Anblick dar: Dasselbe Feuer, nur das üppige Gras breitere Strecken verheerend! Auch hier eine endlose Feuerstraße, trotzdem wir mit enormer Geschwindigkeit über die Prairie jagten. Am offenen Fenster stehend, das unbedeckte Haar dem Winde preisgebend, gab ich mich ganz der Wirkung dieser prächtigen Naturerscheinung hin! Wie viele Millionen pflanzlicher und thierischer Organismen erleiden bei einem solchen Brande den Feuertod, war mein erster Gedanke; wie majestätisch groß ist die Natur im Zerstören! Eine Todtenstille auf der ganzen unbebauten Fläche, unterbrochen nur von dem regelmäßigen Rauchaus stoßen der Lokomotive, und doch eine Zerstörung, ein Verheeren im Pflanzen- und Thierreiche, das in größerem Maßstabe wohl kaum gedacht werden kann. Der Kondukteur trat wieder an mich heran. ,, Obwohl ich oft diese Reise mache", sagte er ,,, habe ich so bedeutende Feuer noch nicht gesehen." Was ist die Ursache derselben, fragte ich? Das ist schmer anzugeben" war die Antwort. Das üppige Gras ist durch die glühende Sonnenhige ganz vertrocknet und bedarf nur eines Funkens um sich zu entzünden. Manchmal wollen die Farmer ihr noch zu bebauendes Land von dem Gras befreien, zünden einen Theil davon selbst an und bald brennt die halbe Prairie nieder, bis das Feuer an einer kultivirten Stelle des Bodens Halt machen muß. Die Funken der Lokomotive sollen auch schon manches Feuer verursacht haben." Im zoologischen Garten in Philadelphia hatte ich früher einmal eine größere Anzahl der sogenannten ,, Prairiehunde" gesehen; es sind dies kleine gelbgraue Thiere, welche mich durch ihre possirlichen Sprünge öfters amüsirten. Wie viele dieser armen Geschöpfe starben heute Nacht den Feuertod, wie viele von ihnen werden heute Nacht noch sterben? Weiter ging es nach Westen, immer weiter bis wir am nächsten Morgen im Staate Nebraska Halt machten. Bei Tagesanbruch verloren sich die Feuer in der Ferne, und auf der Rückreise durch den Staat Jowa, welche ich auf einer andern Eisenbahnbrücke zurücklegte, habe ich kein Feuer mehr gesehen. E. Br.
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umfangreiche und kostspielige Arbeiten auf einem so weitläufigen Gebiete denken können. Während den letzten 25 Jahren sind allerdings mancherlei Besserungen unternommen worden, welche freilich bald zu Gunsten von Eisenbahnbauten hintangestellt wurden. In dortigen Gegenden wird meist Ackerbau getrieben und zwar nach 2 Systemen, dem trockenen und dem feuchten, wie sie die Engländer nennen; auf den Landstrecken, welche nach dem feuchten System mit künstlichen Bewässerungsanlagen versehen sind, wird durchweg Reis, auf dem übrigen Land Baumwolle, Indigo und Delpflanzen, als Raps und dergleichen, gebaut. Wo nicht während der südwestlichen Monsune( einer Art regelmäßig wehender Winde) genügender Regen fällt, hat man große Reservoirs oder Wasserbehälter angelegt, in welchen Regen und das Wasser von Bergströmen und austretenden Flüssen aufgefangen wird, oder auch Kanäle und Berieselungsanlagen aller Art. Aber auch die künstlichen Vorrichtungen hindern nicht, daß das Wasser zu Zeiten gänzlich mangelt, Reservoirs und Brunnen trocknen aus, und man ist ausschließlich auf die Gunst des Himmels angewiesen. ( Schluß folgt.)
Sokratische Weisheit.
Von der einen Seite hat der Mensch einen natürlichen Hang zur Freundschaft. Eines bedarf den Andern; man fühlt sich zum Mitleiden geneigt, man leiſtet sich thätige Hilfe und die Wahrnehmung dessen erregt das Gefühl der Dankbarkeit. Auf der andern Seite liegt in der Natur des Menschen auch etwas Feindseliges. Man findet die gleichen Gegenstände schön und angenehm und möchte sie besitzen. Darüber geräth man in Streit. Man ist in den Ansichten und Meinungen getheilt und entzweit sich. Die Habsucht verträgt sich nicht mit wohlwollenden Gesinnungen und Neid gebärt Haß. Gleichwohl windet sich die Freundschaft durch alle Hindernisse hindurch und knüpft zwischen edlen und rechtschaffenen Menschen ein festes Band. Aus Liebe zur Tugend wollen diese lieber nicht mehr als sie bedürfen, als mit Unrecht noch so viel besißen. Es kostet sie wenig, selbst zu hungern und zu dürsten, um andere zu speisen und zu tränken; auch in der Liebe wissen sie sich zu mäßigen, um nicht andere unverdienter Weise zu kränken.
