermüdlichen Arbeit des dortigen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Tempel zu. Der neugewonnene Boden murde besiedelt. Kurz nach Hitlers   Machtübernahme wurde die erste Siedlung eingeweiht. Natürlich erfolgte die Feier unter dem Motto nationalsozialistischer Erfolge. Sogar Herr Reichsbauernführer Darré mar anmesend. Die Sied­lung wurde belegt mit alten Kämpfern" der Nazibewegung. Sie ist jetzt ungefähr ein Jahr in Bewirtschaftung. Das Dori heißt aus historischen Gründen Neu- Westeel" und hat infolge der dort herrschenden Zustände von der Bevölkerung den Namen Neu Ghifago" erhalten. Der Bauernführer des Ortes, ein berüchtigtes Subjeft namens Schötter, geht mit gutem Beispiel voran. Er führte beispielsweise der Nachbarn Heu in die eigene Scheuer. Nachträglich erflärte er, um es vor dem aufziehenden Regen zu schüßen". Diefer Vorfall ist wirklich nur ein Beispiel, weil es immerhin einen fomischen Einschlag hat. Tatsächlich herricht in der neuen Siedlung eine furchtbare Stimmung. Prügeleien und Diebereien er eignen sich Tag für Tag. Diese Sozialisten" find wirklich für Gemeinschaftsgut, wenigstens soweit es sich um das Eigentum ihrer Nachbarn handelt. Welche stimmungsmäßigen Answirkungen diefe Zustände auf die alteingesessenen. friesisch- stolzen Herrenhauern haben, läßt sich denken.

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Vor neuen schweren Revolten in Hitlerdeutschland! Sensationelle Prophezeiungen für das Jahr 1935! Christus siagt über den heidnischen Aristos!

Was der berühmte Hellseher Hanussen   für 1935/36 prophezeite! Vor neuen Umwälzungen und Katastrophen in aller Welt!

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Das Jahr 1935 ein Katastrophenjahr! Lewaltige Erd- und Seebeben in Sicht!

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Das Scheitern der europäischen   Flottenkonferenz! Wahnsinnstaten aus Aberglauben!

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Briefkasten

An mehrere. Zu Korrespondenzen haben wir in diesen Tagen feine Zeit. Das werdet Ihr verstehen.

Grindelwald  . Auch Ihnen Dank und herzliche Grüße!

Zur Zeit Prag  . Solche soziologischen Gutachten über ihn und die anderen liegen uns mehrere vor. Im Saargebiet ist keine dieser Arbeiten auch nur auszugsweise zu drucken.

Echternach  . Beiten Danf. Der Brief enthält nichts Besonderes. Mit solchen Notrufen aus dem Reiche könnten wir täglich unsere Spalten füllen.

Freunde in der Tschechoslowakei  . Ihr schreibt uns: Wir freuen uns, daß die Deutsche Freiheit" in der letzten Woche vor der Saar­abstimmung die Möglichkeit hat, durch ihr Erscheinen den Kampf gegen das barbarische, verlogene und verbrecherische Regime der nazifaschistischen Dittatur in Deutschland   zu führen. Was sich die amtliche Propaganda an Lügenmeldungen in den letzten Tagen geleistet hat, übersteigt jedes Ausmaß. Wir haben es geradezu mit einer Rügeninflation der Herren um Goebbels   zu tun. Euer Kampf ist deshalb so wertvoll, weil er den deutschen   Arbeitern außerhalb Deutschlands   im Kampfe gegen den Faschismus moralisch außer­ordentlich stärft. Wir wünschen Euch im Interesse der demokra­tischen Freiheit Europas  , der menschlichen Freiheit der Arbeiter Europas   in Eurem Kampje vollen Erfolg Wir danken Euch bei dieser Gelegenheit auch dafür, daß Ihr es ermöglicht habt, daß uns die Teutsche Freiheit" zugeschickt wurde und uns über Euren Kampi gegen den Faschismus in jeder Phase eingehend unterrichtet hat. Uns hat die Freiheit" auch in unserem Kampfe gegen die geistige Seuche des Faschismus wertvolle Dienste geleistet. Mit herz­lichen Freundschaftsgrüßen..." Wir danken euch Kameraden und bleiben euch in Treue verbunden.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich Johann Big in Dud­metler; für Inferate: Ctto Rubn in Soerbrüden Rotationsdrud and Verlag: Verlag der Volksstimme Gmbs., Saarbrüden& Edugenitraße 5. Echließfach 776 Saarbrüden.

Das find die Bücher,

die man zum Saarkampf lelen muß:

Hier spricht die Saar!

THEODOR BALK  

Jungens im Moor!

Erlebnisse saarländischer Jungens im deutschen  Arbeitsdienst. JEAN CHRISTOPHE

So ging die Arbeitsschlacht verloren!

NORBERT MÜHLEN  

Zum 30. Juni 1934 und dem in Deutschland   noch kommenden Unheil! KLAUS BREDOW  

Hitler rast!

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