Dieses von
Vorwärts!
ihm verfaßte Gedicht trug Erich
Lavals Intervention beim Papst
Weinert auf der Kundgebung unter stürmischem Gegen die Beeinflussung der
Beifall der 150 000 vor:
Kameraden, noch ist das Saarland frei Bon Folterfasernen, Sklaverei
Und Rasseparagrafen.
Gefittung und Freiheit sind drüben zerstört. Und wer das für recht hält, der gehört Zu den geborenen Sklaven!
Die Saar 1ft deutsch! heißt ihre Parole. Wer hat das jemals bestritten?
Auch ihr nicht. Ihr hättet es nie gelitten, Daß sie ein anderer hole!
Ihr, Arbeiter, Bauern und Mittelstand, Sozialisten, Juden und Christen,
Sie sagen, ihr hättet fein Vaterland,
Und schimpfen euch Separatisten!
Ihr wißt, wie euer Vaterland heißt: Deutschland ! Und das wird es bleiben! Doch was fich dort drüben als Deutschtum preift, Das ist nicht Geist von eurem Geist! Das ist der Feind, der gegen euch hetzt! Denn Deutschland ist heute vom Feind besett! Und den gilt es zu vertretben!
Unser Deutschland , das ist nicht der branne Gott, Nicht Phrasen- und Fackelparaden,
Unser Deutschland ist nicht das graue Schafott sinter buntbehängten Fassaden
Unser Deutschland, das ist die leidende Masse, 3n fommandierten Statisten degradiert, Die unterirdisch, in schweigendem Hasse Krieg gegen ihre Bedrücker führt!
Und dieses Deutschland wird bald erwachen, An einem stürmischen Tag!
Und die Barbarei wird zusammenkrachen Unter dem ersten Schlag!
Und ein neues Deutschland ersteht im Gefecht, Ein Deutschland des Wohlstands, für Freiheit und
Von diesem Vaterland, Kameraden, Scheide euch keine Grenze mehr!
Doch für Pogrome, Foltern, Paraden Gebt eure Heimat niemals her!
[ Recht!
Die Zahl der Verblendeten ist noch groß, Der Einfältigen und der Felgen. Macht ihnen Mut zum Gegenstoß! Reißt sie von ihren Beschwägern los! Ihr habt die Pflicht, nicht zu schweigen! Arbeiter, Bauern und Mittelstand! Sie soll'n sich die Zähne ausbeißen! Haltet der blutigen Brandung stand, Auf der letzten Schanze im Baterland! Die soll'n sie euch nicht entreißen! Einheitsfront wachse! Es kommt der Tag! Euer Sieg wird der Todesstoß sein! Von hier aus führt den entscheidenden Schlag! Und der heißt: Deutschland befrein!
land stimmen, meinte Binder, daß dieser Vorschlag seine Kompetenzen weit übersteige.
Dann erklärte ihm Lieser, daß die törichte Außen= politif des dritten Reiches" leider immer wieder den von uns gespielten Ball einer Vertagung der Abstimmung um mehrere Jahre nicht aufgefangen und gespielt habe und sich deshalb heute selbst die Verantworttung dafür zuschreiben müsse, daß nunmehr die Abstimmung steigen müsse. Aber es gebe noch eine andere Möglichkeit: das wäre die,
das die„ deutsche Front" für den vorläufigen Status quo ftimme,
bann bliebe das Land ungeteilt zusammen und werde später, nachdem der Völkerbundsrat die zweite Ab= stimmung gesichert habe, nach Deutschland zurückkehren. Darauf erklärte Herr Binder, eine Abstimmung der deutschen Front" für den Status quo sei für die deutsche Front"
Abstimmung durch die Bischöfe
Die Pariser Presse beschäftigt sich eingehend mit dem Bejuch Lavals beim Papst. Diesem Besuch wird im Zusammenhang mit der Saarabstimmung größte Bedeutung bei= gemessen. Die Presse erklärt, der Papst und Laval seien sich einig in ihrem Willen, alles zu tun, um der Welt den Frieden zu erhalten. Man ist nun in maßgebenden Pariser Kreisen der Meinung, daß der Heilige Vater um des Friedens willen mitunter sogar Hitlerdeutschland gegenüber nachgiebig gewesen ist. Man weiß, daß die Geistlichkeit im Saargebiet, die den in Preußen refidierenden Bischöfen von Trier und Speyer unterftellt ist, jegt gezwungen wird, im Berliner Propagandaminifterium ausgearbeitete Aufrufe zu unterzeichnen, weil, wenn sie dies nicht täte, ihre Amts: und Glaubensbrüder in Hitlerdeutschland in Gefahr für Leib und Leben kämen. Man kennt auch in Paris manchen Namen von katholischen Saargeistlichen, deren Unterschrift in diesen Tagen erpreßr wurde, und die aus ihrer Gewissensnot feinen Hehl gemacht haben. Man weiß aber schließlich auch, daß der Papst die strikte Neutralität der katholischen Kirche im Saarfampf angeordnet hat, und es herrscht in allen hiesigen politischen Kreisen nur eine Meinung, daß diese Neutralität in den letten Tagen in unerhörter Weise verlegt worden ist.
