Hebelarme befindet sich ein Ansaß, der in den Sparkranz des Rates 1aßt. Wird der Hebel auf und nieder bewegt, so dreht sich dieser und das Red um verschiedene Mittelpunkte und der Wagen ommt in Garg." Mit Hilfe dieses Apparates soll ein Arbeiter im Stande sein, einen Wagen fortzuschaffen, zu dessen Bewegung sonst 6 Mann nöthig waren. In Belgien hat die Regierung dem Erfinder, einem Ingenieur in Amsterdam , das Recht der Fabrikation abgekauft: für Deutschland hat das Recht des Ves faufs ein frankfurter Ingenieur übernommen. G.
Trost fürs Volk.
Mein armes Volk, hast du auch nicht genug zu essen, Der Prunk der Großen glänzet fort und strahlt! Ich ruf' es laut dir zu, ich ruf' es aus vermessen, Ich fürchte nicht der Reichen Allgewalt! Befümmert einer sich um deine Interessen Dort oben, wo mit deinem Geld man prahlt? Mein armes Volk, hast du auch nicht genug zu essen: Der Prunk der Großen glänzet doch und strahlt!
Sieh hin, mein Volk, wie sie die Tausende verschwenden, Die du mit Müh' und Noth hervorgebracht, Wie sie voll Gleichmuth jetzt ihr Antlig wer den, Wenn dir ein Nothschrei sich entringt mit Macht, Den die Bedränger aus der freien Brust dir pressen Mit der Gesetze drückender Gewalt!
Mein armes Volk, hest du auch nicht genug zu essen: Der Prunk der Großen glänzet doch i nd strahlt!
Konzerte, Bälle werden da gegeben,
Für dich hricht man sich nicht den Kopf entzwei, Ob, Volk, du elend magst in Noth und Hunger leben, Man denkt: ,, Was da! Wir sind ja nicht dabei! Wir halten trotzdem uns die schönsten der Maitressen, Wir fragen nicht darnach, wer sie bezal It!" Mein armes Volt, hast du auch nicht genug zu essen: Der Prunk der Großen glänzet doch und strahlt!
Wo seid ihr Freiheitsdichter jeßo denn zeblieben, Ihr, die ihr sangt von freien Volkes Fcht?
-
Thr, die für Freiheit einst gedichtet un geschrieben Jezt seid für Geld ihr der Bedrücker Knecht! Habt ihr den freien Sang den ganz und gar vergessen? Ich weiß warum: er wird ja nicht bezahlt!
Mein armes Volk, hast du auch nicht genug zu essen: Der Prunk der Großen glänzet doch und strahlt!
Mein Volk! Du bist bedrängt, elender Schmah zum Raube Beatgst du die Stirne unter schnödem Joch! Erhebe dich und kniee länger nicht im Staube. Der Freiheit heil'ge Fahne schwinge hoch!
Auf, wähl die Richter, die mit richt'gem Maße meisen, Ws Recht und Unrecht ist, auf, währ' sie bald! Und thust du es, tannst du das Leid, die Noth vergessen, Der Prunk der Großen dann, er hat gestrahlt!
-
Das Schachspiel.
Schon vor längerer Zeir trat aus unserem Leserkreise an uns der Wunsch heran, wir möchten dem Schachspiel eine Spalte der ,, N. W. " widmen. Anfänglich waren wir der Erfüllung dieses Wunsches abgeneigt: so alt und so geistreich das Schochspiel auch ist, hat es sich doch immer nur einer verhältnißmäßig geringen, wenn auch großentheils begeisterten Anhänger ctl zu erfreuen gehabt; es ist zu gedankenermü dend, zu schwer, ,, als Spiel zu sehr Ernst", wie Moses Mendels sohn gesagt haben soll, und als Ernst zu sehr Spiel", um Leute, die einer spielenden Erholung bedürfen, dauernd fesseln zu können. Zudem meinten wir, daß gerade unsere Leser, die Männer und Frauen des eigentlichen, des arbeitenden Volkes auch nicht durch die geistreichfie Spielerei von der ihnen nöthigsten Arbeit, des Nachdenkens über die staatlichen und gesellschaftlichen Mißstände, abgezogen werden dürften. Zu weiterem Nachdenken über diesen Gegenstand angeregt durch Wiederholung des Verlangens nach einer Schachspalte in der ,, N. W. ", und zwar aus Arbeiterkreisen heraus, haben wir unsere Anschauung der Frage ein wenig ändern müssen. Wir beurtheilten anfangs das Schachspiel von dem uns am nächsten liegenden Standpunkte, dem des Kopfarbeiters, aus nur als Erholungsthätigkeit, und als solche erfüllt es seinen Zweck allerdings nicht, indem es eine viel zu angestrengte Hirnthätigkeit beansprucht. Vom Standpunkte des geistig regsamen Handarbeiters nimmt sich die Sache aber anders aus. Für diesen ist Geistesanstrengung nicht allein Erholung von der Körperarbeit sondern sogar Bedürfniß wet. auch ein noch vielfach verkanntes, hinten
36
|
-
angesetztes Bedürfniß. Mit dieser Erwägung war der erste Theil unserer Bedenken gegen die Einführung des Schachspiels in die ,, N. W. " gehoben. Aber der zweite hielt noch stand: denn grade dieses Bedürfniß der Erholung durch Geistesanstrengung kann ja seitens des Handarbeiters nicht in zweckmäßigerer und edlerer Weise befriedigt werden, als durch Studiren der Staats- und Gesellschaftseinrichtungen an der Hand der sozialistischen Presse. Es schien also, als ob die Pflege des Schachspiels in weiteren Arbeiterkreisen geeignet sei, einen, wenn auch relativ geringen Theil der auf das sozialpolitische Gebiet gerichteten Geistesthätigkeit einzelner Kreise des arbeitenden Volkes in die Bahnen des sozialpolitisch Gleichgültigen abzulenken. Doch auch dag gen ließ sich einwenden, erstens, daß! ei den bereits für das politische Denken gewonnenen Arbeitern eine spielende Vertrödelung ihrer gesammten Gedankenthätigkeit nicht mehr zu befürchten sei; ferner daß auch der politisch Eifrigste nicht seine ganze Mußezeit auf das Studium ernster, theilweise schwerverständlicher Berke werde verwenden wollen und können; weiter noch, daß das Schachspiel sehr wohl befähigt sei, bei dem geistig immer lebendiger werdenden deutschen Arbeitervolke dem geistlosen, also geisttödtenden Regel, Karten- und Billardspiel rasch Terrain abzuger innen; diese Fähigkeit aber lange nicht so sehr dem von vornherein ungemein viel Wissensdrang und Geduld in Anspruch nehmenden sozialpolitischen Studium beiwohne; endlich und ausschlaggebend, daß mer dem Denken überhaupt einmal gewonnen ist, sei es auch durch das Spiel mit den Schachfiguren, sein Nachdenken nicht auf das Spiel beschränken, sondern bald auf den Ernst des Lebens ausdehnen wird.
Und so ver ucht es die ,, N. W. " denn mit dem Schachspiel! Die Bourgeoisie und ihre Söhne turnen, um den nicht zur gehörigen Bethätigung seiner Kräfte gelangen en Körper nicht ganz einrosten zn lassen warum sollen die Arbeit er nicht Schach spielen und damit so eine Art Geistesturnerei üben, um auch in ihrer Erholung den großen Zweck der Geisteserziehung, der Einspannung in das Joch der ausschließlichen Körperarbeit zum Troß, nicht aus den Augen zu verlieren?!
Um jedem unserer Leser die Möglichkeit zur Befreundung mit dem ,, föniglichen" Spiele zu gewähren, wollen wir vorerst in der nächsten Nummer eine Anleitung zur Erlernung des Schachspiels folgen lassen.
Rechnungsaufgabe.