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Es würde wohl seltsam sein, wenn ein Kuhhirte, dessen Heerde sich verminderte und dessen Kühe vom Fleische abfielen, gleichwohl kein schlechter Hirt heißen wollte; aber noch seltsamer wäre es, wenn ein Regent, unter welchem die Bürger sich verminderten und verschlimmerten, sich dessen nicht schämte, noch ein schlechter Regent heißen wollte.
Korrespondenz.
Berlin . Ro. Dank für die berichtigende Bemerkung. Dieselbe soll Berücksichtigung finden. Wenn Sie das Kegel- und Billardspiel ,, als eine Art Turnen zu Ihrer Er holung treiben, so haben Sie, als opfarbeiter, vollkommen recht. Für den Hand arbeiter ist solch' Körperturnen aber jedenfalls viel weniger nöthig, als irgend eine Art der Geistesturnerei. Ihr Artikel erscheint, sobald wir mit dem noch länger lagernden Manuskriptvorrath aufgeräumt haben. H. 2. Ihre Mitarbeiterschaft an unserer Schachspalte ist uns sehr willkommen. An der Anleitung zum Schachspiel arbeitet, wie die letzten Nummern zeigen, bereits ein anderer Freund der ,, N. W. ". Senden Sie Musiklehrer gefälligst zwei- bis dreizügige Probleme und interessante Partieen ein! F. R. und Stud. Th. B. Was uns doch zuweilen für merkwürdige Vorwürfe gemacht werden! Sonst werfen uns unsere Gegner vor, wir predigten die freie Liebe; Sie dagegen schieben uns in die Schuhe, wir wollten, die Lehre von der Einehe" als un umstößliche ewige Wahrheit" geachtet wissen! Davon ist aber natürlich ebensowenig die Rede als von dem ersteren: wir halten die ,, Einehe" aus Nüglichkeitsgründen für jede um geistigen Fortschritt bemühte Menschengemeinschaft geboten und werden sie grade so lange vertheidigen, als sie uns eben zweckmäßig erscheint, nicht aber ,, ewig"! R. W. Sie können oon der Expedition der ,, N. W. ", Leipzig , Färberstr. 12, jede Nummer erhalten.
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Die Hungersnoth in Indien . Die Geschichte berichtet, daß die Menschheit seit Beginn der christlichen Zeitrechnung 239 mal von großer Hungersnoth heimgesucht worden ist, und diese periodisch wiederkehrende Blage hat unter allen Länderstrichen Indien am häufigsten bedroht und zwar in Zwischenräumen von je 15 Jahren. Wir wollen uns hier auf die neueren Fälle beschränken. Im Jahre 1869 und 70 wüthete in Indien eine Hungersnoth, welche zu den größten zählt, die je die Menschheit erlebte, und zwar zu gleicher Zeit in den Distrikten von Behar, Orissa und Bengalen, woselbst sie in 12 Monaten über drei Millionen Menschen hinwegraffte. 1784 und 85 verheerte infolge nicht genügender Ueberschwemmung des Landes durch den Nilaustritt der allgemeine Lebensmittelmangel ganz Egypten, wobei nach dem Bericht des französischen Reisenden Volney die Bevölkerung um ein Sechstel vermindert wurde! China mit seiner dichten Bevölkerung hatte auch sehr viel zu erleiden. Im Jahre 1787 ließ das Elend die Menschen alle Menschlichkeit vergessen, so daß Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Eltern tödteten, um sich mit ihrem Fleische zu nähren. Auch Irland ward häufig von dem unheimlichen Gast besucht; hier sind die Jahre 1816, 1822 und 1831, und besonders das Jahr 1847 hervorzuheben, in welchem die Sterblichkeit so groß war, daß unter andern die Baronie Stibberenn ihre sämmtlichen 11,000 Einwohner verlor und so gänzlich entvölkert ward; im ganzen verlor England damals 500,000 Einwohner, und den materiellen Schaden veranschlagt man auf 160 Millionen Mark. Was endlich Indien anlangt, so trat in den Jahren 1781 und 82, nachdem vorher Hyder Ali das Land um Karnatik herum verwüstet hatte, eine äußerst drückende Hungersnoth ein, welcher zu steuern die Präsidentschaft von Madras sich genöthigt sah, da die Privatwohlthätigkeit nicht ausreichte, bedeutende Ankäufe zu machen, von denen sie je 9 Pfund zu einer Rupie( 2 Mark) an die Bevölkerung verkaufte. Nach kaum 7 Jahren kamen die Distrikte Vizagapatam und Gauziam an die Reihe, 1799 der Bezirk Dindipul, 1804 Tanjore und SouthArcot, wo 25000 Einwohner Hungers starben. Nach einer etwas längern Reihe fruchtbarer Jahre wüthete die Hungersnoth 1824 um so schreck licher. Die offiziellen Nachweise ergeben, daß damals 6 Pfund Reis eine Rupie kosteten. 