Für unsere Mütter und Hausfrauen

Nr. 4

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。。。 Beilage zur Gleichheit o

Inhaltsverzeichnis: In Erwartung. Von Johann Gottfried Seume  . Zur Psychologie der Frauen. I. Von Edmund Fischer.  - Soll man bei offenem Fenster schlafen? Von th. Für die Hausfrau. Feuilleton: Utfu. Von Willy Seidel  .

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In Erwartung.

Don Johann Gottfried Seume  .

Vernunft, wann wirst du einst die wahre Freiheit setzen. Vor welcher Recht und Ordnung geht?

Die kein Tribun, kein fürst, kein Bonze zu verlegen Sich frevelnd untersteht?

Erwärme du mein Herz, des Lebens Götterflamme, Die tief durch meine Seele glüht,

Daß nicht mein Auge kalt rund um sich her verdamme, Wenn es die Greuel sieht;

Daß Kleinmut nicht und Angst zuletzt mich niederziehen, Wenn höhnend Druck und Willkür siegt,

Wenn weit, weit aufgerollt, wohin die Blicke fliehen, Die Sündenmappe liegt.

Bleib, Genius, damit uns nicht die Hoffnung schwinde, Die über der Ruine schwebt,

Daß bald die Menschheit sich aus der Geburtsangst winde, In der sie jetzo bebt.

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Zur Psychologie der Frauen.

I.

In der Verteidigung des weiblichen Geschlechts gegen ungerechte und voreilige Urteile und in der Forderung voller politischer und gesellschaftlicher Gleichberechtigung behaupteten in früheren Zeiten bürgerliche Frauenrechtlerinnen irrigerweise, Mann und Weib seien ihrem geistigen Wesen nach vollkommen gleich. Diese unhalt­bare Auffassung hat in der proletarischen Frauenbewegung niemals einen Widerhall gefunden. Die proletarische Frauenbewegung ist von Anfang an ein Glied in der sozialistischen   Bewegung gewesen, die sich von ihrem Ursprung an grundsätzlich zu der Gleichberech­tigung der Geschlechter bekannt hat und in der Männer und Frauen einen gemeinsamen Kampf führen gegen die kapitalistische Aus­beutung und die Klassenherrschaft der Besitzenden männlichen wie weiblichen Geschlechts und für ein gemeinsames Ziel: die sozia­listische Gesellschaftsordnung. Die bürgerlichen Frauen dagegent wollen lediglich die Vorrechtsstellung des männlichen Geschlechts beseitigen und im letzten Grunde die Privilegien der Männer ihrer eigenen Stlasse erringen, deshalb erhält ihre Bewegung so leicht einen ,, männerfeindlichen" Beigeschmack, deshalb wird aber auch gerade im Kampfe um die Forderungen der Frauenrechte so viel um die Eigen­schaften und Fähigkeiten von Mann und Weib gestritten. Die prole­tarischen Frauen hatten niemals nötig, ihre Fähigkeiten abstrakt, in der Theorie zu beweisen. Seit langer Zeit stehen sie wie die Männer praktisch im Berufsleben, und die proletarischen Männer sind ihrerseits im allgemeinen von allen höheren" Berufen und den meisten höheren Ämtern ebenso ausgeschlossen wie die Prole­tarierinnen. In den Reihen der proletarischen Frauen braucht mit­hin auch für die Wahrung der weiblichen Eigenart" nicht besonders eine Lanze gebrochen zu werden. Diese Eigenart ist nicht geleugnet worden und wird nicht angefochten. Wenn sie jetzt in der bürger­lichen Frauenbewegung so laut und bis zum überdruß betont wird, so soll das nur den Eindruck der früheren Entgleisungen ver­wischen.

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Von keiner Seite wird heute mehr bestritten, daß die seelischen Eigenschaften der Frauen von denen der Männer verschieden sind, womit ja nicht gesagt ist, daß sie minderwertiger seien. Wird aber ein psychischer Unterschied der Geschlechter anerkannt, so ist es zweifellos auch von nicht geringem Werte, uns über das Wesen dieses Unterschieds Marheit zu verschaffen. Es liegt bereits eine große Literatur über diese Frage vor. Die meisten der bisher er­schienenen Bücher beschäftigen sich jedoch nur mit allgemeinen Be­

