o ic§ Ortes nicht vorher und nicht nachher ge­feiert hatte. Bier flog in Strömen, Volksbelu­stigungen aller Art wurden geboren, jung uns alt feierte, Mann und Weib bildeten eine Mei­nung: es tvar der schönste Tag in der Ge­schichte von Fünfzighiibel, der nur dadurch ein« Beine Trübung- erfuhr, daß am Morgen nach dem Fest der Gemeindevorsteher und der Lehrer mit Rest, der Kellnerin, in einem Straßengra­ben gefunden wurden, in dem sie ihren Rausch ausschliefen. Und da es in der Früh zu regnen begonnen hatte, boten die drei gerade keinen erquicklichen Anblick, als sie endlich geweckt wor­den waren eine Tat, der sich der Gemeinde­wachmann Schöberl gar nicht genug rühmen konnte und nach Hause wankten. Aller Freude folgt aber auch Leid. Und die Betrübnis der Bauern von Fünfzighübel war ungeheuer, als sie erfuhren, daß der Bahnhof   ihr Bahnhof! ein Holzbau werden sollte. Während der Nachbarort einen wenn auch primitiven Ziegelbau sein eigen nennen durfte, sollte sich Fünfzighübel mit einer Holzbude zufrieden geben! Sofort wurden wieder Eingaben gemacht, die schon in Borsprachen geübte Deputation i reiste nach Wien  . Es war umsonst. Ten Anfor­derungen genüge vorläufig der Holzbau.Sollte -sich die Notwendigkeit ergeben, daß", hieß es in dem Schreiben, mji welchem die Bor­sprache erledigt wurde,dann wird in abseh­barer Zeit ein Ziegelbau errichtet werden." Damst war die Begeisterung der Fünfzig» hübler für das Bahnhofsprojekt zur Hälfte verschwunden. Als der Bahnhofsbau und die Straße vom Ort zum Bahnhof   fertig war und die Eröffnung der Station gefeiert wurde, flammte zwar noch einmal die alle Begeisterung auf. Ja, als der erste Zug in die neu« Swtion ein­fuhr man hatte davon gesprochen, daß der Kaiser persönlich zur Eröffnung kommen werd«, ein Gerücht, daS aber absolut nicht den Tat­sachen entsprach, denn es erschien schließlich nur rin Oberbahnrat auS der nahen Hauptstadt, und als der Bürgermeister den Zug mit beben­der Stimme willkommen hieß, um seine Rede in die Worte ausklingen zu lasten:So fahre denn wohl, geliebter Zug! Abfahrt!" eine Aufforderung, in welcher der ZugSführer eine Einmengung m eine Amtshandlung erblickte und dem Redner einen wütenden Blick zu­warf, war manches männliche und weibliche Auge mir Tränen gefüllt. Auch beim Fest am gleichen Nachmittage ging es noch hoch her. Und als der Lehrer der einzige Fahrgast, der den Zug am Morgen benützt hatte in den Abend­stunden aus der Hauptstadt zurückkam, wurde er als Held gefeiert. Doch schon bald darauf legte sich die Begeisterung ganz. Andauernder Regen hatte die Straße zur Bahn in einen kläglichen Zustand versetzt, so daß diejenigen, die den Zug wirklich benützten, lie­ber den kürzeren Weg zum Pshnhof des Nach­barortes gingen, zumal die Fahrt von dort sogar noch billiger war, als daß sie den mühevollen Weg auf einer- elenden Straße entweder bei strömendem Regen oder in glühender Hitze zu- rücklegren. Bald stieg am Bahnhof von Fünf» zighübel überhaupt nur der Lehrer ein und aus. Und als dieser eines Tages das Zeitliche segnete, war der Bahnhof verödet. Ueber das Thema wurde im Lause der Lahre in Fünfzighübel immer weniger gespro­chen. Rur der Waldhofbauer konnte nicht umhin, dann und wann lächelnd auf den seinerzeittgen Eifer