ging, und seine schwerfälligen Schritte tappten durch die Nacht.
,, Vielleicht hat der Alte recht," sagte nun Chi- Den, wenn wir friedlich sind, wird man uns verschonen. Ich will feinen Krieg ich will leben." Und er wandte sich ebenfalls zum Gehen.
" Dummfopf," rief Su- Fan, und seine Stimme war verzweifelt,„ Dummkopf. Leben wollen wir alle. Darum müssen wir ja Krieg führen weil man uns alles, auch das Leben
nehmen will."
Nein, nein," Chi- Den schüttelte seinen fablen Kopf ,,, ich fann auch leben ohne dem Krieg. Er schloß die Türe hinter sich.
Gehe nicht in den Krieg, Su- Fan," sagte nun La- Pe und flammerte sich an Su- Fans Arm. Was soll aus mir werden, wenn du fällst, was soll werden aus Pao und Sin?
Gehe nicht in den Krieg!"
,, Gehe ich denn freiwillig?" fragte SuFan verwundert. Ma- Tschau sah ihnen zu und sog an seiner falten Pfeife. Ich gehe doch, weil man mich zwingt."
,, Wer zwingt dich, Su- Fan?" sagte LaPe, und ihre Stimmne zitterte.
., Wer mich zwingt? Der Feind! Ich will in Frieden hier leben, bei dir, er fuhr La- Pe über die blauschtvarzen, glänzenden Haare ,,, bei den Kindern. Doch der Krieg kommt und reißt mich fort. Der Krieg, den wir erst beenden müssen, um in Frieden leben zu können."
,, Dann geh'," sagte Ma- Tichau höhnend, ..geh, du Tor, und stirb. Wir werden leben bleiben." Er ging grußlos aus der Hütte.
Schweigend padte Su- Fan die Sachen in seinem Beutel zusammen. Schweigend nahm er das Getvehr aus dem Versted und flapperte mit dem alten, halb eingeroſteten Verschluß. Schwelgend sah La- Pe ihm zu.
3
-
Ein Menschenfreund
Nun sind schon viele Monate vergangen,| Mag Winter, erleichtert werde. Auf diesen seit eine kleine Schar von Freunden im fernen Blättern, die erst lange nach seinem Tode zu uns Kalifornien von dem im Eril verstorbenen famen, spricht Mar Winter von sich selber. österreichischen Sozialisten Mar Winter Abschied nahm. Als damals die Todesnachricht zu ruf zu ſchreiben. Wohl aber mögen einige Dem Freunde ist nicht nochmals ein Nacha uns fam, griff sie den Freunden, denen, die Sätze, die aus jener Niederschrift zitiert wera Mar Winter gut gekannt hatten, schmerzhaft and den, das Charakterbild Mag Winters ergänzen, Herz. Augen feuchteten sich, wehmütige Geden lieben Freund uns noch lieber machen, die danken flogen über das Meer, den toten Freund Erinnerung an ihn stärken und uns noch fester zu grüßen, und vor den Freunden erstand, als bisher an den Sozialismus binden, an diese während sie seiner gedachten, das Bild dieſes große und schöne menschliche Grundhaltung, die Mannes mit dem grauen Knebelbart und der Menschen wie Mag Winter, zu so reinen, guten gütigen Augen und sie glaubten sein weiches, und durch ihre Güte wirkenden Menschen werden freundlich Wienerisch zu hören... Und ihnen ließ. fiel ein, daß dieser Desterreicher, dieser Mann, der nirgends sonst al3 in Deſterreich hätte
-
wachen können, ausgebürgert worden war, weil er über die Zukunft seines Vaterlandes anders dachte als die durch Ueberlegenheit der Gewalt zur Macht Gekommenen. Und sie wußten: aus bürgern hatte man Mag Winter können,
( Von einem Dachgarten) Dort hinten liegt der Fluß im Farbenglanze Der roten und der grünen Flackerschilder. Sie hüpfen irrlichtgleich in schnellem Tanze Und zaubern in den Wassern Wunderbilder.
-
Die Wagen rafen. Ihre Räder furren. Die Hochbahnmaschinen knirschen, ächzen,
stöhnen.
Druckpreffen stampfen,
-
Knurren
-
-
und mit dumpfem
In weiter Ferne – brummen Schifffirenen. Die Luft ist llar.- Viel taufend Sterne schmüden
schon an der Schwelle des Greiſenalters, eine Vor vielen Jahren, als Mar Winter, Südamerika - Reise angetreten hatte, schrieb er diese Blätter. Er schrieb sie in der Bahn, als der Bug ihn über die verkürzten Grenzen Süd- s Steiermarts hineintrug nach Südslawien , vorbei an dem einst südsteierischen Badeort Tüffer, der jetzt Lasto heißt. Im Jahre 1864 war in der Südbahnstation Markt Tüffer ein junger Eleve namens Julius Winter eingetreten. Im nächsten Jahre heiratete er die älteste Tochter des dortigen Arztes. Mag Winters Eltern sind hier auch schon von sich selber, von seinem eigenen genannt. Auch von ihnen, und damit freilich Wollen, spricht Mag Winter in seinen Aufzeichnungen:
,, Die Ehe meiner Eltern war von idealer Liebe getragen. Nur einen Stritt gab es zwis schen meinen Eltern, in allem Kummer, in aller Not, die sie zu tragen hatten; den, ob man Kinder prügeln dürfe. Meine Mutter fämpfte heiß gegen die Prügelstrafe. Mem Vater hatte einige Jahre Kadettenschule hinter sich, wo ein eigener Profoß zum Prügeln der Kadetten angestellt war. Hob der Vater den Stod, dann warf sich die Mutter dazwischen und es gab oft schweren Streit... Das warea starke Kindbeitseindrücke. Und als mich das
-
Als Su- Fan den Hügeln zuschritt, alleine. hörte er in der Luft ein Brausen, das näher und näher kam, das lauter wurde, immer lauter, das zum Donner anschwoll, das dröhnte und frachte. Er warf sich zu Boden, die vier Bombenflugzeuge toſten brausend über ihn hinweg. Su- Fan barg sein Gesicht zwischen den mit goldenem Strahl den düsteren Abend. Glück meines Lebens in den Kreis der ,, Kins Händen und preßte sich an den Boden, so tief, daß es ihm war, als läge er in einer Kute. Aber durch die geschlossenen Augen drang das grelle Blizen der explodierenden Bomben und er glaubte noch, seine Trommelfelle würden zerreißen, dann wurde es Nacht um ihn.
