Die Neue Welt. gllustriertes Unterhaltungsblatt.
alles der Natur überlassen. Ludwig nahm feinen Plak am Bett des Baters und laufchie auf des reglos Daliegenden Atemzüge, die schwächer, immer schwächer wur den. Wie die Nacht über die Firfte tam, ging der Buchbinder still hinüber.
In den nächsten Tagen und Wochen ging Ludwig Ibold traurig und entmutigt umher. Beim Begräbnis feines Vaters hatte er unter den Leibtragenden Theobald Gonder, den jungen Meggermeister, an deffen Sette Grete Fillunger, bemerkt. Er erfuhr, die beiden jelen aufgeboten, doch fchien es, als würde er wenig oder gar nicht davon berührt. Das Notwendigste zu tun, toftete Die toftete ihn Ueberwindung. Spannkraft feines Welens, so mußte man glauben war gebrochen.
Frau Ibold, von Angst und Sorge er füllt, lehte das eigene Leid hintan und breitete vor dem Sohn den ganzen Reichtum ihrer mütterlichen Lebe. aus. Mit felnem Gefühl vermied fie es, von Grete Fillunger zu Iprechen. Ihr Sinnen und Trachten war, die Schatten an bannen, die Ludwigs Gemüt verdüsterten.
Sie redete wie aus einem Buch heraus. Bo war die Familie, die fagen fonnte: Bei uns ist alles glatt und flar!" Rauch zog durch das. feinste Haus. In jedem Menschen war Duntles und Helles. Freilich durfte man nicht ruhen, bis das Helle zum Durchbruch fam. Hatte einer gefehlt, brauchte er nicht zu verzweifeln. Die Hauptsache war, in sich Ordnung schaf fen, auf die Brust schlagen und sprechen:
Ich tue meine Pflicht!" Das war die beste Reumütigkeit. Nun gar einer wie der Ludwig, in seinem Handwerk gewandt und gewigt. Dem war vor vielen der Weg gebahnt.
Nichts ließ Frau 3bold unverfucht, ihren Sohn aus seiner Stumpfheit aufzu sütteln Ständig lag fle ihm an, daß er fich um fein Geschäft bemühe.
Der Heimgelehrte gab nach. Wer sonst in der Welt bewles ihm so viel Selbstlofigfeit wie die Mutter? Ihre Treue war grenzenlos ihre Liebe alterte nicht. Wehn ihn alle verließen, bei ihr würde er Immer Zuflucht finden. Nicht, daß er fich left in Dantesworten ergießen wollte, er wollte handeln, wollte die Zeit benußen. Die Mutter Jollte ihn nicht ratlos und khwach, follte ihn start und arbeitsfroh sehen.
Er enthüllte ihr Jeine Zukunftspläne. Rach vielen Jahren des Miederaangs und der Berflachung hatte das Buchbinder gewerbe einen völligen Wandel erfahren. Leute von Gefchmad, Künstler und Kunst. frunde hatten fich aum Biel gesetzt, Handwert und Kunft miteinander zu verschmel zen. Der Buchbinder, wenn er so einfichtsvoll war, das Streben der Zeit zu erfaffen, durfte es wagen, als Handmerter und auch
als Künstler aufzutreten. Fortegung folgt)
培
Die Magimaliften
der englischen Revolution
Bon A. Conrady.
Die Butsch und Diktaturpolllifer der deutschen- Revolution berufen sich gern, um für ihre Grausamteiten so etwas Mehn fiches mle eme wissenschaftliche Grundlage herzustellen, auf die geschichtliche Erfahrung früherer Revolutionen Auch die englische Revolution is 17. Jahrhunderts it heran
.
gezogen worden, deren Gong vom Bartament durch Bürgerkrieg zur zweimaligen gewaltsamen Reinigung des Barlaments und fchließlich" au Cromwells Dittatur ge führt habe. Diese Geschichtsflitterungen haben mit Nuhbarmachung der historischen Wahrheit für das politische Verständnis nichts au schaffen. Wer aus der englischen Revolution Lehren ziehen will für den heutigen politischen Kampf, bem bletet fie gerade auch die historische Parallele einer rohtommunistischen Bewegung, die vom Barla mentarismus nichts wiffen wollte, fondern, bloß auf eine Minderheit geftügt, mit bewaffneter Hand die Macht zu erlangen dachte, um im Handumdrehen eine neue Welt zu faffen. Die diesen Bahn hatten, die Maximalisten der englischen Revolution, das waren die Leute der fünften Monarchie, und ihre Wirksamkeit im Berlauf der großen Umwälzung zu verfolgen, gibt einen Anhalt dafür, was bei ähnlicher Betätigung heute etwa herauskommen tönnte.
