xro Die Zum großen Erstaunen der Regierung wiesen die Mazdeisten dies Gesetz jedoch mit Entrüstung zurück. Sie waren seit Jahrhunder­ten so sehr daran gewöhnt, ihre Gottesdienste insgeheim unter ständiger BerfolgungSgefahr abzuhalten, daß sie den Erlaß des Schahs saft als Beleidigung empfanden. Außerdem verkün­dete ihnen eine uralte, aus der Sassaniden» Zeit herrührende Prophezeiung, daS Ende ihrer Verfolgung werde gleichzeitig das Ende ihres Glaubens fein. Eie veranstalteten also weiter ihre geheimen Gottesdienste in der uralten Tempelfestung bei Hamadan  . Tas Toleranz-Edikt Reza Schahs Im vergangenen Sommer erließ der tat­kräftigste, auf die kulturelle Erneuerung seines Reiches bedachte Herrscher Irans  , Reza Schah  Dahlavi, eine besondere Verfügung, in der er bekanntgab, daß die im modernen Iran   garan­tierte gesetzliche Gleichberechtigung aller Reli­gionen auch die Feueranbeter««schließen; sie hätten also keinerlei Verfolgungen mehr zu be­fürchten, ständen künftig gleichberechtigt neben ihren mohammedanischen Volksgenossen und hätten wie diese, die Möglichkeit, Stellungen im iranischen   Staatsdienst zu übernehmen MTP Teheran, Anfang Jänner. Während die Augen der ganzen Welt auf China   gerichtet find, ist im viel näheren Per­ sien   ein Krieg ausgekämpft worden, dessen Ursachen und Kampfformen in ihrer wilden, unwirklichen Romantik gleichzeitig an die Zeit der Sarazenen und diejenige der spanischen  Inquisition und der französischen   Bartholo­mäusnacht erinnern. 3800 persische Mazdeisten, letzte Anbeter des alten persischen Feuer- und Sonnengottes Ormuzd  , haben eS vorgezogen, sich' lieber verbrennen zu lassen, als ihren ein Jahrtausend hindurch mit Feuer und Schwert verfolgten Glauben durch Annahme eines Schutzgesehes, das wie ein Gegenstück des Edik­tes von Nantes   anmutet, den Lebensformen deS im Eiltempo sich europäisierenden neuen Iran anzupassen. Die Weissagung geht in Erfüllung Wahrscheinlich würden sich die iranischen  Behörden trotzdem achselzuckend mit dem Eigen­sinn der kaum 3000 Mazdeisten abgefunden haben, wenn nicht Mitte Dezember eine Gruppe indischer Parsen, die eine Reise durch Iran   un­ternahm, auf die unglückliche Idee gekommen wäre, dem alten Heiligtum von Ekbatane einen Besuch abzustatten. Die Mazdeisten gerieten durch diese Absicht in maßlose Erbitterung, sie empfingen die.Ketzer" mit Steinen und Ge­wehrschüssen,«S gab einige Tote und mehrere Dutzend Schwerverletzte, die Parsen   beschwer­ten sich auf dem Wege über den englischen Ge­sandten bei der iranischen   Regierung, und die Behörden mußten wohl oder übel gegen die Mazdeisten vorgehen. Der Gouverneur der Provinz Kerman  Die Tempelfestung der Mazdeisten Zwischen Kirmandschah und der kleinen Stadt Hamadan  , in der die Gelehrten die alte medische Hauptstadt Ekbatana zu erkennen glauben, führt ein schmaler Gebirgspaß zu einem fast unzugänglichen, wildzerklüsteten Hochplateau hinauf, auf dem sich eine Anzahl uralte, mit medischen, persischen und griechi­schen Inschriften bedeckte Tempelruinen befin­den. Bon diesem Hochplateau auö unterrmhm im Jahre 328 v. Ehr. Alexander der Große  seinen berühmten Zug nach Indien  , und 22 Jahrhunderte später, am 8. März 1817, ver­einigten sich hier die Truppen deS russischen Generals Barawff mit der englischen Persien  - Armee des Generäls Maude, um gemeinsam die Türken auS Perfisch-Aserbeidschan zu ver­treten. Ein enger Fußpfad führt von diesem Hoch­plateau zwischen zwei hohen Felsenmauern hindurch in ein versteckt liegendes Tal, in dem bis vor wenigen Tagen der letzte in Persien  erhaltene Tempel deS Gottes Ormuzd   stand. In dieser Tempelfestung hielten die persischen Maz­deisten, von der Regierung und den Gläubi­gen des Islam gehetzt und verfolgt, ihre ge­heimen Gottesdienste ab. Seit die Araber im 8. Jahrhundert das alte Sassanidenreich zer­stört hatten, war ihre Religion verboten. Der größte Teil von ihnen hatte die Heimat ver­lassen, um nach jahrzehntelangen Irrfahrten durch halb Asien   nach Indien   zu wandern und dort die Gemeinschaft der.Parsen" zu grün­den. Ein anderer Teil wurde von den Moslem ausgerottet, wieder andere bekehrten sich zum Glauben Mohammeds, und der Rest zog sich in das unzugängliche Felsental bei Hamadan  zurück, um hier inmitten einer mohammeda- nischen Umwelt dem uralten Glauben der Zend» Avesten   treu zu bleiben. Diese letzten Mazdeisten waren so orthodox, daß sie sogar diemoder­nisierten" indischen Parsen als Ketzer betrach­teten und jede Gemeinschaft mit ihnen zurück­wiesen. sandte eine Truppe von MO Gendarmen nach Hamadan  , um den Tempel bis zur Reorganisa- tion der