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Für unsere Mütter und Hausfrauen
Nr.6
Auf dem weiten Gebiet der Jugendschriften gibt es keine, die so das jugendliche Gemüt zu fesseln vermögen und gleichzeitig zur Bereicherung geographischer und völkerkundlicher Kenntnisse bei
Bändchen( 30 Pf.) enthalten eine Zahl ganz prächtiger, spannender und lehrreicher Quellen. So: Festes Land am Südpol, Ergebnisse auf der Expedition nach dem Südpolarland 1898 bis 1900 von Borchgrevink , Im australischen Busch von Stefan v. Koze, Bei den Indianern am Schinpu bon Karl von den Steinen, Im neuen China , Reiseeindrücke von J. Dittmar, und Eskimoleben, Eindrücke von der Polarfahrt 1903 bis 1907 von Roald Amundsen . Die oben angeführte Sammlung Erlebtes und Erschautes weist eine Zusammenstellung aus Alexander v. Humboldts Berichten über seine Neise in die Aquinoktialgegenden des neuen Kontinents auf in F. W. Burr, Durch das tropische Südamerika ( 1,80 Mt.). Sven Hedins bekannte Schrift Von Pol zu Pol( 3 Mt.) sei nicht vergessen. Zwar stößt sie in den ersten Kapiteln durch Chauvinismus ab, führt uns dann aber auf einer Fahrt mit packendster Anschaulichkeit durch die Welt.
Beschäftigungsbücher.
Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege zu Berlin , sich wieder um eine stattliche Reihe neuer Bändchen vermehrt( je 10 Pf.). Sie sind als wirksamstes Mittel gegen Nic Cartergeschichten und ähnlichen Schund freudig zu begrüßen. Wolgast hat seinen„ Quel- tragen wie Reise schilderungen. Schaffsteins grüne len"( 25 Pf.) einige Nummern hinzugefügt. Besonders verdienstvoll ist Gudrun", Bericht von Ludwig Uhland , und Neun Abenteuer, übersetzt von Karl Simrock . Konegens Kinderbücher"( 20 Pf.), herausgegeben von Helene Scheu- Riesz und Eugenie Hoffmann, fragen erfolgreich zur Verbreitung guten Lescstoffes bei, der namentlich aus Sagen und Märchen gewählt ist. Die im allgemeinen mit glücklicher Hand zusammengestellten Büchlein würden durch ein festeres und sorgfältigeres Äußeres gewinnen. Gleichfalls nur broschiert, aber in immerhin gefälliger Ausstattung erscheinen die schon älteren Wiesbadener Volksbücher", Verlag des Volksbildungsvereins Wiesbaden. Sie find um eine größere Zahl fast durchweg empfehlenswerter Erzählungen bereichert worden. In Schaffsteins„ Volksbüchern"( je 1,50 mf.) gibt Kurt Poller Schilderungen aus dem Kampfleben der Fremdenlegion. Fesselnd zeigt er das Schicksal des jungen deutschen Schriftsezers, den nagender Hunger in die französische Fremdenlegion trieb und der dort, in diesem Produkt folonialer Raubpolitif, sieben Jahre unter militaristischer Barbarei zu leiden hatte. Ein schönes Buch sind Gotthold Alees Deutsche Heldensagen", nach den Quellen erzählt( 3 Mf.). In schlichter, volkstümlicher Sprache, aber auf wifsenschaftlicher Grundlage übermittelt es die ewig schönen Mythen des deutschen Sagenkreises, die namentlich die Jugend bezaubern. Viele Schäße ungehobener Jugendliteratur liegen auch in den historischen Quellen, die wir unserer Jugend wegen ihrer Objektivität und ihres unvergleichlich bildenden Wertes zugäng lich machen sollten. Gegenwärtig wird aus Schaffsteins grünen Bändchen( 30 Pf.) besonders interessieren Förster Flecks Erzählung von seinen Schidjalen auf dem Zuge Napoleons nach Rußland und von seiner Gefangenschaft 1812 bis 1814. Die wahrheitsgetreue, schlichte Schilderung erwedt gleichzeitig eine ehrliche Abscheu vor den Kriegsgreueln. Auf Quellen führt auch die Sammlung zurüc Erlebtes und Erschautes, herausgegeben von der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege zu Berlin . Es liegen hier neu vor: Fr. Ekin, Aus deutscher Ritterzeit. Göz von Berlichingen. Hans von Schweinichen . Eigene Berichte ihres Lebens und ihrer Taten. Die Herren von Zimmern. G. Krüpel, Aus dem großen Kriege( Dreißigjähriger Krieg). Jeder Band kostet 1,80 Mr.
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Natur und Neiseschilderungen.
