Zärtlichkeit nach ihren kleinen runden Händchen, die dies alles zuwege brachten. Gewiß, es war eine Freude, ihr zuzuschauen, aber die Löwen   und Elephanten, die früher gar lebhaft waren, die wurden recht langweilig und immer einfilbiger, obwohl Georg beständig anspornte und dem Onkel zurief: " Du mußt sie brüllen lassen, hörst du, Onkel Fritz!

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Onkel Friz, jezt kommt das Kameel, aber das darf nicht so ruhig dastehen, das muß springen, aber es muß auch schreien! Onkel Friz, du spielst ja nicht mehr mit mir. da gehe ich fort." Und er rutschte sehr beleidigt von den Knieen des taub­stumm gewordenen Onkel herunter. ( Schluß folgt.)

Konstantinopel  .

Von Karl Hannemann.

Die unvergleichliche Lage Konstantinopels   bietet dem Beschauer eine bezaubernde Fülle von Reizen dar, an welchen die Vorstädte den größten Antheil haben. Von den Höhen des alten Byzanz fann man mit einem einzigen Blicke die üppigsten Landstriche der beiden mächtigsten Erdtheile umspannen. Die unendliche Fülle von Gaben dieser Natur brachte den Kaiser Justinian   auf die Idee, daß die Menschen einen so reizenden Ort nie völlig zer­stören und verlassen könnten, und er nannte deshalb Konstanti nopel die ewige Stadt"( urbs aeterna).

Am nordöstlichen Ufer des goldenen Horns, zwischen der Vor­stadt Kassim Pascha und Galata   bildet eine Bucht den Hafen der Stadt. Derselbe ist vortrefflich und erstreckt sich in dem Meeresarm, der aus dem Bosporus   in das Festland tritt, beinahe eine Meile lang, und ist von der Vorstadt Eyub bis zum Serail 100-160 Meter, an anderen Stellen aber 500 Meter breit. Er ist äußerst sicher, faßt über 1200 Schiffe und ist dem Ver­schlammen nicht ausgeseßt, da die Strömungen des Bosporus  ihn beständig rein erhalten. In demselben hat die osmanische Flotte ihre Station. Der Bosporus   bietet zugleich eine sehr geräumige Rhede   dar. Die fremden Kaufleute haben ihren Sitz meistens zu Galata  , auch legen die fränkischen Handelsschiffe meistens bei dieser Vorstadt an.

Von den sechzehn diesseits des Bosporus   liegenden Vorstädten sind im Westen der Stadt: Salchane( Fleischhäuser), Jenikapussi ( Neuthor), Topdschilar mahalle( Kanonierviertel), Oktadschilar ( Zeltaufschlägerviertel), Nischandschi- Pascha, Tschomlektschilar ( Töpferviertel), Karagesch( Schwarzbaum), Südlüdsche( Milchort). Von diesen Vierteln zeichnet sich nur das letztere durch seine an­muthige Lage am Hafen aus. Es enthält außer einigen Medresses und Moscheen die Kasernen der Kumbaradschi und Laghundschi, die unmittelbar am Hafen liegen.

Die äußerste Nordwestspizze nehmen das von den letzten byzan tinischen Kaisern bewohnte Blachernenschloß, das Balat( Juden viertel) und der daneben am Goldenen Horn   liegende Fanar ( Griechenviertel) cin. Sie bilden die Vorstadt Fanar mahalle, nach dem dort stehenden Leuchtthurm( Fanar) genannt. Diese ist durch das Fanar- kapussi( Thor des Leuchtthurms) vom Hafen geschieden. Die Bewohner dieser Vorstadt, Fanarioten, sind alt adelige Familien von Griechen, die ihren Ursprung hoch aus der Kaiserzeit herleiten. Mohammed II. hatte, nachdem er Konstan­ tinopel   erobert, dem griechischen Patriarchen gestattet, sich bei der kleinen Kirche St. Georg anzubauen. Hier siedelten sich seit dem die Reste des alten griechischen Adels an und erhielten sich ihren alten Stolz. Aus ihnen gingen seit 1669 die Dragomans ( Dolmetscher) der Pforte und seit 1731 viele Hospodare( Fürsten  ) der Moldau und Walachei hervor. Die Fanarioten haben von den alten Griechen nichts als ihre Fehler und Laster geerbt und gehören unstreitig zu den schlechtesten Einwohnern Konstantinopels  . Perfidie, Hinterlist und Feigheit, Schlauheit, Bosheit, Rachsucht und Habgier, das sind die Eigenschaften, durch welche sich die Fanarioten, welche sich Fürsten   schimpfen, vor allen auszeichnen. Gewinnsucht ist die Triebfeder ihrer Handlungen, Gold ihr Kultus; um dieses zu erlangen, verrathen sie ihre besten Freunde.

