Gedanken eines„alten Kämpfers „Wir sind zu willenlosen Waschlappen degradiert.. ÄuS Dachsen schreibt uns aus Umwegen ein SA. -Mann: Wenn wir uns heute, nach knapp zweijähriger Regierungiszeit des nationalsozialistischen Regimes tragen, was ist erreicht' worden, so müssen wir die Frage mit „nichts" beantworten Ja, wir muffen sogar seststellen, daß das Gegenteil von dem eingetreten ist, wofür wir gekäwpst haben. Bei der Äöhmrevolte wurden 1184 Manu erschaffen, noch mehr etngesperrt und abgesetzt. Hunderte andere stehen an ihrer Stelle, um uns genau so sür ein paar Silberlinge zu verraten und zu verkaufen wie ehedem. Wir alten Kämpfer, die wir»ur bas Ideal des nationalsozialisttschen Programmes vor Augen batten, die wir dafür unser Leben, Gut und Blut in die Waagschale warfen, wurden mit einigen Gesten und großen RedLn abgetan, ähnlich wie man die Opfer des Weltkrieges mit dem„Dank des Vaterlandes ist euch gewiß" abspeiste, während die Leute der Etappe ihr Schäfchen ins Trockene brachten und heute den dicken Wilhelm spielen. Wen« wir eiumal die Argumente, die wir früher gegen unsere Gegner ins Feld führten, unsere» nächsten Führern vorhielte«, würde man sosort«ege» staatsfeindlicher Umtriebe hinter Schlost und Riegel gesetzt werden. Haben wir früher gekämpst gegen unsoziale Handlungen, Korruption und hohe Gehälter— für ein freies sauberes Deutschland , io ist gerade von dem. was wir wollten, das Gegenteil eingetreten. Nannten wir die Führer des Svstems Bonzen so ist heute die Bonzokratie dreimal gröber als früher. Habe» wir die Juden aus den Amtsseffeln geworfen, so verstehen eS heute die„Christen" noch viel beffer, uns Honig um den Mund zü schmieren und uns dabei auszuplündern und zu erpressen wie noch nie. Sprach irgendeiner von Sozialismus und den Segnungen der Republik , so batten wir für die verführten Proleten nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Haben politisiert und diskutiert, haben uns gerauft und geschlagen, ia sogar gemordet für däs Ideal des Tritten Reiches. Man könnte weine« vor Wnt, wenn mau daran denkt. Heute müffen wir stillstehen und die Schnauze halten, und wer sie auktut, ist erledigt. Ich' denke an das alte Lied— beut« ist es verboten —, das wir mit einer Leidenschaft, mit einem Fanatismus gesungen, geschrien, gebrüllt haben: Einst kommt der Tag der Rache, Einmal da werde» wir frei Schaffendes Deutschland erwache! Brich Deine Kelten entzwei! Und setzt nach zwei Jahren?„Lore-Lore-Lore-Lore, s ch ö» s i n d die Mädchen non siebzehn, achtzehn J a b r e n" Lästt sich mit diesen beiden Liedern nicht die ganze Politik charakterisieren? Das Volk hatte stch am 5, März freigemacht von Judentum und Bonzokratie, es glaubte an einen moralischen und sozialen Aufstieg. Jetzt sind zwei Jahre vergangen, und das Volk wird dreimal mehr geknechtet und geknebelt, ausgesaugt und erpreht wie früher, und das alles im Zeichen der nationalen Revolution, wo eS nur opfern» opfern und immer wieder opfern heißt. Man bat uns aus der Arbeit geworfen, vor die Gerichte des Systems geschleppt.. cingekerkert und sonst etwas mit uns gemacht. Nichts hat unseren Willen brechen könnest. Wir hlieben SA -Männer und hielten Adolf . Hitler die Treue. Und setzt? Man darf gar nicht daran denken^ sonst packt «i«e» di« W«t, die wa» nicht auslaffeu kann, man muh sie in sich hiueinsreffen und blindlings gehorchen. Wir sind keine Männer mehr, wir sind z« willenlosen Waschlappen degradiert worden. So denke nicht nur ich, sonder« viele alte Kämpfer, tausende und aber tausende, und an den Betrug, der au ihnen begangen wurde. Doch eS knistert langsam im Gebälk! Der alte Kämpfer hat