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Die Neue Welt. Illuftriertes Unterhaltungsblatt.

fagt, wenn der Meister ihm seine Tochter gäb, tät er mitgehn. Sie weissen ja gar nicht, ob ich eine Tochter hab," sagt ber Meister. Aber ich hab eine.' s fommt barauf an, ob sie so einen Razaff nimmt!" Der Gesell ging mit. Er jeg ein, und es dauert nicht lang, ba war er mit der Minna Schlunt versprochen. Nu passiert's, daß er mit seinem Fuhorf bei einem Hebergang unter die Eisenbahn fam. Er wurd als tot fortgetragen. Er war aber nur ohnmächtig. Bon dem Tag an fonnt er kein Glied mehr rühren. Bahrscheins durch den Schreck. Alles Boltern half nichts. Er saß wie ein Häuschen unglück im La­den. Und fitt, schäß ich, noh. Sie hätten sehen sollen, Grete, wie der Meister um ihn herum war und die Frau und die Tochter. Er wurd gehalten wie's Rins im Haus."

Jegt begreif ich, daß Sie ba andert. halb Jahr geblieben fins," sagte Grete. Für fo brave Menschen plat man fich gern."

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Bom Eichsfeld , erzählte Gonder weiter, wanderte er ins Sächsische, dann nach Schlesien . In Breslau perler er seine Stelle, weil sein Meister abbrannte. Da beschloß er, nach Gleimih zu fahren, wo der Megger Bremba, wie er gelesen hatte, einen Gesellen fuchie. Früh um fünf stand er am Billettschalter in Breslau , vor ihm eine Frau, die ein fleines Kind auf dem Arm trug, das in Bett­folter gewickelt war. Nachdem sie ihre Fahrkarte gelöst hatte, trat ein Mann zu ihr. Der sah aus wie ein Belad. Und er

Der Wacholder ift einer ber intereffan­teften Bäume des nörbli en Deutschlands . Im Mai schüttet er, wie Dr. A. Koelsch in feinem fesselnd geschriebenen Bush Heibe und Moor "( Veröffentlichung der Kosmos­Gesellschaft. Stuttgart , rande Ber Lagsanftalt. Preis 1 M ta flotter, an­regender Art ausführt, felen Blütenstaub in feinen gelben Wolten über der Heide aus. Der Blütenstaub stammt en einen gelb­lichen Käßchen, die in den in der Na delquirle zweijähriger Triebe beisammen stehen. An anderen Bouzen igen in Zapfenform die noch fleinsnert, grünlich ge färbten weiblichen Blikten. Gelegentlich werden die Blütenhäusin and zwei­gefchlechtig. So hat D. Menner 1904 in der " Flora" einen Busch vom Geaßhaupter Moor am Starnberger See befehrieben, der fast ausschließlich Zwitterbtäten trug; fie maren in allen Uebergängen mit rein weib­lichen Blüten verbunden. Da die Zwitter überdies vorweiblich waren, ne man faft versucht sein, in der Mige" einen Schritt auf jenem Wege zu hen, ber in Ipäterer Zeit zu dem bei de heren Pflan zen Mode gewordenen Benpus geführt hat. Bon den zahllojen Semenanlagen, die hinter den schuppenförmigen Bratblättern verborgen liegen, tommen nur eine, höch stens zwei zur Entwicking, und erst im zweiten Sommer wird die Fat reif. Sie ft jedoch nicht, wie sonst bei den Nadel­hölzern, ein Zapfen mit zahlreisen Samen Im Schuppengrund, fondern at The Gestalt einer schwarzblauen, pflaumenähnlich be­reiften fleischigen Beeve mit bei Kernen unter der Haut. Sauerkrautern, Fein fdymedern und Hausfrauen ist e Bachol derscheinbeere nicht unbekannt; denn sie ist ein beliebies Rüchengewürz, Räucher- und Hausapothekenmittel. Auch macht man aus

sprach auf sie ein und fuhr mit den Händen in der Luft herum. Gie weinte. Als Gon­der eine Viertelstunde danach in seinen Wagen vierter Klasse stieg, war da die Frauensperson mit ihrem Bündelchen. Ihrem Gesicht nach mußte sie noch sehr jung sein. Er fnüpfte ein Gespräch mit ihr an und hörte, daß sie aus Leschnig gebürtig war. Ihr Kind, sagte sie, wäre erst vier Wochen alt und sehr elend. Eigentlich hätte sie mit dem armen Würmchen gar nicht reisen dürfen, aber ihre Mutter läge auf den Tod frant. Darum müßte sie heim, Er fragte: Der Herr auf dem Bahnhof in Breslau war wohl Ihr Mann?" Nein," antwortete sie feuerrot, mein Bräutigam!" Je länger die Unterhaltung währte, desto offener gab fie fich. Sie war, das geftand fie ein, leichtsinnig gewesen, hatte ihr Ge­wissen an den Nagel gehängt und sie be reute es. Ob ihr Bräutigam sie heiraten würde, schien ihr noch nicht gewiß. Ber sprechen und halten war zweierlei. Sie schlug die Tücher zurüd, ihrem Kind die Bruft zu geben. Auf einmal tat fie einen Schrei, daß die Leute im Wagen herbei­stürzten. Das Kind war blikblau und regte sich nicht. Es war tot. Sie flam­merte sich fest an, ihn und heulte, daß man die Hände drunter waschen fonnte. Ein Mitfahrer sagte, diesen Morgen sei ihm ein Hafe über den Weg gelaufen. Das deu­tete auf einen ahen Todesfall. Der Zug hielt in Leschnitz . Gonder hatte das Ge­fühl, daß er das Mädchen mit dem toten Kind nicht allein laffen durfte. Er stieg

