improvisirten Sizes sich loslöfte und er Mühe hatte, das Gleich gewicht zu behalten.
Röschen wandte sich schmollend ab, und es blieb Jakob nichts übrig, wollte er nicht in Verdruß von ihr scheiden, als sie durch einen vierten Kuß zu versöhnen; weil er aber ein friedfertiger Mensch war und lie
ber zu viel als zu wenig thun wollte, fam es auch noch zu einem fünften und fechsten.
Da riß sich Röschen endlich los, und aus dem Traum von Glückseligkeit zur rauhen Wirklichkeit erwachend, rief sie flagend:
" Ach, warum müssen just wir so unglücklich sein?"
" Ja, warum kannst du nicht nächstes Frühjahr mein liebes Weibchen
sein?" gegenfragte er.
Das Mädchen
blickte erröthend zur Erde.„ Das wäre
doch noch ein bischen
zu früh, wir sind ja noch so jung."
" Jung gefreit, hat niemand gereut!" erwiderte er schlagfertig.„ Und da sich der alte Mertens zur Ruhe setzen und die Tischlerei in der langen Gasse verkaufen will, so
fönnte ich Meister werden und
und
ein Meister braucht
eben eine Frau Mei
sterin!"
„ Du lieber Ja
fob!"
„ Mein
Röschen!"
süßes
" Ist auch ein
Kleines Haus dabei?"
„ Gewiß, weißt, das mit den grün gestrichenen Fensterladen."
" O, das ist so nett und so lieb!" „ Das große will er für sich behalten, der Mertens ist nich arm."
" Ich mag auch das große nicht; das kleine ist mir viel lieber, wir haben auch Platz mit der Tischlerei darin."
" Für den An
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richtiges und schön polirtès Kanapee, mit einem scharlachrothen Bezug aus Wollendamast und sechs Polsterstühlen!"
„ Ach, Jakob, das wird himmlisch sein!" jubelte Röschen. Der junge Mann warf sich in die Brust und entgegnete stolz: Denkst du, ich weiß nicht, was sich gehört!? Wenn ich nun schon einmal ein adeliges Fräulein heirathe, dann will ich ihr auch eine standesgemäße Wohnung einrichten."
Wandernde Libellen.( Seite 71.)
fang ja," meintie Jakob kopfnickend. Die Möbel für uns könnte ich derweil in Vaters Werkstatt, so nach und nach, fertig machen, wenn eben keine pressante Arbeit ist."
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,, Wir brauchen ja nur wenig, laß sehen," rechnete Röschen an den Fingern her. Einen Kleiderschrank, eine Kommode, einen Tisch, sechs Stühle, einen Spiegel-"
"
" Hör' auf, du rechnest schlecht, lieber Schatz. Zu allererst ein
„ Lieber Jakob, das verlang' ich gar nicht, ich würde mit dir glücklich sein, auch ohne das rothe Kanapee und die sechs Polsterstühle; prächtig wird es aber jedenfalls sein."
" Ja, das wird es, und du sollst standesgemäß woh
nen," wiederholte
der Geselle nicht ohne Würde.
Das praktische Röschen, nachdem es sich lange genug an den ihr in Aussicht gestellten Herrlichkeiten ergößt, dachte nun darüber nach, wie Jakob und sie sich in den wirklichen Besitz derselben sezen könnten, und da ward denn der bereits einmal zur Sprache gebrachte Plan, den Wirth zum schwarzen Wallfisch" in's Vertrauen zu ziehen, noch einmal erörtert.
„ Er ist der einzige," fuhr Rosa in ihrer Auseinandersetzung fort, der etwas Einfluß auf den Erbonkel hat, und wenn dieser wollte, dann würden unsre Eltern gewiß nachgeben!"
„ Aber Röschen, du vergißt ganz und gar, daß der Erbonkel eben nicht will! Davon, daß ein junges Paar glücklich wird, mag er nun schon garnichts hören, da er selbst seiner Jugendliebe hat entsagen müssen, was ihm schwer genug gewor
den ist, wie Onkel Eusebius und der Vater erzählten." " Der arme Onkel!" seufzte Röschen. Dann lachte sie aber gleich; darauf hell auf:" Jakob kannst du dir den alten Erbonkel als verliebt denken?"
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" Nein!" sagte Jakob, lächelnd den Kopf schüttelnd.
( Fortsetzung folgt.)