englische Meilen von Wyoning. Bald steigerten sich jedoch die Anstrengungen, weitere Lager hier aufzufinden, und schon 1862 beutete man gegen 100 Brunnen aus Gegenwärtig beschränkt sich die Produktion auf die Halbinsel, die von den Seen Erie und Huron und vom St. Clairfluß gebildet wird. Der Centralpunkt ist die Stadt Dil- Springs. Nördlich davon liegt Petrolia, die ebenfalls ergiebige Quellen in ihrer Nähe hat. Kleiner ist der Bezirk, der unweit der Mündung des St. Lorenzstromes liegt. Die Eingeborenen Kanadas kannten das Erdöl schon längst, doch verheimlichten sie den Ort seiner Gewinnung, der erst 1866 auf der Insel Manitulin im Heronensee von den Weißen aufgefunden wurde. Man behauptet, daß das Petroleum Kanadas besser als das von Pennsylvanien sei. Seine Leuchtkraft soll jenes übertreffen, auch ist bei ihm weniger die Gefahr des Erplodirens vorhanden.
Südlich von St. Franzisko, in Kalifornien , befinden sich reichliche Petroleumlager, doch werden sie bis jetzt nur wenig ausgebeutet. Im Bundesstaate Neuyork ist nur ein Strich an der Grenze von Pennsylvanien von Bedeutung. Auch in Ohio ( bei Warren), in Illinois , Missouri , Kentucky , Tenessee und Indiana findet man Petroleum, obwohl die drei letzteren Staaten fich noch garnicht an der Produftion betheiligen. Uebrigens scheint ganz Nordamerika reichliche Erdöllager zu bergen, denn auch in Kolorado , Utah und andern Distrikten hat man Spuren davon entdeckt.
Im Jahre 1859 produzirte ganz Nordamerika 82,000 Barrels ( à circa 150 Liter) Del; im folgenden Jahre betrug der Gewinn schon 500,000 Barrels, und 1870 belief sich der Ertrag auf 6,500,000 Barrels. Jetzt werden jährlich etwas über 10 Millionen Barrels von Nordamerika in den Handel gebracht, wovon gut Zweidrittel zu den Ausfuhrartikeln gehören. 1872 betheiligten sich die nordamerikanischen Staaten im folgenden Verhältniß an der Produktion: Pennsylvanien lieferte 6,539,000 Barrels, Kanada 530,000 B., Westvirginien, Ohio , Kentucky und die übrigen Bezirke 325,000 B., zusammen 7,394,000 23.
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silianischen Provinz St. Paulo hat Richard Burton nachgewiesen, dvß sich dort ergiebige Quellen finden, doch ist es auch dabei verblieben. Bolivia hat drei Hauptquellen, die von Cuarurati, Plata und Piguirandi, welche einen Delbach von 17 Centimeter Tiefe und 2/3 Meter Breite bilden, der eine gute halbe Wegstunde weit läuft und sich theils dann im Sande verliert, theils einem Bache zufließt, welcher zum System des Piloomayo gehört. In Peru liefert seit 1866 eine Gesellschaft jährlich mehr als 300 Fässer Erdöl , auch in der argentinischen Republik und auf der Insel Trinidad findet man solches.
In Asien sind die Quellen am linken Ufer des Frawaddy schon genannt worden. Dies Petroleum, das aus mehr als 5000 Brunnen geschöpft wird, dient aber hauptsächlich dazu, um das Holz der Häuser zum Schutz gegen die Ameisen damit zu bestreichen. Auch in China , am Kaspisee und im Kaukasus hat man ganz ergiebige Lager. Vorzugsweise ist jedoch die Halbinsel Ascheron bekannt. Nördlich von der Stadt Baku ( bei dem Dorfe Balachana) sind über 300 gewöhnliche und viele Bohrbrunnen in Betrieb. Nordöstlich von Baku ( beim Dorfe Surachana) wird ebenfalls Erdöl gewonnen. Die Tartaren benußen es vorzugsweise zum Kalkbrennen.
Afrika hat dies köstliche Erzeugniß ebenfalls, wenngleich unser Handel daraus keinen Gewinn zieht.
Unser Erdtheil ist auch nicht leer ausgegangen. In Galizien und der Walachei wird Petroleum ausgebeutet, ja es zieht sich am Nordabhang der Karpathen ein ganzer Delstrich entlang. Bei Boryslaw werden jährlich fast 14,500 Centner gewonnen, aber leider kann dies Petroleum einen Vergleich mit dem amerikanischen nicht aushalten.
Deutschland hat im Flußgebiet der Aller, in Hannover , seinen Erdölbezirk, das dort in der ganzen Gegend in ergiebigen Mengen vorhanden zu sein schein. Auch Braunschweig , Bayern , England, Schottland , Frankreich , Spanien , Italien , Griechenland und die Schweiz weisen auf das Vorhandensein des Erdöls hin. Jedoch wird Nordamerika wohl stets die erste Stelle als Lieferant behaupten.