Die fünfte Monarchie, die diese Leute wollten, das war das tausendjährige Reich, das nach dem jüdischen Propheten Daniel auf die vier geschichtlichen Weltreiche folgen follte. Die Erwartung des tausendjährigen Reichs war schon Jeit vorchriftlichen Zelten eine religiöfe Einkleidung tommunistischer 3been geworfen und hatte diesen Charakter auch bei den englischen Männern der fünften Monarchie in der Mitte des 17. Jahrhun berts. Zu der Zeit begann diefe Richt: ng das Wesen einer politischen Bartel anzu nehmen Die beentelme freilich reichen schon weiter zurüc Bereits in den 40er Jahren, als das Parlamentsheer feine ent fcheidenden Slege erfocht. waren in der Re volutionsarmee Leute zahlreich, die man als Wiedertäufer zu bezeichnen pflegte, deren Hauptidee aber der Glaube aus baldige Kommen des Himmelreichs auf Erden war.
-
Zu dieser Zeit, im Jahre 1649, erschien von Joseph Salmon, einem Mitgliede der Armee, gleichzeitig aber Anhänger der fünften Monarchie, ein Schriftchen, in dem das Erreichte ols für er en radikalen Partei gänger der Revolution ganz unbefriedigend dargestellt wird. Bloß die Forin aber nicht die Gewalt der Monarchie fei verschwunden, und das Barlament jel nicht weniger absolut und tyrannilch. Im Frühjahr 1651 propbezelte ein anderer literarischer Vertreter der fünften Monarchie. Carn. Des fleinen Hornes Gericht und Untergang". d. h. den bolbigen Anbruch des taufenbjährigen Reiches. Er ist schon wefentlich pofitiver und auch bedrohlicher als Salmon, ver Tündet, daß der Adel und die mächtigen Leute im Begriffe felen. den„ Heiligen " fo nannten lich die Leute der fünften Monarchle gern- unterworfen zu werden, daß, es rechtmäßig fei, Chriftt, Feinde mit bem materiellen Schwerte zu befämpfen, und daß die Helliaen hernach Reichtümer befizen und mit Chrifto auf Erden herr schen sollten Der Hauptfederheld der fünffen Monardne wurde dann im Jahre 1653, das für dieje Richtung bochbedeutungsvoll wurde, John Rogers. In leinem..Saarir" erklärte er das Reich Chrifti auf Erben fülr nabe herbeigefommen Die vierte Monarchie breche leht aufehends autammen und werde plößlich gana stürzen und die Haden in die Luft fagen. Bis zum Jahre 1666 ( bler liegt die mystische Zahl 666 auf der Offenbarung" auarunde) iollte die fünfte Monarchie in der ganzen Welt sichtbar fein, um in ungefähr vierzig Jahren alfaemein obzuwalten. Diese Monarchie Christi wird das Bolf von Stiaverei und Imrannel be. freien und die Geseke Gottes an Stelle derer der Menschen aufrichten. Es müssen alfo alle staatlichen und gesellschaftlichen Ena richtungen. die auf die Eroberung Englands burd) die Rormannen zurüdgeben. unverzüg lich hinweggeräumt werben. Denn bis jetzt. In der vierten Monardile, ist das Bolt beraubt und ausgebeutet. Rogers erflärt also für
18
fein Wer? und Wort au fagen: Gebt wies der, und verlangt rundweg, daß die Gebote Gottes, wie fie in den mofalschen Gelehen niedergelegt felen, in Kraft treten follten. Mit diesen mofalfchen Gesetzen ist Insbe fondere auch der jüdische Agrarfommuniss mus gemeint. Darum warnt ber Sagrir auch jedermann, Güter oder überhaupt Land zu kaufen, in Erwägung, daß es eine jo tolle Wirtschaft auf der Welt werden würde. Die Gottes- und die Rechtsgelehrten bezeichnet Rogers als die größten Blagen der Nation. Von Obrigkeiten will er nichts wissen. Die höchste Gewalt Joll In einer Rörperschaft von Bertretern der freien Ge meinden der Gläubigen gehen, die alles nach dem Wort Gottes enischeiden soll.
