13.

JANUAR

Wann

FürDEUTSCHLAND gegen HITLER

kommt der Reichstagsbrand?

Es ist höchste Zeit

Sechs Tage vor den entscheidenden Reichstagswahlen am 5. März 1933 ist am 27. Februar 1933 das Reichstagsgebäude durch Nationalsozialisten aus dem Palais des Reichstags= präsidenten Göring angezündet worden.

Demnach wäre der Reichstagsbrand" für die Saar­abstimmung schon am Montag dieser Woche fällig gewesen. Alle Welt im Saargebiet wartet auf das Ereignis.

Ein Reichstagspalast ist allerdings nicht in Brand zu flecken, aber so dürftig ist die Fantasie von Gangstern auch nicht, daß sie die Berliner Brandstiftung einfach nachzuahmen brauchte. Man wird wohl einen anderen Plan ansgedacht haben, und ein oder mehrere van der Lubbes werden sich wohl im Saargebiet finden oder rechtzeitig importieren laffen.

Wann also fommt der saarländische Reichstagsbrand"?

Vorabstimmungen

Der Hitlergruß im Wahllokal

Schon am 7. und 8. Januar fonnte eine gewisse Kategorie von Abstimmungsberechtigten ihre Stimme für die Volfs­abstimmung abgeben. Es handelt sich dabei in erster Linie um Beamte, Eisenbahner, Straßenbahner usw., also Leute, die am Abstimmungstag aus beruflichen Gründen verhindert sind, abzustimmen. Zu dieser Kategorie der Vorwähler ge­hören auch die Gefängnisinsassen sowie diejenigen Personen, die sich zur Zeit in den Krankenhäusern befinden.

Es zeigte sich bei diesen Vorwahlen, daß die deutsche Front" beabsichtigt hat, die Wahlräume zu parteipolitischen Kundgebungen, zu Demonstrationen für die NSDAP . zu mißbrauchen. Offenbar wollten die Nazis samt und sonders mit dem Hitlergruß abstimmen. Die Wahlvorstände sind ent­schlossen, Stimmen, die mit einer politischen Demonstration verbunden sind, für ungültig zu erklären. Die geheime Ab­stimmung würde ja sonst durch die deutsche Front" zu einer Farce gemacht.

Infolge der Gefahr, daß die Wahlvorstände viel Stimmen

Der..Medizinmann" an das katholische Gewissen

Was sagen die Bischöfe und die Saar- Dechanten dazu?

Teils überredet, teils gezwungen durch die Autoritäten des dritten Reiches" haben die deutschen Bischöfe Aufrufe zum Saarfamps erfassen, die sofort von der deut­schen Front" für die Rückgliederungsagitation mißbraucht werden konnten. Den Bischöfen folgten unter gleichem Druck die De chanten des Saargebiets, wobei noch eine größere Anzahl von ihnen durch einen der Ihrigen in wenig loyaler Weise überrumpelt wurde.

Dadurch wurde jedoch der Eindruck erweckt, als ob die höchsten katholischen Autoritäten Deutschlands und der Saar nicht nur für den glücklichen Ausgang der Ab­stimmung, beteten", sondern auch ihre Glaubensbrüder zur Abstimmung für das Hitler- Reich unter Berufung auf ihre religiösen Pflichten bewegen wollten. Die Abstim mungsfommission hat bereits in einem Brief an die Bischöfe von Trier und Speyer Protest erhoben. Nun aber hat der Heilige Stuhl eine gänzlich unzwei­deutige Erklärung über die Neutralitätspflicht der Kirche abgegeben. Osservatore Romano " veröffentlicht folgende Note amtlichen Charakters:

Troß unserer wiederholten Erflärungen werden noch immer Gerüchte verbreitet, welche die Neutralität und Unparteilichkeit des l. Stuhles in der Folge der Bolts­abstimmung im Saargebiet in Zweifel setzen. Wir halten darum daran fest, noch einmal zu wiederholen, daß diese Gerüchte ganz unbegründet sind. Der Hl. Stuhl ist und bleibt jeglicher in diesem oder jenem Sinne gemachten Rundgebung fern und will nur, daß jeder Gläubige die ihm durch ein rechtschaffenes katholisches Gewissen diftierten Pflichten befolgt."

