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Amerita hat keinen Menschen erzeugt, welcher größer und edler genannt werden dürfte, als der Obengenannte. Geboren in Boston am 10. November( dem Todestage Schiller's und Rob. Blum's) 1801, als der Sohn eines Paares, welches für die Sache der Vereinigten Staaten fast sein ganzes Vermögen geopfert hat, genoß er eine so gute Erziehung, als Neuengland sie damals gewähren konnte, durfte die lateinische Schule seiner Vaterstadt und die Hochschule( Brown University) in Providence besuchen, auch sich zum Arzte ausbilden, wurde aber von der geistlichen Erziehungsweise daselbst mehr angewidert, als entwickelt, wie es mit allen großen Erziehungs- Reformatoren in ihrer Jugend der Fall gewesen ist. Er hatte die Anlage zum bahnbrechenden Naturforscher, besonders auf dem Gebiete der Menschennatur, und durchschaute dieHohlheit seiner Lehrer, denen er manchen unbarmherzigen, aber stets harmlosen Schabernack spielte. Bei seiner öffentlichen Begräbnißfeier berichteten seine Schulfameraden von ehedem, wie er einst das Reitpferd des Universitätspräsidenten in dessen Amtswohnung die Treppen hinauf bis unter das Dach gegängelt habe, ohne daß jemand außer den Eingeweihten eine Spur davon merkte; sowie, daß derselbe Präsident, dem Howe als berühmter Mann ein Menschenalter später einen Besuch machte, ihm zugerufen habe: ,, Rücken Sie mir nicht zu nahe mit Ihrem Stuhle; sonst fürchte ich, daß unter meinem Size ein Torpedo explodirt!"
Er gab, von Lord Byron' s Beispiele begeistert, seine ärztliche Stellung in Bo ston auf( 1824) und eilte den gegen die türkische Herrschaft aufgestandenen Grie
Nach Amerika zurückgekehrt, wurde er von einem Freunde als geeignet erkannt, den Blindenunterricht, welcher in Frankreich und Deutschland mit Erfolg in's Leben gerufen worden war, nach den Vereinigten Staaten zu verpflanzen. Er kam zu dem Zwecke, diesen Unterricht zu studiren, nach Paris( 1830), eben recht, um an dem Aufstande gegen Karl X . theilzunehmen. Lafayette, der ihn in den Reihen der Straßenkämpfer fand, sagte zu ihm: Junger Mann, sparen Sie Sich für die Sache Ihres Vaterlandes aufdies ist unsere Sache". Mit seinem gewohnten Wankelmuth aber forderte er ihn auf, den so eben für ihre Befreiung vom russischen Joche aufgestandenen Polen Geldsummen zu überbringen, deren | Sendung von den amerikanischen Gebern Lafayette aufgetragen
S. G. Howe. Für die ,, Neue Welt" gezeichnet und geschnitten.
worden, aber ihm mehrfach mißglückt war, weil die preußischen Heere an der polnischen Grenze eine dichte Postenreihe aufgestellt hatten.- Howe war ganz der Mann zu dieſem schwierigen Unternehmen und führte es vollständig aus. Von der polnischen Grenze nach Berlin zurückgekehrt, wollte er die Gelegenheit benutzen, das dortige Blinden- Institut fennen zu lernen, wurde aber noch in der Nacht seiner Ankunft im Gasthofe. verhaftet. Durch List gewann ersoviel Zeit, um alle Papiere zu vernichten, welche an= dere Personen hätten in Gefahr bringen können, sowie die übrigen in der Höhlung einer Büste des Königs von Preußen zu verstecken, wo sie auch später von einem seiner Freunde unentdeckt vorgefunden und ihm zurückgestellt wurden. Er selbst aber mußte in die Hausvogtei wandern und dort 56Tage Yang unter Verbrechern und andern Unglücklichen zubringen, wenn er nicht von den
chen zu Hilfe, kam aber zu spät, um Byron noch am Leben zu| Untersuchungsrichtern gequält wurde.. Was die Hausvogtei dafinden, der bei Missolunghi gefallen war. Er kam in der ver- mals war, kann man aus dem schließen, was sie noch ist. Hier zweifeltsten Zeit dieses Freiheitskampfes an, hielt aber treu bei reifte in ihm der Vorsatz, lebenslang für Gefängnißreform zu den Kämpfern aus, doppelte Anstrengungen duldend, als Soldat wirken. und als Feldarzt, bis die griechische Sache siegreich war. Nur einmal auf kurze Zeit verließ er die Streiter, um nach den Neuenglandstaaten zurückzueilen, 50,000 Doll. für sie zu sammeln und diese in Gestalt von Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Arzneien den Griechen zuzuführen, eine Unterstügung, welcher mehrere andere folgten, und durch welche viele Tausende der ganz verelendigten Griechen am Leben erhalten wurden. Nach dem Siege verweilte er gerade noch lange genug, um auf dem Isthmus von Korinth eine Ansiedlung der Witwen, Waisen, Hülfsbedürftigsten aller Art zu stiften und durch Beiträge aus Amerika auf gedeihlichen Weg zu bringen, welche ein 1828 von ihm geschriebenes Buch:" Geschichte der griechischen Revolution" noch heute das beste Werk ihm zur Verfügung stellte.
darüber
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Wie lange man ihn festgehalten haben würde, hätte nicht Albert Brisbane, der bekannte Sozialist, mit schwerer Mühe seinen Aufenthalt entdeckt und durch den amerikanischen Gesandten Rives seine Befreiung erwirkt das ist schwer zu sagen. Man schaffte ihn, zwischen zwei Gensdarmen sizzend, auf dem Schub über die französische Grenze, nachdem man dem Gesandten gegenüber mehrfach seine Gefangenschaft in Abrede gestellt hatte. Im Nachlaß des Verstorbenen befindet sich noch ein Handschreiben des Königs von Preußen, welches dieser viele Jahre nachher dem berühmt gewordenen Howe als Entschuldigung und Anerkennung gesendet hat.
( Schluß folgt.)