Mazdeistengemeinschaft im Sinne der neuen Gesetze zu besetzen. Die Feueranbeter hatten jedoch rechtzeitig von dieser Aktion er­fahren und ihre Vorsichtsmaßregeln getroffen. Als die Gendarmen langsam im Gänsemarsch den gefährlichen Felsenpfad entlang kletterten, wurden sie von heftigem Gewehrfeuer empfan­gen, erlitten erhebliche Verluste und mußten sich nach mehrstündigem Gefecht- ergebnislos zurückziehen. Bier Tage später kamen sie wieder, dies­mal jedoch mit Maschinengewehren und Hand­granaten. Ihr Kommandeur trat vor und verlas den Feueranbetern einen Erlaß der Gouver­neurs, der ihnen Straflosigkeit zusicherte, so­fern sie sich ergeben und ihre Waffen abliefern würden. Im nächsten Augenblick streckte ihn«ine Kugel zu Boden. Die Gendarmen eröffneten nun ihrerseits das Mafchinengewehrfeuer und gingen dann, mit abzugsbereiten Granaten in den Händen, zum Sturmangriff vor. Roch bevor sie den Tempel erreicht batten, schlug ihnen jedoch eine gewaltige Rauch- und Feuerwolke entgegen. Die Mazdeisten hatten ihr Heiligtum in Brand gesteckt und erwarteten unter Absingen ihrer uralten Litaneien den Flammenwd. Die Löschversuche der Gendarmen blieben ohne Erfolg. Der Tempel brannte bis auf die Grundmauern nieder. Von den in ihm ver­schanzten 8000 Mazdeisten sanden Hunderte den Flammentod. Die Prophezeiung der Saffa» niden war in Erfüllung gegangen. MTP Revue in Zahlen Schlußbilanz der Pariser Weltaasstellung 800.000 Logie* gSste, sechs gekrönte Häupter und 500 Kongresse Paris  . Nachdem der endgültige Be- I schluß gefaßt worden ist. die Pariser Welt ­ausstellung nicht mehr zu eröffnen, bat das Werk der Demolierung bereits begonnen. Gleichzeitig aber erfährt man Ziffern der Schlußbilanz dieser gewaltigen Unter ­nehmens. Ali die Pariser   ihre Weltausstellung wach ­sen sahen, erinnerten sie sich mit etwas mit ­leidigem Lächeln an deren Vorgängerin, di- Weltausstellung von 1800. Heute stellt sich er» staunlicherioeife heraus daß unsere Zeit der Riesenzahlrn diesmal nicht mit der Vergangen ­heit konkurrieren kann. Die Pariser Weltaus ­stellung von 1800, die 212 Tage geöffnet war, sah 45 Millionen Besucher mehr als die Einwohnerschaft ganz Frankreichs  ; allerdings waren unter ihnen 23 Prozent nichtzahlende AuSstellungSgäste. Täglich passierten 840.000 Besucher die Tore. Die Pariser KolonialauS» stellung 1831, die 188 Tage geöffnet war, sah 33,5 Millionen Besucher, darunter 15 Prozent Freikartler". DieExpo" 1837 brachte eS mir auf 80,5 Millionen zahlende Besucher und 2,5 Millionen nichtzahlende, daS heißt Angestellte, Ehrengäste und Journalisten; insgesamt waren 20.000 Pressekarten auSgegeben worden. Mit ihren 33 Millionen Besuchern bleibt dieExpo" also immer noch hinter der KolonialauSstellung zu ­rück, ganz zu schweigen von der Ausstellung von 1800. Die Summe der Einnahmen steht noch nicht genau fest; sie dürste sich um 150 Millio ­nen Francs als Erlös der Eintrittskarten be ­wegen. Ter beste Tag war Sonntag, den 26. September mit einem Erlös von 2,160.000 eigene Polizei-, Arzt». Feuerwehr», Konftoll», Zoll- und Steuerwachen arbeiteten in der Aus­stellung und diese Armee von Beamten kostete täglich 160.000 Francs. In diesen Zahlen sind die 2000 BewachungSbeamten der Pavillons noch nicht inbegriffen, ebensowenig die von der Privafindustrie bestellten besonderen Wächter der AuSstellungSgebäude. Auch daS Geldeinneh­men kostet Geld die Kassierer an den Ein­gängen erhielten in'den sechs AuSstellungS» monaten etwa vier Millionen Francs an Ge­hältern. Das beste Geschäft hat natürlich   Paris selbst gemacht. 800.000 Fremde kamen auS allen Ländern und gaben eine gar nicht abzuschätzende Menge Geld auS. ES ist interessant, wie sich die Logierbesuche während der Ausstellungsdauer auf die einzelnen Rationen verteilen: 120.000 Engländer 80.000 Deutsche 60.000 Nordamerikaner 85.000 Hollän» der 27.000 Italiener 22.000 Tschecho­slowaken 70.000 Belgier- 88.000 Schwei­zer 20 000 Skandinavier 18.000 Polen 17.000 Spanier 8000 Russen 2500 Japaner 1800 Chinesen usw. Sechs gekrönte Häupter erschienen auf der Weltausstellung: der   belgisch« König, der rumä­nische König, der bulgarische König, der ägyp­tische König, der griechische König und die Groß­herzogin von   Luxemburg. Diese hohen Besuche haben natürlich auch eine Menge Geld gekostet. Zu den Ausgaben, die sich nach der Demolierung der Ausstellung nicht mehr bezahlt machen, kom­men aber auch Berschöncrungsarbeilen, die an Museen, Brücken, Bassins, Parks, Gärten vor» sxtuuom. um«.iw.._, genommen wurden, und natürlich auch der Neu- FrancS. Aber die Ausgaben! Allein 1200 bau der Trocadero; diesebleibenden Werte"