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denen Zellen, welche sich zu Geweben umwandeln, gewissermaßen nen in der Luft suspendirten Organismen werden durch die Säure ein Wall gegen außen gebildet wird. Diese Neubildung, das schon vollständig getödtet und somit unschädlich gemacht. Da jedoch die oben genannte Granulationsgewebe, läßt nicht leicht faulige Stoffe Einwirkung der Carbolsäure auf die Wunde selbst eine äßende durch, und die einmal gebildete Granulationsfläche ist außer| ist und bei langer Dauer zuweilen auch schädlich für den Orordentlich resistent gegen solche Einflüsse. Es ist in vielen Gegenden ganismus wird( sie ist außerdem sehr übelriechend), so kann man Deutschlands Sitte, Geschwüre mit Kuhmist und andern fauligen es als einen weiteren Fortschritt bezeichnen, daß die Carbolsäure Stoffen zu bedecken( zu welchem Zwecke, das wissen vermuthlich durch die Erfindung der Salicylsäure durch Professor Kolbe in blos die alten Schäfer und Sympathiefrauen), nie entsteht da Leipzig eine ebenso wirksame Vertreterin gefunden hat. Letztere durch Fäulniß, weil sich bereits unten eine Granulationsschicht besitzt dieselben Eigenschaften in Bezug auf die Zerstörung der gebildet hat. Bringt man aber diese Stoffe auf eine frische Pilzkeime wie die Carbolsäure, dabei ist sie nicht übelriechend und Wunde und bindet dieselbe fest zu, dann wird man nach furzer äßend, während außerdem ihre Herstellungskosten bedeutend geZeit Brand eintreten sehen. Ob man die Wunden als offene ringer sind. Den Nachtheil, daß die Salicylsäure leichtflüssig oder geschlossene behandeln soll, darüber sind die Meinungen noch ist, suchte man wieder dadurch auszugleichen, daß man die Watte getheilt, seitdem jedoch Professor Lister in Edinburg mit seiner zum Verbande in Carbolsäure tränkt, die in eigens dazu einantiseptischen Wundbehandlung hervorgetreten ist, seitdem neigt gerichteten Fabriken bereitet wird; außerdem legt man bei größeren man sich mehr zu der letzteren Behandlungsweise. Bei der er- Wunden zwischen den Verband kleine Blechkapseln ein, die mit steren kam es zunächst nur darauf an, den Eiter und die Sekrete Carbolsäure gefüllt sind. Auf diese. Weise werden bei etwaigem sofort abfließen zu lassen, etwaige Nachtheile ließen sich durch Vertrocknen des Verbandes, die von außen durch denselben hinAuflegen von feuchten Läppchen 2c. vermeiden, die in der Luft durchtretenden kleinsten Organismen unschädlich gemacht. In der sogenannten suspendirten Schädlichkeiten konnten, wie man an leipziger chirurgischen Klinik, wo zuerst diese Verbesserung angenahm, in dem kontinuirlich abfließenden Eiter, einmal nieder wendet wurde, setzt man neuerdings der Salicylsäure ein Drittel geschlagen, ihre Lebensfähigkeit nicht erhalten; jedoch immer, ob Borsäure zu, diese wirkt ebenfalls antiseptisch d. h. pilzzerstörend mit offener oder geschlossener Wundbehandlung, kamen zuweilen und ist als Mineralsäure am wenigsten flüssig. Zum Ausspülen die vielfachen Blut- und Eitervergiftungen vor, ja es schien die der Wunden gebraucht man gewöhnlich das ganz billige SalicylZahl der Opfer zuweilen ähnlich wie in einer Epidemie in wasser; es ist dies eine Lösung von 1 Theil Säure auf 300 Theile Schrecken erregender Weise zuzunehmen. Wasser. Als Salicylwatte hat sich 3 und 10prozentige sehr vortheilhaft bewährt. Sobald die Wunde vom Verbande befreit wird, es geschieht dies gewöhnlich alle 2-3 Tage- wird immer zur Vorsicht ein feiner Regen von Carbolsäure 1: 50 Wasser oder Salicylsäure 1: 300 auf dieselbe ergossen, dasselbe geschieht jetzt bei jeder Operation. Der größte Triumph dieser Behandlungsmethode besteht darin, daß seit Einführung derselben in den verschiedenen Krankenhäusern der heimtückische Feind der Verwundeten, der Hospitalbrand, vollständig verschwunden ist. Ein weiterer großartiger Fortschritt, der auf dem Gebiete der Chirurgie in den letzten Jahren errungen wurde, ist die Erfindung des Professor Esmarch in Kiel , die sogenannte Esmarch'sche Blutleere, die bei Amputation mit Vortheil anzuwenden ist. Dabei wird das zu operirende Glied mit einer elastischen Binde fest umschnürt, so daß kein Blut mehr in dasselbe fließen kann. Nach einiger Zeit wickelt man von demselben bis zu der Stelle, wo man operiren will, die Binde wieder ab. Das Blut wird nun oberhalb der Operationsstelle durch die vorhandene Binde zurückgehalten, und der Operateur hat den Vortheil, daß er auf einem klaren und sauberen Felde arbeiten kann, der Kranke, daß er kein Blut verliert.
