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Die Neue Welt. Illufiriertes Unterhaltungsblatt.

petersäure, während man außen um den ebenfalls rund gestalteten Zinkteil die ver­dünnte Schwefelsäure goß. Von dem früher benutten Kupfer mußte man aber absehen, weil es in Calpetersäure rasch zer­stört worden wäre. Statt dessen griff man zu dem zwar säurefesten aber furchtbar teuren Platin. Es war natürlich, daß sich die Verwendung derart kostspieliger Batte­rien nur auf vereinzelte finanziell günstig gestellte Institutslaboratorien beschränken fonnte. Anders wurde es, als man in der zu Blöden und Tafeln geschnittenen Re­tortenfohle einen billigen Stoff fennen lernte, der dennoch an elektrochemischer Wirksamkeit mit dem Platin wetteiferte. Das von Bunsen   erdachte Element zeichnete sich durch relativ hohe Spannung, 2 Bolt, fehr intensive Ströme und gute Ausdauer aus. Wegen seiner niedrigen Anschaffungs­toften wurde es überall benügt, solange man feinen Maschinenstrom hatte. Es war das galvanische Element aller Forschungs­ftätten. ging ins gewerbliche Leben über, fand Eingang sogar bei Dilettanten, und in allen den Kreisen blieb es bis in die Gegen­wart hinein beliebt. Für die stundenlange, träftige Leistung nimmt man die Nachteile in Kauf, die in der Zersehung der Salpeter­fäure mit ihren äßend- ftidigen, Giftdünften und in dem baldigen Verbrauch der Teile gutage treten

Das strifte Gegenstück hierzu bilden alle jene Elemente, die aus dem Daniellschen hervorgegangen sind. Die Urfonstruktion enthielt in einem Glasbecher einen Ton­gylinder, worm ein Zintblod, anfangs in Schwefelsäure, fpäter in Glaubersalzlösung, tauchte, während außen darum ein Zylinder aus Kupferblech in Kupfervitriolflüffigkeit stand. Die stromerregende Aufzehrung des Bints ging in dem Salzwasser langsam vor fich. Ein ruhiger, Stetiger Depolarisator ohne Aufbrausen von Säuredünsten war ebenfalls das Kupfervitriol. Die Strom­lieferung war deshalb schwach die Span­

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Telephon und Telegraph vor hundert Jahren. Die Erfindung dieser beiden Schnellverständigungsmittel liegt bekannt­lich schon geraume Zeit zurüd. Immer­hin ist es nicht unintereffant, Reitgenossen über die Anfänge diefer Einrichtungen zu hören. In London   so lesen wir in dem Berliner   Modenspiegel in- und auslän­discher Originale" aus dem Jahre 1836 find zinnerne Röhren erfunden worden, mittelst deren man Befehle aus einem Zimmer des Hauses bis in die entlegenften Teile befördern tann, so daß z. B. der Rutscher im Stall den Auftrag vernimmt, welchen sein Herr ihm aus dem innersten Gemach zuruft Diese, leider nicht näher angedeutete Erfindung wäre von außer­ordentlichem Nuzen für Herrschaft und Dienstleute, deren ersteren viele Wieder­holungen ersparen würden, während die Domestiken bedeutend geschont wären, in­bem sie nicht erst auf den Ruf der Klingel erscheinen und Ordre einholen müßten, fondern gleich den Wunsch ihrer Gebieter erführen und vollziehen könnten. So­bann berichtet F. Geiftbed in seinem Preußen in alter Zeit" über den Tele­graph folgendes: Das primitivte Ver­fahren einer Fernbotschaft wählt die be­tannte afuftische Methode, durch Abklopfen bes Alphabets bis zu bestimmten Buch­staben auf fleinere oder größere Distanzen Worte zu vermitteln. Merkwürdig spät ist man auf die Erwägung gekommen, daß eine telegraphische Uebermittlung auf op­tischem Wege doch viel schneller bewert­

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nung ungefähr 1 Volt aber man fonnte eine solche Batterie beliebig lange Zeit zu­fammengefekt stehen lassen, ohne Zerstörung befürchten zu müssen. Während der ganzen Zeit stand jedoch der bescheidene Strom stets und ständig und auf lange Dauer zur Ver fügung Die beste Vervollkommnung der bildete das Mei­Kupfervitriolelemente

dingersche, das ebenfalls bis in unsere Ge­genwart geblieben ist, und zwar wegen sei­

nes

enormen praktischen Wertes: seine folossale Ausdauer in der Stromlieferung befähigte es zur Stromquelle der Verkehrs­telegraphie. Zu Tausenden arbeiten der­

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Seuroche

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Mit dem 1. Preise gekrönte Briefmarken zur Erinnerung an den Zusammentritt der Nationalversammlung

artige Batterien in ihrer ruhigen, gleich­förmigen Art, und immer bereit, dem in die Ferne schreibenden Wort die Flügel ihrer Kraft zu schenken.

Von den ersten mit Salmiaffalz wirken­den Elementen hätte man wohl faum ge= dacht, daß sie den Stammbaum zu einem System darstellten, dessen Nugen in der Jegztzeit nicht hoch genug zu schäzen ist Im Gegensah zu den vorhin beschriebenen ent­halten alle diese Elemente den Depolarisa­tor in unlöslicher Form als ein Manganerz, Braunstein Die ersten Konstruktionen waren mi einem Tonzylinder ausgerüstet, der den feingeförnten Braunstein rings um eine Rohlentafel barg und in einem vier­edigen Glaje stand, wo in der einen Ede

Aus allen Ecken

stelligt werden und für viel weitere Strecken bestimmt sein fönne. Erst dem franzöfifchen Ingenieur Claude Chappe   ge­lang es nach mehrjährigen, ton feinen Brüdern und Freunden unterſtükten Ver­fuchen, brauchbare optische Telegraphen herzustellen.

