gelegen, ist der günstigste Platz. Je wärmer der Tag, je inten­fiver das Sonnenlicht, desto nothwendiger ist eine stete Wasser­zufuhr. Am zweckmäßigsten füllt man jeden Morgen den Teller bis zum Rande mit Wasser. Ein zuviel des Wassers ist nicht zu fürchten, wohl aber ein zuwenig, denn es ist unglaublich, welche Wassermengen ein solches Moospolster mit seinen Drosera pflänzchen aufsaugt und verdunstet. Unter diesen einfachen Vor­sichtsmaßregeln ist es uns stets gelungen, die Pflanzen kräftig und gesund zn erhalten. Die Beute an Insekten fällt freilich hier nicht so reichlich aus, wie in der natürlichen Lage, aber man kann den Pflänzchen mit eingefangenen kleinen Fliegen oder ganz kleinen Fleischstückchen zu Hülfe kommen. Man bringt sie ent­weder mit den Fingern, oder noch besser mit einer kleinen Pincette, vorsichtig auf ein schön ausgebreitetes Blatt und kann nunmehr den ganzen Prozeß bis in seine Einzelheiten hinein verfolgen. Ob die Insekten nur zufällig auf die Blätter der Drosera

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gelangen oder irgendwie von ihr angelockt werden, erklärt Darwin noch für eine offenc Frage. Er nimmt aber als wahrscheinlich an, daß das ausgeschwitte Sekret die Geruchsorgane der Insekten irgendwie verlockend affizirt. Es erscheint uns überdies wahr­scheinlich, daß auch das Auge der Insekten von den röthlich glänzenden zierlichen Tröpfchen auf dem Gipfel der Drüsen an­gelockt wird.

Unser Sonnenthau ist keineswegs die einzige Pflanze, welche, Insekten frißt und verdaut. Die natürliche Familie der drosera­artigen Pflanzen ist über alle Welttheile verbreitet, namentlich in Australien besonders schön und mannichfaltig vertreten. Fast allen Gliedern dieser wohl an 200 Arten reichen Familie kommt das Vermögen zu, Insekten zu fressen. Die Vorrichtungen hiezu sind aber in mannichfaltigster Weise verändert und ausgebildet. Wir aber wollen uns für heut mit dem begnügen, was uns eine einfache botanische Streiferei durch unsre Heimat gelehrt hat.

Old John Brown .

( Schluß.)

Am 24. Oktober sollte eigentlich der Schlag fallen. Infolge noch nicht ganz aufgeklärter Umstände sah John Brown sich ge­nöthigt, schon am 17. Oftober 1859 loszubrechen. Es war zu früh! Und das zu früh" ist in seinen unmittelbaren Folgen ebenso verhängnißvoll, wie das zu spät"! nur daß die Männer des zu früh" Pioniere der neuen Welt, die Männer des Zu spät" bankrotte Vertheidiger der bankrotten, verrotteten alten Welt" sind. Der erste Anprall gelang. Harpers Ferry wurde über rumpelt die verblüfften Sklavenbesizer und Sklavenfreunde versuchten keinen Widerstand. Das war gut. Aber kaum minder verblüfft waren die Sklaven, und das war schlimm. Nur wenige griffen zu den dargebotenen Waffen.-

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Die Gegner bemerkten bald, daß sie die Macht der Angreifer bedeutend überschätzt hatten: sie sammelten sich, holten Hülfe aus den Nachbarorten und das Unvermeidliche geschah: das kleine Häuflein der Befreier wurde von der Ueberzahl erdrückt. Zwei Söhne Brown's und der Schwiegersohn Thompson waren ge­fallen, der alte" John Brown mit Säbelwunden bedeckt, von zwei Bajonnettstichen durchbohrt, wurde mit einem dritten, eben­falls schwer verwundeten Sohn gefangen. Mit übermenschlicher Kraft hielt er sich aufrecht, umtobt, mißhandelt von den wüthenden Siegern.

,, Als er im Grase mit zerfetztem Gesicht, blutverklebten Haaren und zwei klaffenden Wunden im Leibe dalag, fragte ihn Jemand:" Sind Sie Kapitän Brown von Kansas?" ,, Man nannte mich zuweilen so." " Sind Sie der Osawatomie- Brown?"

" Ich suchte dort auch meine Pflicht zu thun."

Nichts weiter als diese zwei Fragen und seine bescheidenen, doch männlich gehaltenen Antworten darauf, nichts weiter wird uns von seinem ersten Moment der Gefangenschaft berichtet. Ein späteres Gespräch verlief folgender Gestalt: Was war Jhr gegenwärtiges Biel?"

" Die Sklaven vom Joch zu befreien."