Darum darf man sich nicht wundern, wenn ein so streng fatholisches Blatt wie der„ Figaro " sagt, es werde schwierig erscheinen, von einer unabhängigen und ehrlichen Volksabstimmung zu sprechen, nachdem die Bischöfe und die Geistlichkeit, deren Einfluß in rein katholischen Gegenden groß sei, offen in den Wahlkampf eingegriffen hätten. Aehnlich äußert sich der„ Excelsior".
" Jour" stellt die Frage, ob die deutschen Bischöfe hätten eine so schwerwiegende Initiative ergreifen können, ohne davon vorher den Papst zu unterrichten. Es heißt dann
Bischöfe und Abstimmung
Protest der Abstimmungskommission
Die Abstimmungskommiffion hat am 5. Januar ether Brief folgenden Inhalts an die Bischöfe von Trier und Speyer gerichtet:
" Ew. Exzellenz
beehre ich mich, von folgendem in Kenntnis zu setzen.
In einer Erklärung, die am 3. Januar in hiesigen Zeitungen erschienen und hier beigefügt ist, haben die Dechanten des Saargebietes, wie Ew. Exzellenz erschen werden, unter Hinweis auf einen Erlaß Ew. Exzellenz und des Bischofs von( Speyer ) Trier Stellung genommen be= züglich der Frage, über welche die Abstimmungsberechtigten bei der Volksabstimmung zu stimmen haben, und zwar im einer Weise, die als eine flare Stellungnahme zugunsten der Rückgliederung an Deutschland anzusehen ist.
Die Abstimmungsfommission im vollen Bewußtsein ihrer Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß die bevorstehende Boltsabstimmung dem freien und unbeeinflußten Willen der Stimmberechtigten entspreche fann und darf die Tatsache nicht aus dem Auge lassen, daß diese Stellungnahme der Geistlichen im Abstimmungskampf eine Beeinflussung mit sich bringen kann der= art, die Freiheit der Abstimmung zu ge= fährden. Als eine derartige Beeinflussung muß die Kom mission auch den Erlak der Bischöfe der Kölner Kirchen: proving vom 26. Dezember 1984 betrachten, betreffend das Gebet in allen Kirchen anläßlich der Volksabstimmung am 13 Jannar, wenn dieser Erlaß so zu verstehen ist, daß er sich auch auf die Kirchen im Saargebiet bezieht.
Die Kommiffion glaubt, annehmen zu können, daß Ew. Exzellenz gegen die Veröffentlichung dieses Schreibens, das den Standpunkt der Kommission zum Ausdrud bringt, in der Presse des Saargebietes nichts einzuwenden haben dürften.
Ew. Exzellenz wollen den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung entgegennehmen.
Der Präsident der Abstimmungskommission: ( gez.) A. E. Rodhe."
Vor allem Treue dem Glauben!
weiter:„ Laval wird sicherlich nicht verfehlen, Vor
gelegentlich seines Besuches im Vatikan darauf zurüdzufommen."
Wie wir aus sicherer Quelle wissen, ist Raval von Paris aus genau über die leßten Vorgänge an der Saar , über die Kundgebung der Dechanten uiw. unterrichtet worden. Wie wir weiter hören, weiß der Papst, daß der französische Außenminister auf diesen Vorgang eingehen und mit setner Mißbilligung über den von der katholischen Geistlichkeit begangenen Neutralitätsbruch nicht zurückhalten wird, der um so schwerer wiegt, als Frankreich , das doch ebenfalls an der Saar interessiert ist, sich in dem jetzigen Abstimmungskampf völlige 3urücbaltung auferlegt. Man rechnet hier damit, daß die Unterredung zwischen Laval und dem Heiligen Vater zur erwünschten Klärung führen wird.
Der„ Matin" läßt sich von seinem Korrespondenten beim Vatikan melden:„ Der Papst empfing am Sonntag etwa 40 junge deutsche Handwerker, die einer Bewegung ange= hören, die in Rom von dem deutschen Katholiken Adolf Kolping gegründet wurde. Der Papst sagte in seiner Ansprache an diese deutschen Katholiken unter anderem folgen= des:„ Ueber unsere historischen und für den christlichen Glauben gefährlichen Zeiten, wo man das Neuheidentum auf den Thron setzen will, was würde da Adolf Kolping gesagt haben?" Er hätte gesagt:„ Treue dem Vaterland, aber vor allem Treue der christlich fatholischen Religion, und das sage ich Euch heute wiederum."
Wladimir d'Ormesson selbst weist im„ Figaro " Diarrer Bungarten
auf den Ernst der Situation hin. Er sagt, es handle sich an der Saar nicht um religiöse oder katholische Interessen. Es handele sich einzig und allein um eine politische Frage. ,, Mögen die deutschen Bischöfe," so sagt der bedeutende fran= zösische Journalist, der selbst ein strenggläubiger Katholif ist, im Herzen ein positives Ergebnis der Abstimmung wünschen, wir haben dagegen nichts einzuwenden. Aber, daß sie fraft ihrer moralischen Autorität, die ihnen ihr bischöf= liches Amt verleiht und diese Autorität ist gegenüber der fatholischen Saarbevölkerung beträchtlich das Gewicht ihres Bischofsstabes in die Waagschale werfen, das ist nicht mehr eine normale Geste ihres Amtes, sondern eine Geste rein politischen Druckes, die offen die Neutralität verlegt, die für die Abstimmungsfreiheit unerläß= lich ist. Angesichts dieser außerordentlichen Kundgebung scheint es, daß der Heilige Vater zumindest die Macht hat, den saarländischen Katholiken vor Augen zu halten, daß, wenn die Bischöfe im Reich geglaubt haben, diese Haltung einnehmen zu müssen, sie dies nur als deutsche Bürger getan haben, aber nicht als Bischöfe, das heißt, als SeelenHirten, deren Amt einzig und allein von der römischen Kirche herkommt und die sich nicht in eine politische Volksbefragung einzumischen haben, die in der internationalen Politik ihren Ursprung hat."
felbit als Parole sehr ichwieria berauszugeben, aber Die legalen ru.cn?
er habe einen anderen Vorschlag, der dahin gehe, daß die„ deutsche Front" entweder insgesamt oder teilweise meiße Zettel abgebe und damit eine überwältigende Mehr= hett des Status quo gesichert werde.
Er selber bitte Lieser, einigen führenden Parteigenossen ber Einheitsfront von der Unterredung Kenntnis zu geben und eine neue Besprechung vorzubereiten, bei der er diesen Gedanken weiterspinnen wolle. Liefer sagte ihm das zu mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß er sich jede Auswertung dieser Besprechung, auch nach der propagandistifchen Seite bin. vorbehalten müsse, was Binder ihm mit der Erklärung, daß er das ja sowieso nicht verhindern könne, zubilligte. Auch darüber existiert ein unmittelbar nach der Unterredung angefertigtes Protokoll, das ießt veröffentlicht wird.
Ein Zwischenspiel
Ausweisung des Prinzen Löwenstein und Zurücknahme der Ausweisung
In Saarbrücken gibt Prinz Hubertus zu Löwenstein, der bekanntlich Mitglied des Reichsbanners war und häufig als Redner für diese republikanische Organisa tion auftrat, eine Wochenschrift heraus„ Das Reich". Er zeichnet aus Herausgeber.
Die Regierungskommission hat nun am Samstag feine Ausweisung verfügt, da er sich als Emigrant im Saargebiet nicht politisch betätigen dürfe. Kurz darauf wurde die Ausweisung zurückgenommen, vermutlich, weil Prinz Löwenstein sich verpflichtet hat, auf eine politische Betätigung im Saargebiet au verzichten.
- Für Status quo
Für die Freiheit der Saar Die Abstimmungsparole der saarländischen Sozialdemo= kratie für den Status quo ist nunmehr durch internationale Garantien einwandfrei als Bekenntnis für Deutschland gegen die Auslieferung des Saarvolts an das Gewaltregime des dritten Reiches" anerkannt.
Für alle Welt steht heute feft: die Annahme des Status quo sichert dem Saarvolk die spätere Rüdtehr in ein freies Deutschland durch
Ein Priester mit Zivilcourage
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92* X
Wir berichteten, daß der katholische Pfarrer Bungarten Saarbrücken- Malstatt sein Amt als Aufsichtsrats= vorsitzender der früher katholischen, jest gleichgeschalteten„ Saarbrücker Landes- 3eitung" niedergeleat hat. Die„ Saarbrücker Landes- Zeitung" veron einige Krokodilstränen darüber, worin sie die großen Verdienste Pfarrer Bungartens um ihre Zeitung etwas aufdringlich hervorhob.
Pfarrer Bungarten gibt der Saarbrüder Landes- Zeitung" jetzt eine würdige Antwort, die das Blatt an ver= steckter Stelle abdruckt:
1. Die betreffende Mitteilung war in feiner Weise von mir neranlaẞt.
2. Ich habe mein Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat u. a. damit begründet, daß die Haltung der„ Saarbrüder Landes- Zeitung" nicht mehr meine Billi gung findet.
3. Bezüglich meiner Stellung zur Neuen Saarpost" und zum Volksbund habe ich in der Oeffentlichkeit nichts abzuleugnen und zu bemänteln, nichts zu bejahen und feierlich zu beteuern. Auch habe ich es nicht nötig, nach 21jähriger Tätigkeit im Saargebiet meine deutsche Gesinnung unter Beweis zu stellen und feiern zu lassen. Tas mögen andere tun, die es nötiger haben als ich. Was ich war, bleibe ich. gez. Bungarten.
mungsfampf an der Saar gerichtet. Am 13. Januar schmie das Volk an der Saar an seinem eigenen und an Deutsch lands Schicksal,
Deshalb rufen wir ihm im Namen aller mundtot ge= machten deutschen Volksgenossen zu:
Entscheidet Euch am 18. Jannar für Eure eigene Freihert und für die Freiheit des deutschen Volkes! Stimmt für den Status quo! Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
nochmalige Abstimmung in freiem Entschluß. Eine große Korruptionsaffäre"
Daher findet die Abstimmungsparole der jaarländischen Sozialdemokratie die volle Zustimmung aller, die hente illegal in Deutschland für die Herstellung des Rechts und die Wiederkehr der Freiheit gegen den Faschismus im Kampfe stehen. Gegen den Faschismus, der seit dem 30 Juni 1934 auch mit dem Blute seiner eigenen Anhänger besudelt, nackt vor den Augen der Welt steht als Sinnbild brutalster Gewaltanwendung und grausamster Bedrückung der eigenen Volksgenossen.
Wer am 13. Januar im Saargebiet für den Status quo stimmt, stimmt zugleich für die Freiheit in Denschland, für die friedliche Zukunft des deutschen Volkes, für seinen wirtschaftlichen Wiederaufstieg inmitten der Völker eines befriedeten Europas , gegen Barbarei und Unkultur. Deshalb sind die Augen aller Deutschen , die die Freiheit lieben, auf den Abstim:
Gegen das Urteil des Berliner Landgerichts vom 28. Juli, durch das der frühere preußische Staatsminister birt siefer von der Auflage der Untreue freigesprochen wurde, hatte der Staatsanwalt Revision eingelegt. Er hat diese Revision jetzt zurückgezogen; damit ist das freisprechende Urteil rechtsfräftig geworden.
Der Katholik und 3entrumsminister Hirtfiefer ist, wie zahllose seiner Glaubensgenossen, über anderthalb Jahre als forrupter schwarzer Bonze" diffamiert worden. Er wurde von den Nazis in einem Prangerzug durch die Stadt Effen geführt und dann ins Konzentrationslager verschleppt, wo er sich wegen seiner Religion Verhöhnungen und Mißhandlungen bieten lassen mußte.
Warum? Wofür? Nun zeigt sich, daß alles erlogen war. Nur der Katholik und Republikaner sollte getroffen werden,