— 8—Dorothea MarkoviU: lll KSLPOWarum hatte Paul die» aller getan, früher?Warum war die» überhaupt alles geschehen?Er fühlte mit einem Male die Macht dessen,den er zugleich lieben und Haffen muhte. Er,Paul Werner, der das Licht dieses TageS er»blickte wie viele andere auf dieser Erde. Unddem eS dach etwas Ungeahntes war, weil er esnu mehr hatte sehen wollen. Der ArbeitslosePaul Werner hatte Dummheiten gemacht, weiler da» Leben für aussichtslos und Kleinigkeitenfür wichtig hielt.Oh, du lächerlicher Tropfl Siehst du'S nunein? Man hat dich führen muffen, um dir denwahren Weg zum Leben zu zeigen. Das ist derschönste Augenblick deines Erdensein», PaulWerner, dieser Sonnenstrahl, der dir den Wegin ein neues Dasein zeigt!„Erzählen Siel" beugt sich der Arzt überihn.„DaS Leben ist so schön!" flüsterte Pau!und streckt fich voller Freude.Nach einer Weile fährt der Arzt über dieAugen deS arbeitslosen Selbstmörders.„Ichsagte eS ja, da» Herz hält's nicht auSl" wendeter fich achselzuckend zur Schwester.So endete«s.Wilfried M. E i S.Triumpheder Chirurgie 1937Der berühmte französische Chirurg Professor Gosset hat zu Beginn des neuen Jahresin einem Interview die Fortschritte der Chirurgie im Jahre 1937 zusammengestellt, die seinerUeberzeugung nach wahre Triumph« dieserWissenschaft zu nennen find.An erster Stelle nennt Profeffor Gossetdie Anwendung eine» neuen Anästhesie-Verfahren», das die Technik der Narkose vollkommen revolutioniert hat, und zwar so sehr, dassman nach Meinung von Professor Gosset inZukunft von zwei Epochen sprechen kann, bi-zur Anwendung dieser neuen Technik und seitihrer Entdeckung. Es handelt sich um ein GaS,Cyeloplan, da» in idealer Weise alle Voraussetzungen für eine völlige gefahrlos« Narkoseerfüllt, bisher in jedem einzigen Fall vollkommen sicher gewirkt und nicht die geringstennachteiligen Wirkungen hinterlassen hat. DieUnannehmlichkeiten der Chloroformierung,Brechreiz, ErftickungSgefühle und ähnliche»fallen vollkommen fort.Der zweite wesentliche Fortschritt beruhtdarin, dass sich fast überall die Methode durchgesetzt hat, da» Bewusstsein de» Patienten möglichst schon vor der Ueberführung in den Ope-rationSsaal auszuschalten, damit die alsausserordentlich wichtig erkannten psychologischen Faktoren, die Angst vor der Operation,nicht mehr hemmend wirken. Stunden vor dereigentlichen Operation wird der Kranke durchScovolamin oder ander« ähnlich« Rauschgift«in einen Zustand versetzt, in dem Angstgefühlenicht mehr aufkommen, und da» Bewusstseinder Schwere de» Eingriff» nicht mehr vorhanden ist. Di« Methode ist jetzt so sicher ausgebildet, dass sie fast ausnahmslos angewendetwerden kann.Der dritte Triumph der Chirurgie ist dieVollendung der Anwendung der Bluttransfusion. die heute überhaupt kein Problem mehrbedeutet und völlig gefahrlos durchgeführtwerden kann. Aber nicht nur daS: man ist jetztsogar dazu übergegangen, eine künstlich«Immunität herzustellen, indem man daS Blutvon gegen bestimmt« Krankheit immunen Blutspendern auf Gesunde übertragen hat, die damit ebenfalls immun wurden. Man kann dieseImmunität beliebig dosieren. MTP.Nein, ich muss sagen, di« Kairoer Tierweltzeigte sehr wenig Interesse für unsere Sympathiekundgebungen. Sie ist allzu sehr angrosse» Publikum gewöhnt und daher stumpfauch gegen individuelle Behandlung. Wenn ichmich dagegen erinnere, wie wir in dem hübschenZoo in Jljidje bei Sarajevo mit den kleinenLöwen tollten, den Dachs wütend machten, mitden beiden Raben Verstecken spielten und dieStörche beim Tanz belauschten; oder wenn ichzum Beispiel an den entzückenden Strauss imBudapester Tiergarten denke, dem ich da» Lied.Hänschen klein, ging allein" vorsang. Erlauschte hingerissen, den Kopf weit über denZaun gestreckt, und folgte mir entlang desselben auf Schritt und Tritt. Aber hier?Ein griesgrämiger Marabu voll philosophischer Runzeln, den wir nach herzlicher Ansprache und Bitte um Stillhalten in der Sonneknipsen wollten, zog fich pikiert in den Schatteneiner gewaltigen Platane zurück. Sonja, derRiesenpavian mit den blauen Backen und derroten Rase, ging in seinem Käfig würdevollauf und ab, wie ein Machthaber während wichtiger Amtsgeschäfte. Er nahm eine Nuss auf,warf sie nachlässig und geistesabwesend mitsorgenvoller Stirn wieder weg, verjagte einenkleinen, frechen Affen, der ihm in den Wegkam, zeigte unS schliesslich seine imponierendeRückenansicht und als alle» nicht- nützt«, gähnt«er unS mit gefletschten Zähnen boshaft undgelangweilt an. Die Giraffen wendeten ihreHälse nicht nach uns, trotz aller Schmeichelworte, und die Seehund« blökten nur weaender Fische, die ihnen der Wärter zuwarf. DieElefanten zogen das Publikum vor, daS sie mitSemmeln. Zuckerrohr und Piasterstücken fütterte.