und den üppigen Weinpflanzungen, welchen die feurigen Weine Lacrymä Christi und Vino Greco entsprießen. Dazwischen münden unfruchtbare Thäler in das Meer aus, in denen die Lavaströme vieler Jahrhunderte mit den bizarren Formen ihrer Gesteinsmassen eine malerische Wildniß geschaffen haben. Zu alledem denke man sich die Pracht des tiefblauen Himmels und des in seiner herrlichen, blauen Färbung mit diesem wetteifernden Meeres, an dessen Gestaden sich immergrüne Eichenhaine hinziehen, und man wird das Entzücken verstehen, das jeden erfaßt, dessen Blick so viel landschaftliche Schönheit auf einmal zu umfassen vergönnt ist.

G.

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Schimpanse und Orangutang.  ( S. 29.) In Nr. 23 des. vorigen Jahrganges der ,, Neuen Welt" zeigte ein Bild, welches das Gerippe des Menschen und das des Gorilla nebeneinander vorführte, die große Aehnlichkeit, welche zwischen diesen beiden Geschöpfen evident zu Tage tritt. Unser heutiges Bild stellt wieder ein paar dieser Ge­schöpfe dar, mit denen eine Urverwandtschaft anerkennen zu sollen uns ein kleines ästhetisches Unbehagen verursacht. Aber weder Darwin   noch dem viel geschmähten Affen- Vogt, wie ihn die erbittertsten Gegner nannten, ist es je eingefallen zu sagen: der Mensch stammt vom Affen ab. Um den richtigen Standpunkt zu gewinnen und die Lehre der neueren Naturwissenschaft von der Entwicklung der Arten richtig zu würdigen, behalte man im Auge, daß die heutigen Naturforscher eben die große Einheit und Zusammengehörigkeit aller organischen Wesen lehren, und daß sie bemüht sind, die Kettenreihe darzustellen, in welcher sich aus der einfachen Zelle und aus Zellenkomplexen schließlich das höchstorganische Säugethier, der Mensch, entwickelt hat. Unser Bild stellt zwei Exemplare der größten Affenarten, den Schimpanse und den Orangutang dar, welche beiden Spezies nebst dem Gorilla für die menschenähnlichsten gelten dürfen. Der Orangutang( simia satyrus), der obere auf unserem Bilde, der auf Borneo   und Sumatra   lebt, ist braun von Farbe und erreicht eine Größe von 6-7 Fuß. Als äußerst guter und gewandter Kletterer und infolge seiner Vorliebe, einsam in Hochgebirgswaldung seinen Aufenthalt zu nehmen, ist er sehr schwierig zu fangen, ja selbst ihn zu schießen gelingt den Jägern selten. Der Schimpanse( simia troglodytes) lebt in Guinea   und am Kongo   in Afrika  , und ist, ebenso wie der Orangutang, ungeschwänzt. Einer weiteren Schilderung dieser menschenähnlichen Affen, die in früheren Zeiten den Reisenden oft Anlaß zu Berichten von wilden Waldmenschen gaben, überhebt uns das naturgetreue Portrait der beiden Herren, welches unser Bild darbietet.

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wt.

W. Heinse's   Ansichten über Staat, Fürst nnd Volk. Wil­ helm Heinse   ist einer der feurigsten Naturalisten der Genieperiode", d. h. der Periode der Revolution in unserer deutschen   Literaturgeschichte, während welcher man, mit den konventionellen Regeln brechend, die Umkehr zur Natur anzubahnen suchte, freilich nicht ohne auch hie und da auf bedenkliche Holzwege zu gerathen. Er war geboren 1749, studirte in Jena  , ward bekannt mit Wieland, Gleim, den Brüdern Jacobi, Herder  , Göthe   und andern Vertretern jener geistigen Gährung und Bewegung, die wir die Genieperiode nennen. Seine in der Düssel­ dorfer   Gallerie erweckte Liebe zu den Werken der bildenden Kunst trieb ihn nach Italien  , wo er sich 1780-84 aufhielt, meist in Rom  . Dort entstand auch sein am meisten genanntes Werk, der Ardinghello oder die glückseligen Inseln." Dieses enthält eine Menge äußerst gesunder und fruchtbarer Ideen, von denen wir einige als Lesefrüchte den Lesern darzubieten für nicht unpassend halten. Dieses Wert, ein Zeugniß eines reifen, für seine Zeit achtenswerthen Kunstverständnisses, ward besonders wegen seiner üppigen Sinnlichkeit verschrieen und getadelt; an dichte­rischer Kraft, Gestaltungsvermögen nnd Tiefe der Empfindung kann er sich kühnlich mit unseren Tagesgrößen messen die Heinse, wenn sie ihn fennen, zwar schmähen, ihn in seinem Hauptfehler aber meist überbieten, ohne seine guten Seiten zu besigen.

