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, die Sinfern, dacht, ich wär mit der Belztapp geschossen-"
Die fleine Frau unterbrach sich. Auf thren Baden brannten Flämmchen. Ber schämt legte sie ihre Hand auf der Freun din Schoß.
Ja, Grete, Du dentst's vielleicht auch, weil ich das all so heraussprakel und noch nicht emal gefragt hab. wie Dir's geht!"
Bei mir, Else, sieht ein. Tag wie der andre aus," antwortete Grete. Ich hab im Geschäft tüchtig zu schaffen. Der Abend gehört mir."
"
Du Armes haft schrecklich viel aushal ten müssen!" sagte Else mitleidsvoll. Grete holte tief Atem.
Ja. Else, ich hab viel ausgehalten. Aber ich belad feinen damit. Ich bin emal fo. Ich muß es mit mir abmachen." ,, Du hast eine starke Natur, Grete. Dadrum hab ich Dich immer beneidet. Daß Du wegen der Stell beim Herr Martini in Bil bel so furz abgeknüpft warst, hat mir sehr leid getan. ' s ist ein feiner Mann. Er hat jetzt eine Stüge. Metnem Bedunk nach bleibt sie nicht lang. Sie hat nicht die rechte Art, mit den Kindern umzugehen."
Ich fonnt Dir das damals nicht so schreiben, Else. Ich bin dem Herrn Rühl mann vom Theobald her noch Geld fchuldig. Das muß ich erst los fein. Her nach werd ich sehen, was es mit mir gibt."
Else sah die Freundin forschend an.
" It's wirklich nur des fentwegen, daß Du hier bleibst?"
,, Nur dessentwegen," ver. fette Grete unbefangen. Was meinst Du denn?"
Ach, ich mein nur so." " Du hast doch etwas?" Else sentte den Blick.
' s wär nicht recht von mir, wenn ich hinter dem. Berg halten wollt. In der Stadt heißt's, Du lätst wie
der mit dem Ludwig Ibold gehen."
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fann mir von leinem was vorschreiben lassen!"
Ich versteh Dich nicht," sagte Else bestürzt.„ Wer nichts zu verlieren hat, kann schon was wagen. Du hast viel zu ver. lieren, Grete. Nimm Dich in acht!"
Eine fleine Weile stockte das Gespräch. Dann sprachen sie von andern Dingen. Doch tam fein herzlicher Ton mehr auf.
Grete nahm, als die Freundin sich verabschiedet hatte, ihre Flidarbeit nicht wieder zur Hand, sondern schritt in der Stube auf und ab.
Im Laden drunten, das hatte sie wohl bemerkt, tuschelten Käufer und Käuferinnen miteinander und sahen sie von der Seite an. Jetzt. da Else Röber als Warnerin erschienen war, ging ihr ein Licht auf, was das Getäts zu bedeuten hatte. Nachgerade
Jüngster Tag
Einst wird die Sonne uns verschütten Unter die Wunder ihrer Herrlichkeit. Einst werden armselige Herzenshütten Paläste bruderfroher Einigkeit.
Einst wird das Leid vor seiner Glut verzagen, Der Gram fich grämend durch den Tod befrein, Der Haß sich furchtbar hassend selber schlagen, Der Tod sein eigner Henter sein.
Die bittere Entsagung wird sich selbst entsagen, Der Fluch an seinem eignen Wort zerschell'n, Die Not wird schlotternd ihre eignen Retten tragen, Der Krieg fich seinen Jammer in die Ohren gell'n.
„ Der Wilhelm?" Jawohl."
„ Das hätt ich nicht gedacht.
" Horchen Sie emal zu! Die Turner haben gestern einen Ausflug gemacht. Der Wilhelm war mit. Am Landgrafenborn wurd gefrühstückt. Mein Wilhelm langt' großbratschig eine Zervelatwurst.aus seinem Rucsac Und spendiert sie. Wahrscheins hatten die Turner lang so feine billige Wurst gegessen. Die tät nach mehr schmecken, meinten sie. Wupp! langt mein Wilhelm noch eine Wurst aus dem Rudsad. Und da haben sie ihn hoch leben lassen. Einer, der dabei war, hat mir alles verzählt. Heut abend hab ich den Wilhelm vorgenommen. Wo er die Würst hergehabt hätt. Aus der Räucherkammer, spricht er. Samstag, wenn er seinen Lohn fräg, wollt er's mit mir ver
Die Trennung wird sich selber trennen und zerspalten, Der Hunger an sich selbst verhungern und verwehn, Lieblosigkeit wird an sich selbst erstarren und erkalten, Und das Verbrechen wird sich furchtbar an sich selbst vergehn.