Aus ,, vormärzlichen" Tagen. Unlängst fiel mir ein alter Band der ,, Didaskalia" in die Hand und beim Durchblättern der„ Blätter für Geist, Gemüth und Publizität" fand ich nachfolgende ergötzliche ,, Korrespondenz aus Genf ", geschrieben im schönen Mai des Jahres 1841:
,, Ein Correspondent des ,, Morgenblattes" hat jüngst die Aufmerksamkeit des Publikums auf diesen Verein gelenkt und zwar, indem er denselben als einen völlig politischen bezeichnete, was er jedoch keineswegs ist. Er hat mit der Politik ganz und gar nichts zu schaffen. Wollten auch überspannte Köpfe je versuchen, ihn zum Tummelplatz ihres hohlen Radikalismus zu machen, so würden sie an den dermaligen Vorstehern und Lenkern, den Herren Prof. Galeer und Bruderer( beide Schweizer ) einen entschiedenen Widerstand finden. Außerdem steht der Stifter des Vereins, Herr Kantor Wenzel, als stets wachsamer Hüter im Hintergrunde. Diese wackern Männer sind mit der hiesigen Polizei einverstanden, um von dem Verein den liberalen Schwindelgeist, die Krankheit unserer Zeit, der die jungen Deutschen des Gewerbestandes nur in's Unglück stürzen könnte, fern zu halten. Sie geben der Polizei pünktlichen Bericht von allem, was in der Mitte dieser Gesellschaft vorgeht und haben selbst der Behörde die feste Versicherung gegeben, daß sie den Geist des Radikalismus mit aller Kraft bekämpfen werden. Statt zu politisiren raucht man in diesem Verein eine Pfeife, trinkt ein Glas Bier, unterhält sich mit einem unschuldigen Spiel und singt zu weilen ein Liedchen. Der Verein hat außer dem ,, Frankfurter Journal" nur noch eine Schweizerzeitung, weil ihm die Mittel zur Anschaffung von dergleichen fehlen und überhaupt die Politik außer seinem Bereiche liegt. Es werden auch einige Lehrstunden im Französischen gegeben, die übrigens nur schwach besucht werden, weil der Handwerker am Abend nach schwerer Arbeit nicht mehr zu geistiger Arbeit aufgelegt ist. So leben die Vereinsmitglieder ganz harmlos, wenn sie sich nicht zuweilen mit dem Wirthe wegen der kleinen Portion Käse oder wegen des schlechten Bieres zanken. Wer nicht gerade Handwerker ist, weiß nichts von diesem Vereine. Hier können die deutschen Ruheſtörer keine Rolle spielen und die hiesigen deutschen Handwerker machen sich mitunter eher durch nächtliche Prügeleien und wildes Gebrüll in den Straßen bemerklich als durch politische Umtriebe: Ein Beweis, wie unschuldig solche Vereine sind, wenn Männer wie die Herren Wenzel, Galeer und Bruderer den Beſthauch des revolutionären Geistes und seiner Priester davon abzuwehren wissen. Mögen diese edeln Männer in ihrem schönen Bestreben nicht ermüden. Sie erwerben sich dadurch den Dank der deutschen Handwerker wie der deutschen Regierungen und jedes Freundes der Ruhe und Ordnung. Sie haben an den Vorgängen in der
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Schweiz ein thatsächliches Beispiel vor Augen, wohin der wilde, zerstörungssüchtige Radikalismus führt, der mehr und mehr in die Masse des Volkes einzubrechen sucht und den darum jeder Biedermann zu dämpfen suchen muß, wo und wie er nur kann."
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Wie muß dieser Brief dem deutschen Philister zu seinem Bier und seiner Pfeif Tobak" gemundet haben! Eine christlich- germanische das that Prügelei auf der Gasse und ein gottesfürchtiges Gebrüll, seinem in Loyalität zum angestammten Landesvater ersterbenden Herzen wohl. Das war für ihn ein Zeichen von gesetzlichem Sinn, Ruhe und Ordnung.
Schartenmaier's Zähre rennt,
O du Zeit wie hat sich's g'wendt.
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von
Oder wäre die ,, Didaskalia" von einem Schalt ein bischen genarrt worden, in der Absicht, das leicht erregbare Gemüth der deutschen Polizei zu beschwichtigen? Vor allem ist sicher, daß Galeer, der einer der wackersten Vorkämpfer des arbeitenden Volkes, in jener Zeit nie auch nur entfernt eine Rolle spielte, wie sie ihm in diesem Briefe angedichtet ist und immer im Gegentheil eine energische Propaganda unterhielt.
Die ,, Harmlosigkeit" war jedenfalls in jenen Tagen nicht das Merkmal der deutschen Arbeitervereine in der Schweiz . Jm ,, Republikaner *) erzählt J. Philipp Becker einiges hierüber. In diesen Vereinen, bemerkt er unter anderem, dominirte das verbissen- revolutionäre Element. Die Geheimnißthuerei war stets in der Mode. Jeder Handwerksbursche galt daheim als verkappter Kommunist, und die hochweise Polizei malte den Teufel so lange und in so lebhaften Farben an die Wand, bis er kam und viele Leute sich mit den kommunistischen Ideen zu befreunden anfingen... Wir organisirten damals die Propaganda zu Fuß". Es gab stets genug junge, rüftige Burschen, die auf den ersten Wink ihr Felleisen schnürten, um in den deutschen Landen, von Stadt zu Stadt, von Herberge zu Herberge zu ziehen, die Völkerverbrüderung und die Erlösung der geknechteten Menschheit zu verkünden und neue Apostel für das soziale Evangelium zu werben. Fürsten zum Land hinaus, jetzt kommt der Völkerschmaus" war das Lofungswort. Freilich geriethen viele dieser Sturmvögel in den Käfig, aus dem sie jahrelang nicht wieder herauskamen. Sie nahmen dafür aber auch 1848 und 49 gehörig ,, Revanche". Die Verbote gegen das Wandern nach der Schweiz blieben fast erfolglos.
R. R.