zurückzukonunen. Er tat es besonders gern, als die Station sieben Jahre nach ihrer Er- pffimna mangels jeglichen Bedarfs auf- gelassen wurde. Wenn einer der Jungen heute eine recht närrische Idee hat, pflegt der nun schon Neunzigjährige nur mit dem Kopf zu wackeln, sobald er davon hört und das Wort Bahnhof  " zu murmeln. Die Jungen verstehen ihn kaum mehr, denn die Geschichte vom Bahn­hof von Fünfzighübel lebt unter den jungen Bewohnern des OrteS nicht fort, wie unange­nehme Geschichten auch anderSwo gern ver­schwiegen und begraben werden. Wer mit dem D-Zug auf der Strecke Rein! Ta» wäre wieder unmöglich. Kurz: Hei' rast der D-Zug an manchem allen, zer» stillenen Häuschen vorbei. EinS von ihnen trägt auf der Ouerseite den Namen Fünfzighübel. Das Holz ist verwittert. Die Farbe, mit der man den Namen einst geschrieben hatte, ist ver­blaßt. Man muß ein gutes Auge haben, um beim Neunziglikometertempo moderner Expreß­züge daS Bort entziffern zu können. Wer eS imstande ist» hat den einstigen Bahnhof von Fünfzighübel gefunden. Ausbeutung des Bodens nicht des Menschen Das große Werk von Almaden  Zu den kostbarsten Schätzen Spaniens   ge­hört seit jeher Almaden(letzte Silbe betont), die Hauptstadt der Provinz Ciudad Real  , eines Teiles der durch Don Ouijote hochberühmten Manchs. Hier leben hart an der Front, wo die junge Republik   gegen den mörderischen Faschis­mus kämpfen muß, 12.000 Menschen, deren Arbeit in den unermeßlichen, seit Menschen­gedenken ausgebcuieten, aber noch für Jahr­tausend« ausreichenden Quecksilberbergwerken dem bedrohten Bolksstaat bedeutende Einkünfte aus der Ausfuhr des seltenen Metalls ermög­licht und in hohem Maße zur Erhaltung der günstigen Finanzlage der Republik   beiträgt. Aber diese hat vielleicht auch nirgend- so lei­denschaftliche Anhänger wie in Almaden, wo die staatliche Berwaltung das Leben von den Gefahren für die Gesundheit befteit und er durch Einführung einer sozialen Wirtschafts­form erst lebenswert gemacht hat. Zwar sehen manche in den Phöniziern die ersten, die sich mit der Förderung deS Queck- silberoxyd», gewöhnlich Zinnober genannt, be­schäftigten, doch scheint sie auf noch ältere Zell zurückzugehen. Auf Karten aus der Römerzeit finden wir den Ort unter dem NamenSi- sapo"; noch erhaltene Landstraßen in der Um­gebung zeugen von der großen Bedeutung de» Minerals   für die Römer, die es auf ihnen nach Italien   transponieren ließen. Doch bestanden damals auch schon Verbindungen zu allen wich­tigeren Städten Spaniens  , wo Zinnober als Färbemittel, aber auch das durch Abscheidung des Sauerstoffes gewonnene Element stark be­gehn war; erzählt doch z. B. ein damaliger Geschichtsschreiber von einer steinreichen und prunksiichiigen Dame, die die Besucher ihres Palastes durch Fontänen funkelnden Quecksil­bers in Erstaunen setzt«, und nennt als Fund­ort Sisapo, wo Legionen von Sklaven den Zinnober zutage förderten. Ja Almaden   steht auch noch heute ein Gebäude im anttken Stil, dessen Kellergäng« mit dem Bergwerk verbun­den sind. Diese? Hau  » war das Gefängnis für lebenslänglich Verurteilte; jeden Tag wurden sie zu ihrer Arbeitsstätte getrieben. Der Gnade der Verwandlung ihrer Todesurteile konnten sie sich nicht sehr lange erfreuen, da der ständige Aufenthalt in den