t Di« Nev« W«tt. Zllustrittte» Unterhal�ngSblatt. dehrllch zu halten. Am Tnd ist jeder zu «rsttzen/' Der Buchbinder verjucht« dem Gespräch »in« andre Wendung zu geben. Er ver- breitete sich iiber sein Gejchäst. Di« Zahl ber handgedundenen Bücher. Nagt» er, gehe mehr und mehr zurück, im Grunde je! er nur noch der Handlanger des Berichts, da» ieine Arbeiten bei ihm binden laste Ein jede» Handwerk habe Stümper und Stärer. Er rechne flch weder zu den einen noch zu den andern und zerbreche sich den Kops. warum er die besten Kunden oerliere. Kundsthandwert sei setzt da» Feldgeschret. Di« Welt hänge an Meinungen und Moden. Dir Jungen wollten die Alten meistern. Er dacht« an seinen Sohn, dessen Lehr. Herr er gewesen war. der sein Nachsolger werden sollte und im Unfrieden von ihm geschieden war. Grete trat herein und brachte die Abend. fuppe. Der Kranke berührt» sie nicht, trank aber»in Glas stärkenden Wein. Sein« Wangen röteten sich, in seine müden Augen kam Glanz. Als Grete sich entfernt hatte, sprach er, an die Worte des Freundes anknüpfend: Wi« ich mein Geschäft ansing, hob ich mich an die Regel gehalten: übernimm nicht mehr, als du bewältigen kannst. Manchmal hätt ich ungeheuer viel Aufträge haben können. Allein ich wollt nichts verhuddeln, wollt nicht» aus der Hand geben, womit ich nicht selbst zufrieden war. Wenn Ich mich fortmoch, wird niemand sogen, ich wär au» der vollen Arbeit abgerufen worden. Was blieb mir denn noch? In der Hauptsache Reparaturen. Früher waren die Leute auf mich angewiesen, setzt beziehen sie die Artikel von auswärts, die Ich In meiner Wertstatt geschweift und gebördelt Hab. Das Rad geht über einen hin und rollt weiter." Deine Frau selig", bemerkte der Buch. binder,war immer an Dir. Du sollt'st Dich auf das Installationsgelchäf» werfen." Ick) hätt's auch vielleicht getan,"»er» setzte Meister FillungerWie sie dann starb, hatt ich die Lust verloren." Er hielt inne. Sein Gesicht nahm Plötz- kich»inen seltsam verzerrten Ausdruck an, sein Atem kam keuchend aus der Brust, und er fuchtelte mit den Händen. Erschrocken sprang der Buchbinder aus und bettete den Leidenden höher. Es dauerte»ine ganze Weile, bi» dieser den Anioll überwunden hatt«. ,'s ist wieder vorbei," sagte»r, in Schweiß gebadet,aber'» ist sedesmal ein Stück vom Tod." Der Freund bat ihn, er solle sich schonen, solle lieber nicht sprechen. Fillunger meinte, er habe das Bedürf- nis. sich zu unterhalten, das Sprechen greife ihn nicht an. Heut nachmittag, erzählte er, war er ein- geschlafen und hotte etwas Kurloses ge- träumt. Er saß auf dem Altenburgskops und simulierte vor sich hin. Durch die Ruß. baumallee kam semand auf ihn zu. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Wer war's? Seine Frau. So sung sah sie gus und so schön, wie damals am zweiten Pfingsttag in Ortenderg. wo er mit ihr Be- kanntfchaft gemacht hatte. Cr war ganz durmelig vor Glück..Ei Marie," sage er, Du bist'»?"Ja." antwortete sie.ich bin's!" Sie gab ihm die Hund und fragte:Wie geht's?"'s geht, wie'» geht," erwidert« er.aber nicht wie's gehen soll. Du fehlst mir halt überall!" Sie 1 lächelte.Heinrich, daß wir zwei immer so einig gewesen sind, war da» Best«, was ich mit hinübernehmen konnt'I" So sprach sie und verschwand. An Ihrer Stell« stand mit einem Mole eine alt» Frau, die«in« weiß« Haube trug, und sagte:Handwerksbuirsch, arbeiten ist ehrbarer als bettelnl" Darüber wurde er wach. Und er besann flch. wo er die Frau, die ihm bekannt vorkam, in seinem Leben gesehen hoben mochte. End- sich fiel's ihm ein: In Wernigerode am Harz. In Wernigerode ?" unterbrach Ihn der Buchbinder.Hilst Du da nicht geschafft?" Zwei Jahre," antwortete der Meister. Und wie ich auf der Wanderschaft dort hängen geblieben bw. da» ist Merkwürdig genug." Er tongte nach dem Wein, der aus dem Racbttisch stand, nahm»inen Schluck«nd fuhr fort:Ich hatt in Ilsenburg über- nachtet. Frühmorgens marschiert' ich nach Wernigerode . Unterwegs stieß ein Pinfetfritz zu mir. Dem seine Klust glänzt« in allen Farben, und seine Sttesel waren zerlöchert. Dieweil ich noch»in junger Chausieehas war, gab mir der alte Speckjäger gute Lehren.'» war im Sommer und borbarsich heiß. Wir aßen Heidelbeeren, die da masienhaft wuchsen. Nachher legten wir uns hin und schliefen ein. Wie ich auf- wacht', hatt sich der Walzbruder aus dem Staub gemacht und hott mein Geld mit- gehen heißen und meine Uhr und