Die Neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt. heit, langes Leben, Friede, Einigkeit. Er bheb stecken.
und dem Herrn Rühlmann sein Geld, das Du verfümmelst? Du wirst dem Latour nichts schicken. Tuft Du's doch, fahr ich, weiß Gott im Himmel, nach Nidda und fag's dem Herrn Rühlmann, daß der Dir den Star emal sticht!"
Gonder schäumte vor Wut, schüttelte die geballten Fäuste und schrie:
„ Du Buhlersche, stellst mich als Schludermuz hin! Das fag ich Dir, ehnder Du nach Nidda fährst und bei meinem alten Meister Kaljes machst, schlag ich Dir alle Knochen taputt!"
Grete, weiß wie die Wand, erwiderte fein Wort.
Nach dem Abendessen, das sie schweigend verzehrten, ging Theobald in die Krone. Grete wanderte in der Ladenstube auf und ab.
Um ein Haar hätte das Gewitter eingeschlagen, hätte Theobald sich an ihr vergriffen. Sie hob den Kopf. Das Geschäft stand auf dem Spiel. Da ließ sie sich den Mund nicht verbieten.„ Draußen haben sie mir die Hundsmuden ausgetrieben!" hatte er sich nach seiner Heimkehr bei ihr eingeführt. In Wahrheit war er der alte. Das hatte sich heute gezeigt. Ihre Meinung über ihn als Geschäftsmann stand schon bald nach der Hochzeit fest. Vom Kaufmännischen hatte er keine Ahnung. Und was ebenso schlimm war: bon Stund an, daß er ihres Baters Bermögen in Händen hatte, setzte er fich auf den hohen Gaul, war wie aus Rand und Band. Die Leute lagen ihm in den Dhren, er wäre ein reicher Mann. Und er glaubte es ihnen. Es fehlte ihm jeder Ueberblic. Das Geld wurde nicht warm bei ihm. Sie übte im Laden scharfe Kontrolle, ließ tein Schnißchen verfommen. Was sie damit gemann, ging beim Versand nach Frankfurt drauf. Allem die Krone aufzufeßen, nun das Schleudergeschäft mit dem Latour! Schmeling hatte. natürlich in seinen Sad hinein, dem Abkommen das Wort geredet, und Gonder war durch seine Unterschrift daran gebunden. Nach Nidda fahren, ihren Mann ausblamieren und den Altmeister mißtrauisch machen, durfte sie nicht. Sie überlegte und überlegte. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, dem gefährlichen Handel entgegenzuwirken. Wenn Theobald geliefert hatte, was er zu liefern verpflichtet war, würde sie ihm schwarz auf weiß nachweisen, wieviel Geld er zugesetzt hatte. Nahm er dann feine Bernunft an, würde fie zum Aeußersten schreiten, das Geschäft auf eine andere Bahn zu bringen.
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Tags darauf lenkte Theobald wieder ein und begegnete Grete mit Anstand und Freundlichkeit. Sie aber trat aus ihrer Zurückhaltung nicht heraus.
Am Silvesterabend braute er einen Punsch. Nachdem er den beiden Meggerburschen ihr Teil gegeben, trug er die Bowle in die Wohnung hinauf. Das starte Getränk behagte ihm sehr. Er becherte mächtig, indes seine Frau an ihrem Glas nur nippte.
Wie sie ihn mit seinem roten, gedunsenen Gesicht vor sich sah, war's ihr, als säße sie einem fremden Menschen gegenüber, dessen Gebarung sie widerlich fand.
Bom Turm der Liebfrauenkirche schlug es zwölf. Gleich darauf begannen die Gloden zu läuten.
Die Gefellen tamen in die Stube. Sie mahmen die Haden zusammen und setzten eine feierliche Miene auf.
Der eine hob an:
Wir wünschen dem Meister und der Meisterin ein fröhliches Neujahr, Gesund
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„ Und hernach die ewige Seligkeit!" sprang ihm sein Kamerad bei.
