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Die Neue Welt. Illustriertes Unterhaltungsblatt.

paar rechnen, wie vielfach die ganze Mensch­heit ineinander verwandt ist, und wieviel Ursache sie also hat, fich geschwisterlich zu behandeln. Ahnenverlust und Kinderverlust find bann Menschengewinn und Menschheits­gewinn. Alle Menschen werden Brüder..."

Danzig   und die Weichsel­mündung

Durch die Errichtung eines selbständi­gen polnischen Staatswesens im Osten Deutschlands   ist nicht nur die Beichselfrage aftuell geworden, sondern auch das Schid­fal Danzigs   in den Bordergrund des öffent. lichen Interesses gerucht Diefe, alte deutsche Hansastad: begehren die Polen   als Ditjes hafen für ihr Reach Eine Abtretung Dan­gigs aber würde für Deutschland   eine wirtschaftliche Lahmlegung seines Ostens und eine politische Berreißung seiner nach Rußland gravitierenden Landestelle be beuten.

In ihrem ganzen Stadtcharakter hat Danzig   eine gewisse Aehnlichkeit mit Nürn berg; die mittelalterliche Blütezeit belber Städte fällt ja auch gewissermaßen zufam. men Beide blühten durch Handel und Handwerk empor. Im Jahre 1308 zog der Deutsche Ritterorden in Danzig   ein; etwa etnundeinhalb Jahrhunderte hindurch übte e: feine Macht aus. Handel und Wandel hoben die Bebeutung der an der See gele­genen Stadt. Em behäbiger Wohlstand 80g in ihre Gassen ein, und manches alte Gebäude, das als charakteristisch für Da Bigs Eigenart hingestellt werden tann,

Der

Der Urheber der Bezeichnung National­verfammlung. Deutschland   hat wie im Jahre 1848 eine fonftitulerende Nationalver­fammlung" Eine solche war, als die März revolusion fie in Deutschland   auf die Tages­ordnung brachte, in Frankreich   infolge der Februarrevolution bereits einberufen. Diese französische   Nationalversammlung von 1848 aber hatte wieder ihr Vorbild in der Ron­ftituante von 1789. Nach der verfassung­gebender ,, Nationalversammlung" der großen Revolution heißen alle späteren Boltsvertretungen mit dem aleichen Na­men. Bon fener großen parlamentarischen Rörperschaft aber war die Annahme dieser Bezeichnung eine revolutionäre Tat. britte Stand der Generalstaaten  , denn solche waren von der Regierung einberufen, ver­wandelte fich dadurch aus einem Teil einer in drei Kammern geschiedenen Ständever­fammlung in eme moderne Boltsvertretung, mobet man allerdings den Vertretern des Abels und der Geiflichkeit den Eintritt in biese offen ließ. Nach der gangbaren Ver­flon erklärte fich der dritte Stand auf An­trag des allbetannten Abgeordneten Siénès aur Nationalversammlung. Das ist aber nicht genau. Vielmehr hatte Siéyès am 15. Juni 1789 bie Annahme der Bezeich nung Bersammlung der anerkannten und beglaubigten Vertreter der französischen  Nation als einzige augenblicklich annehm. bare vorgeschlagen. Diefer Titel war zwei­fellos nicht hervorragend glüdlich gewählt.. Mirabeau   fam mit dem Vorschlage Ver. treter des französischen   Volkes. Das gefiel auch nicht, weil dem Wort peuple noch et was Geringschäßiges anhaftete, und auch andere Einfälle fanden feinen Anklang. Am Schluß der Tagesfißung vom 16. Juni aber Lam   mit Mühe und Not ein unbekannter Abgeordneter des Namens Legrand zu Worte und brachte einen Beschlußantrag

flamit aus fenen Tagen. Unsere Bilder vom Artushof, vom Bürgerhaus aus dem Stadtinnern, von der Spelchergegend und der alten Marienkirche werden das am besten illustrieren.

Darn tam Danzig an Polen  . Nahezu dreiundeinhalbes Jahrhundert hatte es, zu­sammen mit dem übrigen Westpreußen  , die jagellonische Herrschaft zu tragen. Trog mancher Härte und Mißwirtschaft paste fich die Stadt den neuen Verhältnissen an, wurde größer, voltceicher, machtvoller und vermögender. Erst als die Schweden   mit

Freiheit

Die Freiheit läßt sich nicht gewinnen, Sie wird von außen nicht erstrebt, Wenn nicht zuerst sie selbst tiefinnen Jm eigenen Bufen dich belebt. Winst du den Kampf.ben großen, wagen, So seh' zuerst dich selber ein: Wer fremde Fesseln will zerschlagen, Darf nicht sein eigner Stlave fein!

R. Prut.

den Polen   in Krieg gerieten, hatte auch Danzig   darunter zu leiden.

Die erfte Teilung Polens  ( 1772) brachte wohl für Westpreußen   die ersehnte Be freiung, nicht aber für Danzig  , das weiter bei Polen   verblieb. Einundzwanzig Jahre später schlug auch für Danzig   bie Stunde der Erlösung. Wenige Jahre darauf wird die Stadt durch den Tilsiter Frieden zu