Als er wieder zu sich fam, war das Brummen schon lange hinter den Bergen verschwunden. Su- Fan stand auf. Er sah sich um.
Bleich und klein stand die Mondscheibe fast fenfrecht über dem Sa- Tschei- Tal. Das Tal lag ganz still da, die kleinen Lehmbütten waren verschwunden, es stieg schon fein Rauch mehr aus den Trümmern, ganz ruhig war wieder alles, fast friedlis, die Bewohner schliefen. Schliefen tief und fest, denn sie waren tot. Im bleichen Licht des Mondes zogen die bläulichen Gasschwvaden langsam den Bergen zu.
Einen Augenblid wollte Su- Fan zurück. Aus dem toten Dorf fam fein Laut, kein Kindesweinen, fein Frauenschreien. Es war schon
alles vorbei.
Da ging Su- an weiter, kräftig schritt er aus, und während die heißen Tränen über feine nochigen Wangen liefen, padte er den Gewehrgurt feſter.
Es iſt nnmöglich, das Gute zu tun, wenn man es nicht kennt; aber es ist ebenso unmöglich, das Gute nicht zu tun, wenn
man es fennt.
himmel.
Wie Diamanten glitzern sie und blicken Verwundert auf das bunte Lichtgewimmel. Fritz Weinmann.
sein Oesterreichertum, das fern war aller Gemütlichtnerei, allem Kult des„ goldenen Herzens" und aller Verherrlichung der„ Bodenständigkeit", sein in Herzensgüte, Gefühlstiefe, Naturliebe, Liebe zur menschlicheren, weicheren, verstehenderen Art der Menschen seiner Heimat bestehendes Desterreichertum hatte man ihm nicht nehmen können. Er hatte es mit hinübergenommen über das weite Meer...
Seither ist manchmal in Gesprächen zwi schen Freunden, dann eina, wenn man von Emigrantenschidsalen sprach, Mag Winters Name genannt worden. Seltener und seltener. Die„ Erneuerung" der Nationen durch den Faschismus kostet ja Menschenopfer unerhört, 10 viele, daß der Name des einzelnen, auch wenn er uns sehr lieb war, von der Fülle der Namea der Gefällten in einen Herzenswinkel zurüdgedrängt werden muß. Nun aber werden wir, so lange nach May Winters Tod, an ihn er innert durch ein rührendes Dokument, das er seinen Freunden hinterlassen, den Mitredakteu ren der„ Arbeiter- Zeitung ". eine Handvoll fleiner mit Bleistift beschriebener Blätter, die nach seinem Tode dem Chefredakteur der Ar beiter- Zeitung " übergeben werden sollten, damit das Schreiben eines Nachrufes für ihn, für
derfreunde“ brachte, da hatte ich auch den Boden gewonnen, auf dem ich den Kampf, den meine Mutter nur in der Familie ausgekämpft, in breitester Front führen konnte. Eine Er füllung des Sozialismu 3 mit der Peitsche gibt es nicht! Wie oft habe ich diesen Satz in Versammlungen ausgesprochen, wie oft habe ich ihn geschrieben und dieser Satz wird zur Wahrheit werden. So hatte ich das große Glück, das seelische Erbe meiner Mutter antreten und bereichern zu dürfen... Das fonnten die Mütter nicht ahnen, was sie mir für ein Geschenk machten, wenn sie mir nach einer Rede es sagten oder mir es schrieben, daß sie nun nicht mehr ihre Kinder prügeln wollten. Das waren meine schönsten Orden..."
-
- ein
Daß es eine Erfüllung des Sozialismu3 mit der Peitsche nicht gibt wie einfach und zugleich wie tief ist diese Erkenntnis! Kein Theoretiker hat diesen Satz gesprochen guter Mensch schrieb ihn nieder, verkündete ihn. Weisheit des Herzens ist er entsprungen. Wie ſehr erweist sich heute die Wahrheit dieſes Saves, heute, da die grquenvollen Jrrwege des Stalinismus und zeigen, daß durch immer mehr und mehr sich ausweitende Gewalt ein Gewaltstaat geschaffen werden kann, aber keine ſozialiſtiſche Geſellſchaft.
,, Gleichen Rang"( wie diese Mitteilungen
der Mütter), so schrieb Mar Winter,„ nahmenin meinem Leben nur noch gute anerkennende Worte ein, die mir Victor Adler schrieb der gelegentlich fagte. Er war ein strenger Richter. Aber von ihm belobt oder anerkannt