Aus allen Ecken

ihr den Wacholderschnaps oder Genever. Der Wacholder ist wohl der zäheste Kerl unter den Nadelhölzern unserer Heimat und vielleicht überhaupt der zähefte Baum un­feres Kontinents. Er wächst überaus lang­sam, hat nicht zuletzt deswegen ein ungemein hartes und schweres, rötliches Holz, wurzelt tiefer als alle anderen Heide­

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sbeschwört euch selbst das Ausland,

inwiefern dasselbe nur noch im mindesten sich selbst versteht und noch ein Auge hat für feinen wahren Bortell. Ja, es gibt noch unter allen Völkern Gemüler, die noch immer nicht glauben tönnen, daß die großen Berheißungen eines Reiches des Rechts, der Vernunft und der Wahrheit an das Menschen. geschlecht eitel und ein leeres Trugbild selen, und die daher annehmen, daß ble gegenwärtige elferne Zeit nur ein Durchgang fel zu einem befferen Zu stande. Diese und in ihnen die gesamte neuere Menschheit rechnet auf euch.

Johann Gottlieb Fichte , Reben an die deutsche Ration( 1808)

aus. Der Ort lag eine gute halbe Stunde Dom Bahnhof entfernt. Ein Fuhrwert war. nicht zu sehen. Da machten sie sich auf. Wie sie in bas Städtchen famen, begegnete ihnen eine alte Frau. Die fagte: Ra­thinka, Deine Mutter ist gestern abend ge­storben!" Ein Unglüd jagte das andere. Nun half er zwei Tote begraben. Die Leute meinten, er wäre der Kathinka ihr Schah. Soviel er vermochte, stand er der Bedauernswerten bei und setzte dann seine Reise nach Gleiwit fort. Der Metzger Wremba war ein halber Narr. Er trat öffentlich als Ringfämpfer auf. Eines Ta ges gelüftete es ihn, sich mit seinem neuen Gesellen aus dem Hessenland zu messen. Er war an den Unrechten gekommen. Schneller als Wurst tocht, lag er unten. Das fuchste ihn gewaltig. Bon Stund an war er murrfinnig und boshaft. Gonder, der seine volle Schuldigkeit tat, ließ sich das nicht bieten und legte seine Arbeit nieder. Jetzt machte er einen großen Sah nach Berlin . Die Stadt war wunderschön, mit den Men schen konnte er nicht zurechtkommen. Er nahm den Ranzen auf den Budel und mar schierte über Magdeburg ins Braunschwei­gische. Auf der Landstraße sang ein Lappentunfer:

" Braunschweig , wärst du wasserreich, Nichts auf Erden fäm dir gleich." Larifari! Ein Land nährte das andre, feins war vollkommen. Wie er am Stadtteller zu Schöningen vorüberschritt, stieg ihm ein lieblicher Duft in die Nase. Er konnte der Bersuchung nicht widerstehen. Forti. folgt)

Ich vermag nicht genau anzugeben, wo der älteste Wacholder des mitteleuropäischen Festlandes steht, und wieviel Jahrhunderte er auf dem Rücken hat, doch sind im In­nern des Lüneburger Heidegebietes heute noch Bäume zu sehen, die als Kinder noch die Zeit Karls des Großen miterlebt haben dürften. An Gestalten ist er wohl reicher als jeder andere Nadelbaum. Sehr charak teristisch für die ganz trockenen, mageren, windumbrausten Heidehügelhänge ist die als variatio nana bezeichnete Zwergform. Man meint, irgendein schwarzes Schildkröten- oder Stachelschweintier mache der Welt einen Buckel, ein vorzeitlicher blauschwärzlicher Riesenlurch mit eingejuntenen Flanten und gefträubtem, stachelfpipigem Rüdgrat fröche glogäugig durch den graugelb flimmernden Sand so gedrungen- polsterförmig und zusammengerafft ist in diesem Fall das Wacholdergebäude. Erst ziemlich weit von der Ursprungsstelle und erft in temlich hohem Alter frümmen sich die stärksten der horizontal streichenden Aeste nach oben um, wälzen fich bogig durch die Luft, fallen wie­der zur Erde, platten sich bandförmig ab, steigen abermals in phantastischen Schlan genwindungen auf und drehen schließlich aus ihrem Stamm eine buschig auseinander­fallende Krone heraus, die der Wind sich herrichtet als Harse und jahrhundertelang aur Begleitung seiner Lieder benutzt. Alpen­wanderer werden sich entfinnen, mit ganz ähnlichen Wacholdergestalten im Legföhren­

pflanzen im Boden und ist neben der Birte und der Calluna am stärtften am Zustande tommen des eigentümlichen Landschaftsgebiet der Hochgebirge( zwischen 1700 und bildes und feiner herben Stimmung betei

Aber während das Heidekraut zehn und, wenn es hoch tommt, zwölf Jahre aft wird, fann ber Wacholder das Aller eines Methusalem noch um das Zwei- und Drei­fache und, wenn des Mensch ihn nicht fällt, vielleicht sogar um das Jehnfache ichlagen.

2800 Meter) zusammengetroffen zu sein, ja nach Schröter wurde der Zwergwacholder am Morte Roja noch bei 3570 Meter über dem Meer gefunden, so daß sich eine neue Parallele. zwischen der Zwergstrauchheide der subglazialen Region und der Niederungs­heide herausschält.

Nagbrad bes Inhalts verboten! Berantwortl. Rebatteur L. Salomon Lessen, Berlin. ( e für die Redaktion bestimmten Sendungen find zu richten nach: Berlin , Lindenstr.?) Berlag Hamburger Bubrierei und Berlagsanstalt Auer& Co., Hamburg . Drud. Bormdrts Buhdruterei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SB. 68.