Dem Fanar gegenüber, nach dem Hintergrunde des Goldenen Horns   zu, also am nördlichen Strande des Hafens, liegt Kassim Bascha. Diese Vorstadt enthält einen Begräbnißplatz mit vielen Turbehs( Grabmälern), das Terschana( Arsenal  ), nach Anleitung europäischer Offiziere vortrefflich eingerichtet, Schiffswerften und das Bazar.

An diese Vorstadt stößt Piali- Pascha mit dem am Goldenen Horn   liegenden Admiralsgebäude. Nördlich davon, sich bis Kassim Bascha erstreckend, liegt Tatawla oder das Thal St. Dimitri mit

einer Unmasse von Schänken, Spielhäusern und Bordellen. Die Bewohner sind verkommene Griechen und Juden von der Karaïten­sekte. Oberhalb Tatawlas und Kassim- Paschas dehnt sich am Goldenen Horn   die große Vorstadt Khasköi( Kammerdorf) aus, von zahlreichen Juden bewohnt. Westlich von hier, am äußersten Ende des Goldenen Hornes, wo die Bäche Barbyses und Kydaris sich in den Hafen ergießen, ziehen sich die prachtvollen Wiesen Fil Tschiri hin, und die Gegend oder Vorstadt Chiahatchane( die süßen Wasser) beginnt. Sie ist troß ihrer gesunden und male­rischen Lage wenig angebaut; zwischen paradiesischen Thälern, fetten Wiesen, waldbegrenzten Hügeln, anmuthigen Hainen taucht hin und wieder ein einzelnes Haus, der Han eines Khamedschi ( Safetiers) und ein Kiosk auf.

Auf der linken oder südlichen Seite des Goldenen Horn   be­findet sich die einzige unmittelbar neben Konstantinopel   liegende Vorstadt Eyub. Sie ist von dem schon erwähnten Balat nur durch die Stadtmauer getrennt und liegt. vis- à- vis von Khasköi. Ihren Namen führt sie von einem Gefährten des Propheten, der hier während der ersten Belagerung der Hauptstadt durch die Mohamedaner 668 getödtet wurde. Mohamed 11. errichtete über seinem angeblichen Grabe eine Moschee, in welcher der Sultan  beim Regierungsantritt sich mit dem Schwerte Eyub's feierlich umgürtet. Auch der Sandjakscherif die heilige Fahne des Propheten wird hier aufbewahrt.

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Am Eingange zum Goldenen Horn   liegt die von genuesischen Kolonisten im 13. Jahrhundert angelegte und von deren Nach­kommen, sowie Griechen, Armeniern und Franken   bewohnte große Vorstadt Galata  . Im Jahre 1348 erbauten die Genuesen hier einen 46,2 Meter hohen Feuerthurm( Bujukkule), bekannt unter dem Namen Thurm von Galata", von welchem man eine sehr Namen ,, Thurm hübsche Fernsicht über die Stadt und deren Umgegend genießt. Galata hat beinahe eine Stunde im Umfang, enthält ein Laza­ristenkloster mit Hospital und eine Erziehungsanstalt. Am Meeres­ufer ziehen sich große Magazine, Kaufhäuser und Arbeitswerk­stätten hin.

Neben Galata   befindet sich Topchana( Kanonenlager) mit der großen Landesartilleriefaserne, einem Zeughause, einer Stüd­gießerei, die Kasernen der Topschi und Top Arabadschi u. s. w. Von hier aus geschieht die Ueberfahrt nach Stonstantinopel. Neben dieser Vorstadt liegt, den Bosporus   hinaufwärts, Fondukli, wo­selbst sich eine Moschee, ein Lustschloß des Sulians und der so­genannte Melonengarten befanden. Gegenüber von Topchana führt die enge Divansstraße bergauf zu einem mittelmäßig großen Plaze, in dessen Mitte ein hübscher, von Achmed III. angelegter Springbrunnen steht. Hier gewahrt man links die sogenannte Hohe Pforte  ", welche in das Serail führt, und rechts die majestätische Aja Sofia  .

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Jenseits Topchanas und an der Nordseite Galatas gelangen wir nach Pera oder Perard Begjoli( Fürstenstraße), vom Pöbel das Schweinequartier" genannt. Hier ist fast alles europäisch, man glaubt sich in einer italienischen Stadt zu befinden. Pera ist die Frankenstadt, der Winteraufenthalt der fremden Gesandten und ihres durch europäische Reisende vermehrten Gefolges, der Wohnsiz eines katholischen Erzbischofs, der sogenannten Levantiner oder Peroten, des europäischen   Detailhandels   und Gewerbwesens. Man hat hier vier katholische Kirchen, viele Gasthöfe, Kredit­vereine, zwei deutsche Ressourcen, eine italienische Oper, Theater 2c. Ueberhaupt lebt man hier ganz auf europäische   Weise und hat nicht nur Gelegenheit, sich allen Vergnügungen hinzugeben- wenn man die dazu erforderlichen Mittel besigt sondern man darf sich auch( und dies ist allen kostenfrei gestattet) an dem wundervollen Panorama erfreuen, welches die Natur hier vorzugsweise darbietet.