Aus allen Ecken

ein, in dem es zwar zu Beginn hieß, daß die Versammlung sich als Generalversamm lung fonftituierte, zum Schluß aber, daß fie in ihren Entschließungen durch kein aa­gebliches Einspruchsrecht aufgehalten wer den könne, das sich von der Unteilbartelt einer Nationalversammlung absondere. Da Legrand wohl noch nicht recht das Dhr des Haufes gefunden hatte, meldete er sich in der Abendfizung nochmals zum Wort und er­reichte mit Ach und Krach, daß er seinen Antrag nochmals verlesen tonnte. Und nun übernahm Siéyès   aus dem Legrandschen Antrag den Ausdrud Nationalversammlung in seine Resolution, indem er das Wort verlangte um eine sehr große Veränderung in seiner Motion anzufündigen, und vor­Schlug, darin anstatt von anerkannte und beglaubigte Vertreter der Nation" zu sagen Nationalversammlung". Der letzte Redner, der in der fortaefekten Debatte, furz vor Mitternacht, noch zu Worte tam, der Abg. Biouzat, erklärte, dafür zu stimmen, daß man sich als Nationalversammlung tonfti­tuiere, und bereit zu sein, dies mit seinem Blute zu besiegeln Donach wurde die Ab­ftimmung auf ben 17. Juni vertagt und an diesem Tage beschloß man mit 491 gegen 90 Stimmen, den Siénèsschen Antrag in feiner legten Gestalt anzunehmen. also mit der Bezeichnung Nationalversammlung. Dieser Ausdrud geht also unmittelbar auf­den Abg. Legrand zurüd. Es muß aber hinzugefügt werden, daß das Wort in dea lekten vorhergegangenen Wochen schon öfter aebraucht worden war, so am Beginn der Sigung vom 15. von dem geistlichen Abg. Marolles, der sich dem dritten Slande anschloß und in seiner Rebe die unumgäng liche Notwendigkeit der gemeinsamen Be glaubigung der Bollmachten einer Natio nalversammlung" betonte. Und schon am 13. Ma' hatte Chapelier in den Motiven

einem Freistaat ertiärt, der in seinen Mauern eine französische Besaßung zu bes Erst im Jahre 1813 herbergen hatte. ward Danzig   bann endgültig wieder von Mit zahl preußischen Truppen befeßt. reichen anderen Städten Deutschlands   nahm auch dieser bedeutsame Ostseehafen an der rapiden Entwicklung des letzten halben Jahrhunderts teil. Das moderne Danzig  ist eine beachtenswerte Großstadt gewor den, ein fester Stüßpunkt für die Ausbrei tung sozialistischer Ideen und gewerkschaft licher Werbearbeit im Often unseres Bater landes

Namentlich vom Wasser aus gewährt der Anblick der breit fich lagernden Ostsee  Die stadt ein überaus malerisches Bild. alten Giebelhäuser sind überfrönt von ben schlanken Türmen massiger und hoher Kire chen. Schmale Gassen durchlaufen in Krüme mungen und Windungen das Stadtinnere. Manch altes Wahrzeichen ist noch an eine zelnen Häusern zu beobachten. Ein lärmen des, lebhaftes Getriebe durchpulst Gaffen und Pläke. Nur nach den Außenstädten hin wird es stiller und ruhiger

Inmitten des überaus fruchtbaren Weiche felmündunggebietes baut sich die Stadt auf. Stattliche Dörfer, saubere Fischerortschaften, idyllische Sommerfrischen haben ihren Krang um die alte, graue Stadt gelegt. Gute Ber bindungen sorgen für leichte und häufige Zufahrt und Abfahrt. So nimmt man gern liebe Erinnerungen aus dem alten Ostseenest mit sich. Man gewinnt Dan zig lieb, wenn man nur ein paar Wochen in seinem Gaffengewirr geweilt hat. Unb man behält, ohne daselbst geboren zu sein, bie Stadt gern in gutem Angedenken.

Am

eines Beschlußantrages beiläufig davon ge sprochen, daß Gemeinsinn das erste Bedürf nis der Nationalversammlung fei. 16 Mai Iprach Malouet von der Notwendig feit, die Nationalversammlung nicht länger in Untätigkeit verharren zu lassen, und am 18. Mai wandte sich Mirabeau   gegen Cha pelier mit den Worten: Ein so wichtiger, fo neuer, so tiefeinschneidender Schritt, wie ber, uns für die Nationalversammlung zu erflären, die anderen Stände als nicht er schienen auszuschließen, fann nicht reiflich genug erwogen und ermessen, nicht würdig genug getan werden; er müßte selbst andere Handlungen nach sich ziehen, ohne welche unser ganzer Erfolg eine Auflösung sein würde, welche Frankreich   den schrecklichsten Unordnungen überlieferte." Genug, man fieht, daß der Ausdrud in der Luft lag und, wie so viel Bedeutendes, nicht sowohl aus dem Geist eines einzelnen, als aus dem Zeitgeist geboren worden ist 1).

Lebensweisheiten.

Ich habe den Glauben, daß wir nicht geboren sind, glücklich zu sein, sondern um unsere Pflicht zu tun, und wir wollen uns fegnen, wenn wir wissen, wo unsere Pflicht ift. Nieksche.

Räffel- Aufgaben Silbenrätsel.

Aus den Silben an bon er eto fang fer ge gor ha hon io la Il ment na nef ni nim ra rach reu rob fa ste ter ter tur ut bilde man 12 Worte fol gender Bedeutung: 1. Berfeßungsmittel. 2. Norbe beutscher Dialektdichter. 3. Schwäbisches Adeld geschlecht. 4. Frauenname. 6. Rheinische Stadt. 6. Hohlmaß. 7. Berson ber griechischen Sage. Berühmter Jäger. 9. Englischer Feldhere. 10 Wüfte. 11. Ruffifcher Dichter. 12. Beitlicher Begriff. Sind bie Worte richtig gefunden, fo nennen die Anfangsbuchstaben von oben nach un ten, ble Endbuchstaben, in umgekehrter Stethenfolge gelefen, ein Frühlingsvergnügen.

8.

( Namen der Rätsellöser werden nicht veröffentlicht.)

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