Das ist die bisher flarite Rundgebung der höchsten Kirchen­autorität, ganz offenfundig eine Zurechtweisung der deut­schen Kirchenfürsten. Das rechtschaffene fatholische Gewissen", nicht die Bischöfe, nicht die Dechanten, wird vom Papst ausgerufen. Eine andere Pflicht der Katholiken erkennt er angesichts des Saarfampfes nicht an. Welche Stellungnahme ergibt sich für dieses Gewissen gegenüber

Konkordats bedrängt, die besten Katholiken ohne Urteil meuchelt und verbrennen läßt und den schlimmsten anti­katholischen und antikirchlichen Neuheiden, Alfred Rosenberg , zum obersten weltanschaulichen Erzieher bestellt?

Die Antwort zu finden, ist für einen wirklichen Katholiken nicht schwer. Der Heilige Stuhl hält die Ent­scheidungen des rechtschaffenen fatholischen Gewissens für wichtiger als die Nationalitätsidee und die Staatsbürger pflichten. Mit andern Worten: die Geborgenheit in Glauben, ausgedrückt in dem Saße: Christus ist Führer", steht über allem.

Die ehemals katholische. jetzt gleichgeschaltete Saar­brücker Landeszeitung" verleugnet diese für jeden wahren Katholiken selbstverständliche These. Sie schreibt am Dienstag:

Daß der Hl. Stuhl trotz der von der Volksstimme er­wähnten politischen Beschwerdeaktion sich bisher mit der wiederholten Betonung seiner Neutralität begnügt und feinerlei Einschränkung Einschränkung erlassen hat, die als eine Stellungnahme zu den bischöflichen Kundgebungen be­trachtet werden kann, dürfte mit hinreichender Klarheit beweisen, daß die Neutralität des Hl. Stuhles nicht un­vereinbar ist mit dem Recht deutscher Bischöfe, als Staatsbürger ihre Stellungnahme in einer deutschen politischen Frage selbständig zu bestimmen und öffentlich auszusprechen."

Die Kundgebung des Heiligen Stuhls sagt ganz deutlich das Gegenteil. Aber es ist Sache der Kirchenfürsten selbst, sich mit Rom darüber auseinanderzusehen, wo ihre Gewissens- und Gehorsamspflicht aufhört und ihre Staats­bürgerpflicht" beginnt. Wir stellen nur fest, daß der Wille und der Wunsch des Papstes unvereinbar ist mit den Kundgebungen der Bischöfe und der Saardechanten, die von der Abstimmungskommission als Einmischungs- und Beeinflussungsversuche zurüdge­wiesen worden sind.

einem Lande, das die Kirche und ihre Organisationen tros Laval beim Papst

der deutschen Front" für ungültig erklären, ersucht heute 13. Januar

die gleichgeschaltete Presse, man möge den deut­schen Gruß" im Abstimmungslofal unters Lassen.

Wichtig für Katholiken

Wenn die Rückgliederung kommt...

Der nordische" Freidenfer Dr. Roepelmann ist am 17. De­zember von Goering zum Ministerialdirigenten im Reichs­und preußischen Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ernannt worden. Er leitet gleichzeitig die Ab­teilung höheres Schulwesen.

Die höheren Schulen im Saargebiet würden also einem Wotanspriester unterstellt werden.

Die Freiheit hoch! Frei leben oder sterben, nichts drittes gift! Wir schließen feinen Paft und wollen auch kein ander Reich ererben, nicht ienes, das uns ehrlos macht und nacht. Die Freiheit hoch! Wir brechen eine Gasse in eure und in alle Tyrannei. Komm mit und hils, und stell dich her und fasse mit an und steh uns andern Kämpfern bei. Die Freiheit hoch! Wir werden nicht erlahmen, bis daß der goldne Morgen uns umglüht. Wir sinken hin, bekannt und ohne Namen, allein jie lebt, um die wir uns gemüht.

Vinder

Eine lange Unterhaltung

Batikanstadt, 7. Januar. Außenminister Raval stattete heute mittag dem Heiligen Vater einen Besuch ab. Die Unterhaltung zwischen dem Kirchenfürsten und dem Minister war außerordentlich lang; sie währte 50 Minuten. Der französische Minister überreichte dem Papit drei sehr wertvolle alte Bücher. Der Papst war entzückt von der Schönheit dieser Kunstwerke, die er auimert­sam durchsah. Kurze Zeit danach wurden die Mitglieder der französischen Delegation bei dem Papst eingeführt.