Gonder lachte in sich hinein und dankte. Als die Gratulanten sich entfernt hatten, trant er feiner Frau zu und sagte:
"
Was wollen wir uns wünschen?"
" Daß Du im neuen Jahr von Geschäften läßt, wo Hopfen und Malz verloren ist," erwiderte Grete ernst, und daß Du nicht mehr den Hochhinaus spielst!"
Je höher, desto besser!" rief er trotzig und fügte nach einer Weile hinzu:„ Du mußt ewig was zu ertern haben!"
Draußen fielen Schüsse. Er ging ans Fenster. Es war noch derselbe Spettatel wie in seiner Jugendzeit. Nur daß er nicht mehr dazwischen war. Er fehrte an seinen Platz zurück, füllte sein Glas und sprach:
,,' s gedenkt mir, einmal am Neujahrsabend hatt ich einen Sackpuffer. Und zog los. Der Ludwig Ibold macht' mit.' s war ihm freilich nicht wohl dabei. Vorm Schloß gab ich ihm die Pistol', er sollt schießen. Da schluckst er:" Schieß Du, ich steh derweil hinten und paß acht, daß der Polizeidiener uns nicht friegt!" Ich schoß, und' s tat einen Mordsknall. Wie ich mich umdreht, war der Ludwig verschwunden. Im Auswitschen ist er immer groß gewesen. Das hast Du ja selbst erfahren!"
Ihre Augen blickten finster.
"
,, Wie kommst Du darauf?" ,, Wie einem so was einfällt!" ( Fortfegung folgt)
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Die Maximalisten der englischen Revolution
Bon A. Conrady.
Als Cromwell am 8. September 1658 starb, witterten die Anhänger der fünften Monarchie Morgenluft. Wenigstens sechs Stunden vor seinem Tode schickten sie nach einem Bericht des Royalisten Barwid an den Prätendenten Karl Stuart ihre Sendboten in die meisten Teile Englands aus, um in Erwartung des Regierungswechsels alles auf den Posten zu bringen. Nach diesem Gewährsmann machten sie aus ihren Absichten schon fein Hehl mehr und waren höchst wahrscheinlich dabei, etwas auszubrüten". Barwid hatte vernommen, daß fie Lambert als General akzeptieren wollten und Harrison sich mit der nächsten Kommandostelle begnügen würde. Wenn ein Parlament täme, so werde die Partei der fünften Monarchie ihm sowohl zu Hause, als draußen zu schaffen machen. Wenn fie nicht die Kunst des Renommierens gelernt haben, so mag einiger Anlaß zu der Befürchtung sein, daß sie sich in den Sattel schwingen und auf uns allen herumreiten; doch sagen einige von ihnen, Euer Majestát merde feines andern Schwertes als des ihren bedürfen, um sich den Weg zum Thron zu bahnen, wenn es im Ernst zum Zusammenstoß fommt; denn die schwächere Partei merde lieber als der andern nachgeben, Euer Majestät Sache sich annehmen, und zwar zu Ihren eigenen Bedingungen." Der Briefschreiber spricht die Hoffnung aus, daß fie wahre Propheten sein möchten, und empfiehlt, daß die ronalistische Partei nicht zu früh eingreifen sollte, um die Gegner ficherer zu machen und folglich geneigter, sih miteinander zu streiten. Die Kavaliere machten sich also Hoffnung, die Anhänger der fünften Monarchie als Hebel zur Konterrevolution benutzen zu können, und unter diesen selbst gab es solche, die sich bewußt waren, als Werkzeuge der Reaktion zu dienen. Die Masse freilich war in ihrem
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Bettenfanatismus weit entfernt von der blasfesten Ahnung, daß ihr Treiben zur Konterrevolution führen könne und müsse, sondern lebten des Wahnes, daß, wie es in' Butlers Spottgedicht„ Hudibras" heißt, jeht der Heiligen Regiment lomme, wonach fie sich solange gesehnt und sich halb abgehungert für ein Reich nach des Münsterschen Wiedertäufers Johann von Leyden Schnitt, frei vom ägyptischen Stlavenfron der Ordnung und Religion.