Nie können die Wunder der Natur wieder so stark und lebendig wirken wie in der Jugend, weil der Mensch nie wieder so rege mit feinen Sinnen lebt, so unabläffig Erfahrungen sammelt wie in der Zeit des Hineinwachsens in die Welt. Wie muß aber gerade die Großstadtjugend in steinernen Käfigen auf die schönsten Jugendfreuden, auf das tummelnde Reifen in freier Natur verzichten. Hier hat die anschauliche naturkundliche Jugendschrift Ersatz zu schaffen. Wir weisen zunächst auf einige wohlfeile Sammlungen hin. R. A. Francé hält in seiner Naturbibliothek( 65 Pf.) Umschau unter den Klassikern der Naturwissenschaft. Neu liegen eine Reihe Bändchen von A. v. Humboldt, G. Keate und D. G. Förster und Roßmäßler vor. Billige und gemeinverständliche Schriften enthält die anspruchslose Naturwissen= schaftlich- technische Boltsbücherei der Deutschen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, aus der namentlich erwähnenswert sind: Fischer, Die Batterien, und Berg, Wie unsere Erde geworden ist, je 20 Pf. Aus Gansbergs Wissenschaftlichen Voltsbüchern( 1,50 Mt.), die sonst vorwiegend geschichtliche Stoffe behandeln, sei hier besonders auf M. Maeterlind hingewiesen, Das Leben der Bienen, mit 4 Tafeln. Ein Buch, das geeignet ist, die Liebe zur Natur durch seine Frische und Anschaulichkeit zu wecken und zugleich das Interesse an einer ernsten wissenschaftlichen Darstellungsweise zu fördern, ist Friedrich Goll, Bilder aus der Natur. Naturkundliche Schilderungen für Schule und Haus ( 2 Mt.). Auf streng wissenschaftlicher Höhe stehend und deshalb nur für die reifere Jugend geeignet ist das bei Diek in Stuttgart crschienene Buch Dr. S. Tschulot, Entwidlungstheorie ( Darwins Lehre), 3 Mt. Verhältnismäßig leicht verständlich), sest es die Hauptlehren der modernen Naturwissenschaften auseinander und erläutert fie an zahlreichen Abbildungen. Eine vortreffliche Einführung in die Wissenschaft von der Erde gibt A. Berg, Geologie für jedermann. Mit 154 Abbildungen( 3,75 Mt.).
Der wichtigste pädagogische Fortschritt der Gegenwart ist die Einsicht von der ungeheuren Bedeutung der selbständigen arbeitenden Betätigung des Kindes, als wesentlichste Grundlage seiner Erziehung. Dank der wachsenden psychologischen Erkenntnis werden die Methoden auf diesem Gebiet weiter ausgebildet, und nur der verknöcherte bureaukratische und bildungsfeindliche Schulbetrieb hindert ihre Nußbarmachung für die Jugend. Die häusliche Betätigung des Kindes muß deshalb möglichst die einseitige intellektuelle Beschäftigung der Schule ausgleichen. Eine erfreuliche Anleitung dazu ist die schon 22 Bändchen umfassende Samm= lung Selbst ist der Mann! Anleitung zur Anfertigung lehrreicher Apparate, praktischer Haushaltungsgegenstände und allerhand Spielsachen. Herausgegeben von F. Pezold. Jedes Heft 25 Pf. Das umfangreichere Buch von H. Pfeiffer, Häusliche Steinkunst und Bastelarbeit in Wort und Bild( 3 Mt.), ist ein Beschäftigungsbuch für alle, die am eigenen Wert Freude haben und die mit Selbstgeschaffenem erfreuen wollen". Es enthält eine Fülle von Anregungen zur Herstellung fleiner künstlerischer Erzeugnisse, die Auge und Hand des Kindes spielend üben. Als prächtiges Werfchen sei auch Pralle, Der kleine Stadtbaumeister, Vorwärtsverlag Berlin( 1,50 M.), empfohlen, das von Stufe zu Stufe die gestaltenden Fähigkeiten des Kindes übt. Bernhard Rausch.
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Mais als Volfsnahrungsmittel.
Der Mais, auch Welschkorn, türkischer Weizen, in OsterreichUngarn und Griechenland Kukuruz, in der amerikanischen Union Korn, auch Hominy genannt, ist eine Pflanze, die in bezug auf vielseitige Verwendbarkeit auf der ganzen Erde nur wenige ihresgleichen hat. Sie liefert vor allem eine hochwertige Nahrung nicht nur für Menschen, sondern auch für allerlei Haustiere. Die fri= schen Stengel und jungen Kolben werden in den maisbauenden Ländern als Grünfutter benutzt; die reifen Körner werden ganz oder geschrotet verfüttert und die trockenen Stengel bewahrt man mit Salz in Gruben auf, um sie zu Futterzwecken zu verwenden. Die trockenen Stengel liefern ferner Material zum Dachdecken, zu Flechtarbeiten und dienen auch, ebenso wie die enthülsten Kolben, als vorzügliches Feuerungsmaterial. Aus den Fasern der Stengel und Blätter lassen sich haltbare Gespinste herstellen. Die Kolbenblätter wiederum geben ein brauchbares Polstermaterial. Ferner läßt sich Papier aus der Pflanze verfertigen, aus den fetthaltigen Samenkeimen gewinnt man in Südfrankreich ein Ol, und neuerdings fabriziert man aus Mais neben Gries und Mehl auch eine billige Kochstärke. Aus Mais wird außerdem Bier, Spiritus sowie ein Trinkbranntwein hergestellt, so in Nordamerika zum Teil der Whisky, in Zentralamerika der Pulque de Mahis. Der Mais ist eine sehr stattliche Halmfrucht von außerordentlich reichem Ertrag, wenn sie ihr zusagende flimatische Verhältnisse findet, wie sie die weinbauenden Länder bieten. Die Heimat des Mais ist Amerika , wo seine Kultur sehr alt sein muß, wie Funde in alten megifanischen und peruanischen Gräbern zeigen. Von Amerika brachte Kolumbus ihn im Jahre 1500 nach Spanien , von wo seine Kultur sich in wenigen Jahrzehnten über ganz Südeuropa , Nordafrika , Kleinasien , ja bis nach Indien und China verbreitete. Heute dient der Mais nicht nur in seiner Heimat Amerika , wo er