1833 hatte besonders der Distrikt von Guntoor zu leiden, welcher von einer Einwohnerzal von 500,000 150,000 verlor und einen materiellen Verlust von 45,500,000 Mark hatte. Noch schlimmer ging es im Jahre 1854 dem unglücklichen Lande Bellari, wo 2 Pfund Reis eine Rupie kosteten. Bei öffentlichen Arbeiten wurden Leute länger als 8 Monate beschäftigt. Der Ausfall, der durch die nicht gezahlten Steuern entstand und die 9,600,000 Mark für jene Arbeiten geben ein ungefähres Bild, welche Kalamität durch eine solche weisen, daß die Gicht- und Rheumatismusannonce auf einen Schwindel hinausläuft, so Landplage dem Gesammtstaat erwächst. Bei der nächsten Hungersnoth 1866/67 wurden vom 1. September bis zum 1. März 95,000 Hungrige auf Staatskosten ernährt und 20,000 Personen bei öffentlichen Arbeiten beschäftigt; trotzdem starben in den Distrikten von Balari und Madura allein 200,000 Menschen Hungers. Die Ursache dieses so häufig wiederfehrenden Unglücks ist in der Unzulänglichkeit der Bewässerungsanlagen und Kanalisationsbauten, sowie in der Fahrlässigkeit der Ueberwachung dieser Anlagen seitens der Beamten zu suchen. Seit die Engländer im Besitz von Indien sind, haben sie freilich vor lauter Eroberungen nicht an so
Chemnitz . B. T. Ihr Heimathsort hat sich in der That während dieses Jahrhunderts in einer für Europa beispiellosen Weise vergrößert. Um 1800 zählte Chemniz
ungefähr 9000 Einwohner, eine, Zahl, die ja nun bald verzehnfacht sein wird. Stockholm . S. Rj. Der achtzehnte Brumaire des Jahres VIII. der ersten französischen Republik , nach unserm Kalender der 9. Nov. 1799, war der Tag des Staatsstreichs, mit welchem der erste Napoleon die Direktorialregierung stürzte und sich als ersten Konsul, mit aller Machtvollkommenheit eines konstitutionellen Herrschers aus gestattet, an die Spize der Republik stellte. Der Brumaire ist der vom 23. Oktober bis 21. November dauernde Nebelmonat" des republikanischen Kalenders.
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Breslau . W. Kd. Ihr Gedicht ,, Die politischen Nachtwächter" zeigt eine tüchtige Portion von Sprach und Reimgewandtheit und würde nach sorgfältiger redaktioneller Korrektur für ein Lokalblatt, das sich mit jener Sorte von Nachtwächtern herumzuschlagen hat, vielleicht verwendet werden können. Von den Lesern der N.." wissen aber drei Viertel kaum dem Hörensagen nach von den befungenen Achtundvierzigern, die, wie ber alte Stein" einst, tokettirend mit der schwarz- roth goldnen Kokarde, durch ihre fulminanten Freiheitspauken demokratische Klubs begeisterten und jetzt längst in demüthiger ,, Reichstreue" zu Kreuze getrochen sind.
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wird sie den weiteren Abdruck derselben unzweifelhaft verhindern.
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Deberan. M. P. H. Die Porträts, welche Sie in der Neuen Welt" zu sehen wünschen, sind nicht so leicht zu haben. Ob sich solche von Barlamentariern, die sich ernstlich um das Volk verdient gemacht, auch ohne Sozialisten zu sein, beschaffen lassen, wollen wir sehen. Wenn Sie meinen, daß die Personen aus vergangenen Jahrhun derten", deren Bilder die ,, N. W. " gebracht hat, für unsere Leser ,, nicht grade von sehr hohem Interesse" sind, so sind Sie im Irrthum. Wir nämlich sind der Ueberzeugung, daß sich die große Mehrheit unserer Leser für alle Menschen, die der Menschheit anerkennenswerthe Dienste geleistet haben, auf das lebhafteste interessirt. Und ausschließlich von solchen bringt die ,, N. W. " Porträts!
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( Schluß der Redaktion: Donnerstag, den 1. November.)