Durch diefe pofitische Grundidee von der Herrschaft der Heiligen oder in moderneres Ausdrucksweise von der Diftelur der Sc aalrevolutionäre unterscheiben sich die Ans hänger der fünften Monardjie nicht me von den Gleichmachern oder Demokraten im allgemeinen, deren Leitfah Herrschaft des allgemeinen Stimmrechts war, fondern auch von den wahren Gleichmachern Winktan lenfcher Richtung. Die zwar als Kommu niften in wirtschaftspolitischer Beziehung sich vielfach mit den Anhängern des tau fendjährigen Reichs berührten, aber gleidh den übrigen Levellers Boltsherrschaft nach dem Mehrheitsprinzip wollten. Wenn die Leute, der fünften Monarchie anstatt dessen die Diftatur emer Minderheit anstrebten. fo lag das eben daran, daß sie jij bewußt waren, aber nicht damit abfinden wollten, ihr Zie nicht durch allgemeine Wolfsabftim mung erreichen zu lönnen. Denn das wurde ihnen mitunter lehr fühlbar gemacht, dak die aroße Masse der Engländer nit hinter ihnen ftehe. Jim Beispiel wäre in den fritifchen Lagen des April 1653 In einem Londoner Meeting ihrer Richtung, das unter freiem Himmel stattfand der Re ferent ums haar von in großer Juht an bie Sechstaufend. erschienenen Gegnern ac Inncht worden Die Tumultanten benelche neten ihn als halunken und führten all ihr Elend auf feinesaleichen zurüd. Dies Mng auch mit den Abfichten der fünften Mon archie Leute zufammen. eine bewaffnete Propaganda nach außen, zunächst gegen Holland , au treiben und alfo den furchtbaren Krieg gegen die niederländische Republik a Rweden der Weltrevolution fortaufehen, was nichts weniger als populär war. Uber freilich, davon fonnte teine Rede teln dah fie die große Maffe hinter fich gehabt hätten. Das aber follte fein Hindernis fein, und fo eraab fich der Vorfah, dem Bolt ihren Wil len aufzuzwingen. was den Demokraten natürlich als verrucht erichien.
Der solches vorbrachte, war einer Der tapfersten Haudegen aus den Bürgers triegen, Thomas Harriton Jeinem Rang nach, wie übrigens auch Ludlow, General in der Revolutionsarmee Er war im Jahre 1653 ber namhaftefte unter den zahlreichen Anhängern der fünften Monardyle im Heere und fein persönlicher Einfluß auf den Oberbefehlshaber Cromwell von großer Bedeu tung für den Gang der Dinge. Freilich war Cromwell weit bonon entfernt, mit Sarrion durch Dick und Dünn gehen zu wollen. Er nonnte damals Harrifon einen ehrenwertent Mann, der aute Absichten habe, betonta aber auch daß er aus Unachnid die Seit des Herrn nicht abwarten wolle, und sprach die Befürchtung aus, daß er und alle ehre lichen Leute das noch bereuen würden, wozu fie thn trieben. Cromwell follte mit milla tärischer Macht das unpopulär gewordene Barlament, das von selbst nicht gehen wollte, auseinandertreiben bas war allgemeiner Munich und an ble Stelle Das war ble Gregialibee der fünften Monarchle eine Körperschaft von Bertrauensmännern des revolutionären Lebens
feßen.
Den
20 April 1653 schritt Cromwell wirklich zur Auflösung des fangen Barlaments. Es