(Diese wurden übrigens nicht verschluckt,sondern mit dem Rüffel dem Wärter überreicht!) Auch die Löwenfamilie war in ihremhohen Kuppelkäsig schlafend und spielend mitsich sellbst beschäftigt und die Bären trottetenwie Lerall auf der ganzen Erde in grossenoder kleinen Kerkern ihrer Gefangenschaft entlang des Gitters hin und her, auf und nieder,stumpfsinnig verzweifelt. DaS Rilpferdpaarsamt Baby wälzte sich wohlig im erfrischendenNass und freute sich über das bequeme Leben,während ein Flamingoschwarm in den FarbenKann es einen abscheulicheren Anblickgeben als zwei einander gegenüberstehende Menschenheere, die unbeleidigteinander morden f Und das Gefolge desKrieges, schrecklicher als er selbst, sindKrankheiten, Lazarette, Hunger. Pest,Raub, Gewalttat, Verödung der Länder,Verwilderung der Gemüter. Zerstörungder Familie, Verderb der Sitten auf lange Geschlechter. Alle edlen Menschensollten den Abscheu gegen den Kriegausbreiten, Väter und Mütter ihre Erfahrungen darüber den Kindern einflößen, daß man das fürchterliche WortKrieg mit gleichem Schauder als den8t. Veitstanz, Pest, Hungersnot, Erdbeben, den schwarzen Tod zurnennen oderzu schreiben kaum wage. Immer mehrmuß sich die Gesinnung verbreiten, daßder ländererobernde Heldengeist nichtnur ein Würgengel der Menschheit sei,sondern auch in seinen Talenten langenicht die Achtung und den Ruhm verdiene, die man ihm aus Tradition vonGriechen und Römern her zollt.Herder 17U-—1S0S.einer rosigen Abendwolke im Schtlf nach Nahrung suchte, fich putzte oder schlief. Zarte Antilopen blickten unS aus grossen dunklen Augentraurig an und flüchteten vor jedem Näher«kommen leicht erschreckt in eine fernere Wiesengegend. In den anmutigen Bewegungen ihrerschlanken Gestalten und feinen Köpfchen lebtimmer noch vorwurfsvoll die ganz« Sehnsuchtnach der Freiheit in der so nahen Heimat.Sv führten all diese Lebewesen ihr eigene»Dasein, teil- resigniert, leit» fröhlich, hilflosoder stumpf. Keine- beobachtete oder schlossFreundschaft mit unS und so waren wir schonrecht vereinsamt und unglücklich. Da, vor demMenschenaffenkäfig nahm der Wärter einenkleinen, aber schon recht erwachsen-n Orang-Utang aus seiner Behausung und wir konntenunS diesen haarigen Burschen einmal ganz au»der Nähe betrachten. Ich kraulte ihm den Bauch,drückte ihm die Hände, streichelte seinen Kopfund bei allen Berührungen fühlte ich beinaheerschüttert die ungeheure Menschenähnlichkeitdes Körpers und im Ausdrucke dieses Tiere».Auch die beste Aufnahme kann nie dieses eigen»artige Gefühl erwecken, anziehend und ab«stossend zugleich. Man scheint ein glrichge-arteteS, nur völlig missgeboreneS und degenier»teS Menschenwesen vor fich zu haben. Manbetrachtet eS fast mitleidig teilnehmend, aberbestaunt eS nicht interessiert wie die anderenTiere als Produkt« einer fremden Form undAeusserung des Lebendigen.Dann gingen wir hinüber ins Schlangenhaus und ich sah dort zum ersten Male die bösartigen afrikanischen Wüstenschlangen. Zuerstschien eS, als ob ihre gläsernen Behausungenleer wären und erst nach einigem entdeckten wir die schlafenden Tiere; so gleichtihre Haut in Farbe und Rauheit dem Sand,der sie umgibt und teilweift bedeckt. Draussenin der Natur müssen sie dadurch vollkommenunsichtbar sein nnd der Gedanke, dass eine Begegnung mit ihnen den sicheren Tod bedeutenkann, ist unheimlich.„Der Kairoer Zoo beherbergt auch eine Reih«verschiedener Katzenarten, darunter einige sehrinteressante Tiere, die man anderswo nicht zusehen bekommt, da sie nur im Klima ihrerHeimat zu halten sind. Da» ist eS auch, wa»hier so besonder» eigenartig wirkt: Tiere undPflanzen, die man bei un» al» exotische Kostbarkeiten mühsam und künstlüb pflegen undzüchten muss, gedeihen hier selbstverständlichund natürlich.Die» wurde unS besonder» deutlich, al»Wik den parkartigen Teil d«S Garten» durchwanderten. Da gibt eS üppige Kakteen, selten«Bäume und leuchtende Blumenbeete. In schimmernden Leichen spiegeln sich uralte Platanenund mächtige Silberweiden tauchen ihre Zweigeunter di« Wasserfläche. AuS dem hohen Kiefernwald eine» Hügels führt ein« schlanke Minia«turkettenbrück« über ein trockenes Bachbett ineinen anderen Teil des Gartens. Sie und diekleinen Pavillons sind fremd hier. Bor allemaber die merkwürdige Felsenburg dort drüben;au» einer Beton-Brecci« gemischt mit allerleiGestein hat man hier fabelhafte Grotten angelegt, mit Wandelgängen, Springbrunnen,Brückchen, eingebauten Bänken, kunstvollenSerpentinenwegen, die auf die Dachterrassengärten der Grotten führen. Die kühlen, feuchten Nischen sind belebt mit unförmigen Tiergestalten— Löwen, Seehunde, Nilpferde—und di« Grottengänge bedeckt ein kleines, buntes Pflaster mit Inschriften und Mustern L laMosaik. Dies alles har nun wahrlich nichts mit