meinen Ranzen. Nu war Holland w Not. Ohne «inen roten Pfennig kam Ich nach Wernige. rode und trat in das erst« best« Haus. Da war eine alle Frau Die hatt ein« weiße Haube auf. Und fragt, was ich wollt.Ein reisender Handwerksbursch", sagt ich,bittet um»in« milde Kabel"Handwerksbursch", sagt sie.arbeiten ist ehrbarer als betteln!" Ick) legt' ihr auseinander, was mir auf dem Marsch von Jisenburg n�ch Wernigerode passiert war.Du bist noch sung," sagt' sie,Erfahrung macht klug. Ein andermal sieh Dich bester oorl" Und sie schenkte mir eine Mark.Kotz Kränk." dacht ich.eine Markt Das Ist ein Ichöner Ansang. Sollst du weiter sechten oder nicht?"Rein." sogt ich mir,arbeiten ist ehrbarer als bettelnl" Und Ich ging in die Herberg«. Am selben Abend krag ich«Inen Platz beim Meister Reichwagen am Marktplatz. Der alten Frau bracht ich die Mark zurück. Sie guckt mich ganz verstaunt an und logt:Du bist ein närrischer Kauzi Komm zu mir, so oft Du magsti" Das tat ich denn auch. Immer siel ein guter Bisten für mich ab und eine Tasse Kaffee." So erzählte Meister Fillunger und schaut«, ein Lächeln aus den Lippen, in sein schimmerndes Iugendlond Da» Bild, da» vor ihm emporgestiegen, ließ chn nicht los. Auf waldigen Kuppen ein stolzes Schloß. Gningoldne Hänge im Sonnenglonz. Blitzende Bäche in graublauer Tiele. Fern. ob, von weißen Wolken umlagert, der Brocken. Ein junger Gesell, das Ränzlein auf dem Buckel, den Knotenstock In der Hand, wandert durch die Morgenvracht. Neben ihm trottet ekn dufter Kunde, der Pinselfntz. Der schwätzt dem Teufel«in Ohr ab und eine Zeh« dazu. Nun hebt er mit seinem Bierbaß zu singen an: Ach wie bald, ach wie bald Schwindet aus der Walz der Draht! Gestern noch die Schicks am Arm, Heute schon mit dem Gendarm In das dunkle Kittchen'nein. Doch nur still, doch nur still, Mag es kommen, wie es will. Mit dem Stenze In der Rechten Wollen wir flott weiter fechten, Ich und mancher Kamerad!" Acht Tage später, lieber dem Städtchen stand die mittägliche Sonne. Di« Siroßen waren wie ausgestorben. Bor der stechen- den Hitze hatten die Menschen sich in di« Kühle der Häuser geflüchtet. In ihrem Läd» chen hockte die Gemüsefrau Hormonn, schläfrig und verstimmt. Da lagen Spinat, junge Rübchen und Kopfsalat zu kleinen Bergen gehäuft. Da lockren rosenrote Ra- dieschen und frisch gestochener Spargel. Was Frau Hormarm heut davon abgesetzt hatte, war nicht der Red« wert. Die Leute behaupteten, sie se, mit Ihren Preisen auf der hohen Schule Dummes Geschwätz! Sie führt« nur die beste War» und gab nichts für drei Trumpeln her. Wer nicht bei ihr kaufen wollte, sollte es einfach bleiben lasten. Vorhin hotte sich die Frau Hofrat Bender in die Erbsengasse bemüht. Frau Hormann. was kosten di» Spargel?" .Fünfundsiebzig Pfennige, Frau Hofratl" Sehr teuer und nicht einmal besonders schön. Na. geben Sie mir drei Psundl" Sie wog der Frau Hofrot die Spargel zu. Zwei Mark fünfundzwanzig, wenn ich bitten darsl"Schreiben Sie's aus. Frau Hormann I"Wie Sie wünschen. Frau Hofratl" vi«'Frau Hofrat zog db.Krieg die Krammenol mit Deiner dreckigen Schnauzei" vi« Frau Hosrat reiste jetzt in» Bad Dafür hatte sie Geld Bei der Gemüielrau stand st» in der Kreide dl» Gemüsefrau mochte warten. Oy du schlechte Welt! Frau Hormann gähnte, daß thr»in Fuder Heu in den Mund fahren tonnte. Sie vollends in üble Laune zu bringen, grölte drüben der Frau Waldschmidt ihr Jüngster: Meine Mutter hat keine Zeit, Der Schneider wohnt zu weit, Wär nur meine Hose ganz, Da wär ich froh!" Frau Hormonn nickte ein. Ob sie sah oder log, da« war ihr gleich, sie schlief wie «in Sack. Ein Biertelstündchen ging hin. Do« Ladenglöckchen bimmelte. Der Rotsdiener Dauber schob sich w seiner ganzen Breit« herein. Sein Blick fiel aus die Schläserin. Die kann mait fortiraoen, und sie wird nicht wach!" fm-ach er bei sich. Hollo!" rief er Frau Hormann fuhr aus. Sa. sal" Sie rieb sich die Augen. Gu'n Tag. Herr Dauberl" Der Ratsdiener lächelte. Ein Nickerchen gemacht?" Ja na. bei der Hitz'I" Ich glaub,'s Ist die längste Zeit heiß gewesen. Die Luft hat sich gedreht." Dos wär«in großes Glück. Nur ein paar Tag' Regen. Die täten sieben dürre Wochen tränken." Der Ratsdicner legte seine Mütze auf den Ladentisch. Haben Sie schon gehört? Der Speng- ler Fillunger hat sich empfohlen." Frau Hormann schlug die Hände zu- sammen, Ist er gestorben? Ei. wann denn? Diesen Morgen." hat er noch arg gelitten?"