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einmal die Staatswaffen mitnehmen wollen; er habe Waffen genug für sich und alle Parteigänger, die aus beiden Städten sich etwa ihm zugesellt hätten, übrig gehabt. Im Falle des Ge­lingens wäre er südwestwärts durch Virginien marschirt. Coppoc soll gesagt haben:

" Ich wollte der Unternehmung nicht beitreten, aber Ihr Herren wißt nicht, wie unmöglich es ist, Kapitän Brown zu widerstehen, wenn er zur That ruft."

Stevens, Brown und sein sterbender Sohn wurden in das Wachthaus gebracht und dort neben einander gelagert. Betten gab's nicht. Sie blieben in ihren Kleidern auf der bloßen Erde.

Am Abend des 19. Oktober wurde Brown, in Kissen verpackt, mit vier seiner Genossen in's Gefängniß von Charlestown ge­schafft. Den 25. Oktober begann die Justizfarce. Die Feinde saßen über ihre Opfer zu Gericht. Um der Form zu genügen, fragte der vorsitzende Scheriff, ob die Angeklagten einen Vertheidiger hätten. John Brown , den ein Hieb über den Kopf des Gesichts beraubt hatte, und der im heftigsten Wundfieber war, entgegnete:

,, Virginier, ich bat nicht um Quartier, als man mich gefangen nahm. Ich bat nicht, mein Leben zu schonen. Der Staats­gouverneur von Virginien selbst versprach mir ohne mein Zuthun, aus freien Stücken, ehrlich Gericht. Aber ich kann unmöglich das Gerichtsverfahren in meinem Zustande richtig verfolgen und ordnungsmäßig abwarten. Wenn ihr mein Blut sucht, ihr könnt es in jedem Moment erhalten, auch ohne dies Scheinverfahren. Ich habe keinen Rechtsbeistand gehabt, ich vermag mit keinem zu verhandeln. Ich weiß nichts von den Gefühlen meiner Mit­gefangenen, bin ganz unfähig, irgendwie für meine Vertheidigung einzutreten. Mein Gedächtniß läßt mich im Stich, meine Gesund­heit ist schwach, obwohl in der Besserung.

Will man nun in der That ehrlich Gericht über uns halten, so gibt es wohl mildernde Umstände zu unseren Gunsten. Allein­wenn wir nur mit einer leeren Form gequält werden sollen, einem

Waren noch andere Personen außer den bei Ihnen Gefun- Scheinverfahren, so könnt ihr euch die Mühe ersparen. Ich bin denen in den Plan eingeweiht?"

Nein."

,, Erwarteten Sie Hülfe vom Norden?"

,, Nein; außer uns war niemand im Geheimniß." " Dachten Sie Leute zu tödten, behufs Ausführung Ihres Plans?" " Gewünscht habe ich's nicht, Ihr zwangt uns dazu." Anderen gegenüber sagte er:

" Die Stadt war in meiner Gewalt. Ich hätte sie anzünden und die Einwohner schlachten können. Ich habe die Gefangenen artig und menschlich behandelt. Mich aber hat man wie ein wildes Thier zu Tode gehezt; meinen Sohn erschossen, als er die Parlamentärflagge trug."

Für den verwundeten Sohn bat er dringend um Schonung und Pflege, für sich selbst forderte er festen Tones die Behand­lung eines Kriegsgefangenen.

Man untersuchte seine Wunden und fand sie nicht absolut tödtlich. Seine Börse enthielt 300 Dollars in Gold. Diese und die Papiere aus seinen Taschen nahm Oberst Lee zu sich. Er selbst erklärte dem Letzteren, er hätte nicht gegen die Unions­truppen fämpfen, noch die öffentlichen Gebäude zerstören, ja nicht

zum Ertragen meines Geschickes bereit, bitte um keine Berthei­bigung, teine Spiegelfechterei von Untersuchung- verzeiht! das soll keine Beleidigung sein aber ich will nichts, als was euch euer Gewissen oder eure Rachsucht gegen uns zu thun treibt, von euch erwarten oder verlangen!

" Ich bitte nochmals, von diesem Blendwerk eines ehrlichen Rechtsverfahrens befreit zu werden. Ich weiß nicht, was die wirkliche Absicht bei dieser Voruntersuchung ist. Ich weiß nicht, welchen Nußen sie für euer Gemeinwesen haben soll. Ich habe jest gar nichts weiter zu wünschen, als daß ich nicht unnüz und umedel beleidigt werde, wie nur feige Barbaren die in ihre Macht Gefallenen martern."

Der Gerichtshof lehnte es ab, die Verhandlung bis zur Ge­nesung der Angeklagten zu vertagen.

Zwei Tage darauf, am 27. Oktober, wurde die entscheidende Verhandlung vor der Grand Jury, dem großen Schwurgericht" eröffnet. Dinstag, den 1. November, wurde das Urtheil" gefällt: Schuldig des Hochverraths und des Mords.

" John Brown ist aufzuhängen am Hals bis er todt ist," lautete der Spruch.