wann und von wem sie aber in ihrer ursprünglichen Gestalte worden sein mag, darüber ist uns keine Kunde verblieben. Im leßten Viertel des 13. Jahrhunderts war sie eine Zeitlang die Residenz Graf Rudolfs I. von Habsburg, den die deutschen   Fürsten im Jahre 1273 zum deutschen   Kaiser gewählt hatten und der seine kaiserliche Macht im Kampfe gegen das deutsche   Raubritterthum erprobte und stählte. Im Jahre 1825 überließ die Familie von Eyzß die Ruine der einst statt­lichen Burg dem Prinzen Friedrich von Preußen  , und dieser sorgte bis 1829 für ihre Wiederherstellung in einer ihrer früheren Einrich­tung möglichst entsprechenden Weise. Prinz Friedrich stattete die neue Burg auch mit einer ziemlich reichen Sammlung von Antiquitäten, alten Waffen, Kunstwerken und Glasmalereien verschiedenster Art aus. Man sieht von Burg Rheinstein   nicht weit hinaus in's Land; nach allen Seiten hin ist der Blick durch Berg und Wald in enge Grenzen gebannt. Aber was das Auge erschaut, ist von jener frischen, pikanten Schönheit, welche die Vergnügungspilger aus allen Welttheilen all­jährlich die Rheinufer hinauf und hinabführt. G.

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Raiser gab seiner Achtung vor dem Dichter und Gelehrten in der Er­nennung desselben zum Pfalzgrafen   Ausdruck. Trotzdem widerstand Petrarca   allen Versuchen, ihn an Fürstenhöfen festzuhalten und zog sich schließlich in ein stilles Dorf zurück, wo seine Tochter, das eine von zwei Kindern einer uns unbekannten Mutter, mit einem mailändischen Edelmann vermählt war. Hier überraschte ihn der Tod mitten in ge­lehrter Arbeit am 18. Juli 1374. Viele Monumente halten das Andenken G. des merkwürdigen Mannes bei dem italienischen   Volke wach.

Auflösung des Rösselsprungs in Nr. 6 ist folgende dreifilbige Charade: Der Reiter ist kein Reiter mehr, fehlt ihm das erste Silbenpaar. Die dritte Silbe bringt gar oft den Gemsenjäger in Gefahr, Das Ganze bringt zum erstenmal den Lesern heut die ,, Neue Welt", und hofft, daß dieses sinn'ge Spiel auch unter Euch viel Freunde zählt. Auflösung dieser Charade ift: Rösselsprung.

Zur Beachtung. Der Stubenmaler Anton Hirsch, geboren in Langseifersdorf, Kreis Reichenbach   in Schlesien  , gegenwärtig circa 49 Jahre alt, hat in Reichenbach gelernt, ist dann in die Fremde gegangen und hat vor 18 Jahren in Berlin   gearbeitet; seit dieser Zeit Seine arme, alte, fehlt jede Nachricht über seinen ferneren Verbleib. mittlerweile verwittwete Mutter ist nun in der höchsten Sorge um ihren Sohn und wendet sich an alle Menschenfreunde mit der Bitte, ihr, wenn möglich, Nachricht von dem gegenwärtigen Aufenthalte desselben zu geben. Etwaige Nachrichten wolle man gefälligst in unfrantirtem Briefe oder per Korrespondenzkarte an Wittwe Hedwig Hirsch bei dem Sattlermstr. Hrn. Gellrich, Langenbielau III., Schlesien   adressiren. Alle sozialistischen Blätter des In- und Auslandes werden gebeten, diese Notiz abzudrucken. Red. d. ,, N. W.  "

Korrespondenz.

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Leipzig  . Buchhandlung A. Menzel. Das von Ihnen eingesendete Buch hat einer unserer Mitarbeiter zu rezensiren übernommen. A. Mt. Taß in der Welt fein Mole­tül der Materie und kein Theil der einmal vorhandenen Kraft verloren geht, sondern nur die Formen und die Wirkungsarten wechseln, ist vollkommen richtig. Aber eben eine jener vergänglichen Formen, unter denen sich Massen von Materie zusammenfinden, ist unsre Erde, mit der die Menschheit einstens wahrscheinlich wohl erst in Jahr­millionen untergehen wird. Daß damit nicht alles organische Leben im Weltall  für alle Ewigkeit aufgehört haben wird, darf natürlich angenommen werden. Was Sie von der Wanderung der Lichtwellen durch's Weltall schreiben, beweist, daß Sie mancher­Tei gelesen haben!

Schnarsleben. G. T. Das einfache Räthsel ist zu gebrauchen, bedarf jedoch der redaktionellen Korrektur. Darmstadt  . C. J. K.   Dem Verfasser des Gedichtes An meinen Sohn", ebenso wie uns, wird es lieb sein, wenn seine Verse nicht nur momentane Rührung erzeugen, sondern auch zur Nachfolge auf dem Wege edlen Unglaubens begeistern.