Ihr Wesen bestand darin,

daß drei Balten an einem weithin ficht­baren Ort an einem Gestell derartig be­festigt waren, daß fie, in vielfachen Kombi­nationen zusammengestellt, eine große Rahl bestimmter Zeichen geben konnten. Die Beobachtung und Nachbildung eines Zeichens von einem Apparat bis zum etwa 150 Meter weiteren erforderte unter günftigen Umständen zwanzig Sefunden. Bon Toulon nach Paris  ( zirfa 300 Kilo­meter) brauchte ein Zeichen zwanzig Mis nuten. Die erfte derartige Linie wurde 1794 zwischen Baris und Lille   vollendet. Nach und nach wurden in Frankreich  Linien von 5000 Kilometer Länge herge­stellt, die sämtlich in Paris   zusammenliefen. Andere Länder folgten bald mit ähnlichen Einrichtungen, so England, Shweden Deutschland  , Dänemark   und Italien  . Die bedeutendste deutsche   Telegraphenlinie die­fer Art verband Berlin   mit Köln  . Bei Nacht und Nebel, bei starkem Regen und Schnee war natürlich eine Beförderung

von

folchen telegraphischen Nachrichten nicht möglich. Außerdem war ihre Ueber­mittlung mit fo großen Roften verbunden, dak sich nur ganz Reiche und staatliche Behörden die Benukung des optischen Telegraphen leisten konnten.

die stabförmige Bintelektrode angebunden war. Solche Elemente gaben ihren Strom nur momentan and in größeren Pausen ab, doch ziemlich kräftig. Sie waren außerdem sehr anspruchslos und in ihrem ganzen Wesen für elektrische Haustlingeln passend. An Stelle des Longylinders ordnete man später einen mit dem Depolarisator gefüll ten Leinwandbeutel um einen Rohlenftab an, der inmitten eines Zintblechzylinders in einem rupden Glase postiert war. Die bessere Leistung dieser Beutelelemente, ihre Spannung von 1,5 Bolt, machte sie für Signalzwede aller Art geeignet und ließ sie in Legionen für Lokaltelegraphie, für Feuermelde- und Telephonanlagen Ber wendung finden. Doch noch beliebter wur­den die auf derselben Basis beruhenden Trockenelemente, bei deren Zusammen­fehung aber sowohl in bezug auf den beson­ders gemischten Depolarisator, als auch auf die chemisch arbeitende Flüssigkeit Fabrik­geheimnisse ebwalten. Jene ist ein dünner Leig, der das Innere des Elements aus. füllt und oben durch einen Bech- Asphalt­verguß abgeschlossen wird. Die anderen Elemente bieten zwar den Vorteil, daß man fie nach der Erschöpfung reinigen und neu füllen tann, wogegen die Trockenelemente gänzlich verbraucht sind, sobald ihre Strom­lieferungsfähigkeit einmal aufcehört hat. Die Trockenelemente bieten dafür in der Zeit ihrer Tauglichkeit jedoch eine Leistung, die die anderer ganz beträchtlich über­trifft.

Das glänzendste Beispiel dafür sind die mit allem Raffinement der Fachtechnik fabri­zierten Taschenbatterien. Wir waren einft­mals froh, ein mangelhaft glimmendes Lämpchen mit filoschweren Batterien er leuchten zu können Heute liefert eine fleine, leichte Batterie in wahrhaftem Zwerg­format jederzeit einen Strom, der eine Lampe zur deutlichen Helligkeit speist und es uns ermöglicht die Unannehmlichkeiten finsterer Nacht zu bannen.

C. H.

Eine Heiratsannonce aus dem Jahre 1812 befindet sich in einem alten Band der Boffischen Zeitung", die dieses Berliner  Blatt nach dem Pariser Intelligenzblatt" jener Tage zitiert. Man ersieht aus die­sem Zeitdokument, daß auch damals die Ehen nicht ausschließlich im Himmel ge­schlossen wurden Das charakteristische Inserat hatte den Wortlaut: Herr Xy, 46 Jahre alt ehemaliger Dragoner- Kapi­tain, von einer Bension von 1200 Franken lebend, hat das feltene Geheimnis gefun den, zufrieden zu leben. Immer heiter, bisweilen gefühlvoll, nie unglüdlich, aber des ledigen Lebens müde, und vollkommen gewiß, einer Frau, die sich mit ihm verbin den möchte, keine Langeweile zu machen, wünscht er, eine feltene Person zu finden, die ihr Glück darin sekte, das Glück eines anderen zu machen, und sich entschließen fönnte, viel zu geben und wenig zu emp fangen. Er will sichs übrigens gefallen laffen, in feine Gemeinschaft der Güter zu treten, errötet aber nicht, von seiner Ru fünftigen Wohltaten anzunehmen. Anzeige schließt mit den Worten: Das jovialische Gemüt des Unterzeichneten ist mehr als einmal auf 10 000 Franken jähr lich geschäkt worden.

Die

Lebensweisheit. Wie die Philosophie nach dem ersten Grunde der Dinge, die Kunft nach dem Ideale der Schönheit, so strebt die Geschichte nach dem Bilde des Menschenschicksals in treuer Wahrheit, lebendiger Fülle und reiner Klarheit.( W. v. Humbold.)

Nachbend des Jahalis verboten Berantwortl. Redakteur L. Salomon- Seisen Berlin.( Alle für die Stebat in bestimmten Sendungen find zu richten nach Berlin  , Lindenstr.:) Rerlag Hamburger Bubbruderei und Berlagsanftalt Auer& Co. Hamburg. Druck Borwärts Buybruderet und Berlagsanstalt Baul Singer& Co.. Berlin   SB 68.