obachtungen und Betrachtungen, die oft nichts als gehaltlose Redens arten sind. Die Psyche des weiblichen Geschlechts wird meist er= örtert in Verbindung mit umlämpften Forderungen, wie die des Frauenwahlrechts, des Frauenstudiums, der Eignung der Frau für öffentliche Amter usw. Ein hervorragender Psychologe von Fach, Dr. G. Heymans, Professor an der Universität Groningen  , hat im Gegensatz zu solcher Behandlung eine Analyse( Bergliederung) der Frauenseele in streng wissenschaftlicher Weise versucht. Das Ergebnis seiner Arbeit ist als dritter Band der von Ebbinghausen und Neumann Herausgegebenen Psychologie in Einzeldarstellungen erschienen. Die Untersuchungen des holländischen Gelehrten sind frei von jedweder Tendenz; sie halten sich streng an die Ergebnisse der angestellten Experimente und an die psychologischen Gesetze. Professor Heymans   anerkennt aber auch selbst, daß wir auf dem von ihm untersuchten Gebiet noch sehr wenig wissen. Er will daher auch nur einen Beitrag und kein abschließendes Urteil über die Frauenpsychologie geben, und zwar in der ehrlichen Hoffnung, wie er im Vorwort sagt, daß sein Buch sehr bald als durchweg ver­altet erscheinen möge". Diese wohltuende Bescheidenheit und Selbst­kritik läßt es geboten erscheinen, über die Anschauurgen des For­schers lediglich zu berichten und mit ihm auf bessere und voll­kommenere Ergebnisse weiterer Untersuchungen zu warten.

Vom geistigen Wesen der Frau gibt es selbstverständlich keine Dar stellung, die für alle Frauen gelten könnte. Die geistige Eigenart des Weibes weist ebenso große Unterschiede auf wie die des Mannes. Es verhält sich in dieser Hinsicht genau wie mit dem Körperlichen. Wenn zum Beispiel gesagt wird, daß die Frauen kleiner sind als die Männer, so folgt daraus noch keineswegs, daß alle Frauen klein und alle Männer groß sind. Es gibt Frauen, die eine Körperlänge bis zu 230 Zentimeter erreichen, während einzelne Männer nicht mehr als 90 bis 100 Zentimeter messen. Wohl aber ist es richtig, daß die durchschnittliche Länge der Männer mit 170 Zentimeter diejenige der Frauen mit 150 Zentimeter überragt. Ebenso stimmt es, daß die längsten Männer mit 250 Zentimeter die längsten Frauen an Wuchs übertreffen, die mur 230 Zentimeter hoch waren, und daß die kleinsten Frauen mit 70 Zentimeter kleiner als die kleinsten Männer mit 90 Zentimeter waren. Endlich steht fest, daß für jede beliebige Störperlänge die Anzahl der Männer, die diese über­schreiten, größer ist als die Anzahl der Frauen, von denen das gleiche gesagt werden kann. So aber liegen auch die Verhältnisse in bezug auf psychische Unterschiede der Geschlechter. Wenn also den Frauen eine stärkere Emotionalität( Gefühlserregung) zugesprochen wird wie den Männern, so soll damit nicht geleugnet werden, daß es leicht erregbare Männer und fühl überlegende Frauen gibt. Diese Behauptung besagt vielmehr nur, daß die durchschnittliche Frau in höherem Maße als der durchschnittliche Mann für starke Gefühle empfänglich ist. Diese Sachlage zu durchschauen und sich stets gegen­wärtig zu halten, ist nach Heymans sowohl für die Theorie wie für die Praxis von höchster Wichtigkeit. Er betont, daß die Frau" wie der Mann" keine Abstraktion vorstellt, sondern einen Durch schnitt. Der Gelehrte anerkennt demnach, daß eine bestimmte Frau sehr wohl in einigen oder sogar in allen Punkten dem Durch­schnittsmann psychisch näher stehen kann als der Durchschnittsfrau. In Sachen der psychischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern würde also die richtige Formulierung nicht lauten: die Frau hat oder die Frauen haben die Eigenschaft A, sondern nur: die Frauen haben durchschnittlich die Eigenschaft A in höherem Grade als die Männer. Mit dieser Begrenzung müssen alle nachfolgenden Aus­führungen aufgefaßt werden.

Eine Analyse der Frauenseele kann nur vorgenommen werden auf Grund von Merkmalen, die durch Beobachtungen, aus Bio­graphien, Sprichwörtern, vor allem aber aus Enqueten, Umfragen gewonnen worden sind. Heymans stüßt sich bei seiner Untersuchung vor allem auf das Ergebnis von Enqueten, die durch ihn und von anderen in verschiedenen Ländern aufgestellt worden sind und sich auf Tausende von Männern, Frauen, Knaben und Mädchen jeden Alters erstrecken. Das so erhaltene Material ist natürlich sehr un­zulänglich. Aber was aus ihm festgestellt wurde, sind Eigenschaften der Frauenpsyche, deren bisheriges und augenblickliches Vorhanden­sein nicht bestritten, sondern fast allgemein zugegeben wird. Aller­

* Die Psychologie der Frauen. Von G. Heymans  . Karl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg  .