nichts mit denen gemein, die sich so gern hinstellen und tun, als würden sie allein die SA. verkörpern: im Ausgehanzug Dienstöolch und Revolver haben, eine schöne Frau am Arme, dir teuersten und vornehmsten Lokale besuchen, bei Dienst aber nie anwesend sind, sonst in allen die SA. betreffenden Fragen in der öffentlichen, Meinung stets das graste Wort führen, als hätten sie allein gegen Kommunismus und,Terror gekämpft und das„dritte Reich" erobert. Dabei waren die Herrschaften, die heute solch große Töne angeben, auf die aber leider auch gehört wird, zur damaligen Zeit bei irgendeinem Spießerklub und trieben Vereinsmeierei. Nachdem die SA. ungefährlich und gewissermaßen ein Mooebegriff geworden war, mußten sie dabei sei«, genau so, wie sie die neuesten Anzüge nach Pariser Modell tragen. Diese Cligue verstand es, durch Schmus, Bier und Geld in.führende Stellungen zu kommen und hier nach ihrem Belieben schalten und walten zu können. Wir alten Kämpfer, die dagegen Front machten, wurden degradiert»nft hinausgeschmissen. So hat die SA - nach und nach ihren Sinn verloren und dient nur noch zur„Wirtschastsankurbelung". Wir haben gekämpst gegen Bank- und Börsenlürsten, Industriekönige. Krautjunker und Schlotbarone, und beute finden wir .diese, nachdem wir.sie früher an den.Pranger gestellt haben, als Führer der Wirtschaft, als Führer der TA. Wir„alten Kämpfer" stehen dabei, beißen die Zähne zusammen und ballen die Fäuste in den Taschen, wir, die alte SA., der Garant der Bewegung, der Garant des„dritten Reiches", des„dritten Reiches", das wir heute schon Haffen. Ordenskissen(Or Arbeiter In der„Bodensee-Rundschau" liest man unter der Ueberschrift:„Wohin mit den vielen Abzeichen?": ,„Was fangen wir bloß mit den. vielen Abzeichen an?— hat sich schon mancher gefragt, wenn er an einem unserer nationalen Feiertage gewendet und dafür einen Anstecker erhalten'»atte. Wegwerfen wollte man sie nicht, denn sie sind wirklich wertvolle Erinnerungsstücke an die große Zeit, in der das dem!-,e Volk sich wieder zusammenfand und gemeinsam sein Schicksal meisterte. Auch diese Anstecker— und feien sie noch so einfach— sind Auszeichnungen, denn sie beweiicn tast ihr Besitzer sich in den Rahmen der Volks- gemeinfchast eingesügt hat und mirarbeitet. Aus Anregung der Kreisleitung der NSV. wurde nun hier ein Ausweg gesunden, eine Art— wir können ruhig sägen Ordenskissen geschaffen, aus denen wir die Anstecker übersichtlich geordnet ausbewahren können.— Ein Stück Pappe— 25 mal 40 Zentimeter groß— ist schwarz überzogen und leicht gepolstert. Daraus gedruckt ist das Hoheitsabzeichen der NSDAP , mit der Aufschrift„Wik opfern", Tiefe Wandtafel kann von der Kreisleitung der NSV. bezogen werden und kostet 80 Pfg. Wir haben sie in unserem Schaufenster ausgestellt, so daß siH jeder selbst zuerst überzeugen kann, daß damit einem wirklichen Bedürfnis entsprochen wird." Kissen ans dem Sumpt Man schreibt uns aus Sachsen : BdM. , Bund deutscher Mädchen, Obergebiet Chemnitz, dessen Obersührerin IlseLämmle und deren Bertreteri« Johanna Schnabel ist, umfaßt ungefähr 10 000 Mädchen im Alter von 12—18 Jahren. Es ist nun die Ausgabe dieser beiden Damen, die ebenfalls erst 23 Jahre alt sind, die Mädchen zu guten deutschen Müttern und Hausfrauen zu erziehen. Sie lernen dabei, wie man am beste» den„Assen " packt und die schönsten Zelle baut Samstags wird ausgerückt, irgendwo gezeltet. Zufälligerweise ist auch die HI. i» der Nähe und es kommt wie es kommen muß. Dem Vorbild der höhere» SA. -Führer folgend, kaufte die 23jährige Ilse Lämmle ein schönes Auto, das nur 8000 Mark kostete: ihren Freund, einen SS.