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Die chirurgischen Anstalten wurden lange Jahre hindurch von Erfahrenen gefürchtet wie die Pest. Verfasser erinnert sich noch heute eines Falles aus seiner Studienzeit, wo er von seinem Hauswirth, als er demselben wegen einer Kniegelenksentzündung die Aufnahme ins Hospital dringend anempfohlen hatte, zur Antwort bekam:" Ja, wenn der Hospitalbrand nicht wäre." Verfasser glaubte damals, es sei dies eine alberne Idee, allein später hat er einsehen lernen, daß jener Mann instinktiv wahr gesprochen hatte. Es kam der Fall vor, daß in einem Spitale von 100 Kranken, von denen 70 nicht lebensgefährlich verlegt waren, 75 am Hospitalbrand erkrankten und zu Grunde gingen. Die erfahrenen Chirurgen mußten sich oft gestehen, daß ihrer Kunst ein geheimer und verborgener Feind entgegenarbeite, dessen sie nicht Herr werden konnten, sie mußten sich gestehen, daß ihre Krankensäle, anstatt zu Heilungsstätten, zu Brutstätten des Todes geworden waren. War man aber auch überzeugt, daß in einem alten Krankenhause irgend welche Einflüsse, die so zerstörend auf die Wunden einwirkten, vorhanden sein mußten, so wurde man mit großem Schrecken den Feind auch bald wieder in einem neuen Gebäude gewahr. Etwas günstiger gestalteten sich die Verhältnisse bei dem sogenannten Barackensystem, besonders die Venti lationsbedingungen waren hier bessere; allein auch hier zeigte sich zuweilen der alte Feind. Mancher konnte sich glücklich preisen, wenn er bei einer Verlegung sich der sorgenden Hand eines Angehörigen anvertrauen konnte, anstatt in ein Hospital zu gehen, während es jetzt gerade umgekehrt ist. Nirgends kann die Wundheilung einen regelmäßigeren und naturgemäßeren Verlauf nehmen, als jezt in einem mit allen Anforderungen der heutigen Wissen schaft ausgestatteten Krankenhause. Im Kriege selbst, wo nur manchmal auf furze Zeit Nothlazarethe eingerichtet wurden, zeigte sich oft in der verheerendsten Weise dieser heimtückische Feind. Während die verschiedenen Forscher darüber einig waren, daß die Ursachen in der fehlerhaften Bekämpfung gewisser Pilzsporen gelegen seien, trat plößlich Lister mit seiner neuen Behandlungsweise der Wunden an die Deffentlichkeit. Dieselbe besteht in einer fon tinuirlichen Einwirkung von Carbolsäure auf die Wunde mittels eines mit dieser Säure durchtränkten Watteverbandes. Die klei
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Der bis jetzt aufmerksam gefolgte Leser wird einsehen, daß die Einführung der verschiedenen neueren Wundbehandlungsmethoden als ein äußerst segensreicher Fortschritt unseres Jahrhunderts betrachtet werden muß. In unserer Zeit, in der keine fünf Jahre vergehen, innerhalb welcher sich nicht Tausende auf Befehl von oben gegenseitig verstümmeln und zerfleischen müssen, verdient dieselbe eine um so größere Beachtung; denn sie gibt uns doch wieder die Hoffnung, daß wir wenigstens das Leben von tausenden solcher Unglücklichen erhalten können, während wir sie im andern Falle dem sicheren Tode verfallen sehen müßten. Die Zeit der Erfindung( fünf Jahre) ist zu kurz, als daß sie bis jetzt in großem Maßstabe bei einem Kriege Anwendung gefunden haben könnte, zudem erfordert die Anwendung derselben ein höchst ausgebildetes technisches Personal, sowie die Anlegung von geeigneten Fabriken 2c., so daß nur höchst civilisirte Völker sich derselben im Kriege, die ja auch bei ihnen schmachvoller Weise keineswegs zu den Seltenheiten oder gar Unmöglichkeiten gehören, bedienen tönnen.
Die deutsche Spracheinigung in der neueren Zeit.
Von W. Wittich. ( Fortsetzung.)
Der zugleich mit Luther thätigen für die Sprache wichtigen| Bestrebungen haben wir in der Hauptsache gedacht. Jetzt haben wir es mit der weiteren Entwicklung, im Verlaufe des 17. Jahrhunderts und der folgenden Zeit ju thun, mit der Epoche der im großen Ganzen bereits geeinigten Sprache. Hier häufen sich
natürlich die Zeugnisse immer mehr, und wir sehen uns genöthigt, Auslese zu halten unter denselben, um nicht in eine katalogähnliche Aufzählung aller sprachgeschichtlichen Leistungen von mur einiger Bedeutung zu verfallen.
Wie in jeder Kunst auf eine Periode der praktischen Kunst