ungesunden Stollen ihrem Leben bald ein Ende bereitete. Während die Phönizier in Leichensteinen eine sichere Spur hinterließen und die römische Herrschaft an zahlreichen Ruinen zu erkennen ist, sind die Hauptzeugen der langen maurischen Epoche, der der Rame Almaden entstammt(er bedeutet einfachDa» Bergwerk"), Mün­zen und Medaillen, doch wissen wir, daß auch jenes Bolk reichlichen Gebrauch des Raturge­schenks zur Herstellung von allen möglichen chemischen Produkten machte. Rach der Wieder­eroberung Südspaniens durch die Spanier   kam Almaden   bald in den unmittelbaren Besitz der Krone und gewann außerordentliche Bedeutung, als die der Ration angehörenden Eroberer Ame­ rikas   auf die Idee furnen, das Silber Perus  mit dem heimischen Quecksilber zu liegieren. Mehr als 5000 Jahre währt der Abbau, und noch harren viele Millionen Tonnen Zinnober» ihrer Verwertung in aller Welt. Reben Spanien   sind Rußland   und China  die wichtigsten Erzeuger des Quecksilber». Frei­lich bleibt sowohl da» erstgenannte mit 4000 Flaschen(ä 34.50 Kilogramm) und das zweite mit 8000 jährlich weit hinter Almaden» Slic* senauSbeute von rund 120.000 Flaschen zurück (wobei der Verbrauch im eigenen Lande schon abgezogen ist). 1932 betrug sie übrigen» erst 74.000, welche Zahl den mächtigen Aufschwung seit der Gründung der Republll vor Augen führt. Tie vier Hauptabnehmer sind(teilweise vielleicht: waren) Deutschland  , England, Ja­ pan   und die Bereinigten Staaten. Ein Ver­gleich mit dem Borjahre zeigt aber, daß das Jahr 1936 auch auf die Ausfuhr einen starken Einfluß auSgeübt hat; Deutschland  - Anteil ist von 29.089 Flaschen auf 19.201 gesunken und der Japan  » von 20.779 auf 15.150 Flaschen. Wenn die Feinde der spanischen   Freiheit auch auf wirtschaftlichem Gebiet di« Republik   schä­digten und England seine Einfuhr von Queck­silber aus Almaden nur um ein Unbedeutende» steigerte(20.992, 22.145), hat Nordamerika  die seine von 28.109 auf 40.777 erhöht! Auch unsere Republik   hat etwa» mehr abgenommen. Der Staat al- alletniger Besitzer der ge­samten Gruben hat ein besondere» Betriebs­system geschaffen, da» auf harmonischem Zu­sammenwirken staatlicher und örtlicher Stellen beruht. Die tüchttgsten Arbeiter erhalten eine Spezialausbildung an der Almadener Berg­schule, wo man auch die Befähigung zum Aus­sichtsdienst erwirbt. Rur   acht Tage des Monats wird von dem Einzelnen untertags gearbeitet, und da» bei fünfstündiger Arbeitszeit. Für den Sport und die Erholung der Arbeiter in den Mußestunden hat der Staat die herrlichen Gründe von CasttlseraS am Rande der Etadr zur Verfügung gestellt, die über 7000 Hektar messen und neben der körperlichen Entspannung auch schöne Erträge landwirffchaftlicker und gärtnerischer Beschäfttgung liefern. Bei dem hohen Stand der Sicherheit-- und hygienischen Maßnahmen ist man nun dahingelangt, die Zahl der Unfälle auf 0.3 bis 0.4 im Jahre her­abzudrücken. Man kann mit gutem Gewissen behaupten, daß kein anderer Betrieb von sol­chem Umfang auf der ganzen Welt eine so ge­ringe Anzahl von Unfällen aufweist. Der Ar­beiter in den Zinnobergängen, der Verladungs­arbeiter, der Packer und der Angestellte in den Brennereien, sie alle sind von der Quecksilber» Vergiftung bedroht; dank der jetzt eingeführten