-Obertruppführer, der bei der Revolution keine» richtigen Platz gefunden hatte, machte sie zu ihrem Chauffeur und persönlichen Adjutanten. Eines Tages kommt noch eine höhere Führerin, sieht sich mal den ganzen Laden in Chemnitz an und nimmt sich Ilse richtig vor. Sie verspricht, alles in Ordnung zu bringen, arbeitet die halbe Nacht durch, damit die Bücher stimmen, geht am nächsten Morgen zur Bank, hebt 20 000 Mark ab, um es angeblich persönlich auf den Gau zu schassen, gibt es aber ihrem Freund, damit er es einstweilen aushebe. Der setzt sich in das schöne Auto, fährt es au der Grenze in einen Steinbruch und war in wenigen Minuten über den Grenzbach gesprungen und in der Tschechoslowakei . Ilse wartete vergebens am Schnellzug Beuthen —Zürich , wo der Freund Herkommen sollte. Statt feiner kamen zwei ältere Herren, die der Ilse höflichst, aber bestimmt erklären, daß sie verhaftet sei. Bei genauer Durchsicht der Bücher ist eine Unterschlagung von 40 000 Mark aufgedeckr worden. Die beiden Autos sind in der Summe nicht enthalten, die waren mit verbucht. Wie ist es überhaupt möglich, daß so ein Mädel soviel Geld in di« Hände bekommt, daß jemand überhaupt soviel Vertrauen geschenkt wird? Die armen Eltern von den Kindern wiffen mitunter nicht, wo sie das Geld hernebmen sollen. Bald sind 10, bald 5, 50 und wieder 20 Pfennig mitzubringen: es wird direkt erpreßt. Geld und immer wieder Geld. Das ist in der SÄ., in der SS. , bei de» Amtswaltern, bei der Arbeitsfront und überall der Fall. Geld, Geld, und noch einmal Geld, je mehr du hast, um so besser bist du angesehen. So sieht der Sozialismus der Tat aus, die Volksgemeinschaft der Arbeiter der Stirn und Faust. Das sind erst Blasen, die aus dem gewaltigen Sumpf der Korruption und Unterschlagung austauchen. Das sind Blasen, die noch am Rand platzen in die Mitte kann män gar nicht sehen. Da liegt ein gewaltiger Schleier draus» der da heißt Pressezensur und Konzentrationslager. Wer so eine Nachricht verbreitet, ist staatsgesährlich. er ist ein Meuterer und Aufwiegler und muß von der Bildfläche verschwinden. Die Sklarek-, Barmat- und Kutisker-Skandale sind Stecknadelköpfe gegen das, was heute geleistet wird. Werbt für die„Deutsche Freiheit'* 6rtcr6a«fen L, K, Paris . Wir banken Ihnen für Ihren Brief unb Ihre Anregungen. Sie sind größtenteils schon verwirklicht worben. Für»en Seiamrinholt verantwortlich. Johann Pitz In Dub» -veiler ffn Inserate: Ctte Sf*D 6 n In Lao-drUNen StvrartvnSbroil an» Berlaa Bertaa»er Bolkslitmyie GmbH. LaarbrUNen 3. Bchützenftraßr 5. Schließlach 776 TaardeüSeu. Gestern noch wurden die Siege der Arbeit«- schlacht stolz. verkündet, und heute wächst die Arbeitslosigkeit Fragen über Fragen wirft die Wirtschaftspolitik Adolf Hitlers auf. Sie ist ein Kampf, dessen Erfolg die wenigsten klar sehen,—- ein Kampf, der über das tägliche Brot des deutschen Volkes entscheidet. Und zugleich über die Dauer des Hitler-Regimes mitentscheidet Warum.Arbeitsbeschaffung? Wem soll die Wirtschaft dienen? Ist Hitler Freund der Bauern? Das Geheimnis der Arbeitsbeschaffungswechsel? Warum ist die Währung fest? Zwangswirtschaft oder Planwirtschaft? Was hat Schacht geleistet? Gibt es Auswege aus der heutigen Wirtschaftslage? Rettet der Erfindergeist Hitler? Was sind Kompensationsgeschäfte? Wohin muß der Weg Hitlers führen? Ueber all diese Fragen, die jeden angehen, gibt die Schrift, die jeden interessieren wird, eine Auskunft, die jeden überzeugen muß: Erhältlich’n den Preis 3,- Fr. VON DR. NORBERT MÜHLEN Buchhandlungen derVolksstimme GmbH., SAARBRÜCKEN NEUNKIRCHEN iAARLOUl»
Ausgabe
3 (12.1.1935) 10
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