Ein Sozialist unterhält sich mit einem Liberalen über die Parteiverhältnisse des Ortes X.; der Liberale prahlt mit der Stärke seiner Partei und erzählt, daß einer der liberalen Parteiführer in seiner letzten Rede auf die Wirksamkeit der vielen liberalen Agitationsversammlungen und die beständig wachsende Zahl der Mitglieder des Reichsvereins in X. als das unerschütterliche Bollwerk der X.'schen Reichstreue hingewiesen habe. ,, Allerdings hält," erwiderte der Sozialist, euer Reichsverein in je 8 Wochen 10 Sigungen ab, während wir uns mit 8 begnügen, und er zählt gegenwärtig 100 Mitglieder mehr als unser Arbeiterverein, aber ihr gewinnt durchschnittlich erst in siebzehn Sizungen soviel Mitglieder als wir in drei. Nun ist die Frage: wie viel Versammlungen hat der sozialistische Arbeiterverein voraussichtlich nöthig, um stärker zu rerden, als der Reichsverein.
-
Korrespondenz.
Berlin . R. E- r. Zieht man Ihre geringe Schulbildung in Betracht, so wird man Ihre Irbeiten als Beweise von geistiger Begabung anerkennen dürfen. So lange uns aber nur ein ganz unentwickeltes Talent gegenübertritt, vermögen wir nichts weiter zu thun, al zur sorgfältigen Pflege der vorhandenen Begabungsfeime durch geistige Arbeit anzu euern. Wie Sie am zweckmäßigsten Ihre Studien einrichten und woher Sie billige Bücher bekommen, darüber können Ihnen hervorragende Mitglieder der sozialistischen Partei in Berlin , wenn Sie Sich denselben persönlich vorgestellt haben, jedenfalls besser Auskunft geben als wir. Wenden Sie Sich z. B. an die Herren Most oder Fritsche. La. Ihre Berufung auf den gesunden Menschenverstand" hat uns an das Wort Kant's crinnert: In der That ist es eine große Gabe des Himmels, einen geraden( oder, wie man es neuerlich benannt hat, schlichten) Menschenverstand zu besitzen. Aber man muß ihn durch Thaten beweisen, durch das Ueberlegte und Vernünftige, was man denkt und sagt, nicht aber dadurch, daß, wenn man nichts Kluges zu seiner Rechtfertigung vorzubringen weiß, man fich auf ihn als ein Orakel beruft. Wenn Einsicht und Wissenschaft auf die Neige gehen, alsdann und nicht eher, sich auf den gemeinen Menschenverstand berufen, das ist eine von den subtilen Erfindungen neuerer Zeit, dabei es der schalse Schwäger mit dem gründlichsten Kopfe aufnehmen kann Nehmen Sie dem alten Kant nicht übel, daß er hier etwas sehr deutlich wird!
Gräfenhainichen . W. Wenn Nakel eine Weltstadt und Sie nicht nur ein sehr vernünftiger, tüc; tiger Mann, sondern auch ein Dichter wären, würden wir Ihr Gedicht Sedanfeier in Natel" aufgenommen haben. Humor kann man Ihnen übrigens nicht absprechen.
Wien . E. Tz. Ihnen, der Sie ,, nach eifrigen wissenschaftlichen Studien vor der Frage angelangt sind, ob ,, das Wissen nicht Trug" und ob nicht ,, im Glauben allein Glück" zu finden sei, rufen wir mit Göthe zu: Verachte nur Bernunft und Wissenschaft, Des Menschen allerhöchste Kraft, Laß nur in Blend- und Zauberwerken Dich von dem Lügengeist bestärken, So hat er dich schon unbedingt.
Uebrigens fönnen wir nicht umhin, die nüchterne Bemerkung hinzuzufügen, daß Einer, so gut wie er an die jüdisch- christlichen Religionsphantasieen glaubt, auch jeder beliebigen andern Fiktion Glauben schenken darf oder fonsequenterweise eigentlich müßte. Für religiöse ,, Wahrheiten" giebt es gar keine andere Garantie, als die Gewißheit, daß es vor uns auch Leute gegeben hat, die sie beweislos, auf guten Glauben, hingenommen haben. Und nun lassen Sie Ihren Blick schweifen über die ganze Kulturgeschichte von der Urreligion der Jnder bis zum modernen Spiritismus und sagen Sie uns, für welchen Aberwig diese ,, Garantie" nicht auch vorhanden wäre?!