Mainz  . Dr. G. Mipt und Brief nach Wunsch rechtzeitig an Sie abgegangen! Langenbielau. A. K. Ihrem Wunsche konnte, wie Sie sehen, gewillfahrt werden. Bon Insertionsgebühren kann bei so etwas keine Rede sein. Für die Zusendung der Akten frbl. Tant.

Dresden  . R. R. Das Buch heißt ,, Rathgeber für Gewerbetreibende" und ist von der Buchhandlung des Vorwärts", Leipzig, Färberstr. 12, zu dem von Ihnen erwähnten Preise zu beziehen. 3hr Gedanke bezüglich der Künstlerischen Darstellung von Vorfällen der Art, wie Sie einen mittheilen, ist gut; nur fehlen uns vorläufig noch die Künstler zur praktischen Ausführung desselben.

Francesco Petrarca  ( Portrait Seite 113) war der größte lyrische Dichter, den die sonnigen Fluren Italiens   geboren. Seine von ihm selbst nichts weniger als hochgeschäßten, in italienischer Sprache ge­dichteten Volkslieder in dem Canzoniere sind die schönsten Kunst­proben mittelalterlichen Minnegesanges. Die ihnen zu Grunde liegenden Gedanken sind in gleicher Weise sinn- und geistreich als mannigfaltig; ihre Sprache ist anmuthig und flar und ihre Form ist in hohem Maße kunstvoll zu nennen. Dabei fehlt es dem Dichter aber an vielen Stellen an jener Innigkeit der Empfindung und jener Glut der Leidenschaft, welche auch den nüchternsten Sinn zu bezaubern und hinzureißen ver­mögen. Nur in der Canzonen, welche die damaligen politischen Zu­stände Italiens   geißeln, schwingt er sich in seinem Dichterzorne zu hoher Gewalt des Ausdrucks und Gedankens empor. Das Canzoniere ist immer und immer wieder in alle Kultursprachen übersetzt worden und in nahezu unzähligen Auflagen erschienen. Petrarca   war indeß nicht allein der größte Lyriker des italienischen   Volkes, sondern er galt auch für den gelehrtesten Mann seiner Zeit. Seine eifrigen Bemühungen um die Kenntniß der altrömischen Literatur und deren Verbreitung haben zur Beseitigung der starrchristlichen Anschauungen, welche den Geist des Mittelalters gefesselt hielten, das ihrige beigetragen. Sein scharf blickender, mit Wissen so reich ausgerüsteter Verstand spottete der meisten Vorurtheile jener glaubensvollen, aber wissensleeren Zeit. Insbesondere richtete sich sein Verdammungsurtheil gegen die Thorheiten und Quack­salbereien der Astrologie und Alchemie, zwei angebliche ,, Wissenschaften  ", deren verzwickter Unsinn Abertausende lebenslang und unausgesezt be­schäftigt und mauch' reich begabten Kopf verrückt gemacht hat. Eine große Anzahl von Schriften hat Petrarca   in lateinischer Sprache ab­gefaßt, die ja bis in die neueste Zeit sich als die Sprache der Ge­lehrten aller Länder behauptet hat. Sein lateinisches Hauptwerk ,, De vitis virorum illustrium"( über das Leben berühmter Männer) enthält die Lebensbeschreibung einer Anzahl berühmter Römer, mit dem sagen­haften Gründer Roms anfangend und mit Julius Cäsar   schließend. Dasjenige seiner Werke, welches Petrarca   und seiner Zeit am bedeu­tendsten erschien, das epische, gleichfalls lateinische Gedicht Africa leidet an einer Langweiligkeit, die dadurch nicht vermindert wird, daß sein Held der Besieger Karthagos Scipio Afrikanus der Aeltere ist, und die es für unsere Geschmacksanforderungen ungenießbar erscheinen läßt. Von hervorragender Wichtigkeit für die Geschichte des 14. Jahrhunderts sind dagegen Petrarca's lateinische Briefe. Petrarca's   Leben war ganz der Kunst und Wissenschaft gewidmet. Am 20. Juli 1304 zu Arezzo   zulässig, als die außerhalb Deutschlands   vorherrschende, politische Dekonomie". Die geboren studirte er von 1318 zu Montpellier   und von 1322-25 zu Bologna   die Rechte, widmete sich indeß 1326 wieder ganz dem Studium der Literatur. In demselben Jahre kehrte er nach Avignon  , wo sein Vater zuletzt gewohnt hatte, zurück und trat in den geistlichen Stand ein, der das mittelalterliche Leben in allen seinen Beziehungen be­herrschte. Am Charfreitag 1324 erblickte Petrarca   zum erstenmale seine Laura, die er in seinen Liebesliedern feiert. 1333 führte ihn eine große Reise über Paris   durch Flandern   und Brabant   nach Lüttich  , Aachen  , Köln   und über die Ardennen nach Lyon  . 1325 ertheilte ihm Papst Benedikt XII  . die erste Pfründe mit einem Kanonikat in Lombès. Nach einer Reise nach Rom   und von da über Spanien   nach England erwarb er sich 1327 zu Vaucluse   im südöstlichen Frankreich   ein Landgut. Hierher drang im Jahre 1341 die Kunde, daß ihn zwei der vornehmsten Pflege­stätten mittelalterlicher Kunst mit der Dichter­Paris und Rom  frone vor seinen Zeitgenossen auszeichnen wollten. Petrarca   ließ sich den Lorbeerkranz, den ihm der römische Senat bot, im April 1341 auf dem Kapitol zu Rom   um die Schläfe winden. Bis zum Jahre 1351 lebte er zumeist in Avignon   oder Vaucluse  . Einen Bischofssiz, den ihm der Papst antrug, schlug er aus. Die kurz darauf folgende Er­hebung des römischen Volkes gegen seine adligen Blutaussauger begrüßte er mit Begeisterung und, als der Volkstribun Cola Rienzi   im Kerker schmachtete, nahm er sich desselben warm an. Von 1353 an lebte er in Mailand  , wo er mit Kaiser Karl IV.   bekannt ward, an dessen Hof nach Prag   er 1355 in diplomatischer Mission gesendet wurde. Der