Trotz des leichten Regens hatte sich eine Anzahl Neu­gieriger vor der Kirche eingefunden, um den französischen Minister zu begrüßen, der unter dem Kreuzfeuer der Foto­grafen seinen Wagen für die Rückfahrt nach dem Hotel be­stieg. Laval begab sich um 17.35 Uhr in Begleitung des Bot­schafter Rour zum zweiten Male in den Vatikan , um dem Kardinalstaatssekretär Pacelli einen Höflichkeitsbesuch abzustatten. Die Audienz dauerte eine halbe Stunde.

Auf Dich kommt es an!

Auf dich kommt es an!

Auf dich, deutscher Mann, deutsche Frau, auf jeden einzel­nen von euch schaut die Welt, und das Weltgewissen fragt euch:

Wollt ihr das Recht oder das Unrecht? Sagt ihr Ja zu einer Regierung, die ihre Herrschaft, wie alle Welt weiß, nur durch Lüge und Terror aufrechterhält, die keinen Augen­blick sich länger halten tönnte, wenn die zu Unrecht Verfolg= ten und Gemarterten vor allem Bolf ihre Stimme erheben könnten, die Gemordeten reden? Sie werdens einst, wenn Cie Gerechtigkeit die Welt regiert und sie regiert sie. läßt auch den bösen, widermenschlichen Kräften zuweilen und in einem gewissen Umfang freies Spiel. Sie sollen auch zei­gen, was sie fönnen, damit sie feinen Vorwand haben, sie hättens besser gemacht als die andern. Der Teufel selbst soll am jüngsten Tag sich nicht darauf berusen dürfen, der Herr= gott habe ihn ja immer eingesperrt; er, der Teufel, habe die Welt doch viel vollkommener machen können! Deshalb wird auch ihm Freiheit gegönnt. allerdings nicht für immer.

Hitler und die Seinen haben genugsam während zweter Jahre gezeigt, was fie fönnen"! Deutschland sich selbst und aller Welt entfremden, es frend: und freundlos machen, die 14jährige mühevolle, freilich zu schwächliche Aufbauarbeit im Innern und nach außen zerschlagen zugunsten eines Aufbaus, der nur in ihrer Fantasie besteht.

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Es demoralisieren, durch den Abbau der Vernunft, des Rechtes, der Menschlichkeit. Ein Kirchhofsfriede ihr Klassen­friede", ihre nach außen geichrienen Friedensbeteuerungen als Lug und Trug erwiesen durch die rasend betriebene Auf­rüstung. Deutschland geistig verödet, Europa mit dem Unter­nach der gang bedroht, fein Freund mehr, außer dem Japaner und dem Theorie doch minderwertigen früher verachteten und beschimpften Polen . Sie wollten und wollen dem Bolichewismus" wehren; fein Mensch kann zweifeln, daß sie ihn in seiner mechanischen Gleichmacherei und seinen abstoßenden Gewaltmethoden nur nachahmen und ungewollt propaaieren. Während aber der Bolichewismus mit eben diesen Mitteln großen menichheitlichen, auch dem Christentum nicht fremden Zielen zu dienen glaubt, der Verwirklichung eines Reiches der Gerechtigkeit. Wahrhaftig= feit und Freiheit, spricht der Nationalsozialismus eben diesen

Gedanken Hohn. Er will den immer wiederkehrenden Krieg, Jagd und Knechtung niederer" Menschheit durch die gott­erforenen Arier". Die wahren Edelmenschen" haben stets anders gedacht, die besten Deutschen voran.

