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das Fehlen von ekelhaften und gefährlichen Stoffen, vermindert also| jeine Schädlichkeit noch gar nicht. Am besten zu Genußzwecken geeignet ist Quell- oder Tiefbrunnwasser. Es hat am wenigsten organische Substanzen aufzuweisen und ist fast immer ebenso klar und wohlschmeckend als gesund. Seine Temperatur wird von der Verschiedenheit der Jahreszeiten so wenig beeinflußt, daß es stets kühl und erfrischend ist. Wie ungeheuer viel Menschen jahrein jahraus gezwungen sind, sich mit gesundheitsnachtheiligem Wasser zu begnügen, und wie viele durch mangelnde Sorgfalt bei der Auswahl ihrer Trink- und Kochwässer sich unabsichtlich Schaden zufügen, werden unsere Leser nach dem VorausG. geschickten leicht ermessen können.
teren vom Kopfe bis zum Fuße phantastisch in lange, weiße Laken gehüllt, zu ihm heran und nehmen unter lautem Jammern und Händelb. drücken Abschied von ihm.
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Buchstaben- Rebus.
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Korrespondenz.
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Kohlfurt. Dr. C. Friedrich. Ihrem Wunsche gemäß und um zu zeigen, wie fich der Unsinn seiner Haut wehrt, wenn man ihm systematisch zu Leibe geht, veröffentlichen wir hier Ihren Brief vom 11. August d. J., von dem Sie uns überflüssiger Weise am 20. August noch eine Abschrift eingesendet haben:
Geehrteste Redaktion!
,, Kohlfurt, den 11. August 1877.
In der ,, Korrespondenz" der legten Nr. der ,, Neuen Welt" finde ich in der Erwiederung sub Breslau ad Hofmann einige furiose Bemerkungen, die ich einer Redaktion, die das Prärogativ der höchsten Aufklärung für sich in Anspruch nimmt, nicht zugetrauet hätte. Ich kenne zwar Hrn. Hofmann nicht, aber das, was er an Sie geschrieben hat, ist klar, verständig und treffend und das gewinnt ihm meine Achtung. Ob ich sein Glaubensgenosse" bin, das ist noch die Frage, aber wenn ich's noch nicht bin, so könnte ich's werden allein durch die verzweifelte Logik ihrer Replik. Sie schreiben da: In Ihrer Uebersetzung des Neuen Testaments haben wir bereits einiges geblättert, aber Ihre Wahrheit darin ebenso wenig entdecken können, als in der Uebersezung Unsinn Sie da geschrieben haben? Ei, ei, verehrte Redaktion, ein Räuschchen ge habt? Oder ein Blechschädelchen, das die Deckel Jhrer ,, Gehirnzellen für Logit" noch nicht zum gehörigen Aufklappen hatte kommen lassen in dem Augenblicke, da Sie dies schrieben? Um eine Wahrheit" zu finden, ja zu ,, entdecken", blättert" man nur in einem Buche?! Ei, ei, solch einen logischen Bock fann man wohl einer Redaktion verzeihen, die noch in den Gallertwindeln des Urschlammes, in der schleimigen Wiege des protoplasmatischen Gallertklumpens in der Tiefe des Oceans träumend schlummert, aber nimmermehr der Redaktion der ,, Neuen Welt", die doch bereits aus dem Urschlammhöschen ausgekrochen und hinaufsichentwickelt hat über das Affenstadium hinaus zu organischen begeisteten Wesen höchster Kultur- und Aufklärungs- Potenz und ihr Büreau aufgeschlagen hat in der Metropole der Intelligenz!