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Folgende Säge aus seinem Ardinghello dürften besonders inter­essant sein:

Man betrachtet eine Gesellschaft von Menschen, die man einen Staat nennt, am besten als ein Thier*), das von innen Kräfte, Pro­portion aller Theile haben und gesund sein muß, und volle Nahrung, um für sich auf die Dauer zu existiren und glücklich zu sein; und von außen Stärke, Erfahrung und Klugheit, um sich gegen die Feinde zu erhalten. Das Wohl des Ganzen ist das erste Gesez, wie bei jedem lebendigen Dinge; und jede Staatsverfassung, wo nur ein Theil sich wohlbefindet, oder gar abgesondert wäre, ist ein Ungeheuer, eine Miß­geburt. Ein Despot also, das ist ein Mensch, der ohne Gesetze, die aus dem Wohl des Ganzen entspringen, über die andern herrscht, ist kein Kopf am Ganzen des Staates, sondern ein Ungeziefer, ein Bandwurm im Leibe, eine Laus, Mücke, Wespe, das sich nach Lust an seinem Blute nährt; oder will man lieber: ein Hirt, weil doch dies das beliebte Gleichniß ist, der seine Schafe schert und melkte, und die jungen Läm­mer schlachtet und die fetten alten, wahrlich nicht zu ihrem Besten, sondern zu seinem Besten. Der Staat ist endlich ein Thier, das seine Geseze hat, weder von Kühen noch Schafen, sondern von der Natur des Menschen, weil er aus Menschen besteht; und kein Mensch ist

*) Heute würden wir sagen ,, als einen lebendigen Organismus."

so über andere, wie ein Hirt über seine Herde! Ein vollkom­mener Staat muß ein Thier sein, das sich selbst nach seiner Natur, seinen Bedürfnissen und Erfahrungen regiert, wie ein Ulysses für sich nach den Umständen und gegen andere. Eine reine Aristo­tratie, wo mehrere beständig herrschen nach ihrem Gutbefinden, ohne Geseze aus dem Wohl des Ganzen, nur mit Gesezen für ihr Wohl, die sie nach Belieben ändern, ist eine vielköpfige yder von Despo­tismus, viel Ungeziefer anf dem Leibe statt eines. Ein Staat von Menschen, die des Namens würdig sind, vollkommen für alle und jeden, muß im Grund immer eine Demokratie sein oder mit andern Worten: das Wohl des Ganzen muß allem andern vorgehen, jeder Theil gesund leben, Bergnügen empfinden, Nutzen von der Gesellschaft und Freude haben; der allgemeine Verstand muß herrschen, nie blos der einzelne Mensch.

D, es ist dem Menschen so süß über andere zu herrschen, deren Knaben und Töchter und Weiber sich aufwarten zu lassen, ihren besten Wein zu trinken, ihre besten Früchte, ihr bestes Gemüse und Fleisch zu schmausen, sie im Sonnenbrand arbeiten zu sehen, und selbst im fühlen Schatten zu faulenzen, sie unter den Schwertern und dem donnernden Geschüß der Feinde zu wissen, wenn junge zarte Dirnen ihm sorgsam die Fliegen wegwedeln! Jeder will dazu Recht haben, und göttliches Recht haben, sobald er im Besiz ist; und ließ eher den letzten Kopf von allen seinen Unterthanen, Vater und Sohn, Mutter, Bruder, Schwester, Tochter über die Klinge springen, die es rebellisch leugneten, und befände sich lieber allein in einer Wüste zwischen der Pest der Hingerichteten, als daß er zum Exempel einem Rom   gestattete, außer seiner Unterjochung( d. h. ohne sein Joch) das erste Volk der Welt zu sein. Dies ist die Natur; so elend ist der Mensch; alle unsere Moral ist gemacht und steht nur in den Büchern lehrt es nicht alle Geschichte?

