war es hier in der Stadt? Er» ( H 4\ stand jemand ein wertoolles Buch, r/ HH fragte er seinen Buchhändler: Bei wem soll ich es binden lassen?" Die Antwort kam:Un- jere Buchbinder verstehen das nicht. Ist's Ihnen recht, wellen wir das Werk nach Dunnstodt schulen, damit es dort stilgerecht gebunden wird!" Wurde den Buchbindern eine Adrestmappe oder dergleichen in Auf» trag gegeben, lieferte ein Slrchitekt den Entwurf. Ludwig machte seine Entwürse selber. Er hatte in Stuttgart Freihand- zeichnen gelernt, wußte mit Winkel und Zirkel umzugehen und war auch in der Farbenausführung gezeichneter Sachen be- wandert. Hatte er sich erst vollständig eingerichtet, sollte der Wind im Buch- b'mdergewerde hier anders wehen. Die Werkzeuge und Maschinen würde er von einer Stuttgarter Firma beziehen, die Mormoriersarben von München . Schrts- ton und Verzierungen für die Bergolde- Presse von Leipzig . Buch die Bezugs- quellen für Kunstleder waren ihm bekannt. Seine unumstößliche Absicht war, nur das best« Material zu verwenden. Die Preis« wollte er nicht verderben, er würde für seine Arbeit, was sie ihn wert dünkte, sor- dem. An zwei Herren von der Darm­ städter KünsUertoionie hatte er Empfeh- lungen. Die würden ihm gute Dienste leisten. Lies das Rädchen einmal, blieben die Bestellungen nicht'aus. Frau Jbold folgt« den Darlegungen ihres Sohnes. Ohne es auszusprechen. hielt sie für gewiß, daß ihr Mann die Um- Wandlung des Geschäfts, wie sie Ludwig plante, nie und nimmer gebilligt hätte. Aufs neue wäre ein heftiger Streit«nt- brannt. Sie hätte keine Macht gehabt, ihn zu schlichten. Bielleicht war es der Wille des Schickjals gewesen, das; Vater und Sohn nicht mehr zusammen schaffen sollten. So nahe ihr Ludwig stand, so fest der Glaube in ihr wurzelte, daß er in seinem Handwerk Ansehen und Geltung gewann. vor ihr. der Verwitweten, flcsft« eine Lücke. Die stillte kein Meisterstück Ludwigs vus Was der Tod ihr jählings ge- Nammen .' gab ihr niemand zurück.

5Xowan von Alfred Bort Der Franksurter Installateur hatte Mitte August da» Fillunzersche Anwesen in Besitz genommen. Wenige Tage zuvor war Gretes Jjausrot zu Theobald©ander hmübergeschasft worden. In aller Stille. wie sie beschlossen hallen, wurden die bei- den zusammengegeben. Nach der Trauung fanden sich im Metzgerhaus zwei Freunde des Meisters zu einem bescheidenen Fest- mahl ein Grete hatte nur ihren alten Lehrer. Herrn Rnhn. geladen. Dieser, ein Greis mit weißem Bart und lustigen Augen, brachte auf die Neuvermählten einen Trinkspruch aus. Nicht seder. der aus den Viehkauf ging, richtete er an den jungen Meister das Wort, habe das Recht. sich Metzger zu nennen. Theodatds forsche Geschäftsführung lege schon jetzt davon Zeugnis ab, daß er dasSchlachtfeld" zu behaupten versteh«. Unter dem Schwärm seiner Schülerinnen, rühmte er Grete. Hab« er sich zu ihr besonders hingezogen gefühlt. weil er Ihre Gsdlezenheit, ihr tiefes Ge- müt erkannte. Aus Trauer und Einsam- keit werde sie nun in ein bewegtes Ge- ichästsleben gestellt. Wohl ihrem Mann. dem solch eine Helferin, solch eine Käme- radin beschieden sei. Gonder habe nicht nötig, dem Glück zu rufen. Er solle nur sein« Frau anschauen, dann wisse er's: das Glück sei schon da! Der alte Herr sprach wahrhaft be- geistert. Theobald hörte mit glänzenden Augen z». In Gretes bleichem Geficht drückte sich eine wehmütige Stimmung aus. Des Hochzeiters Freunde, von denen der eine Schiosisr. der andere Messer- schmied war. dachten:Der gute Wein hier ist nicht für Kühe und Kälber gewachsen!" Sie tranken in starten Zügen und hatten bald einen Tropfen zuviel. Am anderen Morgen in oller Frühe war Theobald im Schlachthau» tätig, Grete ging im Laden Anton, dem Metzgerbur- scheu, zur Hand. Hausfrauen und Dienst- mädchen kamen, ihre Einkäufe zu machen. Auch der Ratsdiener Dauber erschien. wünschte der jungen Meisterin Glück und schmarotz!» sich mit den Worten aus: Frau Gonder, Sie sind jetzt die Seele des Geschäfts!"

'(Jorl'etiunj) Er verlangte ein Viertel Wurst. Un- geachtet semer Schmeicheleien legte ihm Grete keine Sche-be mehr aus die Schal«, als er zu beanspruchen hatte, worauf er sich mit verdrießlicher Miene entfernte. Erstaunlich war. wie rasch sich Grete in ihren neuen Wirkungskreis einzuleben verstand. Sie hatte für alles, was um sie vorging, ein scharfes Auge. Vielerlei fand sie auszusetzen, doch hütete sie sich, ein vor- schnelles Urteil abzugeben. Als sie ihre Beobachtungen abgeschlossen hatte und sich darüber klar geworden war. daß sie des- jernd eingreifen konnte, sprach sie zu ihrem Mann: Ich glaub nicht, daß Du den Anton behalten wirst. Ich hatt ihn die Zeit her auf dem Bister. Wenn die Arbeiter aus der Hutfabrik kommen und ripsraps be­dient sein wollen, verliert er den Kopf. Aus lauter Angst, daß er zu wenig gibt gibt er zuviel. Das summt sich zusammen und bringt uns großen Schaden. Gleich mer- ken wir'? nicht, aber sicher später." Hocherfreut, daß seine Frau das Laden- geschäft so gut überwachte, versetzt? Gonder: Der Anton ist ein Dreidraht, dem jeden Tag ein paar Watschen gehören. Ich sey mich nach einem andern Bursch um!" Eigentlich müßt's doch so sein." redete Grete weiter,daß nichts aus dem Haus geht, was nicht bar bezahtt wird- Ich weiß wohl, daß sich das nicht allegar durchsetzen läßt. Gerad die reichen Leut sind am be- quemsten und lassen sich am öftesten mahnen.. Das steht fest: wir verkaufen zu- viel auf Borg. Für alle Fälle muß einge- führt werden, daß die Kunden monatlich die Rechnungen kriegen. Wem das nicht paßt, der mag fortbleiben An schlechten Bezahlern ist nichts gelegen. Und noch eins. Du hast Deine Geschäftsbücher, das Kontobuch und das Tagebuch. Dadrin ist alle» schön vorzedruckt. Aber die Ein- träge. Theobald! Da findet sich so leicht kein» zurecht. Du sollst sehen, wenn wir die Rechnungen herausziehen, gibt's mit der Kundschaft Aerger und Streit. Mein' Bater ist auch kein Kaufmann gewesen, seine Bücher hat er aber musterhaft geführt."