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Hamburg. F. H. So harte Urtheile über die Arbeiten eines als Charakter be währten und dem Namen nach weitbekannten Vannes   sollten jedenfalls taktvollerweise nicht einer den Blicken aller Welt offenstehenden Postkarte anvertraut werden. Uebrigens: Theilen wirklich viele Gesinnungsgenossen Ihre Meinung?

Liezen  ( Obersteier). J. K. Die Nationalökonomie ist diejenige Wissenschaft, welche die Erscheinungen des wirthschaftlichen Lebens der Nationen erkennen lehren soll. Die Bezeichnungen ,, gesellschaftliche Dekonomie" ,,, Sozialökonomie sind mindestens ebenso

Nationalökonomie ist übrigens, gleich der noch jüngeren Wissenschaft der Statistik, nicht mehr als der Keim einer Gruppe vorläufig kaum dem Namen nach vorhandener Wissen­schaften, die man unter dem Namen der Sozialwissenschaften zusammenfassen fann und die alle Beziehungen des gesellschaftlichen Menschenlebens zu beleuchten haben werden. Einer Ihrer Wünsche ist, wie Sie gesehen haben werden, bereits erfüllt. Zur Aufklärung der ziemlich dunklen Köpfe des österreichischen Volkes" werden wir mit Bergnügen auch in Zukunft nach Kräften beitragen.

Berlin  . H. 2. Dank für die eingesendete Echachpartie. Das Resultat unserer Prüfung in nächster Nummer. G. Ech. Ihr Wunsch wird Erfüllung finden!

Bremen  . H. G. Wir werden uns mit einem Pädagogen in Verbindung setzen und Ihnen dessen Antwort auf Ihre Frage übermitteln.

Schmelz  . F. Th. Die eingesendeten Verse sind nicht übel, aber für die ,, N. W.  " find fie gar zu politisch. Für ein politisches Lokalblatt dürften sie nach sorgfältiger Feilung verwendbar sein.

Dortmund  . K. H. Wenn Sie geschichtliches Material zu einer Arbeit über die Wiedertäuferbewegung haben, so schicken Sie es nur an uns. Das eingesendete Blättlein mit der Geschichte der Muttergottes von Mörl hat uns höchlich ergößt. Was wird aus dem Kulturkampfe werden, wenn nächstens zur Errettung der Kirche die Jungfrau Maria, ihrer Prophezeiung gemäß, mit einer Legien Engel in Berlin   ankommt und Er. Durch laucht dem Herrn Bismard aufs Dach steigt! Daß es noch Leute gibt, die solch ein, 12 Quadratzoll großes, mit hellstem Unsinn bedrucktes Wischchen gläubig lesen und mit 5-10 Pfennigen bezahlen, das ist allerdings nicht mehr zum Lachen!

Liegnių. G. Scholz. Eine kurze Biographie Seume's   ist sammt dessen Porträt bereits im ersten Jahrgange der ,, N. W.  " erschienen. Wenn Sie eine furze und billige Weltgeschichte wollen, die die Thatsachen wenigstens nicht böswillig fälscht oder entstellt, so taufen Sie Sich die kleinste Ausgabe der Weber'schen Weltgeschichte.

Jena. V- z. Die Uebersetzung erscheint auch uns gut. Wir werden sie gelegentlich mit dem Original vergleichen und dann wahrscheinlich abdrucken. Besten Dank! R. S. Das Silbenräthsel ist brauchbar. Lassen Sie es bei dem Erstlingsversuche nicht bewenden!

Die Fortseßung der Anleitung zum Schachspiel erscheint in nächster Nummer. ( Schluß der Redaktion: Dinstag, den 27. November.)

Berantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Plagwißerstr. 20).- Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .