diesem Beispiel zeigt es sich, wie eng heute die Innenpolitik mit der Außenpolitik verknüpft ist. Man kann nicht gleichzeitig eine Innenpolitik der Barbarei, der Konzentrationslager, des Eine Mahnung an Hitler Rassenwahns, der Soldatenspielerei und gleichzeitig eine wirkliche Friedens politik nach außen treiben.
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Aus dem römischen Protokoll geht ferner hervor, daß die Tür zu weiteren Verhandlungen mit Deutschland über die Rüstungsfrage offen bleibt. Aber während bis her das„ dritte Reich" mit einem in der Rüstungsfrage uneinheitlichen Europa zu tun hatte, steht jezt das dritte Reich" einem geschlossenen Block der Großmächte gegenüber. Neben Italien ist es nunmehr auch Sowjetrußland, das, um die Gefahr einer Interpention und der Verwirklichung der Pläne Hitlers - Rosenbergs zu vermindern, sich in der Rüstungsfrage dem fran zösischen Standpunkt angeschlossen hat. England nimmt zwar eine besondere Stellung ein, aber bei den engen Beziehungen, die zwischen Frankreich und England bejtehen, kann es gar keinem Zweifel unterliegen, daß England im Endeffekt die französische Diplomatie in der Frage der Aufrüstung Deutschlands unterstützen muß. Bekanntlich sollen Flandin und Laval voraus sichtlich am 20. Januar nach London fahren. Auf Grund der Gespräche, die dort zwischen den franzöfischen und englischen Staatsmännern geführt werden, werden dann die kommenden Verhandlungen mit dem ,, britten Reich" über die Abrüstungsfrage eingeleitet.
Bemerkenswert ist bei all diesen Verhandlungen, daß die Wilhelmstraße völlig an die Wand ge= brückt worden ist, während die französische Diplomatie unter Lavals Führung eine lebhafte Aktivität entwickelt, die mit dem Pakt in Rom vorläufig einen nicht zu unter: fdäßenden außenpolitischen Erfolg davon getragen hat. Das isolierte Hitlerdeutschland befindet fich in der Defensive und in den nächsten Monaten wird es auch in der Rüstungsfrage unter dem Druck eines geeinten Europas den Rückzug antreten müssen.
Die Frankfurter Zeitung "( Nr. 14) läßt sich durch ihren Chefredakteur aus Berlin berichten:
Tatsache ist dies: Zum ersten Male seit dem Weltkrieg hat sich der frührende Staatsmann Frankreichs in die Hauptstadt des faschistischen Italien begeben- und die Reife war nicht erfolglos. Die französische und die italienische Regierung haben die bestehenden Hindernisse einer dauerhaften Verständigung zwischen ihren beiden Nationen beijeitegestellt( wenn auch feineswegs für alle Zeit weggeräumt) und haben sich auf einen präzisen Vor schlag geeinigt, den sie den in Südosteuropa interessierten Ländern machen wollen. sie haben sich weiter geeinigt über ein bestimmtes Verfahren, das sie selbst zur Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit und der territorialen Integrität Oesterreichs einhalten wollen: sie schlagen einen Nichteinmischungspakt vor( dem sie selbst beitreten wollen) und e schlossen einen Konsultativpaft, der auch anderen offenstehen soll.
Es ist anzunehmen, daß die beiden Mächte auf Grund dieser Einigung an die beteiligten Nationen( Sarunter Dentichland) in furzer Zeit offiziell herantreten verden. Vielleicht durch eine diplomatische Note. Man wird dann erit mit letter Deutlichkeit sehen. In jedem Fall aber werden die Prüfung dieser Sachlage und die zu fällenden Entscheidungen ebenio ernit wie verant= wortungsvoll und ich wierig sein. Man wird den römischen Vorschlag im größeren Zusammenhang der europäischen Gesamtentwidlung zu betrachten
haben.
( Von unserem Korrespondenten) Wenn auch in Rom nicht alle Blütenträume gereift sind, die Optimisten seit Wochen geträumt haben, und wenn auch hier und da in der französischen Presse es ganz leise ausgesprochen wird, daß man von dem Rombesuch des Außenministers Laval mehr erwartet habe, als dieser an Resultaten zeige, so ist doch die Presse im allgemeinen mit dem Ergeb= nis der Begegnung Laval - Mussolini recht zufrieden.
Nur ein Bedauern wird vielfach geäußert, daß nämlich erst jetzt Frankreich und Italien den Weg zu einander gefunden haben, und in diesem Zusammenhange spricht Leon Bailby im Jour" von einem„ langen Irrtum" Er unterstreicht eine Wendung in der in Rom gehaltenen Rede Pavals, die darauf hingedeutet habe, daß er bereits im Jahre 1931 habe in Rom seinen Besuch machen wollen, ohne damals bei den Italienern bzw. bei Mussolini das nötige Entgegenkommen zu finden.
Im Journal" meint Saint- Brice, daß nun das Eis gebrochen set, während der„ Quotidien" vor übertriebenen Hoffnungen warnt. Das Blatt weist darauf hin, daß die Reden Mussolinis und Lavals auf einen verichiedenartigen Ton abgestimmt gewesen seien. Laval habe viermal Jas Wort„ Frieden" ausgesprochen, er habe im Namen Frank reichs , das fein egoistisches Ziel verfolge", gesprochen, Musso lini habe von neuem auf die Prinzipien der italienischen
Politik hingewiesen, habe erklärt, es handle sich darum, im Donaubecken die Interessen und Lebensnotwendigkeiten der Staaten mit den Forderungen der Allgemeinen Ordnung in Einklang zu bringen".
Jm Intransigeant" stellt Gallus die Frage: Was wird Deutschland sagen?" Er vertritt die Auffassung, daß nun trotz aller Geographie der Weg von Paris nach Berlin über Rom führe". Mit anderen Worten also. wenn Hitler heute mit Frankreich verhandeln wolle, dann könne er das nicht mehr mit Hilfe der ehemaligen französischen Front= soldaten oder durch Veimittlung von Herrn von Ribbentrop oder Rudolf Heß direkt in Paris versuchen, sondern er müsse den Weg nach Rom vielleicht spricht man besser von einem Weg nach Canossa wählen, müsse sich in Rom mit Mussolini , der Kleinen Entente und Oesterreich an den Tisch leben und feine Hoffnungen auf Desterreich feterlichst begraben, Gallus meint, das Reich würde sicher lieber direkt mit Frankreich verhandeln und ohne Zeugen, aber gerade das verbiete die Klugheit den Franzosen. Wenn Hitler jetzt dem Abkommen von Rom beitrete, dann zerae er damit das Maß iciner Aufrichtigkeit. Wollen Sie sich mit uns ver= ständigen, Herr Reichsfanzler?" fragt Gallus am Schluß.„ Treten Sie ein. Wir haben gerade ein paar Freunde hier, die entzückt sein werden, Sie zu empfangen."
Was muß ein SA.- Mann bezahlen?
Pro: est aus dem Reich
Ein SA.- Mann, noch heute in der A. tätig, schreibt uns: Als ich 1929 zur HJ. übertrat, verdiente ich ungefähr 45 Mf. pro Woche. Aus irgendeiner Verblendung bin ich zum Nationalsozialismus gekommen und wurde einer der eifrigsten. 1930 wurde ich arbeitslos, trat zur SA. über und stand damit in den ersten Reihen der sogenannten braunen Bataillone Adolf Hitlers . Als wir die„ Revolution" gemacht hatten, war ich Wächter in einem Gefangenenlager. Eines schönen Tages, es war der 6. Mai 1983, wurde ich plötzlich abgelöst und bekam Arbeit bei der Eisenbahn als Streckenarbeiter. Wenn die Arbeit auch schwer und ungewohnt war, so freute ich mich doch, wieder arbeiten zu dürfen. Es war nicht viel, was ich verdiente, aber es war immer noch besser als Wohlfahrt.
Nachdem man mich einige Wochen in Ruhe gelassen hatte, wurde ich aufgefordert, meinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber der SA. und Partei nachzukommen. Ich tat es gerne, hatte ich es doch der SA. zu verdanken, daß ich wieder arbeiten fonnte. Aber heute, nach zwei Jahren, ist es schon nicht mehr zum Aushalten. Wir murren immer mehr und mehr, brachte uns doch der Nationalsozialismus nicht das, was wir erhofft und erträumt hatten. Murrten wir früher bei 45 Mart Lohn, so sind wir froh, heute 20 und 22 Mf. zu verdienen. Dann muß ich bezahlen an die SA. und die Partei pro Monat:
Dabei sind noch nicht einmal der Verschleiß an Schuhen und Strümpfen, an der Uniform und sonstige tausend Kleinig feiten gerechnet. Ich verdiene im Monat durchschnittlich 100 Mf. als Streckenarbeiter, davon bezahle ich an Steuern und sozialen Abgaben
3, Mt. Bürgersteuer pro Monat;
3,60 8,45
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15,96
2,20 2,10 1,20 2,40
"
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"
"
Einkommensteuer;
Ehestandsbeihilfe( Junggesellenstener);
Invaliden- und Krankenkasse sowie Arbeitslojens unterstützung;
Pensionskasse;
Arbeitslosenfürsorge( Wohlfahrt);
0,50 Opfer zum Ausbau der nationalen Wirtschaft; 12,50 SA, und Partei.
46,91 f.
Nun kann sich jeder selbst ausrechnen, was uns bleibt. Dann wundern sich die Herren mit den Lurusautomobilen, warum uns der Nationalsozialismus so lausia schnuppe ist. Ich bin zwar einer von denen, die das wenigste verdienen, und ehe und finderlos. Die Arbeiter, die Frau und Kind haben, verdienen zwar etwas mehr und es wird ihnen auch nicht ganz soviel abgezogen, aber ihr Geld langt auch hinten und vorn nicht zu.
Papen hat die Hungerlöhne geschaffen und Hitler hat die Preise hochgeschraubt, eine Hand wäscht die andere. Früher sind wir unterstützt worden, wo es nur ging. Heute heißt es nur zahlen und immer wieder zahlen. Man weiß bald nicht mehr, für wen, aber man muß. Das ist das mahre Gesicht des dritten Reiches"!
1,80 Mt. an die Partei, inbegriffen 30 Pfennig A.- Ber: Gehaltsabbau
ficherung;
Sturm und Truppumlage;
Schargeld
weil der Dienst so weit ist,
Die„ Bewag", das Berliner Verkehrsunternehmen, hat ob 1. Oftober einen umfangreichen Gehaltsabbau vorgenommen. Er hat diesen Umfang:
4,-
"
1,-
"
an Raten für Uniform, Ausrüstung;
0,60
"
0,10
"
0,10
"
nach
0,80
"
Schießgeld und
1,60
"
für Munition, Rechnet man noch dazn, daß man,
1
5
1,-
"
für Straßenbahn braucht und
9
2,-
"
für Bier wegen Dienst in Restaurants, so kommt die Summe
Grund5 Jahr. Gruppe: gehalt 125( 155) 132( 174) 210( 207) 221( 247) 281( 296) 241( 365) 252( 386) 840( 852) 357( 419) 374( 505) 391( 551) 408( 611) pro Monat.
nach nach nach 10 Jahr. 15 Jahr. 20 Jahr.
187( 208) 144( 221) 150( 232)
Hitlerdeutsche Lieder
Heiho! Die Heidenfahnen weh'n....
Berlin , 7. Jan. Das katholische Kirchenblatt berichtet, daß einem 13jährigen Mädchen in Berlin ein Flugblatt in die Hand gedrückt worden ist, das eine Art heidnische ymne enthält: Einige Strophen seien daraus zitiert:
Heiho! Die Heidenfahnen weh'n,
Sie grüßen unsre Schar.
So wollen wir zum Sturme geh'n,
Nicht scheuen die Gefahr!
Heiho- Ho- Ho- Ho!
Hetho- heiho!
Nicht scheuen die Gefahr!
In dem Liede wird der heilige Bonijazius, ferner Raiser Karl der Große verhöhnt. In der vorletzten Strophe heißt es:
Sankt Petri Felsen wanket schon,
Bestürmt ihn, bis er bricht;
Wenn fällt der letzte Priesterthron,
Dann wird's in Teutschland licht!
Die letzte Strophe lautet:
Boran zum letzten Sturm,
Ums Banner dicht geschart!
Bertreten liegt der Weltenwurm,
Gefiegt hat deutsche Art. Heiho- Ho- Ho- Ho!
Heibo- hetho!
Gestegt hat deutsche Art.
Nicht von Pappe
Die neueste Liste über Entscheidungen auf Grund des Gesetzes zum Schutze der nationalen Symbole enthält wieberum einige Verbote kitschiger Darstellungen. Danach find u. a. verboten worden aus Pappe geprägte Hoheitszeichen der NSDAP . und Abzeichen der NEVO.. ferner Geschäftsbriefbogen und Briefumschläge mit dem Aufdruck „ ES.- Schreibdienst" sowie minderwertige Ausführungen von SA., SS - und Reichswehr - Bleifiguren. Unter den für zulässig erklärten Erzeugnissen befinden sich Wandteller aus elfenbeinfarbigem, mattglasiertem Porzellan mit dem plastischen Kopfbild des Führers aus weißem Porzellan.
12,50 Mt. heraus.
Korrup'e Hitlerbonzen
In zweitägiger, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit ge= führter Verhandlung hatte sich die Große Straitammer Hanau mit Verfehlungen des 32jährigen Otto Sußin ann aus Hanau zu befassen. Der Angeklagte war früher als Obersturmführer und Adjutant der Standarte der A. tätig gewesen und wurde wegen erschwerter Untreue in Tateinheit mit Unterschlagung, und zwar wegen Untreue in drei Fällen und wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer Gesamtstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten 3uchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde, da er durch sein Leugnen die Voruntersuchung erschwert hatte, nicht angerechnet, der Haft= befehl nicht aufgehoben.
In der Urteilsbegründung wurde hervorgehoben,
daß der Angeklagte in zahlreichen Fällen bei den ihm unter ſtellten SA. - Männern die gezahlten Aufnahmegebühren für die Aufnahme in die NSDAP . unterschlagen habe. Diese Verfehlungen wurden vom Gericht als die schlimmsten der unter Anklage stehenden Fälle be= zeichnet. Ferner habe er in Gemeinschaft mit einer anderen Person, die sich demnächst auch wegen Unterschlagung vor Gericht zu verantworten haben wird, Sammelbüchsen geöffnet und daraus etwa 20 Marf entnommen. Seine Angabe, daß eine Verrechnung stattgefunden habe, wurde als nicht glaubhaft bezeichnet. Obwohl er ausreichende Aufwandsentschädigung bezogen habe, auch aus einem Gefchäft 1000 Reichsmark erhalten habe, sei von ihm für sich und seine Familie Wohlfahrts unterstützung in Anspruch genommen worden, ohne der zuständigen Stelle die richtigen Unterlagen zu geben. Aus einem Verkauf von Stiefeln an SA. - Männer habe der Verurteilte Vorteile gezogen und anderes mehr.
Das Gericht hat bei der Bemessung der Strafe berücksichtigt, daß der Angeklagte aus niedrigen Beweggründen sichtigt, daß der Angeklagte aus niedrigen Beweggründen gehandelt, dem Ansehen der SA. , der Partei und des Staates schweren Schaden anaefüat und das Volkswohl geschädigt habe.
In Klammern stehen die Gehaltssätze nach der letzten Gehaltsreglung vom Oktober 1932.
Amtswalter der NS. - Volkswohlfahrt
Vor der zweiten Straffammer des Landgerichts Stettin hatte sich der 46 Jahre alte Friedrich Arndt aus Fiddichow wegen Betruges an der N.- Volkswohlfahrt zu verantworten. Der Angeklagte hatte im Jahre 1934 wiederholt sich Gelder angeeignet, die ihm in seiner Eigenschaft als Amtsleiter der NS. - Volkswohlfahrt zugegangen waren. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten 4 Jahre 6 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Das Gericht ging unter dieses Strafmaß und verurteilte ihn wegen Untrene in besonders schwerem Falle, zum Teil in Tateinheit mit Unterschlagung und schwerer Urkundenfälschung zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 300 Mart Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust.
Richter" und Gendarmen Neue Mitglieder des Volksgerichtshofs
Der Gendarmeriegeneral Schöttlenberg und der Oberstleutnant der Landespolizei Rath sind vom„ Führer und Reichskanzler" auf Vorschlag des Reichsund preußischen Justizministers auf Grund des Gesetzes zur Aenderung von Vorschriften des Strafrechts und des Strai verfahrens vom 24. April 1934 auf die Dauer von fünf Jahren zu Mitgliedern des Volksgerichtshofes ernannt worden.
„ Beleidigung des Führers"
Das„ Berliner Tageblatt" meldet: In der schlesischtschechischen Grenzstadt iebau im Riefengebirge wurde / ein 40jähriger Volksschullehrer verhaftet. Er hatte in einer Gaststätte beleidigende Aeußerungen gegen den Führer und Reichskanzler gemacht. Der Verhaftete ist im vorigen Jahr auf Grund des§ 6 des Gefeßes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versezt worden. Er wurde in das Landesbuter Gerichtsaefängnis eingeliefert.