Doch über die Entwandlungen, den brüchigen Verfall, Stürzt ungeheuer Gottes milde Macht,
Und reißt die Liebe all der Seelen unvergänglich in das All, Die einst kein Erdentag in ihrer Glut entfacht.
Grete richtete sich auf und sah die Freun din frei an.
' s war der reine Zufall, daß mir der Ludwig Ibold begegnet ist. Er war schwer. frant. Wir haben miteinander gesprochen. Das ist aber auch alles. Was die Leut pu latschen, ist Lügenwert!"
Der fleinen Frau schien eine große Gorge genommen.
Ich glaub Dir, Grele. Ich weiß, daß Du nichts hehl vor mir hältst. Wie ich die dummen Reden hört', frag ich einen Schred, und es tat mich schaudern. Wenn nu auch nichts an der Sach ist, ich rat Dir aus gutem Herzen: fei nicht unversonnen und meid ben bösen Schein. Der Theobald mag gewesen sein wie die Hack am Stiel, er war Dein Mann. Nach dem, was passiert ist, darfst Du mit dem Ludwig bold nicht mehr sprechen!"
Greie zog die Brauen zusammen. ,, Da dent ich ganz anders wie Du. Und
Hans Gathmann.
war sie daran gewöhnt, in der Leute Mäuler zu sein. Ob eine Frau vereinsamt und schußlos war, danach fragten sie nicht. Ihr, der Grete, fester Wille war: fie ließ das schmußige Gewäsch mit Gleichmut über sich ergehen. An ihr reines Gefühl für Ludwig Ibold rührte es nicht. Sie trug's wie ein stilles Geheimnis in sich: sie hatte ihn lieb. Wohin das Schicksal sie verschlug, sie würde ihn immer lieb behalten.
Am selben Abend schickte der Altmeister Grete den Lehrling und ließ sie bitten, zu ihm zu kommen. Er wolle etwas mit ihr bereden.
Grete verfügte sich alsbald in Rühlmanns Zimmer.
Der empfing fie mit den Worten: ,, Eine Neuigkeit, aber feine gute. Wir haben einen im Geschäft, der stiehlt!" ,, Ach nee!" rief Grete. Wer soll denn das sein?"
„ Unser Gesell."
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rechnen.„ So," sagt' ich, " Samstag wollten Sie's mit mir verrechnen. Ei wie pünktlich!" Am liebsten hätt ich den Gauner gleich her. ausgeschmissen. Ich hab nur auf den Stupp feinen Erfah. Was soll ich machen?"
" Ich hab den Wilhelm für ghrlich gehalten," gab Grete ihre Ansicht fund. ,, Schlau ist er nicht. Sonst hätt er sich sagen müssen, daß so was herauskommt. Vielleicht, daß er sich bessert, wenn Sie ihm ins Gewissen reden. Freilich, einen im Haus zu haben, dem man nicht traut, das ist schlimm. Jch mein, Sie sollten sich in aller Ruh nach einem anderen Gesellen umtun. Finden Sie einen, der Ihnen paßt, fchiden Sie den Wil helm fort."
"
Dem Altmeister leuchtete der Vorschlag ein. Aber er hatte noch etwas auf dem Herzen. Das mußte her unter. Diese Woche hat mir meine Tochter geschrieben," begann er. Benn ich nicht wieder zu ihnen nach Nidda fäm, wollten sie sich eine fleinere Wohnung nehmen. Ich möchte mich vor Quartalsschluß äußern, daß sie wüßten, wie oder wann. Ich bin mit mir En reinen: ich bleib hier. Ich kann's. Ihnen ja sagen, Grete, ich hab mich bei meinen Kindern nicht wohlgefühlt. Mein Schwizger.. sohn ist nicht mit den besten Haaren gezeist. . Ich hab zu meiner Tochter gesprochen:„ Du haft ihn emal und mußt sehen, wie Du mit ihm austommst!" Anstatt, daß fie fünf gerad sein läßt, gibt sie Widerwort:. Und da ist Polen auf. Sie könne mir's glauben, Grete, alsfort das Gefappel zu hören, war fein Vergnügen. Hier hab ich meine Ruh. In Nidda war auch meine Gefundheit nicht die beste. Einmal taten mir die Arm fengeln, ein andermal die Bein': Das ist alles wie weggeblasen. Das Blut hat gestockt. Die Arbeit schafft's jetzt durcheinander. Ich bin noch in meiner Kräftigkeit. Das Faulenzen ist nig für mich. Was das Geschäft anbelangt:' s läuft gut und ernährt feinen Mann. Wenn's sein soll, auch noch eine Frau. Dessentwegen wollt ich mit