Man pflegte sie in diesen Zeiten vor und nach der Restauration des Königtums ges wöhnlich vorzugsweise als„ Fanatiker" zu bezeichnen, und tatsächlich waren sie nun bei der größten Exaltiertheit angelangt. Manche Leute befürchteten, daß die Partei bei weiterem Wachstum zu Mezzeleien großen Stiles übergehen werde.. In den ersten Monaten des Jahres 1659 wurde ein Buch in Geheimschrift entdeckt, von dem sich bei der Entzifferung herausstellte, daß es die Namen von zahlreichen Persönlichkeiten enthielt, die zur Vertilgung bestimmt waren. Demgemäß galt in diesen Jahren als ihre Lehre, daß alle Gottlosen getötet werden müßten, und daß die Verruchten fein Eigentum an ihrem Besiz hätten. Einer der merkwürdigsten Heiligen" war Pordage, von dem der Ausspruch überliefert ist, er mache fich nicht mehr aus den höheren Ge walten, als aus dem Dred unter seinen Füßen; in Kürze werde es fein Barlament noch eine Obrigkeit oder eine Regierung in England geben, sondern die Heiligen wür den den Besitz der Gottlosen für sich nehmen, und die Verruchten würden ihre Sila ven sein. Um nun dahin zu gelangen, dach ten die Männer der fünften Monarchie sich der Hilfe der Armee zu bedienen, in der heftiges Mißvergnügen sich zu zeigen begann, seit Richard Cromwell seinem Vater in der Würde des Protektors gefolgt war, Die Quellen dieser Unzufriedenheit waren aber sehr verschiedenartig. Bei vielen mar es nur die Idee, daß die militärischen Interessen von der neuen Regierung nicht genügend respektiert würden. Bei anderen sah die Sache schon mehr nach einem Eins treten für die sogenannte„ gute, alte Sache" aus, indem fte der Auffassung waren, der junge Protektor habe die Absicht, sie aus ihren Stellen zu verdrängen, um die Armee in die Hände des höheren und niederen Adels zu bringen, wodurch der König hers eingebracht und die evangelische Freihell zerstört werden würde, für die sie solange geftritten. Solche Anschauungen waren bes sonders unter den Subalternoffizieren häu fig, während unter den Gemeinen auch die Fanatiker" starf vertreten waren, die auf den baldigen Anbruch des Tausendjährigen Reiches warteten; daneben gab es freilich große Mengen von Leuten, denen es nur um ihren Sold ging. Jedenfalls, die Leute des Taufendjährigen Reichs unterstüßten die militärische Bewegung gegen Richard Cromamells Protektorat und Barlament. Auf die fomplizierten Einzelheiten dieser inneren Kämpfe fann hier nicht eingegangen wer den, es sei dafür auf des Verfaffers Ge schichte der Revolutionen" verwiesen. Das Ende vom Liede war, daß im April 1659 die Armee den Protektor nötigte, das ihm ergebene Parlament aufzulösen und damif faktisch auch selber abzudanken.
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Der Zeitgenosse Evelyn schreibt in seinen Tagebüchern über diesen wunderfamen und plöhlichen Wechsel und das Ringen meh rerer Führer und Parteien um die Regies rung, es sei alles Anarchie und Verwirrung, und etwas später, die Nation befinde fich jest in äußerster Berwirrung und Ungewiß heit zwischen der Armee und den Sektie rern. Die Angst vor den letzteren, insbe sondere vor den fanatischen Anhängern der fünften Monarchie war bereits sehr groß und trieb schon große Mengen von bisherigen Anhängern des Protektorats ins royalistische Lager. Dabei waren die Fana