Geistige Nahrungsmittelverfälschung und verdorbene Magen. Mit gerechtem Ekel lesen wir in den Annalen unserer deutschen Literatur gewisse Dichterprodukte der Epoche des 30jährigen Krieges, wo durch die unaufhörlichen Greuel aller Art die Nerven der Lesewelt so abgeſtumpft waren, daß nur Poeten mit einer ,, verhenkerten" Phantasie, wie ein neuerer Literaturhistoriker sich ausdrückt, einigermaßen auf Beachtung hoffen durften. Die grasse Wirklichkeit mußte noch übertroffen werden. Wir haben nun 2 Jahrhunderte mehr auf dem Rücken und sind, zu unsrer Schande müssen wir es gestehen, leider noch dickfelliger, noch blasirter geworden. Den Beweis dafür liefern uns die Reflexionen eines zeitgenössischen Kollegen über das, was man in unsern Tagen der Leserwelt zur Auferbauung vorzusetzen die Dreistigkeit hat: ,, Ueber die politischen Ereignisse in der Zeitung gleitet der Leser mit kurzem, verächtlichen Blick hinweg, denn er bemerkt, daß wiederum beide krieg- uthers! Sagen Sie mir doch in aller Welt, wissen Sie denn, was für logischen führenden Theile den strategischen Plänen nicht gefolgt sind, die er bei seinem Stammseidel den Abend vorher für beide entwarf. Rasch geht er daher zu dem ,, fernigsten" Theile der Nachrichten über, um sein gejunkenes Nervensystem anzufrischen. Mit Behagen nimmt er so die neuesten dreizehn Selbstmorde auf, konstatirt mit wohlthuendem Schauer, daß wiederum ein Haus einstürzte und in dieser und tener ausführlich beschriebenen Weise mehrere Männer, Frauen und Kinder zerquetschte. Diesen kräftigen Bildern gegenüber berühren ihn die andern Tagesereignisse, wie das Sterbelager eines verhungerten beliebten Dichters, zwei Kindermorde armer Näherinnen, nur matt, an solche Kost ist er gar zu gewöhnt. Selbst die geschilderte Organisation einer Kinder- Diebsbande genügt ihm jetzt nicht mehr, da noch kein Mord dabei ist. Gleichgiltig pirscht er weiter durch die Spalten, jagt eine Dynamit- Explosion auf, bei der alle Arbeiter der Fabrik aufflogen, streift einen Hausbrand, bei dem zwei Kinder verbrannten und gelangt endlich wieder zu einigen anregenderen Sachen, z. B., daß sich ein Metalgießer das flüssige Erz aus Versehen in die Bluse gegossen, daß eine Fabrikarbeiterin bei den Haarflechten von der Maschine erfaßt und ihr ganzes Kopfhaar sammt der Kopfhaut ihr dabei gewaltjam vom Kopfe gerissen worden sei u. s. w. u. s. w. Nach dieser sein Nervenleben wohlthätig berührenden Erweiterung seines Weltwissens schließt er endlich mit der Crême des Ganzen, mit der sorgsamen Lectüre des eben schwebenden hochpikanten Mordprozesses, welchen er mit der Genauigkeit eines Kriminalisten studirt, und von dessen Vorgängen seine Seele so erfüllt ist, daß er nahe daran ist, den Mord probeweise nachzumachen." Sollte man nicht glauben, der Mensch unserer Tage wolle, wie jener Hans im Volksmärchen, das ,, Gruseln", und sonst garnichts weiter, lernen?
wt.
Weiß als Farbe der Trauer. Es dürfte nicht allgemein befannt sein, daß die Wenden die sonderbare Eigenthümlichkeit haben in Weiß zu trauern. Andree erzählt dies in seinen trefflichen wendischen Wanderstudien und bemerkt, daß nahe Verwandte sogar ein ganzes Jahr lang den weißen Ueberwurf( plachta genannt) tragen; derselbe ist aus Leinwand gefertigt. In einigen Gegenden kommt noch dazu das weiße Mundtuch. Andree hat diese Erscheinung weiter verfolgt, aber nur in ehemals slavischen Ländern angetroffen. Noch heute trauert man im Voigtlande weiß. In Deutsch- Böhmen , in der Planener Gegend, nahe bei Eger, tragen beim Leichenbegängnisse eines Jünglings die Angehörigen ein weißes Tuch in den Händen zum Zeichen der Trauer. Auch im hannoverschen, jezt germanisirten Wendland ist Weiß die Trauerfarbe. Ehe der Leichenzug sich in Bewegung seßt, treten die nächsten männlichen und weiblichen Angehörigen des Todten, die letz
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Die ,, bummen läubigen", zu denen auch Hr. Hofmann zu gehören scheint, stehen ja freilich noch nicht auf der Höhe Ihrer Kultur, sondern sien noch in der Finsterniß des barbarischen Mittelalters, aber so gescheut wird am Ende auch der allerbummste unter ihnen sein, um einzusehen, daß man, um eine ,, Wahrheit zu entdeden", nicht bloß in einem Buche so ein Bischen herumblättert, sondern die Nase ordentlich reinstecken und mit Verstand, Ueberlegung und Nachdenken darin lesen muß. Wenn man in Ihrer ,, Neuen Welt" bloß so ein Bischen herumblättert, so tommt man auch nicht hinter die Wahrheit, aber wenn man mit Verstand darin liest, dann entdeckt man bald die Wahrheit, nemlich die Wahrheit, daß es ein Blatt ist, welches, nachdem man von seinem logischen Unsinn sich überzeugt hat, seine geeignetste Verwerthung findet zu bewußten unaussprechlichen Zweden.
Uebrigens, bester Herr, aus dessen Feder die betreffende Replik geflossen ist, kann ich Ihnen ganz genaue Auskunft darüber geben, woher Ihnen und Ihren Glaubensgenossen die Ueberzeugung gekommen ist, daß der Hr. Hofmann und seine Glaubensgenossen sich in einem bemitleidenswerthen Jrrthum befinden. Sie ist Ihnen, bester Herr, nirgends andersher gekommen, als woher alle Ueberzeugungen der ,, Neuen Welt" und ihrer verehrten Correspondenten kommen aus dem Intelligenz Blatte des Teufels! Mit der ergebensten Bitte, dieser meiner Replik in den Spalten Ihrer ,, Korresponbenz" gütigste Aufnahme gewähren zu wollen, und der Versicherung, im andern Falle sie in andern Journalen zu publiciren, zeichnet hochachtungsvoll
Dr. C. Friedrich."
Sollte es nicht schon sehr schlimm sein, lieber Hr. Dr. F., daß Sie die Ausführungen Ihrer Entrüstungsepistel an nichts weiter anzufnüpfen wußten, als an unfern vermeintlichen ,, logischen" Bock bezüglich des Durchblätterns der Hofmannschen Bibel? Warum kämpfen Sie denn nicht für die Bibel mit deren eigenen Waffen und drechseln lieber einen Berg von Urschlammphrasen, an denen nichts weiter zu erkennen ist, als Ihre eigene wahrhaft vorsintfluthliche Rückständigkeit in geistiger Beziehung?? Nun, wir wollen's Jhen sagen, lieber Herr: Weil die Waffen der Bibel gegen den Panzer der vorurtheilsfreien Bernunft und das Schwert, welches uns die Errungenschaften der modernen Naturwissenschaften geschmiedet haben, eitel gar nichts auszurichten vermögen. Uebrigens wollen wir Ihnen auch sagen, warum wir die Bibel, sei sie nun übersetzt von Hinz oder Kunz, nicht erst zu studiren, sondern nur wieder einmal durchzublättern brau chen, um uns zu überzeugen, daß sie nichts weiter ist, als eine Sammlung historischer Urkunden von zweifelhaftem Werthe und poetischer Produkte von gleichfalls ausschließlich historischem Interesse: weil wir die Bibel schon lange, fehr lange auf das genaueste tennen! Also damit wäre Ihnen denn, Doctissime, der legte vernünftige Halt für Ihre Urschlammerpectorationen genommen, und es bliebe nichts, gar nichts übrig, als der nadte Unsinn, wie es sich eben gehört für die kritischen Versuche eines Glaubensvertheidigers, dessen Intelligenz noch nicht einmal mit dem Teufel gebrochen hat. Gehaben Sie Sich wohl, Herr Doktor!
Wen(?). R. St. Von Jhrem Gedicht ,, 2. von Gottes Gnaden" tönnen wir nicht einmal den Titel brucken lassen, wenn wir nicht wegen zweier schweren Bergehen auf wenigstens 1 Jahr zur stillen Einsamkeit eines deutschen Mustergefängnisses begnadet werden wollen.
Hamburg . C. F. H. Ihre Novelle ist an Schilderung überreich und an Handlung bettelarm. Sogar der Held thut gar nichts weiter, als daß er sich vom Schicksal schieben läßt: dabei bricht er nicht weniger als dreimal in Thränen aus solche Helden und solche Novellen kann die ,, Neue Welt" nicht brauchen.
Kaffel. C. J. Versuchen Sie es mit Räthseln, Charaden und Rechnungsaufgaben. Statt der Röffelsprünge beginnen wir in der nächsten Nummer lieber gleich mit dem Schachspiel, zu dem ein Freund der N. W. eine Anleitung zusammengestellt hat.
Mit dieser Nummer beginnt der dritte Jahrgang, den wir, um dem gesteigerten Lesebedürfnisse der Wintermonate Rechnung tragen zu können, schon mit dem Oktober, anstatt wie bisher mit dem Januar, anfangen lassen müssen. Wir leben der Ueberzeugung, daß wir uns die Freundschaft und das Vertrauen der weiten Volksfreise, in denen wir innerhalb furzer Zeit eine so große Zahl von Lesern gefunden haben, in immer höherem Maße werden erwerben fönnen. Redaktion und Verlag der ,, Neuen Welt".