Deutsche an der Saar , Chriften, die thr euch bewußt hins ter Chrifti Fahne stellt, und ihr andern, die ihr in dieser Frage zuallererst Deutsche sein wollt, was kann euch heute ein Vaterland sein, das nach widerchristlichen und undent­schen wenn anders Recht, Treue und Wahrheit deutsch find Grundsägen regtert wird? Gewiß, es ist euch und bleibt euch auch so teuer. Aber ihr erweist ihm keinen Dienst, indem ihr euch ihm wieder ein­gliedert, um morgen nach denselben Grundsäßen regiert zit werden, die gleichen Erfahrungen zu machen wie eure Brü­der. Aber sollten wir ihr Los, ihre Leiden nicht teilen? Gewiß, wenn ihr ihnen damit etuen Dienst er= wiejet. Das Gegenteil aber ist der Fall. Die Dechanten sprechen in ihrem Aufruf wohl den Wunsch aus nach Beise­rung der Kirchenpolitischen Verhältnisse, eine wie oft in die­ſen Jahren ausgesprochene, immer wieder betrogene Hoff­nung. Im übrigen bindet diese lahme und mühsame& r= klärung, welche ihre Urheber wohl für alle Fälle sichern soll, niemanden im Gewissen. Dasselbe gilt von der ebenfalls sichtlich einem widerstrebenden Herzen abgepreßten Aufforderung der deutschen Bischöfe zum Gebet für einen ,, segensreichen Ausgang" der Abstimmung.

Ja, wir wollen um einen solchen Ausgang beten, der die wahren christustreuen und deutschfühlenden Kreise in uns serm Vaterlande stärkt und die Aussicht eröffnet, daß das Gewaltregime( man schent sich, ein ganz deutsches Wort zu gebrauchen) Hitlers und der Seinen verschwindet.

Die Menschen, die Probst und Klausener haben ermorden lassen, hunderte mutiger katholischer und protestantischer Geistlichen absetzen und einsperren, waren gewiß nicht ent= schlossen, der Kirche entgegenzukommen. Sie werden es no ch meniger sein, wenn die Saar sich für sie entscheidet. Sie werden das nur als eine Bestätigung ihrer Gewaltmethoden ansehen. Das widerchristliche und undeutsche Wesen wird dann erst recht in die Halme schießen.

Dagegen ist mit Sicherheit anzunehmen, daß ein für die Hitlerei ungünstiger Ausgang der Abstimmung die Mili. tärpartei in Deutschland - verkörpert durch die Reichswebr

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und ihr naheftehende Kretse stärken und in Aürze zum Sturz Hitlers führen wird.

Auch dann ist mit einer Diktatur zu rechnen, aber einer vergleichsweise tragbaren, nicht doktrinär bestimmten. Das ist, von allen ideellen Gründen abgesehen, der ganz realpolitische Grund, aus dem wir euch zurufen, heute mie früher: Keine Stimme für dies Deutschland , alle für ein kommendes. Keine Stimme für da zur Zeit in Deutschland regierende Antichristen - und Undeutschtum, alle für Christus, alle für Deutschland , das ist: für den Sta tus quo.

Sie

Sie sagen euch: das sei Separatismu 8". wissen selbst, daß fie lügen. Sie wissen, daß keiner der An= hänger des Status quo an eine dauernde Trennung von Deutschland denkt, keiner undeutsch fühlt, im Gegenteil. Daß wenigstens noch ein Fled reichsdeutischer Erde bleibe, wo die Wahrheit gesagt werden kann, die Gerechtigkeit eine Stimme hat, die Freiheit eine Zuflucht, das und nichts anderes ist unser Wille. Widersteht. widersteht endlich den patriotischen Phrasen, der taumelhasten, blind machenden Begeisterung, die Deutschlands Unglück im Kriege gewesen ist und es auch jetzt wieder zu vernichten droht. Er= haltet Deutschland sich selbst! Erhaltets an der Saar .

Deutscher Mann, deutiche Frau, auf dich kommts an. Du trägst Deutschland , dir vertraut sichs, von Wunden bedeckt, vergewaltigt vom Undeutschen in dieser Stunde.

Stimm jetzt nicht für mich", bettelt es, du stimmst für meine Schande! Erhalt mir ein Stück meiner freien Erde, drauf zu ruhen und wieder Kraft zu finden, daß auch der große Rest unsres Volkes wieder frei werde, an Recht und Wahr­heit glauben lerne. Denk an die deutsche Jugend, die Millio= nen meiner, dem sittlichen Verderben überlieferten, 31 Moh­lingen, schlimmer als die angeblich vorbildlichen alten Hei­den, erzogenen Kinder! Denk an deine Kinder! Willst du sie diesem gime ausliefern? Nimmermehr! Des= habermals:

Reine Stimme der Sitlerschand! Alle dem kommenden Vaterland! Lieber getrennt noch als unfrei sein! Nimmer zu dem dort! Nein, nein, nein!"

Civis christianus.