Dann äußert sich der Held der Erzählung trefflich über die Ge­waltmittel, mit denen die Herrschaften aufrecht erhalten werden, in einer Weise, das man seine Worte gut und gern einem Abgeordneten unserer Tage in den Mund legen könnte, der in einem Parlament gegen die volksfeindliche Einrichtung der stehenden Heere plädirt:

Dasselbe thut man( nämlich den letzten Kopf von allen Unter­thanen opfern) um Herrschaft zu erlangen, und düngt die Felder mit Bürgerblute, du kennst die Verse des Euripides  , die Cäsar im Munde führte!

Und dann fährt der als Briefschreiber eingeführte Held mit herbem Tadel gegen die Ordnungsmänner fort:

Sie haben allerlei Blendwerk von Beschönigung ausgesonnen, wo­runter das täuschendste ist, dem Staate Ruh und Ordnung zu verschaffen und behende Stärke zu geben; und sie stellen sich an, als ob sie nur dessen erste Diener wären und große Lasten auf sich trügen. Wie ist aber einer Bedienter, dem niemand befiehlt? Wie ist einer Bedienter, der nach Gutbefinden Gesetze macht und gibt und keins annimmt? nach Willkür ohne Geseze straft? Gesezt auch Ruh und Ordnung; ist dies Glückseligkeit? im Kerker ist auch Ruh und Ordnung!

Dann fährt er fort in seinen Reflexionen:

Kein Tyrann wird wohl je so ein Narr sein, und sein Sklavenreich einem freien Rom  , Athen   oder Sparta   vorziehen; allein wenn er ge­scheit ist und mit einem Gescheiten unter vier Augen spricht, ganz was anderes behaupten; etwa folgendes:

Jedes Wesen darf von Natur um sich greifen, so viel es Macht hat, es sei unter seines Gleichen oder andern Dingen. Du zürnst, daß du gehorchen mußt? Gehorche nicht, wenn du kannst! und du erhältst ein ander Recht. Daß ich, Sultan zu Konstantinopel  , herrsche, da es mir Millionen und Millionen von Sklaven erlauben, wie nimmst du das mir übel? Willst du über nichts herrschen? Ist nicht jeder Mensch ein Sultan, nicht jeder Stier und Hirsch? Die Verständigen werden freilich nie gehorchen, wenn sie nicht müssen. Gehorchet nicht, wenn ihr könnt, so lange bis ihr alle Herren seid! und euer Staat ist die Ver­einigung des reinsten Ganzen, eine Sonne, wo jeder Theil Licht hat und flammt und brennt und einer den andern verstärkt und entzückt und alle insgesammt dann fremde träge Erdenkörper zum Leben er­wecken, wie jezt allein Jch.

wt.

Eisenbahn- Waggonschieber. Die Menschenkraft ersparende Ma­schinenkonstruktion macht riesige Fortschritte. In alle Arbeitsbranchen dringt die Maschine ein und überall bringt sie die Lehre, daß die Menschenmassen ihren Lebensberuf nicht ausschließlich in mechanischer Thätigkeit suchen sollen und für die Zukunft auch gar nicht werden finden können. Eine Maschine, welche sich in neuester Zeit bereits in England, Frankreich  , Belgien   und Desterreich an die Stelle von manchen hundert Arbeitern gesezt hat und sehr bald auch in Deutschland   Eingang finden wird, ist der Eisenbahnwaggonschieber, ein Apparat, welcher aus einem zweiarmigen Hebel besteht, dessen einer Arm an der Radaye Armes ist halbkreisförmig gekrümmt," so schreibt das Polytechnische des fortzubewegenden Wagens eingehängt wird. Das Ende dieses Notizblatt", um sich an den Umkreis der Are anlegen zu können, das andere Ende ist mit dem des erstgenannten Arms gelenfartig verbunden, und bildet dieses Gelenk den Stüß- und Drehpunkt der Bewegung; legterer liegt zwischen der Axe und dem Radumfang; an dem zweiten

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