Die

bei ihnen, die Röschwoog, die auf dem Fi­nanzamt an der Schreibmaschine schafft, und die Kugler, die beim Kaufmann Blum im Laden ist. Du mußt wiffen, die Röschwooy hatte sich auf den Finanzaspirant Reil Hoff nung gemacht. Der war ein paar Tage nor dem Fest nach Lauterbach versetzt worden und hatte sich, eh er fortging, mit dem Fräulein Kugler verlobt. Der Hauptlehrer Betterlein hielt die Festrede. Alles war bei Bier und Bratwürsten vergnügt. Auf ein mal springt die Röschwoog auf, stellt sich vor die Kugler und freischt: Sie Schlange, Sie Schnippel. Sie gehö

ren nicht in eine an­ständige Gesellschaft. Scheren Ste fich zum Teufel!" Rigs her um war es totenstill. Das Fräulein Rugler bekam einen Wein­frampf. Wir hatten in der Nähe mit den Fillungers unieren Tisch. Was tat die Grete? Sie ging zu bem Fräulein Rugler, nahm sie bet der Hand und sagte lebreich: Fräulein Rugler, tommen Sie, legen Sie sich zu uns!" Den Herren von der Tuch­fabrik war der Mund

wie zugefroren. Der

Herr Schwalm aber

fagte zu der Rösch­

woog, die die Etter fuchi toll gemacht hatte, fie follte augen­blick ich die Wirtschaft

verlassen. Da scob fie ab. Die Sache wurde auf dem Fest plag befannt, die Grete Fillunger wurde all­gemein gelobt. und der Herr Geheimrat Schönborn trank thr zu. Wer soviel Men­fchenliebe in fich trägt, wie die Grete Fillun ger, lage ich mir, fann etwas verzeihen. Ste wird auch Dir ver zeihen. Deswegen, lieber Ludwig, tomm. Ich meine, es müßte Dich heimtreiben, daß Du endlich mit Det­nem Vater Frieden machst. Er ist schon

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Neue Welt. Jlluftriertes Unterhaltungsblatt. verfligte Sache. Er aber ließ fich nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Sobald die Weißbinder, die im Laden die Dede gestrichen hatten, als die legten mit ihren Farbentöpfen abgezogen waren, machte sich Theobald ans Wert, das neuer dings in einem Eisenrahmen herausgebaute Schaufenster zu dekorieren. Auf einen marmornen Einsaß, der das Firmenschild Wilhelm Rühlmanns Nachfolger Theobald Gonder" trug, wurden Braten und Schin­fen gelegt. Un schmiedeeisernem Gestänge fanden allerlei Würste Platz, die mit farbi

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Adolf Lung: Sonntagmorgen

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schon bei Jahren. Gud zu, daß Du Dir später nichts vorzuwerfen haft. Nie darfst Du zweifelmütig vor ihn treten, als ob er nicht das Gute wollte er will es ja und als ob Du nicht den Versorger der Familie in ihm achtest. Die Jungen müssen den Alten die Ehre lassen. Das ist von unferm Herrgott befohlen. Unserm Herrgott feine Weisheit geht über Menschengedanken. Es hat schon lang in mir gewühlt, daß ich Dir das alles einmal vorstelle. Nun ist es heraus. Ueberlege es Dir. Auf meinem Schoß bist Du groß geworden. Deine Mutter bittet Dich, fomm zurüc!"

Wochenlang schaffte Theobald Gonder wie ein Feind. Im Laden hatte er die Handwerksleute, der Geschäftsgang durfte feine Unterbrechung erleiden, es war eine

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rung war feine beste Lehrmeisterin. Wie es dunkel wurde, zündete er im Laden die Krone, im Schaufenster den drei­flammigen Basleuchter an. Darauf begab er fich zu Grete Fillunger in die Lohgasse hinüber und bat fle, in Augenschein zu nehmen, was er umgestaltet und verbessert hatte Sie ging denn auch gleich mit. be fichtigte alles, insbesondere die Sontrolltasse, die Präzisionswage, den zweigen Eis­fchrant, und sprach thre volle Anerkennung

aus.

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Theobald führte sie in die Ladenstube und tordene fie auf Blag zu nehmen Jcht nicht ge­bacht, de ich to tchnell fertig rb," tagte er mit strahlendem Ge ficht, aber ich war auch gehörig hinter den Leuten her. Ich hab noch viel vor. Ich will die Bursttüche vergrößern und will einen Stall bauen. daß das Vieh nach dem Transport vor dem Schlachten ruhen tann. Die Megger uzen sich als.' s möcht feiner dem andern Buist ablaufen. Bet mir mag die Kuns furienz übern Zaun guden, mag fpionie ren loviel fie will. Für mich gibt's nur eins: tadelloje Bare. Jah bin jet selbstän big und bin aul met nem Feld. Den Ein fauf tenn ich. Wer schlecht eintauit, tann nicht gut verkaufen. Da hat man Bauern und auch Händler, die Schlingen ziehen und brauf ausgehen, daß der Metzger geichnellt wird.' s gibt aber auch Leut drunter, die auf Treu und Glau­ben handeln.

( Aus dem Kalender. Runft und Leben" Berlag Friz Sender. Berlin- Zehlendorf )

gen Bändern verziert waren. Eine mäch­tige Schüssel mit leckerem Aufschnitt soute vor allem die Blicke der Vorübergehenden festhalten. Dem Ganzen eine größere Wir fung zu verleihen, waren zwischen den Schauftücken Topfpflanzen verteilt. Betrat ein Runde, durch die Ausstellung im Schau­fenster angelockt, den Laden, sah er hinter dem Ladentisch die gleichen Fleischwaren handgerecht aufgestapelt. Ein Gesell in fauberer Kleidung hatte die Bedienung über­nommen. Halten Sie Ihre Nägel rein," machte ihm Gonder zur Pflicht, die Leute guden Ihnen auf die Finger!" Niemand sollte, ohne etwas gekauft zu haben, den Laden verlaffen. Als oberster Grundfa galt: Freundlichkeit gegen jedermann. Gon­der hatte Erfahrungen gesammelt. Erfah

Beim Biebhandel geht's heraus und her. unter. Das ist einmal

fo.

Ich werd nie Inaufern. Benn mir der Zugang nyt leh­len toll, muß ich mehr bieten wie die andern. Borhin war der Herr Rühlmann im Laden und hat sich gewundert das jetzt alles so hübsch in Bergamentpapier einge­padt und ein Bändchen drum gemacht wird, ganz gleich, ob eins für zehn fennig tauft oder für zehn Mart. Man richtet's ein, wie's die Zeit verlangt.' s muß bis aufs Tüpfelchen stimmen. Hier sind die Metzger noch arg zurüd. Deswegen laß ich mir doch gern vom Herrn Rühlmann raten. Er zieht übrigens zu seiner Tochter nach Nidda , und die Wohnung oben wird frei. Bezahl deine Leut gut, spricht er, sonst verleit'st du sie zur Unehrlichkeit.' s geht nichts über zu berlässiges Personal! Da hat er recht. Ich den? aber weiter. Ein Megger fann noch so tüchtig sein, er hat nur zwei Augen. Und vier sehen mehr wie zwei. Was ein